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Kopfsache

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23.08.2014
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Kopfsache

"Mein Gott, wenn ich schreibe, ist das eben eine ganz andere Welt. Da geht es nicht darum, dass ich die volle Realitaet meines Innenlebens aufs Papier klatsche! Da wird es eben etwas extremisiert, also reg dich ab und hoer auf, alles so persoenlich zu nehmen!"

Ich sagte nichts. Waehrend sie ihren Blick starr auf die ersten Ausdrucke ihrer neuen Buchseiten richtete und mich keines Blickes wuerdigte und mir damit verdeutlichte, dass das Gespraech beendet sei; und ueberhaupt war es ja auch eine absolut laecherliche Reaktion meinerseits, sie ueberhaupt auf so eine Bagatelle anzusprechen, schossen mir die Worte, welche ich in ihrem neusten Word-Dokument las, wieder und wieder durch den Kopf.

"Nun liegt Henri wieder neben mir und schnarcht. Es ist keines jener Schnarchgeraeusche, welche einem das leichte Gefuehl von Sicherheit geben oder deren Tonlage einen zum einschlafen bringt, geschweigedenn, welches man ignorieren kann! Es ist dieses Schnarchen, welches einen anwidert. Ich moechte ihm das Maul stopfen, wie er da liegt und wahrscheinlich gerade einen super schoenen Traum hat, waehrend ich seinen weit geoeffneten Mund anstarre, seine von Speichel glaenzenden Lippen und mir wuenschte, er wuerde im Schlaf verrecken."

Henri... Henri ist das Pseudonym, welches sie auch schon in ihrem letzten Buch fuer mich verwendete. Da war ich aber noch der Ritter in der Not, der sie aus den schrecklichen Faengen ihres Exfreundes befreite, der witzige, gutaussehende Henri...
"Hammerhart" denke ich und schlurfe in die Kueche, um mir eine Tasse Tee einzuschenken. Dann gehe ich leise ins Arbeitszimmer, merke, wie meine Schultern gefuehlt bis zu den Fußballen haengen und setze mich wieder an den Laptop,
um meine Kraenkung weiter zu fuettern.

"Wenn man frisch verliebt ist, da stoert einen soetwas alles nicht. Er schnarcht? Man legt seinen Kopf auf seine Brust und lauscht ihm. Er furzt herum? Mal abgesehen davon, dass die meisten Maenner dies am Anfang einer Beziehung noch versuchen, zu kontrollieren, ist auch das irgendwie gar nicht schlimm oder eklig! Seine stinkenden Socken liegen neben seiner Bettseite verstreut auf dem Boden? Na und?
Aber nach einer gewissen Zeit, wenn die Liebe dem grauen Alltag gewichen ist, wenn man bemerkt, wie fuerchterlich er beim Fruehstueck schmatzt, wie er die Pralinen, welche meine Tante uns zu Weihnachten schenkte, einfach so in sich hineinstopft... dann beginnt man, ihn zu verfluchen. Dafuer, dass er nach der Arbeit so komisch riecht und anstatt gleich duschen zu gehen, sobald er Heim kommt, ist seine erste Anlaufstelle die Couch! Dafuer, dass er nie selbst darauf kommt, sich die Ohren zu putzen. Nicht ein Mal, nachdem ich die Packung mit den Wattestaebchen aus dem Badezimmerschrank herausgenommen und offensichtlich hingestellt habe; dafuer, dass es ihm egal ist, dass man aus seinen Nasenhaaren mittlerweile Rastazoepfe flechten koennte, dafuer, dass er sich beim abendlichen Tv-Programm im Bauchnabel puhlt und zwischen den Zehen! Und wie er sich zwischen den Beinen kratzt, als waere außer ihm niemand im Raum. Eigentlich beginnt man, ihn fuer alles zu verabscheuen, was ihn ausmacht. Gut, vielleicht nicht dafuer, dass er schwere Dinge schleppen kann oder einem zu Weihnachten die Kiste mit dem Christbaumschmuck aus dem Keller holt aber ansonsten fuer so gut wie alles... besonders dafuer, dass er keine Gedanken lesen kann; dabei strengt man sich so oft an, ihm mit bedeutungsvollen Blicken mitzuteilen, was er gerade zu tun oder zu sagen hat. Wenn man damit dann nicht weiterkommt und einem schon jeder Gesichtsmuskel zu verstehen gibt, dass das Limit erreicht ist, stoeßt man voll von innerlicher Wut und Verzweiflung sogar Laute aus, welche einem dann selbst wieder und wieder durch den Kopf hallen. Meistens ist es ein genervtes Seufzen oder ein "Oahhh.."; oft auch ein einfaches Schnalzen mit der Zunge, welches nach einem gewissen Zeitraum dann sogar die Zungenmuskulatur katern laesst. Hach, manchmal glaube ich, ich beginne ihn dafuer zu hassen, dass er ein Mann ist, denn auch, wenn ich mir dann immer vorstelle, wie gut ich es vielleicht mit einem anderen Kerl haben koennte, am Ende sind sie vielleicht doch alle gleich oder besser gesagt, nach einer gewissen Anzahl von gemeinsam verbrachten Jahren treten wieder und wieder die gleichen Symptome bei mir auf. Kopfschmerzen, wenn er Sex will; unbegruendete Gereiztheit, wenn er sich im selben Raum befindet, Gestresstheit, wenn er schon den Mund auf macht und das chronische Schwinden des Beduerfnisses, mich fuer ihn huebsch zu machen.

Selbst ein Traummann von Carlos; mit einer Koerpergroeße von 1.83; braungebrannter, samtweicher Haut, starken, großen Haenden, breitem Kreuz und meerblauen Augen... frueher oder spaeter wuerde der Tag kommen, an dem das Gefuehl, einen ueberkommt, dass es da draußen noch mehr geben muss. Vielleicht auch einfach nur jemanden, der seinen Charme auch nach einem Jahr behaelt und nicht in die Tonne schmeißt, wie eine alte Bananenschale, welche seit 5 Tagen auf dem Nachttisch vor sich hingegammelt hat. Vielleicht erhofft man sich, dass es einen Mann da draußen gibt, dessen Fehler ihn auch nach Jahren noch perfekt scheinen lassen, an dem man sich nicht permanent aufkratzt, wie an einer Stahlbuerste, den man nicht nur immer lieben, sondern auch immer begehren kann... Einen Clooney...

Er wird nie auftauchen; dieser Clooney, denn diesen immer perfekten und reizenden Mann, findet man nur im Fernsehen. Wahrscheinlich werde ich bald auch zu dem Mann, welcher sich im Rueckzugsort von meinem taeglichen Leben; meiner Fantasie befindet, zu Carlos, Chao sagen.

Dann werde ich meinen alten Pantoffel mit den widerlichen Schnarchgeraeuschen heiraten, wir bekommen 2 oder 3 Kinder und wenn alles nach Plan laeuft, wird unsere Abneigung gegeneinander mit den Kindern heranwachsen und sich irgendwann so gesteigert haben, dass wir anstatt bei jeder Gelegenheit aneinander zu geraten, uns gaenzlich aus dem Weg gehen. Er wird dann fremdgehen; mit irgendeiner rassigen Halbfrau und ich erlebe dann mit 40, 50 meinen 2. Fruehling mit einem Carlos, welchen ich beim urlauben auf Kroatien an der Strandbar kennenlernte, erleben. Wir werden uns nicht scheiden lassen, zu mindestens nicht, bevor die Kinder nicht aus dem Haus sind, denn wir sind aneinander gewoehnt, wie an sonst niemanden. Liebe? Nein! Leidenschaft? Um Himmels Willen! Aber.. Sicherheit, Gemuetlichkeit, das ist da und das wird uns reichen. Ueber unsere Affaeren werden wir kein Wort verlieren. Wir werden weiter machen, wie bisher und unseren Alltagstrott in unserem Reihenhaeuschen fortleben.
Umso mehr man einen Mann kennt, umso schrecklicher scheint er zu werden. Das ist wie mit Kaninchen und Meerschweinchen. Am Anfang sind sie sueß und flauschig und man verspricht, sihc immer um sie zu kuemmern. Man wird sie immer lieb haben... "denkste"; irgendwann stinken sie, machen nur noch Dreck, geben bloede Geraeusche von sich und allgemein, sie nerven einfach nur!
Mag sein, dass ich mir gleich einen Clooney haette suchen sollen, falls es ihn gibt aber dann haette ich wohl sehr lange allein bleiben muessen, denn so einer findet sich nicht an einem Abend in der Disco. Vielleicht bin ich den Koeter, welcher nacht fuer Nacht neben mir liegt, grunzt und in sein Kissen sabbert, eines Tages los; dann suche ich Clooney.
Jetzt ist's eben wie's ist, ich hab Henri am Hals."

Ich faltete meine Haende und stuetzte mein Kinn darauf ab. Die Bartstoppeln kratzten an meinen Fingern und ich fing tatsaechlich an, an mir zu zweifeln. Wie kann es sein, dass sie so eine Aggression, so eine Abneigung gegen mich hat? Was mach ich denn falsch? Darf ich nicht sein, wer ich bin? Bin ich vielleicht wirklich zu ungepflegt? Oder ist es einfach nur der Alltag, der unsere Zuneigung muerbe werden laesst? Ist denn da gar keine positive Empfindung mir gegenueber mehr?...

Ich schaltete den Laptop ab und ging ins Badezimmer; ich sah die Wattestaebchen da stehen, wie sie mich anfunkelten,
so schadenfroh, als wuerden sie mich spitz fragen, wieso ich sie nie beachtet habe...
Ich nahm welche aus der Packung und putzte mir die Ohren;
dann zog ich mein Kentucky Wildcats Shirt und meine Jogginghose aus und sprang unter die Dusche, wo ich mir feinsaeuberlich die Achsel und Pobehaarung entfernte. Als ich fertig war, stelle ich mich vor den Spiegel und rasierte mir noch das Gesicht. Hm, eigentlich bin ich noch recht gut in Form, dachte ich und schluepfte in den Bademantel.
Kaum abgetrocknet, holte ich mir ein Hemd und meine beste Jeans; die, die mir einen außerordentlichen Knacharsch verleiht, aus dem Schrank und zog mich an.
"Du siehst verdammt gut aus!" sagte ich im Vorbeigehen am Kleiderschrank zu mir selbst und grinste dabei mein eigenes Spiegelbild an. Dann verschwand ich wieder im Arbeitszimmer, schaltete den Laptop wieder ein, oeffnete ein neues Dokument und schrieb...

"Weiber... wer noch ein Mal sagt, Frauen seien das schwaechere aber dafuer schoenere Geschlecht, sollte fuer eine Falschaussage bestraft werden! Wegen Taeuschung der Oeffentlichkeit oder so! Am Ende entwickeln sich Frauen doch immer irgendwie zu maskulinen Bestien. Am Anfang vergoettert man sie. Liebevolle Wesen mit zarten Schluesselbeinen, weichen, kleinen Haenden und immer einem sueßen Laecheln im Gesicht. Doch wenn man glaubt, man habe die Frau fuers Leben gefunden, wendet sich das Blatt; gewaltig! Sie hoeren auf, sich die Augenbrauen zu zupfen; bei jeder Beruehrung ihrer Beine, glaubt man, ueber eine Millionen Spinnenbeinchen zu streicheln, weil sie ploetzlich zu faul werden, sie sich zu rasieren und allgemein lassen sie sich ziemlich gehen! Meine Frau Christy ist wohl das beste Beispiel dafuer. Klar, schon damals haette ich mir lieber eine rassige und etwas juengere Frau gesucht; jene, welche in hochhackigen Schuhen und kurzen Kleidern ueber die Tanzpiste wackeln.
Am besten waere eine gewesen, die trotz ihres sexy Aussehens immer noch genug Verstand in der Birne hat, um mit mir interessante Gespraeche fuehren zu koennen. Ja, das waer's gewesen! Eine heiße Frau, juenger als ich, mit Charme, Humor und Sexappeal. Aber so sollte es eben nicht sein.

Statt fuer eine anziehende, exotische Tania entschied ich mich fuer eine Brigitte, was mir immerhin eine gewisse Sicherheit einbrachte. Brigitte ist alles andere als das, worunter man sch seine Traumfrau vorstellt, nicht mehr. Damas war sie ein huebsches Ding. Zwar durchzogen schon feine Faeltchen ihr Gesicht, als wir uns kennenlernten aber setwas interessierte mich damals nicht. Sie war nett, zuvorkommend und unkompliziert. All das sollte sich im laufe der Jahre aendern. Nun sitzt sie da in ihrem fusseligen Nickianzug und puhlt sich den Schlafsand aus den inneren Augenwinkeln. Einen BH traegt sie nicht; wuerde ja auch sowieso nichts mehr bringen, da ihre Brueste mittlerweile genauso wabbelig geworden sind, wie ihr Po, welchen sie immer in riesigen, gerippten Baumwollschluepfern versteckt. Kein Wunder, dass ich mir da kein Bein mehr ausreiße, um sie ins Bett zu kriegen, sondern mich lieber mit meiner Bettseite begnuege, in die Decke kuschel, ueber die Arbeit nachdenke und dabei einschlafe. Ich hatte tatsaechlich mal Gefallen an ihr gefunden; jetzt ist es reine Gewohnheit, Bequemlichkeit, dass ich bei ihr bleibe. Reizen tut mich an ihr nichts mehr, abgesehen von ihrer Stimme, welche mir, wenn ich sie schon hoere, einen Klos im Hals verursacht. Und dann immer diese Noergelei, den ganzen Tag. Kaum komme ich von der Arbeit, geht es schon los; wo ich wohl bemerkt, nicht nur das Geld zum Erhalt unseres mittelstaendigen Lebensstandartes verdiene, sondern auch die Kohle erschuffte, welche Madame dann mit Haenden und Fueßen fuer irgendwelchen Kickifax aus dem Fenster schmeißen kann, welchen keine Sau braucht. Da gibt sie so viel Geld fuer irgendeinen Kosmetikmist aus, welchen ich an ihr noch nicht ein Mal bemerke. Mein Gott, ob der Nagellack nun Karmin- oder Monrot ist, wen interessiert das denn bitte; außer ihren verheuchelten, oberflaechlichen Freundinnen, mit welchen sie den ganzen lieben langen Tag an der Strippe haengt?!

Jedenfalls komme ich gerade Heim und freue mich nach dem harten Arbeitstag auf ein Stuendchen auf der Couch, faengt die Kraehe an zu krechzen... "Geh halt duschen!" oder "Kaum da, schon vor der Glotze haengen!" schallt es mir in lieblichen, zuckersueßen Toenen entgegen. Lieblich, sueß, schoen waers! Wenn Frauchen loslegt, stellen sich mir alle Nackenhaare auf und in mir macht sich das Beduerfnis breit, den Arbeitstag von 9 Stunden auf 16 zu erweitern. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie unsere Zukunft ausgeht. Wahrscheinlich werden wir uns beide eines Tages eine heiße Liebschaft suchen. Ich suche mir meine exotische Tania und Brigitte lernt irgendeinen Typen an einer kroatischen Strandbar kennen, der ueber ihr erschlafftes Gewebe und den fauligen Atem, mit welchem sie ihn morgens wachkuesst, hinwegsieht; denn dafuer bekommt er ja auch etwas: Geld. Ja, aeltere Frauen lassen sich nicht von jungen Sahneschnitten aushalten; sondern andersherum! Er wird ihr irgendeine Geschichte erzaehlen, vielleicht von einer OP, welche seine kranke Cousine unbedingt braucht, Brigitte wird natuerlich alles in ihrer Macht stehende tun, um ihrem Loverboy zu helfen und so ihr gesamtes Vermoegen auf den Kopf schlagen, wenn sich nicht sogar bis zum Halse verschulden fuer diesen Gigolo, der sich kurz nach Erhalt des Geldes, ohne ein Wort des Abschiedes, aus dem Staub macht. Falls wir bis dato noch nicht geschieden sind, wodurch ihre Angelegenheiten mich so oder so nicht mehr zu interessieren haetten, wird sie mir den wahren Grund fuer die von ihr benoetigte Geldmenge verschweigen und etwas von 'Vorsorge' oder einer Freundin in Not brabbeln; was auch immer...
Ich hingegen werde mir nur wuenschen, sie wuerde die Moneten wenigstens sinnvoll investieren; zum Beispiel in ein Gesichtslifting oder einen Abnehmcoach.

Aber nicht nur sie wird Geld raushauen. ich werde es auch tun; und zwar fuer meine Tania, denn wer kleidet eine junge, huebsche Frau nicht gerne neu ein oder erfuellt ihr ein paar Wuensche, welche sie einem, im Gegensatz zur Gattin, mit Aufmerksamkeit und einer unvergesslichen Nacht dankt? Am naechsten Morgen kehre ich dann einfach zurueck in mein wohliges Nest, lasse mich bekochen und sowohl Brigitte, als auch ich, werden kein Wort ueber den letzten Abend und meine Abwesenheit verlieren, sondern weitermachen, wie bisher. Sie behaelt ihre hysterische, nervtoetende Art, darf sich weiterhin bei jeder Diskussion als Sieger waehnen und ich werde all dem mit Gelassenheit und Ignoranz entgegnen, mich nicht weiter fuer ihre Belange interessieren und von meiner Tania traeumen. Und dann bleibt nur noch, zu hoffen, dass Brigitte eines Tages von selbst geht oder vor mir ins Gras beißt, dann kann ich meine verbleibenden Jahre wenigstens noch genießen.
Ja, so stell ich mir das vor. Ich denke, es wird sich ganz gut leben lassen."

Ich starre auf den Desktop und ueberfliege nochmals die Zeilen, welche ich eben, wie im Wahn, auf die Tastatur haemmerte.
Ich stehe auf, verlasse den Raum und werfe einen Blick ins Wohnzimmer. Da liegt sie, eingeschlafen, in ihrem fusseligen Nickianzug. Ihre straehnigen Haare sind zu einem Zopf gebunden. Ich schleiche zu ihr und streiche ihr eine ins Gesicht gefallene Haarstraehne hinter's Ohr, dann gebe ich ihr einen leichten Kuss auf die Wange....
"Du wirst immer meine Schoene sein." fluestere ich leise, mehr zu mir, als zu ihr,
verlasse den Raum, schließe die Tuer hinter mir, moechte sie nicht wecken.
Ich gehe zurueck ins Arbeitszimmer, an den Laptop und druecke so fest und lange auf die Ruecktaste der Tastatur,
bis all die boesen Worte, welche ich in Zorn und Kraenkung schrieb, verschwunden waren. . .

"Du wirst immer meine Schoene sein, Brigitte."

 
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"Du wirst immer meine Schoene sein, Brigitte."
Tja, Fantasma, um zu dieser zwar versöhnlichen, nichtsdestotrotz etwas lahmen Schlusspointe zu gelangen, benötigst du mir viel zu viele Zeilen. Der Text ist mir zu lang, zu langatmig und überhaupt nicht mitreißend. Zwar ist er im Vergleich zu deinem anderen zweifellos Prosa, eine Geschichte allerdings erzählt er mir auch nicht wirklich.
Den Beginn des Textes, bzw. das Konzept, das ich zu Beginn darin zu erkennen meinte, fand ich durchaus vielversprechend: Zwei Partner schreiben sich - pointiert und überspitzt - die jeweilige Sicht ihrer Beziehung von der Seele, die Frau in ihren Büchern, der Mann als Art Tagebucheintrag auf seinem Laptop. Diese Idee birgt ja allemal Stoff für ein konfliktreiches und/oder originelles Szenario. Ich war wirklich neugierig.
Aber die Art, in der du das Thema dann abhandelst, hat mich eher enttäuscht. Anstatt dir eine Handlung auszudenken, in der die beiden Figuren auf irgendeine Art interagieren könnten, belässt du es in der Folge dabei, die beiden einfach schriftlich räsonieren zu lassen. Nicht mehr als Aufzählungen von Binsenweisheiten sind das, von Klischees, ja, Banalitäten eigentlich. Das ist ja schlicht nur Lamentieren, das sind lauter so no na-Erkenntnisse, erinnert mich eher an halblustige Kolumnen in halblustigen Frauen- respektive Männerzeitschriften als an eine Geschichte.
Also in der jetzigen Form ist mir das, vor allem in Hinblick auf den Umfang, einfach viel zu wenig interessant. Da wird mir einfach nichts erzählt, von dem ich mir nicht vorstellen könnte, dass es von zahllosen frustrierten, desillusionierten Ehemännern in genau dieser Form schon hundertmal gedacht worden ist. Ja, mir zu langweilig irgendwie, ich kann da überhaupt nichts Neues für mich entdecken.

Die Tatsache, dass du offenbar auf einer Tastatur ohne Umlautezeichen schreibst, machte mir das Lesen auch nicht unbedingt angenehmer. Und obendrein finden sich im Text noch jede Menge Fehler:

sobald er Heim [heim] kommt,
Nicht ein Mal [in diesem Fall: einmal, schon der Betonung wegen], nachdem ich
aus dem Keller holt [Komma] aber ansonsten fuer so gut wie alles
dass er ein Mann ist, denn auch, [kein Komma] wenn ich mir dann immer vorstelle,
wenn er schon den Mund auf macht [aufmacht]
frueher oder spaeter wuerde der Tag kommen, an dem das Gefuehl, [kein Komma] einen ueberkommt,
besser: an dem einen das Gefühl überkommt, ...

und nicht in die Tonne schmeißt, [kein Komma] wie eine alte Bananenschale, welche seit 5 [fünf] Tagen
dessen Fehler ihn auch nach Jahren noch perfekt scheinen [erscheinen] lassen,
Er wird nie auftauchen; [Komma statt Semikolon] dieser Clooney, denn diesen immer perfekten und reizenden Mann, [kein Komma] findet man nur im Fernsehen. Wahrscheinlich werde ich bald auch zu dem Mann, welcher sich im Rueckzugsort von meinem taeglichen Leben; [Komma statt Semikolon] meiner Fantasie befindet, zu Carlos, [kein Komma] Chao [meinst du Ciao?] sagen.
wir bekommen 2 oder 3 [zwei oder drei] Kinder
und ich erlebe dann mit 40, 50 meinen 2. Fruehling [Zahlwörter ausschreiben] mit einem Carlos, welchen ich beim urlauben [Urlauben] auf Kroatien an der Strandbar kennenlernte, erleben [Prädikat-Overkill?]
Wir werden uns nicht scheiden lassen, zu mindestens [zumindest] nicht, bevor die Kinder nicht [doppelte, ergo sinnverkehrende Negation] aus dem Haus sind,
man verspricht, sihc [sich] immer
dass ich mir gleich einen Clooney haette suchen sollen, falls es ihn gibt [Komma] aber dann haette ich
Als ich fertig war, stelle [stellte] ich mich
Brigitte ist alles andere als das, worunter man sch [sich] seine Traumfrau vorstellt,
besser: Brigitte ist alles andere als das, was man sich unter seiner Traumfrau vorstellt,

schon damals haette ich mir lieber eine rassige und etwas juengere Frau gesucht; jene, welche in hochhackigen Schuhen und kurzen Kleidern ueber die Tanzpiste wackeln.
entweder: eine, welche wackelt
oder: eine von jenen, welche wackeln

Zwar durchzogen schon feine Faeltchen ihr Gesicht, als wir uns kennenlernten [Komma] aber setwas [so etwas] interessierte mich damals nicht.
im laufe [Laufe] der Jahre
einen Klos [Kloß] im Hals
… nicht nur das Geld zum Erhalt unseres mittelstaendigen [mittelständischen] Lebensstandartes [standards] verdiene, sondern auch die Kohle erschuffte [erschufte], welche Madame dann mit Haenden und Fueßen fuer irgendwelchen Kickifax aus dem Fenster schmeißen kann, welchen keine Sau braucht. Da gibt sie so viel Geld fuer irgendeinen Kosmetikmist aus, welchen
Für meinen Geschmack verwendest du viel zu oft "welche" als Reflexivpronomen. Das bräuchte man eigentlich nur, wenn der Bezug nicht eindeutig ist. (Oder wenn man affektiert klingen will.)

Mein Gott, ob der Nagellack nun Karmin- oder Monrot [meinst du Mohnrot?] ist,
Jedenfalls komme ich gerade Heim [heim], […] faengt die Kraehe an zu krechzen [krächzen]
Falsche Syntax. Eventuell so: Kaum bin ich heimgekommen, fängt …

vielleicht von einer OP
bitte keine Abkürzungen in literarischen Texten

und sowohl Brigitte, [kein Komma] als auch ich, [kein Komma] werden

Tja, war leider nicht so meines.

offshore

 

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