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Kopf, Zahl oder Mord
BEARBEITETE FASSUNG!
Es war 22:15 Uhr als Kiriminalinspektor Schwarcz Marion für tot erklärte. Er war der erste, der am Tatort eintraf. Gegen 22 Uhr kam ein Notruf ihres Ehemanns Philipp bei der Polizei an.
"Meine Frau... ich bin gerade von der Nachtschicht nach Hause gekommen, sie liegt niedergeschlagen auf dem Boden... überall Blut... ich glaube sie ist tot... kommen sie schnell!"
Philipp Dorn saß auf dem Sofa, den Kopf in seinen Schoß gelehnt, er schien abwesend. In seiner Trauer unerreichbar für die Polizisten und Ärzte, die nach und nach sein Haus betraten.
Einzig und allein Inspektor Schwarcz traute sich, auf ihn zuzugehen.
"Fehlen Wertgegenstände?"
"Die ganze Wohnung ist durchwüstet, meine Frau ist tot. Glauben Sie ich habe nachgezählt ob noch alle Briefmarken an ihren Platz liegen?"
Schwarcz hatte solche Szenen schon oft miterlebt, der Tatverdächtige Nummer Eins saß da und spielte den trauernden Ehemann.
"Nun sie wissen, ich erledige nur meine Arbeit, so wie Sie ihre, ich muss diese Fragen stellen."
"Schon gut - nun, ich nehme an, dass etwas fehlt... die Haustüre wurde aufgebrochen, der Safe wurde aufgebrochen..."
"Nun gut, dann sammeln Sie sich erst einmal, ich werde Sie in den nächsten Tagen wieder aufsuchen."
Eine verstörte Frau, Ende 50 betrat am nächsten Tag das Polizeirevier, in dem Inspektor Schwarcz arbeitete.
Sie hatte Ringe unter den Augen, es hatte den Anschein, als hätte sie die letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht.
"Inspektor Schwarcz, ich hatte Sie angerufen, es geht um meine Tochter."
"Sie sind also die Mutter von Marion Dorn?" fragte Inspektor Dorn nach, bevor er den letzen Schluck seines morgendlichen Kaffees zu sich nahm.
"Nein, aber eine Nachbarin hat mich gestern angerufen. Wissen Sie, ich besitze keinen Fernseher, aber sie meinte, dass sie Manuela im Fernsehen gesehen hätte, tot, erschlagen, in ihrem eigenen Haus."
"Wer ist Manuela?"
"Meine Tochter", entgegnete ihm die alte Dame und wischte mit einem Taschentuch über ihr faltiges Gesicht.
"Aha, interessant, aber gestern Abend wurde nur eine Frau ermordet, und das ist Marion Dorn".
Schwarcz öffnete die Akte, die auf seinem Schreibtisch lag und schleuderte der Dame eine Photographie der Toten über den Tisch.
"Aber das ist meine Tochter, zumindest sieht sie ihr zum Verwechseln ähnlich."
"Hatte sie denn eine Zwillingsschwester?".
"Das weiß ich nicht, ich habe sie vor 25 Jahren adoptiert, sie war ein Baby, und ich habe sie als meine eigene Tochter großgezogen."
"Und wo hält sich ihre Tochter jetzt auf?".
"Nun, bis eben dachte ich, dass sie tot ist, aber sie sollte eigentlich gerade in London sein, dort hat sie eine Vorführung, meine Tochter ist nämlich..."
"Ja gut, sehr interessant, aber wieso haben Sie ihre Tochter denn nicht gleich angerufen?"
"Ich war geschockt, ich dachte sie ist tot."
"Da sehen Sie, wozu Klatsch und Tratsch in der Nachbarschaft führt, und jetzt geben Sie mir bitte die Telefonnummer ihrer Tochter, Frau ...?"
"Lenoah.".
"Schöner Name."
"Danke. Danke für alles..."
Inspektor Schwarcz war gerade am Londoner Flughafen angekommen, als er staunend eine junge Dame erblickte, die der toten Marion Dorn zum Verwechseln ähnlich sah, nur ihre Haare waren etwas länger und gelockt.
"Sie sind Frau Manuela Lenoah?"
"Dann müssen Sie wohl Herr Schwarcz sein?"
"Sie dürfen auch Inspektor Schwarcz sagen..."
"Wie es Ihnen recht ist..."
Wenige Minuten später nahmen die beiden in einem Cafehaus am Flughafen Platz.
"Und Sie haben bis heute nicht gewusst, dass Sie eine Zwillingsschwester haben?"
"Nein, wie sollte ich... ich wurde adoptiert..."
"Dann wußten Sie auch nicht, dass Ihre Schwester bei den leiblichen Eltern aufwuchs, ein schönes Leben hatte, einen Mann..."
"Ich bin Foto-Model, Herr Inspektor. Was brauche ich mehr, ich verdiene geung Geld, um mir Eltern und einen Mann zu kaufen..."
"Ach? Nun ja..."
In dem Moment klingelte Schwarczs` Mobiltelefon.
Für einige Minuten starrte Manuela ins Narrenkästchen, von dem Telefonat bekam sie nicht viel mit.
"Ihre Frau?"
"Nein, das war ein Kollege von mir... wir haben... er hat einen Brief in der Wohnung ihrer Schwester gefunden... den Sie geschrieben haben, Sie wollten sich mit ihr treffen, ...haben es vielleicht auch... was sagen Sie jetzt?"
"Nun..."
"Nun, nun, nun... Sie haben sie wohl ausfindig gemacht, waren eifersüchtig..."
"Wie gesagt, ich bin Model."
Für einige Minuten war es still, dann hatte Schwarcz einen Geistesblitz.
"Genau darum, sie sind Model und sehen ihrer Schwester zum Verwechseln ähnlich. Sie wollten nicht, dass es jemanden gibt, der genau so aussieht wie Sie und ihre Karriere gefährden kann... darum haben Sie sie umgebracht..."
"Verlosen die jetzt schon Inspektortiteln in der Lotterie?... Sie spinnen wohl..."
Schwarcz sah ein, dass er keine Beweise gegen Manuela in der Hand hatte, doch wie es der Zufall manchmal will, kam in diesem Moment ein Mann auf das Cafehaus zugerannt.
Es war Philipp Dorn. Der Inspektor und Herr Dorn, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie sich gegenseitig erkannten.
"Sie?"
"Sie?"
Plötzlich viel es Schwarcz wie Schuppen von den Augenbrauen: "Sie kennen sich...?"
"Nun... ach Manuela, es hat doch keinen Sinn mehr."
"Lass mich damit aus dem Spiel," entgegnete Manuela gereizt.
Inspektor Schwarcz war nicht ganz klar, was hier gerade abging.
"Inspektor, ich will Ihnen alles erzählen."
"Ich werde Sie nicht aufhalten..."
"Vor 4 Monaten stand Manuela bei uns vor der Haustür, meine Frau war gerade nicht zu Hause... ich war natürlich genauso geschockt wie sie, als ich erkannte das die beiden Zwillinge waren."
"Und dann haben Sie ihre Frau umgebracht... weil Sie so geschockt waren, ich habe es geahnt..."
"Nun hören Sie mir doch erst einmal zu.... vor 6 Jahren habe ich eine Frau in einem Lokal kennengelernt und mich sofort in sie verliebt...".
"Liebe auf den ersten Blick, dass es so etwas noch gibt."
"Wollen Sie jetzt meine Geschichte hören oder nicht?"
"Fahren Sie fort..."
"Ich habe mit dieser Frau getanzt, gelacht... doch dann war sie plötzlich verschwunden... um so glücklicher war ich, als ich sie zwei Wochen später in einem Supermarkt traf, sie konnte sich jedoch nicht wirklich an mich erinnern, damals dachte ich, es lag am Alkohol."
"Nun, Alkohol ist nicht für alles eine Ausrede..."
"Inspektor, hören Sie mir überhaupt zu? Ich habe diese Frau geheiratet."
"Marion?!"
"Genau... aber als Manuela vor vier Monaten vor meiner Haustür stand, da hab ich gewußt, dass ich die falsche Frau geheiratet habe... ich wollte es Marion beibringen, doch sie wollte sich nicht trennen, da hab ich sie im Streit erschlagen."
"Und dann alles wie einen Einbruch aussehen lassen, raffiniert! Aber Sie wissen, was das bedeutet?".
"Ja, ich hab sie getötet. Ich werde verhaftet... aber diese Ironie... ich bin kein böser Mensch."
"Aber diese Ironie... ich weiß schon."
"Wollen Sie mir jetzt keine Handschellen umlegen?"
"Sie sehen wohl zuviel fern..."
Als die drei aufstehen und gehen wollten... da kam plötzlich eine Frau auf sie zu.
"Drillinge?!" staunte Inspektor Schwarcz.
"Sie sagen es, nur dass ich Marion Dorn bin!"
"Und die Tote?" staunte jetzt auch Herr Dorn.
"Das war unsere dritte Schwester Sylivia... wir haben uns alle drei getroffen - Schwestern halten zusammen. Wissen Sie... Manuela hat mir erzählt was Philipp vor hatte. Er wollte mich umbringen meine Lebensversicherung abkassieren und ein neues Leben mit ihr beginnen... doch zum Glück war da Sylivia... sie wollte nicht mehr leben, hatte vor sich umzubringen... eine lange Geschichte, sie war auf jeden Fall sehr krank."
"Aber Schwestern halten zusammen!" wiederholte Inspektor Schwarcz.
"So ist es, und darum ist meine Schwester Sylivia für mich gestorben... und jetzt führen sie den Mistkerl ab!"
"Ich hab sie nicht ermordet, das war ein schrecklicher Unfall", bedeuerte Herr Dorn.
"Das können Sie dann so oft Sie wollen auf die Wand ihrer Zelle schreiben... für Mord gibt es lebenslänglich!"
"Ich wollte dich nicht töten", schrie Philipp Marion nach.
"Dich töten", grinste Manuela. "Er kannte dich doch gar nicht."
Sylivia rieb sich die Hände und schmunzelte ihre Schwester an.
"Das hab ich mir doch schön ausgedacht".
"Und du willst jetzt als Marion weiterleben?"
"Klar, das Miststück, hatte alles! Unsere Eltern haben nur sie behalten, warum ausgerechnet sie? Ich mußte im Jugendheim groß werden, wurde geschlagen..."
"Ich weiß, aber jetzt hast du ja deine Rache gehabt, und das Schicksal hat dir dabei geholfen."
"Ja, zum Glück musste ich mir nicht selber die Hände schmutzig machen".
Es war 22 Uhr 15 als Manuela und Sylvia das Flughafengebäude verließen.
Sie hatten gerade ihre Schwester verloren, doch kein Ausdruck der Trauer war auf ihren Gesichtern zu sehen. Vielmehr hatten sie das Gefühl von Eifersucht und Wut gegenüber ihrer Drillingsschwester verloren.
So etwas kann passieren, wenn Eltern Schicksal spielen wollen, oder vielmehr eine Münze entscheiden lassen, welches Kind sie bei sich behalten.
Wir wissen, was Sylvia und Manuela in diesem Moment nicht einmal ahnten, hätte das Schicksal vor 25 Jahren anders entschieden, wäre vielleicht eine von ihnen jetzt tot.