Was ist neu

Konsekration

Seniors
Beitritt
31.10.2003
Beiträge
1.543
Zuletzt bearbeitet:

Konsekration

"Schön Sie zu sehen, Pater."
Der schwarze Hund bellt kurz, als der Geistliche lächelnd vor ihnen stehen bleibt.
"Lass ihn ein wenig laufen", sagt Sophie zu dem Mann an ihrer Seite.
Der Hund hechelt, dann rennt er davon auf die in einiger Entfernung liegende Wiese. Bäume wehen im Hintergrund. Der Hund bellt nicht mehr.
"Es ist mir ebenfalls ein Fest", sagt der Mann in der schwarzen Soutane. Er schüttelt der Frau die Hand, legt die andere ans Kinn und zieht die Stirn in Falten. "Sophia", er grübelt weiter, sieht den Mann an, der jetzt ebenfalls milde lächelt und einen Farbeimer abstellt. "Und Carlo!", ruft er erfreut. "Sie müssen verzeihen, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis ich all meine Schäfchen beim Namen nennen kann."
Die Frau grinst. "Sophie, Pater."
"Principiis obsta!" Er lacht freundlich. "Sophie."
Der Mann runzelt die Stirn. "Ich verstehe nicht."
"Wehret den Anfängen. Ihre Frau tat Recht daran, mich auf meinen Fehler hinzuweisen. Aber Carlo ist richtig."
"Carlo ist richtig. Allerdings sind wir nicht verheiratet, Pater."

Es stinkt.
Nicht einzuordnen, wonach. Carlo keucht.
Schwere Luft, die den Eindruck erweckt, er würde Wasser einatmen. Jemand presst deine Lungen zusammen.
Irrtum.
Alles dröhnt. Tief in ihm. Ein stetig zunehmender Druck, der auf seinem Brustkorb lastet. Er will schreien - keine Kraft verschwenden - und lässt es. Irgendetwas stimmt an seiner Position nicht. Seine momentane Position ist es, die den Druck verursacht.
Er öffnet die Augen, versucht es zumindest. Seine Lider weigern sich, werden scheinbar von einer verborgenen Schwere unten gehalten. Irgendwann - kein Zeitgefühl - schafft er es. Doch es ändert nichts. Die Dunkelheit stagniert.
Sein Puls schlägt gegen die Schläfen; ein Stakkato, sich nähernden Schüssen gleich. Der Versuch, ruhiger zu atmen, macht es schlimmer. Du brauchst Sauerstoff! Mehr von dieser stinkenden Luft. Mehr von dieser schwarzen Luft, die in ihn eindringt wie Teer.
Etwas Bohrendes entsteht in seiner Schulter, Carlo hört es knirschen. Gleichsam weiß er, dass er es nicht wirklich hört. Aber er weiß, dass es knirscht. Spitz zwischen den Gelenken.
Er versucht, gegen das sich ausbreitende, nicht vorhandene Knirschen, anzukeuchen, will eigentlich gar nicht keuchen, weil das einen Würgereiz in ihm auslöst. Er keucht weiter. Würgt. Keucht. Als er sich wenig später übergibt, spürt er, wie die heiße Flüssigkeit seine nackte Haut hinunterläuft.
Das Bohren hört trotzdem nicht auf. Das Knirschen. Er realisiert, dass seine Arme in die Höhe gestreckt sind. Der Schmerz wird jetzt spitzer, fühlt sich an, als würde jemand eine lange Nadel in die Gelenkpfannen schieben und darin herumrühren. Ganz langsam. Mit äußerst viel Genuss. Doch ist die Nadel so wenig echt, wie das Knirschen. Er will die Arme sinken lassen, doch es geht nicht.
Seine Kehle ist ausgetrocknet als wäre sie mit Sand gefüllt.
„Hallo?“, krächzt er irgendwann. Oder war es nur Wunschdenken? Augenblicklich übertrifft das Brennen seiner Kehle das Bohren in der Schulter. Ein bisschen Speichel hat sich in seinem Mund gesammelt, vermengt sich mit dem Geschmack der erbrochenen Magensäure. Er schluckt gierig.
Unter seinen Füßen ist es kalt. Wie Stein.
Seine Beine ähneln Säcken, deren schwammiger Inhalt ihn nach unten zieht. Er will sich setzen, doch etwas hindert ihn daran. Etwas, das sich an seinen Handgelenken befindet.
Carlo hebt den Kopf. Hofft etwas zu sehen, obwohl alles dunkel ist, einen winzigen Lichtreflex nur. Und so, wie er das Knirschen in seiner Schulter gehört - nicht gehört - hat, sieht er seine Arme in Ketten an einer hohen Decke hängen. Alles ist schwarz.
Mit einer Intensität, die das Knirschen noch übertrifft, eröffnet sich ihm die Erkenntnis über seinen Zustand: Er ist aufgehängt. An den Handgelenken aufgehängt.
Er wird das Gefühl nicht los, dass etwas Schweres auf seinem Brustkorb lastet - das liegt nur an der verbrauchten Luft - und die Ausdünstungen seiner Achseln dringen zu ihm hinauf.
Niemals zuvor hat er nach Schweiß gestunken. Peinlichst darauf bedacht, seinen Körper sauber zu halten hatte er jeden Morgen geduscht. Abends noch einmal. Darüber hinaus gaben ihm Achtundvierzig-Stunden-Deos die Sicherheit, jeden Tag geruchsfrei zu überstehen.
Du stinkst wie ein Schwein!
Wie lange hängt er schon hier?

"Sehe ich Sie beide heute Abend in der Messe?"
Carlo winkt ab. "Leider nicht."
"Das ist schade. Doch wenn auch nicht körperlich anwesend, so ist es doch der Geist, der stets unserem Herrn huldigt."
"Er ist auf einer Besprechung, müssen Sie wissen, Pater." Sophie knufft ihrem Freund in die Seite. "Auf einer gaaanz wichtigen Besprechung, von der er mir nichts erzählen darf."
"Es ist wirklich wichtig. Und es verschafft uns die Reise, die du dir immer gewünscht hast."
Der Geistliche sieht sie an. "Et prodesse et delectare." Als niemand lacht: "Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden."
Nur die Frau lächelt.
Der Hund bellt in einiger Entfernung. Als Carlo in diese Richtung schaut, sieht er die beiden sich nähernden Männer.

Nach einer Unendlichkeit gibt er den Versuch auf, seine Handgelenke von den Fesseln zu befreien. Er weiß, dass sich die Haut bereits gelöst hat. Spürt es an der Taubheit und spürt es an dem Kitzeln, das seinen Arm hinabläuft. Wie Honig, der zu lang in der Sonne gestanden hat. Es schmerzt nicht.
Es sind Metallschellen, mit denen man ihn aufgehängt hat. Er reckt sich und hört die Ketten, deren Glieder melodisch aneinanderschlagen. Kling - kling. Ein winziges Glöckchen, das sich stetig in seinen Verstand frisst. Bohrt. Und dabei unhörbar knirscht.
Er hängt an einer Decke irgendeines Raumes. Mit Ketten und Metallschellen, die sich übergeben, um seinen Verstand durch seine knirschende Schulter zu bohren. Nur Gestank um ihn herum. Und schwindender Verstand. Seine Tränen merkt er, als sie ihm salzig über die Lippen laufen und auf dem Weg in den Mund auf diesen verdunsten.
Ein Funke blitzt vor seinem Auge. Nicht echt. Nur in seinem Kopf. Stufen sieht er. Graue Stufen, die er hinabsteigt. Er winkt. Lächelt.
Eine Frau mit langen, dunklen Haaren steht am Treppenansatz und winkt ebenfalls. Sie lächelt. Eine Zeitung fällt zu Boden. Die Frau blickt hinab, hebt sie auf.
Ein Hund steht neben ihr und hechelt. Es ist sein Hund. Ein schöner Hund. Eine schöne Frau. Er weiß ihren Namen nicht.

„Ist hier … jemand?“ Der Satz kostet ihn Kraft. Carlo übergibt sich erneut. Schreit dabei, und das Brennen seiner Kehle schreit zurück.
Wie ist er hierhergekommen?
Wer ist diese Frau, deren Namen er kennen müsste?
Ein leerer Kopf ohne Erinnerung. Nur diese Zeitung. Und wochenlang dieselbe Headline. VERSCHWUNDEN! steht da. Das weiß er auf einmal.
Der Hund bellt. Sein Labrador. Carlo steigt in ein Auto, das nach Leder riecht. Es riecht gut. Es riecht so verdammt gut. Teuer. Er kann alles kaufen. Selbst guten Geruch.
Mach nicht zu lange, ruft die Frau.

Was für ein Gestank. Überdeckt seine eigenen Ausdünstungen.
Es riecht sauer. Schlimmer als Erbrochenes. Nicht zuzuordnen.
Seine Füße fühlen sich dick an. Geschwollen. Vorsichtig schiebt er einen Fuß nach vorn. Tastet mit nackten Zehen. Da ist unebener Boden. Grober Stein, oder schlecht verlegter Zement. Könnten auch raue Fliesen sein.
Noch ein bisschen weiter. Seine Handgelenke und seine Schulter schwellen an. Wie ein Ballon kurz vorm Platzen.
Sein Zeh berührt etwas. Es ist warm. Und weich. Ein Fuß!
Carlo verliert das Gleichgewicht und rutscht weg. Sein Schrei hallt durch den Raum - wirft ein Echo, sodass es klingt, als schreie er aus mehreren Kehlen gleichzeitig - und die Metallschellen zerreißen sein Fleisch. Haut löst sich vom Knochen, der so laut kracht, dass er es hört. Diesmal wirklich hört.

Es dauert lange, bis nur noch ein abgehacktes Stöhnen herankriecht und wieder verschwindet. Begleitet von harmonischem Klang der Ketten.
Noch nie zuvor konnte er Schmerz ertragen, selbst das Schneiden an einem Stück Papier verursachte in seinen Beinen ein heißes und gleichzeitig schwammiges Gefühl, gefolgt von einer andauernden Ewigkeit, bis der kalte Schweiß auf seiner Stirn verschwand und sein Puls wieder eine halbwegs normale Frequenz erreichte.
Carlo beginnt zu weinen, während er versucht, mit den Füßen wieder Halt zu finden. Nur den Druck der Schellen verringern. Nur das weitere Abschälen der Unterarmhaut eindämmen. Nie war sein Verstand so klar. Die Frau heißt Sophie!
Speichel rinnt über seine Lippen. So zäh, dass er sich nicht einmal mit den Tränen mischt. Dein Hals ist trocken, doch dein Mund produziert Speichel.
Wieder spürt er diesen Honig, der seinen Arm hinunterfließt, sich in seinem Achselhaar sammelt, um dann an der Seite seines Körpers seinen Weg fortzusetzen.
Carlo beginnt ein Kinderlied zu singen, das schäumende Blasen vor seinem Mund wirft. Er liebt seinen Labrador. Er liebt die Frau, die neben diesem steht. Sophie. Sie winkt. Und er riecht das Leder des Innenraums seines teuren Wagens.
Die Frau hat ein winziges Muttermal auf ihrer Stirn. Eher ein kleiner Leberfleck. Ganz klein. Genau in der Mitte. Carlo weiß, wie es sich anfühlt, wenn er sie darauf küsst. Er liebt den Geruch von Leder.

Äonen später schwindet der Schmerz endlich. Lauert wie ein Tier. Bereit, jederzeit wieder hervorzuspringen. In jeder Sekunde. Die ewig dauern kann.
In genau einer dieser ewig andauernden Sekunden hört Carlo ein Geräusch.

"Nihil fit sine causa", sagt der Geistliche.
Die beiden Männer - der hintere hat den Blick gesenkt, der vordere einen Anzug an - haben sie fast erreicht. Der Anzugmann winkt und ruft: "Hallo Pater!"
"Mein Latein liegt lange zurück, Pater," sagt Carlo. "Sie müssen entschuldigen."
"Nichts geschieht ohne Grund", lacht der Mann im Anzug, der jetzt neben ihm steht. Er schlägt Carlo freundschaftlich auf die Schulter, wendet sich dann der Frau zu und nimmt ihre Hand, auf die er einen Kuss haucht. "
Sie müssen Sophie sein. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen." Dann: "Pater?"
"Kennen wir uns?", fragt Sophie.


Er hält den Atem an. Für einen Moment nur. Lauscht in die Schwärze, die ihn umschlingt und sich auf sein nasses Gesicht legt, wie ein heißer Lappen. Er würgt, weil er zu ersticken droht. Doch er macht es leise. Erneut das Geräusch.
Ein Schlagen gegen weiche Masse. Kurzes ersticktes Schreien. Gedämpft. Ein weiterer Schlag. Der gedämpfte Schrei wird länger. Ein Plätschern auf Stein.
Dann etwas, das sich wie Schmatzen anhört. Kurz darauf ein Reißen. Das gedämpfte Schreien verwandelt sich in gedämpftes Kreischen. Eindeutig geknebeltes Kreischen. Nackte Füße stampfen in schneller Folge auf nackten Boden. Das schmatzende Geräusch mutiert zu einem Schneiden. Wieder Reißen.
Carlo presst die Lider so fest zusammen, dass es brennt.

Er streicht zusammen mit der dunkelhaarigen Frau die Wände eines Zimmers. Mit Sophie. Weiße Farbe. Das winzige Muttermal auf ihrer Stirn ist dunkel. Sie klebt die Ecken ab. Reißt das Band von der Rolle, während der Labrador hechelnd daneben sitzt.

Schmatzen. Reißen. Hecheln.
Schritte.
Nackte Füße tapsen auf Stein. Schnell. Unkontrolliert. Keine gedämpften Schreie mehr.
Ein platschendes Geräusch auf Metall.
Es ist ein Putzlappen, der in einen Eimer geworfen wurde. Carlo weiß, dass dem nicht so ist. Scheiß klarer Verstand. Definitiv kein Putzlappen.
Die Erkenntnis, dass er in diesem Raum nicht der einzige an Ketten Aufgehängte ist, trägt nicht dazu bei, dass er sich besser fühlt. Nichts an dieser Situation trägt dazu bei, dass er sich besser fühlt.
Dann beginnt es von vorn. Schmatzen - Schneiden - Reißen. Jetzt auch kein Tapsen mehr. Und wieder der nasse Putzlappen - der kein Putzlappen ist -, der in den Metalleimer schlägt.
Eine Tür schlägt gegen eine Wand. Trotzdem bleibt es dunkel. Weit entferntes Murmeln dringt herein, ähnlich dem dumpfen Raunen einer Menschenmenge. Eine Menschenmenge in einer Halle oder einem großen Raum.

"Es ist wieder jemand verschwunden. Hast du gelesen?"
Er blickt von der Leiter hinab. Sieht den Labrador, in dessen schwarzem Fell einige weiße Farbflecken glänzen. Die Frau steht daneben.
"Du sollst die scheiß Zeitung nicht lesen, sondern den Boden damit auslegen". Er lacht.
"Sieh dir das Foto an. Ich glaub, ich kotz gleich. Drucken die ne Leiche ab."
"Wenn du nicht willst, dass der Teppich gleich aussieht wie der Hund, dann leg die Zeitung aus."
"Seit wann dürfen die Leichen abdrucken? Hör was hier steht: Sie war bis auf die Knochen entfleischt."
"Entfleischt?"
"Steht hier."
"Leg sie auf den Boden."
Sie hält die Rolle mit dem Klebeband in der Hand und blickt ihn an.

Erneutes Reißen. Kein Klebeband. Platschen. Kein Putzlappen. Dann Stille.
Carlo hört das Rauschen seines Blutes. Tief drin. Dort, wo es hingehört. Er versucht zu lauschen.
Das entfernte Raunen ist ebenfalls verstummt. An dessen Stelle tritt eine Stimme, laut und hallend und weit weg: "CREDO IN UNUM DEUM PATREM OMNIPOTENTEM FACTOREM CAELI ET TERRA ..."
Carlo stockt der Atem.
Ein Raunen. Weit entfernt. Dann wieder die Stimme: "DENN AM ABEND, AN DEM ER AUSGELIEFERT WURDE UND SICH AUS FREIEM WILLEN DEM LEIDEN UNTERWARF, NAHM ER DAS BROT UND SAGTE DANK."
Carlo atmet flacher.
Jemand flüstert irgendwo vor ihm. Dann eine andere Stimme. So leise, dass Carlo lediglich erkennt, dass es sich um zwei verschiedene Stimmen handelt.
Ein beißender Gestank erreicht seine Nase. Kot! Eine Walze schweren Fäkalgeruchs schwappt heran.
"NEHMET UND ESSET ALLE DAVON: DAS IST MEIN LEIB, DER FÜR EUCH HINGEGEBEN WIRD." Die schallende Stimme von außerhalb spricht das Hochgebet.

"Doktor Eschenbach. Es ist mir eine Freude." Der Pater schüttelt dem Doktor die Hand. Die zweite Person bleibt etwas zurück.
"Kennen wir uns?", fragt Sophie noch einmal.
Der Doktor verbeugt sich leicht. Carlo wird heiß. "Ich kenne Ihren Mann."
"Wir sind nicht verheiratet."
Der Labrador bellt und kommt herangerannt. Carlo geht in die Hocke.
"Schatz, ihr kennt euch?"

Carlo spürt, wie in seinem Magen etwas entsteht. Schluck es runter!
Er atmet flach durch den Mund.
Ein metallisches Poltern. Etwas ist umgefallen. Oder wurde hart auf dem Steinfußboden abgestellt.
Carlo zuckt zusammen. Niemals zuvor war sein Verstand klarer. Kein Schmerz. Kein Bohren. Nur Verstand, der sich noch immer weigert, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Ein Windhauch berührt seinen Körper. Er ist nackt. Erneut bricht Schweiß aus ihm hervor. Sein Herz rast. Das Flüstern ist verstummt. Nur noch Stille. So erstickend, wie die kotdurchtränkte Luft. Er möchte schreien: Macht weiter! Bitte macht weiter! Alles, nur nicht diese Stille.
Dann hört er Schritte.
Ganz leise. Kaum wahrnehmbar, aber Carlo hört eindeutig, wie sich jemand nähert. Er schließt die Augen, lässt den Kopf hängen - der Heiland am Kreuz.
Stell dich tot. Zumindest ohnmächtig.
Insgeheim möchte er weglaufen.
Du sollst die Zeitung nicht lesen, sondern den Boden auslegen.
Sie war bis auf die Knochen entfleischt.

Ein Atmen direkt vor seinem Gesicht. Carlo spürt den warmen Hauch auf seiner Haut. Der Atem stinkt faul, übertüncht sogar den Gestank nach Kot und Erbrochenem. Warum ist hier kein Licht? Etwas berührt seinen Hals, drückt leicht neben den Kehlkopf. Wie können die ihn hier sehen?
Carlo bleibt still. Seine Waden beginnen zu zittern, und er spürt einen pulsierenden Druck in seiner Blase. Nachtsichtgeräte? Aber wo liegt da der Sinn?
Es ist wieder jemand verschwunden. Hast du gelesen?
„Lebt er?“
Die Leiche war bis auf die Knochen entfleischt.
Nihil fit sine causa.
Mein Latein liegt lange zurück, Pater. Sie müssen entschuldigen.
Nichts geschieht ohne Grund.

"Ob er noch lebt, hab ich gfragt?"
„Ja.“ Der Atem schlägt ihm entgegen. Er stinkt nach verwestem Fleisch.
Carlo presst die Lider zusammen.
Die Berührung an seinem Hals verschwindet.
„Wann?“
Schweigen und stinkendes Hauchen.
„Frühmesse. Denk ich.“
Es ist wieder jemand verschwunden.
Schritte, die sich leise entfernen.
Bis auf die Knochen.
"Fass bei der Schüssel an!"
Kurzes Keuchen.
"NEHMET UND TRINKET ALLE DARAUS: DAS IST DER KELCH DES NEUEN UND EWIGEN BUNDES, MEIN BLUT, DAS FÜR EUCH UND FÜR ALLE VERGOSSEN WIRD ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN."
Die schwere Tür schlägt zu.

"Was wollten Sie mir sagen?"
"Ich bin wieder unschlüssig, Doktor."
Eschenbach legt einen Arm um die Schulter des Mannes, der neben ihm geht.
"Das ist völlig normal. Schließlich manipulieren wir Ihre Wahrnehmung."
"Es ist mein Hirn, das Sie manipulieren."
"Es sind bestimmte Hirnregionen, die ... sagen wir, speziell stimuliert werden."
"Es dient der Wissenschaft, Doktor?"
"Es dient Ihrem Portemonnaie." Eschenbach lacht. "Die Überweisung wurde heute früh getätigt. Pecunia non olet. Geld stinkt nicht. Habe ich Recht?"
"Ja, das haben Sie. Wird es wehtun?"
Der Doktor bleibt stehen. Jetzt nimmt er die Hände des alternden Mannes, dessen Blick gesenkt ist. "Wir haben das doch alles schon durchgesprochen. Ja, es kann Schmerzen verursachen. Aber es werden keine echten Schmerzen sein. Lediglich hervorgerufen durch bestimmte Stimulanzien, die die Aktivität der Nerven erhöhen."
"Wo liegt da der Unterschied. Wenn es wehtut, ist es mir herzlich schnuppe, ob es echt ist oder nicht. Was passiert, wenn es zu echt wird?"
"Wir holen Sie rechtzeitig zurück."
"Scheiße, Doktor, Ihr Wort in Gottes Ohr. Wie hieß der Spruch mit dem nicht stinkenden Geld noch mal?"
"Pecunia non olet." Eschenbach blickt den Weg hinunter. Ein Labrador rennt an ihnen vorbei. "Hey, sehen Sie. Dort drüben bei unserem neuen Pastor stehen Carlo und dessen Frau."
"Ich kenne keinen Carlo."
"Er nimmt ebenfalls an dem Experiment teil. Kommen Sie, ich stelle Sie ihm vor. Er wird Ihre Bedenken ausräumen." Der Doktor geht auf die kleine Gruppe zu. "Los, kommen Sie." Er winkt und ruft: "Hallo Pater!"

Carlo reißt die Augen auf.
Und sieht.

"Memento mori, Carlo."
"Mein Latein liegt lange zurück, Pater. Sie müssen entschuldigen."

 

Lieber Leser (sowohl männlich als auch weiblich wohlgemerkt).
Ich habe in dieser Geschichte versucht, mich arg in den Prot hineinzuversetzen (nicht, dass ihr denkt, ich sei bescheuert und könne nicht mehr schreiben ;)). Der stellenweise abgehackte Stil ist also bewusst gewählt.
Dem ein oder anderen Leser wird das Gerüst bekannt vorkommen. Der Plot entstand seinerzeit im Rahmen eines TdM und hieß bei mir "Alles ist schwarz".
Aber ich habe das Ding überarbeitet. Ja, wirklich!
Wer sich dranwagt, dem wünsche ich viel Vergnügen. Ein kleiner Tipp vllt noch: Man muss sich drauf einlassen ;)
Gruß! Salem

 

Ahoi Salem,

Du stinkst du wie ein Schwein!
Das zweite "du" weg.

Er reckt sich und hört die Ketten, deren Glieder melodisch aneinanderschlagen. Kling - kling. Ein winziges Glöckchen, das sich stetig in seinen Verstand frisst. Bohrt. Und dabei unhörbar knirscht.
Hat mir gut gefallen, der Abschnitt.

Etwas fließt seinen Arm hinunter, sammelt sich in seinem Achselhaar, um dann an der Seite seines Körpers seinen Weg fortzusetzen. Es ist das Blut, das aus deinem aufgerissenen Handgelenk fließt.
Das ist natürlich Geschmackssache, aber die Info ergibt sich eigentlich ausreichend aus dem Kontext. Das könnte man weglassen.

Carlo beginnt ein Kinderlied zu singen, das schäumende Blasen vor seinem Mund wirft. Er liebt seinen Labrador. Er liebt die Frau, die neben diesem steht. Sophie. Sie winkt. Und er riecht das Leder des Innenraums seines teuren Wagens.
Die Frau hat ein Muttermal auf ihrer Stirn. Genau in der Mitte. Carlo weiß, wie es sich zwischen seinen Lippen anfühlt. Er liebt den Geruch von Leder.
Ebenfalls sehr gelungener Abschnitt, sowas gefällt mir außerordentlich gut.

"CREDO IN UNUM DEUM PATREM OMNIPOTENTUM FACTOREM CAELI ET TERRA ..."
Bin mir nicht sicher, aber heißt es nicht: Omnipotentem?

"Kennen wir uns", fragt Sophie.
?

„Frühmesse. Deng ich.“
Ist das "g" eine Spracheigenheit oder schlicht vertauscht?

Er wird ihre Bedenken ausräumen.
Ihre

"Memento mori, Carlo."
"Mein Latein liegt lange zurück, Pater. Sie müssen entschuldigen."
Ich habe den Ausspruch des Paters hier nicht ganz verstanden (also den Sinn; Eine Art Warnung?), aber es gefällt mir trotzdem, hehe...
Ich mag den Schlussatz!

Hm, also ich habe mich versucht auf die Geschichte einzulassen, wobei der Stil mir dabei überhaupt keine Probleme gemacht hat. Ich fand die kurzen Sätze haben sich sehr gut in die Handlung eingefügt und zu der (äußerst) misslichen Lage des Charakters gepasst. Sie hatten einen Hauch von Atemnot und Luftknappheit, was seiner Lage ja irgendwie gleichkam.
Was mir persönlich aber Probleme macht (was ausgerechnet ich sagen muss), ist, dass mir nicht ganz klar ist, worum es denn eigentlich geht, hehe...

Aufgrund des Titels würde ich jetzt darauf tippen, dass sich zwei Männer zu einem Medikamententest eines Doktors bereiterklärt haben, der die dann aber als Opfergabe benutzt/weitergibt?...
So ganz hab ich da nicht hintergeblickt. Vielleicht kannst du mir das ja erklären, Salem.

Ansonsten lässt sich sagen, hast du die Schmerzen und das Leid des Aufgehangenen sehr schön beschrieben, man kann mitfühlen, ist dabei. Ein paar (für dich typische) eklige Details (und auch Erbrochenes und Kot!) sind auch dabei. Von daher, handwerklich alles einwandfrei. Nur der ganze Sinn hat sich mir noch nicht erschlossen.

Und der Geschichte entsprechend: Laus Deo!

Jekyll and Hide

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Jekyll and Hide.

Danke zunächst für Fehlerfinden; wurden direkt ausgemerzt.

Das ist natürlich Geschmackssache, aber die Info ergibt sich eigentlich ausreichend aus dem Kontext. Das könnte man weglassen.
Geb ich dir völlig Recht. Hab auch das geändert.


Zitat:
Carlo beginnt ein Kinderlied zu singen, das schäumende Blasen vor seinem Mund wirft. Er liebt seinen Labrador. Er liebt die Frau, die neben diesem steht. Sophie. Sie winkt. Und er riecht das Leder des Innenraums seines teuren Wagens.
Die Frau hat ein Muttermal auf ihrer Stirn. Genau in der Mitte. Carlo weiß, wie es sich zwischen seinen Lippen anfühlt. Er liebt den Geruch von Leder.
Ebenfalls sehr gelungener Abschnitt, sowas gefällt mir außerordentlich gut.
Schön, dass du genau diesen Abschnitt zitierst; er hat mir mit am meisten Sorgen gemacht. Hab ihn zigmal geändert und umgestellt, bis er mir gefiel. Gerade hier sollten die panikartigen Gedankengänge des Prot gezeigt werden.

Bin mir nicht sicher, aber heißt es nicht: Omnipotentem?
Ähm ... da muss ich jetzt auch passen. Vielleicht haben wir hier iwo einen alten Lateiner, der uns da weiterhelfen kann.


Zitat:
„Frühmesse. Deng ich.“
Ist das "g" eine Spracheigenheit oder schlicht vertauscht?
Tatsächlich eine Spracheigenheit; eigentlich "Dengich" ;)

Aufgrund des Titels würde ich jetzt darauf tippen, ...
Und du tippst völlig richtig. Ob es sich um einen Medikamententest handelt, oder iwas anderes in der Richtung hab ich mal bisschen offen gelassen. Auf jedenfall etwas, das die Wahrnehmung beeinflusst. Womit wir natürlich wieder bei der alten Salemfrage wären: Erlebt er das wirklich oder nicht? :)

Ein paar (für dich typische) eklige Details (und auch Erbrochenes und Kot!) sind auch dabei
Wobei ich mich diesmal aber wirklich arg zusammengerissen habe, das musst du zugeben :D

Schön, dass ich dich größtenteils unterhalten konnte. Und herzlichen Dank für deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut.

Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Salem,

hübsche Geschichte! So eine Innenschau um Körperzustände kann ich stundenlang lesen, wenn sie gut gemacht ist.

Mein Großes Latinum hat sich zwar längst in Richtung fuzzy logic verabschiedet, ich dachte aber auch, daß Jekyll and Hide recht hat - alle Wörter, die zusammengehören, müssen im gleichen Fall stehen. Das Wörterbuch erkennt das Wort mit U nichtmal, aber hier hast Du:
http://www.auxilium-online.net/wb/formenanalyse.php
Eine tolle site, da kannst du jedes Wort erst übersetzen, und dann durchdeklinieren/-konjugieren lassen. ;)

Scheiße, Doc, Ihr Wort in Gottes Ohren.
Man sagt "dein Wort in Gottes Ohr" - vllt hat der nur eins, Odin hat ja auch nur ein Auge ... :hmm:
Bäume wehen im Hintergrund.
Nee, das ist schräg - Äste peitschen im Wind oder frag mich. Wehen könnten vllt noch leichte Gardinen.
Seine Beine ähneln Säcke, deren
ähneln Säcken, deren
Äonen später stagniert der Schmerz endlich. Lauert wie ein Tier. Bereit
Äonen find ich ein bissl übertrieben und unpassend billig. Stagniert scheint mir in beiden Fällen falsch gewählt - Du meinst hier nachlassen, stagnieren würde nur bedeuten, er bliebe auf der gleichen (hohen) Stufe wie vorher. Wenn er sich aber versteckt, muß er stark nachlassen.
Die Dunkelheit stagniert.
Das geht nicht. Dunkelheit kann undurchdringlich bleiben, aber nicht stagnieren.
wenn es zuu echt wird?"
zu. Selbst wenn es betont würde, zieht man dabei nicht das U in die Länge. Da schon kursiv, kannst du hier normalen Satz nehmen, oder: keine Betonung, das denken wir uns.
verborgenen Schwere unten gehalten.
verborgenem Gewicht oder unbekannten Schwere, sonst nicht sinnvoll.
Er realisiert, dass seine Arme in
Sprachwandel hin oder her, das ist ein false friend, und zwar ein häßlicher, mach das wech. :D
bis der kalte Schweiß auf seiner Stirn verschwand und sein Puls eine halbwegs normale Frequenz anstrebte.
Fällt aus der Zeitform, für mich grundlos. Allerdings kann ein Puls nicht anstreben, weil das einen Willen/Plan voraussetzt.
Oder war es nur ein Wunschdenken?
etwas ist Wunschdenken, sagt man ohne ein.
Das schmatzende Geräusch mutiert zu einem Schneiden.
Das geht auch nicht. Ich würde nicht so viele Fremdworte zur Vermeidung von WW nehmen, die dann nicht ganz korrekt sind, im Zusammenhang. Das klingt nicht schön, selbst im übertragenen Sinne gelesen, und läßt stolpern.
Wie lange hing er schon hier?
Präsens, dauert ja noch an. (edit: warte mal kurz, ich werd unsicher - ich glaube, so hab ich das selbst mal gemacht. Prät als den Ersatz für eine past cont., die das Dt nicht hat. Verdammich ...)

"Es ist wieder jemand verschwunden. Hast du gelesen?"
Er blickt von der Leiter hinab. Sieht den Labrador, in dessen schwarzem Fell einige weiße Farbflecken glänzen. Die Frau steht daneben.
"Du sollst die scheiß Zeitung nicht lesen, sondern den Boden damit auslegen". Er lacht.
"Sieh dir das Foto an. Ich glaub, ich kotz gleich. Drucken die ne Leiche ab."
"Wenn du nicht willst, dass der Teppich gleich aussieht wie der Hund, dann leg die Zeitung aus."
"Seit wann dürfen die Leichen abdrucken? Hör was hier steht: Sie war bis auf die Knochen entfleischt."
"Entfleischt?"
"Steht hier."
"Leg sie auf den Boden."
Sie hält die Rolle mit dem Klebeband in der Hand und blickt ihn an.
Ein perfekter Dialog - lebendig, schnell, charakterisierend ohne Redundantes, ohne einen Erzähler, der sich erklärend reinhängt. Toll gemacht, Hut ab!
Ein bisschen Speichel hat sich in seinem Mund gesammelt, vermengt sich mit dem Geschmack der erbrochenen Magensäure. Er schluckt gierig.
Wahaaaa! Ganz leger nebenher erwähnt: super fies eklig! (Das sag ich echt selten!)
Schön auch das mit dem Honig, durchaus auch zweimal; und auch die Sache mit dem Fleisch und dem Eimer, sehr sehr schön!
Die Erkenntnis, dass er in diesem Raum nicht der Einzige an Ketten Aufgehängte
Aufgehängte groß korrekt, der einzige klein - danach könnte Mensch etc. stehen. (hier hast Du es korrekt: "Die beiden Männer - der hintere hat den Blick gesenkt, der vordere einen Anzug an ...")
lässt den Kopf hängen - der Heiland am Kreuz.
Ich weiß, es gibt nur einen, aber rein aus Geschmacksgründen würde ich hier ein Heiland am Kreuz eleganter finden.
"Ja, das tut es nicht. Wird es wehtun?"
WW. Wie wäre es: Ja, das ist wahr / richtig / das stimmt. Wird es wehtun?
Aufgehängt wie im Mittelalter ist er.
Die Assoziation verstehe ich nicht. Bei Hexen-/Ketzerprozessen der *hust* Neuzeit(!) wurden die Gefangenen an den auf den Rücken gefesselten Armen aufgezogen und hängengelassen. Das scheint mir hier aber nicht so zu sein, ausgekugelte Schultergelenke würde er wohl anders beschreiben. Also könntest Du genauso gut sagen, "wie in einem James-Bond-Film". Würd ich kicken.
Carlo beginnt ein Kinderlied zu singen, das schäumende Blasen vor seinem Mund wirft. Er liebt seinen Labrador. Er liebt die Frau, die neben diesem steht. Sophie. Sie winkt. Und er riecht das Leder des Innenraums seines teuren Wagens.
Die Frau hat ein Muttermal auf ihrer Stirn. Genau in der Mitte. Carlo weiß, wie es sich zwischen seinen Lippen anfühlt. Er liebt den Geruch von Leder.
Ja, genau das hatte mir auch gefallen - ich liebe diese Sprünge wie hier von Frau auf Leder. Gibt seinen Zustand gut wieder, ist aber auch sehr spannend zu lesen.

während der Labrador hechelnd da neben sitzt.
daneben, bestimmt auch in neuer RS

Soviel erstmal, ich hätte noch ein paar Anmerkungen, was aber reine Geschmacksfragen sind, das mit etwas mehr Zeit in den näxten Tagen, wenn Du magst. Die vielen Anmerkungen sollen übrigens nicht heißen, daß ich den Stil nicht mag! Aber alles kann noch ein bissl besser werden. :schiel:

Herzlichst,
Katla

 

Aloha Katla.

das mit etwas mehr Zeit in den näxten Tagen,
Natürlich immer wieder gerne!!! Werde in Kürze auch genau auf deinen Kom eingehen. Vieles habe ich übernommen und geändert (net alles ;)).
Dazu aber später mehr. Vorab schonmal vielen Dank für deine Mühe.
LG! Salem

 

Hallo salem,

ich hab den Fehler gemacht, die Geschichte jetzt kurz vor dem Abendessen zu lesen. Jetzt hab ich keinen Hunger mehr ;).

Kleiner Scherz. Ich fands gelungen. Es wirkte auf mich wie eine Mischung aus Kafkas "In der Strafkolonie" und Poes "Die Grube und das Pendel". Nicht vom Stil her, aber von der beklemmenden Stimmung die beim Lesen erzeugt wird. Das hast du sehr gut eingefangen, gefällt mir gut.

Das Ende, hm. Allgemein finde ich es gut, wenn es offen bleibt. Aber vielleicht bin ich hier ein wenig zu schlicht, weil ich es auch nicht so recht verstanden habe. Bilden sich beide das nur ein und liegen in Wirklichkeit mit Tabletten vollgepumpt im Krankenzimmer? Oder liefert der Arzt dem Pater immer neue willige Opfer? Hm, plausibel ist beides. Die zweite Möglichkeit finde ich grausiger und besser. Somit hab ich auch hier nichts zu meckern. Mir hats gut gefallen. Wenn es auch teilweise eklig war :D

Ein paar Kleinigkeiten noch:

Mit Ketten und Metallschellen, die sich übergeben,

Finde ich komisch. Wieso sollen sich die Ketten und Metallschellen übergeben. War wahrscheinlich beabsichtigt, aber ich würde trotzdem was anderes schreiben.

Die Frau blickte hinab, hebt sie auf.

Tempus-Fehler

Carlo übergibt sich erneut. Schreit dabei,

Nochmal eklig, aber: Ich glaube, dass das nicht geht. Vielleicht ein wenig röhren, aber schreien? Ähm, ja, würg :sick::D

Sie war bis auf die Knochen entfleischt.

Ich weiß, es sollte so heißen. Aber irgendwie bin ich da so pingelig, ich möchte immer zerfleischt lesen.

So das wars,

Viele Grüße
Christian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Katla nochmal, hi Christian.

Ladies first:

So eine Innenschau um Körperzustände kann ich stundenlang lesen,
Danke, danke (ich lass mal deinen Nachsatz weg :))


Zitat:
Bäume wehen im Hintergrund.
Nee, das ist schräg - Äste peitschen im Wind oder frag mich. Wehen könnten vllt noch leichte Gardinen.
Ich gebe dir natürlich Recht. Habe auch lange überlegt, ob ich es so schreiben soll, aber da es sich hier um eine Erinnerung des gequälten Prots handelt, so denke ich, dass solche Bilder durchaus entstehen können. Also, ich weiß natürlich, dass das eig nicht geht, möchte es aber trotzdem gern belassen (Chirstian hat so etwas Ähnliches gefunden, worauf ich später näher eingehe).

Die stagnierenden Schmerzen habe ich geändert. Du hast Recht, sie werden ja weniger, wenn auch nur gefühlt. Ich dachte zunächst daran, dass der immer weiter ansteigende Schmerz irgendwann stagniert, was einem Gefühl der Erleichterung (trotz weiterhin hoher Schmerzen) hervorruft. Eine Änderung des Begriffes ist aber einfacher zu erklären.

Hier aber:

Das geht nicht. Dunkelheit kann undurchdringlich bleiben, aber nicht stagnieren.
möchte ich zunächst nicht den Korrekturknopf drücken. In diesem Bild möchte ich zeigen, dass die Dunkelheit (aus Sicht des Prot) weiterhin stillsteht. Er erkennt keinen Unterschied zwischen der Dunkelheit mit geschlossenen Lidern und der Dunkelheit, wenn diese geöffnet sind. Der Zustand der Dunkelheit als Solche stagniert also :confused:


Zitat:
Er realisiert, dass seine Arme in
Sprachwandel hin oder her, das ist ein false friend, und zwar ein häßlicher, mach das wech
Hm, habe ich bisher nicht gemacht, weil ich deinen Einwand nicht verstehe. Das ist doch ein ganz gewöhnlicher Sprachgebrauch. Zumindest bei mir ...


Zitat:
Das schmatzende Geräusch mutiert zu einem Schneiden.
Das geht auch nicht. Ich würde nicht so viele Fremdworte zur Vermeidung von WW nehmen, die dann nicht ganz korrekt sind, im Zusammenhang. Das klingt nicht schön, selbst im übertragenen Sinne gelesen, und läßt stolpern.
Natürlich möchte ich nicht, dass meine Leser aus dem Lesefluss gerissen werden, aber ich benutze Fremdworte nicht, um Wortwiederholungen zu vermeiden. Einige dieser "Fremdworte" sind ja im eigentlichen Sinne gar keine mehr, weil sie sich im Laufe der Zeit (klingt gut oder?!;)) schon so eingedeutscht haben, dass ich sie einfach zu allgemeinen Sprachgebrauch zähle.
Hier ist mir durchaus klar, dass das eigentlich nicht geht, zumindest vom Stamm des Wortes her (hat glaub ich nur was mit Veränderung des Erbguts zu tun, oder?). Das Verb lässt sich doch aber hier verwenden ((sich) verwandeln · (sich) verändern · (sich) wandeln · (sich) ändern · mutieren · wechseln). Klar könnt ich auch eines der anderen Worte benutzen, aber gerade das "mutieren" in Assoziation mit Mutation oder Mutant gefiel mir hier in diesem Zusammenhang einfach. Schlimm?

Wahaaaa! Ganz leger nebenher erwähnt: super fies eklig! (Das sag ich echt selten!)
Sowas aus deinem Munde ...

Kurze Unterbrechung (muss Essen)

So, weiter:

Ist ja gar nicht mehr viel bei dir, Katla. Den Rest habe ich nach deinen Vorschlägen übernommen.

Die vielen Anmerkungen sollen übrigens nicht heißen, daß ich den Stil nicht mag! Aber alles kann noch ein bissl besser werden.
Na dafür sind wir doch hier, oder?!

Ganz lieben Dank für deine Mühe ;)


Kommen wir zu dir, Christian.

Jetzt hab ich keinen Hunger mehr
:confused: Aber warum denn nicht? Habe gehört, der Pastor soll wieder Frischfleisch im Angebot haben :D

Es wirkte auf mich wie eine Mischung aus Kafkas "In der Strafkolonie" und Poes "Die Grube und das Pendel". Nicht vom Stil her, aber von der beklemmenden Stimmung die beim Lesen erzeugt wird.
Als bekennender King-Fan habe ich, glaub ich, nichts von dem gelesen, aber ich freue mich trotzdem über das Kompliment. Wobei ... ich glaub, das mit dem Pendel kenne ich. War das nicht Saw 4? ;)

Hm, plausibel ist beides. Die zweite Möglichkeit finde ich grausiger und besser.
Du hast Recht, es könnte beides gehen. Wenn dir die zweite Variante besser gefällt, dann soll es so sein.
Wobei ich es immer äußerst erschreckend finde, wenn man es nicht genau weiß. Und so geht es dem armen Prot ja auch.


Zitat:
Mit Ketten und Metallschellen, die sich übergeben,
Finde ich komisch. Wieso sollen sich die Ketten und Metallschellen übergeben. War wahrscheinlich beabsichtigt, aber ich würde trotzdem was anderes schreiben.
Das ist ähnlich wie mit den wehenden Bäumen. Eine kleine Wortspielerei meinerseits, die den wirren Zustand des Betroffenen symbolisieren soll.

Nochmal eklig, aber: Ich glaube, dass das nicht geht. Vielleicht ein wenig röhren, aber schreien?
Also ich hatte in meiner Jugend einen Kumpel, der genau das konnte :D. Natürlich nicht des Schmerzes wegen, er machte es dabei einfach immer. Es geht also wirklich ...


Zitat:
Sie war bis auf die Knochen entfleischt.
Ich weiß, es sollte so heißen. Aber irgendwie bin ich da so pingelig, ich möchte immer zerfleischt lesen.
Es soll wirklich so heißen. Ich finde dieses Wort noch wesentlich heftiger als "zerfleischt", da man Letzeres schon zu Hauff gelesen hat und es natürlich auch etwas anderes bedeutet.

So, lieber Christian, auch an dich einen ganz herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Hat mich sehr gefreut.

Gruß! Salem

 

Hi Salem

Ich habe in dieser Geschichte versucht, mich arg in den Prot hineinzuversetzen (nicht, dass ihr denkt, ich sei bescheuert und könne nicht mehr schreiben)

Ich habe deinen Kommentar zu der Geschichte erst nach der Geschichte selbst gelesen, wäre aber auch ohne ihn nicht auf die Idee gekommen, du könntest nicht mehr schreiben ;). In diesem Kontext gefallen mir die kurzen Sätze durchaus, auch finde ich es gut, dass du als Zeitform das Präsens gewählt hast, da sich dadurch die Nähe des Lesers zum Prot. erhöht. In diesem Zusammenhäng hätte ich die kursiven Stellen, die sich zeitlich ja vor der "Folterszene" (ich nenne sie jetzt einfach mal so) abspielen, in der Vergangenheit erzählt, auch, um die Folterszene dadurch noch einmal "hervorzuheben" ... aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Was du wirklich gut kannst ist die Beschreibung der Schmerzen und Qualen. Also bei diesem Absatz hier

Carlo verliert das Gleichgewicht und rutscht weg. Sein Schrei hallt durch den Raum - wirft ein Echo, sodass es klingt, als schreie er aus mehreren Kehlen gleichzeitig - und die Metallschellen zerreißen sein Fleisch. Haut löst sich vom Knochen, der so laut kracht, dass er es hört. Diesmal wirklich hört.

hab ich die Schmerzen schon beinahe selbst gespürt. Vergleichbar mit einem Film, wenn man die Hand vor die Augen halten muss. Wirklich sehr gelungen!

Sehr schön auch, wie sich die Szene entwickelt: Anfangs fragt sich Carlo noch, wo er denn ist, macht sich sogar Sorgen über seinen Körpergeruch. Später dann spürt man die wachsenden Qualen und seine Verzweiflung unter anderem eben auch an seinen Gedankensprüngen. Die Stelle mit dem Kinderlied finde ich auch große Klasse, dann wieder der Bezug zu seiner Frau, seinem Hund. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man in einer solchen Situation beginnt, an die Dinge zu denken, die man liebt, einfach um der schrecklichen Wirklichkeit zu entfliehen. Das macht die ganze Sache sehr authentisch.

Anfangs konnte ich mit den Stellen nicht viel anfangen, in denen du etwas beschreibst, nur um es im nächsten Teil zurückzunehmen. Zum Einen habe ich nicht verstanden, warum du es tust, zum Anderen hat es auch meinen Lesefluss gebremst.
Solche Stellen meine ich

Er öffnet die Augen, versucht es zumindest.

Etwas Bohrendes entsteht in seiner Schulter, Carlo hört es knirschen. Gleichsam weiß er, dass er es nicht wirklich hört.

Er versucht, gegen das sich ausbreitende, nicht vorhandene Knirschen, anzukeuchen,

Der Schmerz wird jetzt spitzer, fühlt sich an, als würde jemand eine lange Nadel in die Gelenkpfannen schieben und darin herumrühren. Ganz langsam. Mit äußerst viel Genuss. Doch ist die Nadel so wenig echt, wie das Knirschen.

Mit dem Ende der Geschichte macht das aber wieder durchaus Sinn, und es ist für mich ein Indiz (für die alte Salemfrage ;)), dass er das Ganze nicht wirklich erlebt. Ich muss mich hier teilweise meinen Vorrednern anschließen, dass ich nicht so ganz schlau aus der Geschichte geworden bin. Es ist definitiv keine leichte Kost, aber du gibst genug Anhaltspunkte, dass sich schlüssige Interpretationen daraus ableiten lassen. Teilweise musste ich zwar Wikipedia zu Rate ziehen (den Schlusssatz kannte ich bspw. nicht), aber wenn man weiß, was es bedeutet, gibt es schon Sinn.

Ein paar Kleinigkeiten noch: Zu den wehenden Bäumen und den sich übergebenden Ketten hast du ja schon Stellung bezogen, nur der Vollständigkeit halber, ich finde die Formulierungen auch nicht so glücklich.

"Auf einer gaaanz wichtigen Besprechung, von der er mir nichts erzählen darf."

Finde ich auch eher unpassend, da sie ja den Pater kaum kennt. Würde sie wirklich ihren Freund vor einem fast fremden Menschen aufziehen?

Seine Tränen merkt er, als sie ihm salzig über die Lippen laufen und auf dem Weg in den Mund auf diesen verdunsten.

Den Satz kapier ich nicht. Wenn sie auf dem Mund verdunsten, dann müsste es diesem heißen, oder besser in diesem. Aber im Mund verdunstet ja nichts, oder? Aber auch schon der Anfang ist komisch: "Seine Tränen merkt er ...". Was merkt er, was hat das mit seinen Tränen zu tun?

Ein Funke blitzt vor seinem Auge.

Hat er nur ein Auge?

"Du sollst die scheiß Zeitung nicht lesen, sondern den Boden damit auslegen".

Scheißzeitung.

So erstickend, wie die kotdurchtränkte Luft.

kotdurchtränkt finde ich ein sehr seltsames Wort. Eigentlich kann man ja nur etwas mit etwas Flüssigem durchtränken und natürlich kann Kot auch flüssig sein (teilweise), aber irgendwie passt das nicht, finde ich. Du meinst hier wahrscheinlich auch eher den Geruch, und nicht den Kot selbst.

Entfleischt

In der Tat ein sehr gutes Wort! Auch wenn ich nicht glaube, dass es so in der Zeitung steht, aber das ist gelungen.

„Frühmesse. Deng ich.“

Ich würds in "Denk ich" umändern, oder wirklich in "Dengich". Aber da es sonst keine anderen "Spracheigenheiten" gibt (ausser dem Wechsel ins Latein), finde ich es eher unangebracht.

Insgesamt aber sehr flüssig geschrieben, und ich habs gern gelesen und ein wenig über den Inhalt gerätselt :).

Viele Grüße.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Salem nochmal,

möchte ich zunächst nicht den Korrekturknopf drücken. In diesem Bild möchte ich zeigen, dass die Dunkelheit (aus Sicht des Prot) weiterhin stillsteht. Er erkennt keinen Unterschied zwischen der Dunkelheit mit geschlossenen Lidern und der Dunkelheit, wenn diese geöffnet sind. Der Zustand der Dunkelheit als Solche stagniert also
Jaaanrrrrgh, mir war schon klar, daß Du weißt, welche Fremdworte Du verwendest ... aber irgendwie: Stillstand / Stockung = Stagnation (in meinem uraltDuden noch mit Wasser als Bsp erklärt) impliziert doch Bewegung im Raum. Für mein Sprachverständnis ist Stockung nicht das Gegenteil von Veränderung, sondern von Fluß. Das hat mit Dunkelheit als veränderlichem Zustand (zunehmen/abnehmen etc) nix zu tun. Dunkelheit fließt nicht, hat keine Bewegung - außer vllt bei Schatten mit veränderter Lichtquelle, aber um die geht es hier nicht. Daher klingt es für mich einfach nach inkorrekter Fremdwortverwendung, statt nach stilistischer Eigenwilligkeit. Für mich, aber hey, Dein Text. :)

Realisieren? Argh! Das ist falsch. Ebenso wie "Sinn machen" ist es eine fehlerhafte Übersetzung. Nämlich von to realise (Am. realize) = einen Plan/Projekt in die Tat/Realität umsetzen. Die einzige korrekte Übersetzung wäre aber "erfassen/begreifen". Und sth makes sense ist korrekt mit "sinnvoll" zu übersetzen. Cut it out! heißt schließlich auch nicht "Schneid es aus!", sondern "Hör auf damit". Und man sagt hoffentlich auch nie für You've got a point there = Was du sagst, stimmt : "Du hast da einen Punkt." Siehst Du, wie doof sich das anhört?
Das kann mir tausend Mal als lebendiger Sprachwandel verkauft werden, es ist einfach nicht richtig. Nachzulesen auch in: Der Genitiv ist dem Dativ sein Tod von Bastian Sick (sic!)

Joar, mutieren ist dann Umgangssprache - schon. Aber ob das besser ist in einem literarischen Text, wenn nicht der Ich-Erzähler spricht, oder es wörtliche Rede ist, sondern der auktoriale? ('Klar, auch Deine Entscheidung', sagt Mütterchen Pseudorußland abwägend kopfwackelnd ;))

Was nun aber wie gesagt ganz dolle Geschmacksfrage ist:
Wenn Du wolltest, könntest Du das Tempo etwas variieren (Etwas, das ich z.B. gar nicht kann, aber in Fremdtexten fällt es einem leichter, vorzuschlagen). Deine Variante hat auf jeden Fall den Vorteil, daß Du die Leser so richtig tief mit der Nase ins Elend drückst, und sie - wie Deinen Prot - da nicht mehr rausläßt. Zeitverzögerung bei Schmerz/Verwirrung ist schön eingefangen, und läßt sozusagen 'den Funken überspringen'. Da gibt es also nichts unbedingt zu verbessern. An einigen Stellen hätte ich - für meinen Lesegeschmack - gern gehabt, wenn zur Abwechslung etwas Härte reinkäme, sprachliche Brutalität (nicht "nur" hehehe, die Beschreibung dessen). Nur mal ein paar Bsp, schau einfach, wie es sich anhört für Dich, das ist einfach nur kürzer, und 3 Wörter sind ausgetauscht:

Das Bohren hört nich auf (oder: endet nicht). Das Knirschen. Er begreift (*leise hüstel*), dass seine Arme hoch gestreckt sind. Der Schmerz wird spitzer, als würde jemand eine lange Nadel in die Gelenkpfannen schieben, darin herumrühren. Ganz langsam. Äußerst genüßlich. Doch ist die Nadel so wenig echt, wie das Knirschen. Er will die Arme sinken lassen. Es geht nicht.
Seine Kehle ist ausgetrocknet(KOMMA) als wäre sie mit Sand gefüllt.
„Hallo?“, krächzt er. Oder war es nur Wunschdenken? Augenblicklich übertrifft das Brennen seiner Kehle das Bohren in der Schulter (oder nur: den bohrenden Schmerz, ohne Schulter nochmal). Speichel hat sich in seinem Mund gesammelt, vermengt sich mit dem Geschmack der erbrochenen Magensäure. Er schluckt gierig.
Unter seinen Füßen ist es kalt. Wie Stein.
Seine Beine ähneln Säcken, deren schwammiger Inhalt ihn nach unten zieht. Er will sich setzen, doch etwas hindert ihn daran. Etwas an seinen Handgelenken.
Carlo hebt den Kopf. Hofft(KOMMA) trotz Dunkelheit etwas zu sehen, einen winzigen Lichtreflex nur. Und so, wie er das Knirschen in seiner Schulter gehört - nicht gehört - hat, sieht er seine Arme in Ketten an einer hohen Decke hängen. Alles ist schwarz.
Mit einer Intensität, die das Knirschen übertrifft, eröffnet sich ihm eine / die Erkenntnis: Er ist aufgehängt. An den Handgelenken.
Er wird das Gefühl nicht los, dass etwas Schweres auf seinem Brustkorb lastet - das liegt nur an der verbrauchten Luft -, die Ausdünstungen seiner Achseln dringen zu ihm hinauf. Niemals zuvor hat er nach Schweiß gestunken.
Du stinkst wie ein Schwein!
Wie lange hängt er schon hier?

Wie gesagt, nur ne Idee, die man in zwei, drei Passagen ausprobieren könnte, durchaus auch noch extremer; das hat jetzt nicht mit besser oder schlechter zu tun.

Und das "wenn es gut geschrieben ist" bei "kann ich stundenlang lesen" hättest Du ruhig mitnehmen können - aber Deine Bescheidenheit ehrt Dich!

Liebe Grüße nun von meinem Mittagstisch - mir is jetzt schlecht: hab vergessen, daß man Gemüse mit Cocosmilch ablöscht, nicht darin kocht. :sick:
Die alte Spammerin Katla :)

 

So, auf ein Neues nach dem verherenden Abschuss meiner letzten Antwort :xxlmad:

Herr Schwups zunächst:

Was du wirklich gut kannst ist die Beschreibung der Schmerzen und Qualen.
merci!!

Anfangs konnte ich mit den Stellen nicht viel anfangen, in denen du etwas beschreibst, nur um es im nächsten Teil zurückzunehmen
Das sollen die Eindrücke und Empfindungen des Prot sein. Er empfindet etwas, weiß aber gleichzeitig, dass es nicht echt ist (Stichwort: Nadel in Gelenkpfanne)

Finde ich auch eher unpassend, da sie ja den Pater kaum kennt. Würde sie wirklich ihren Freund vor einem fast fremden Menschen aufziehen?
Bei einem Pastor kann ich mir das schon vorstellen. Die meisten Menschen fassen durchaus sofort Vertrauen zu einem Diener Gottes ;)


Zitat:
Seine Tränen merkt er, als sie ihm salzig über die Lippen laufen und auf dem Weg in den Mund auf diesen verdunsten.
Den Satz kapier ich nicht. Wenn sie auf dem Mund verdunsten, dann müsste es diesem heißen, oder besser in diesem. Aber im Mund verdunstet ja nichts, oder? Aber auch schon der Anfang ist komisch: "Seine Tränen merkt er ...". Was merkt er, was hat das mit seinen Tränen zu tun?
Er merkt seine Tränen, als sie ihm über die Lippen laufen.
Dort verdunsten sie denn auch (sind halt nur wenige und die Haut ist sehr trocken). Sie verdunsten also AUF dem Weg in den Mund, also auf den Lippen; somit diesen ;)


Zitat:
"Du sollst die scheiß Zeitung nicht lesen, sondern den Boden damit auslegen".
Scheißzeitung.
Hm, weiß jetzt nicht genau, aber ich glaube, da ist ein Unterschied, oder? Kann jemand helfen?

kotdurchtränkt finde ich ein sehr seltsames Wort
Das bezieht sich wirklich auf den Geruch
Ich würds in "Denk ich" umändern, oder wirklich in "Dengich
ja, du hast Recht. Ich ändere es.

Insgesamt aber sehr flüssig geschrieben, und ich habs gern gelesen und ein wenig über den Inhalt gerätselt
Das freut mich. Vielen Dank für deine Mühe.

Frau Katla, bitte ins Sprechzimmer!

Daher klingt es für mich einfach nach inkorrekter Fremdwortverwendung, statt nach stilistischer Eigenwilligkeit. Für mich, aber hey, Dein Text.
Hmmmmmplmdng... Also isch lasch es, okay?! ;)

Realisieren? Argh! Das ist falsch. Ebenso wie "Sinn machen" ist es eine fehlerhafte Übersetzung.
Aber es ist so wie von mir gemeint einfach schlichtweg eingedeutscht. Für mich ist es ganz "normaler" Sprachgebrauch und (ich habe jetzt mal bei meinen Schülern verstärkt drauf geachtet) nicht nur bei mir. Ich könnts jetzt natürlich ändern, aber ich realisiere gerade, dass es auch in diesem Zusammenhang stehen bleiben könnte. "Er begreift ..." oder "Er realisiert ..." ist für mich gleich (seit ich sprechen kann). Mein erster Satz war, als ich als kleiner Döpps auf die heiße Herdplatte fasste: "Oh oh, ich glaube, ich realisiere den aufkeimenden Schmerz, der jeden Augenblick in meinem Körper mutieren wird."
Ne, sorry Katla, will mich jetzt nicht lustig machen, aber das ist im Moment für mich noch so, als sage jemand, du darfst beim Hochspringen vorher nicht die Kniegelenke einknicken, weil das falsch ist. Weißt du, was ich meine?

Bezüglich deines wechselnden Tempos, müsste ich nochmal drüberlesen. Mal sehen, inwiefern ich da etwas ändern kann.

Insgesamt freue ich mich aber jederzeit, mit dir zu diskutieren (und vllt werde ich auch beizeiten das "realisiert" in "empfindet" ändern ;)

So, euch Beiden nochmals einen herzlich Dank. Und ganz dolle Entschuldigung fürs sooo späte Antworten.

Gruß! Salem

 

bitte keine Fremdwörter

Hallo Salem,
Eine Kritik vorweg. Die Geschichte hätt ich glatt übersehen. Hab schon 2 x durch die Rubrik geschweift, aber nichts lesenswertes mehr gefunden und dann die naja, nicht so aussagekräftigen Titel rangekommen und mich dann doch gefreut, einen echten Salem entdeckt zu haben ;)

Insgeamt ist die Geschichte gut beschrieben, doch mir entzieht sich der größere Zusammenang. Hier lässt du den Leser zu sehr im Dunklen. Warum sollte der Pater das machen? Das wirkt irgendwie weit her geholt. Und wenn der Doktor Schuld war, warum sollten Medizinische Experimente gerade so wirken. Mir ergibt sich keine plausible Antwort. Weiters bleibt mir auch rätselhaft, was darann ist, dass sich Carlos und der Doktor kennen.
Ich finde, die Geschichte braucht diese Dimension, denn ansonsten läuft sie Gefahr, zu wirken, als hätte der Schreiber einfach Lust gehabt, ein paar ekelige Szenen zu schreiben (was vielleicht ebenfalls zutraf ;)
Ich würde da als besseres Beispiel die Geschichte Amputation von Salem erwähnen ;) wo die Motivation der beiden Bösewichter klar und deutlich zu durchschauen war.

Weg in den Mund auf diesen verdunsten.
die Formulierung wirkt recht holprig

LG
Bernhard

 

Hi Bernhard.

Zunächst einmal herzlichen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar.

und mich dann doch gefreut, einen echten Salem entdeckt zu haben
Hehe ... vielen Dank!

Hier lässt du den Leser zu sehr im Dunklen. Warum sollte der Pater das machen? Das wirkt irgendwie weit her geholt. Und wenn der Doktor Schuld war, warum sollten Medizinische Experimente gerade so wirken
Vielleicht arbeiten auch beide gemeinsam ;)
Nein, du hast Recht, aber ich habe mir (und den Leser) bewusst einige Interpretationsmöglichkeiten offen gelassen. Die Geschichte ist ja aus der Sicht von Carlos geschrieben und ähnlich wie bei "Nie mehr Bolero" wollte ich auch hier eben das Problem des Prot aus der Situation, in der er sich befindet, beleuchten. Da sind Bruchstücke, an die er sich erinnert. Er vermutet vielleicht das ein oder andere, weiß aber im Enteffekt nicht, was jetzt genau wirklich passiert ist. Alles irgendwelche Haluzinationen durch ein Experiment des Doc (auf das sich Carlos übrigens des Geldes wegen eingelassen hat) oder haben wir hier wirklich ein etwas ausgefalleneres Abendmahl? ;)

Zum Titel: Mensch, Bernhard, ich war sooo stolz drauf. Aber ich glaub, du hast Recht; er könnte wahrlich abschrecken bzw nichtssagend sein :(
Aber ich lass ihn, weil er mir wirklich gefällt.
Und wer des Lateinischen nicht so mächtig ist, der googelt vllt einfach ein bisschen :D

Wie gesagt, nochmals herzlichen Dank für deine Mühe.

Gruß! Salem

 

Ich find ja Fremdwörter und Latein toll - schließlich haben wir einen Bildungsauftrag hier! :bib:

 

schließlich haben wir einen Bildungsauftrag hier
JAWOLL! :teach:

Obwohl, ich finde, Bernhard hat etwas Interessantes gesagt:

Die Geschichte hätt ich glatt übersehen. Hab schon 2 x durch die Rubrik geschweift, aber nichts lesenswertes mehr gefunden und dann die naja, nicht so aussagekräftigen Titel rangekommen
Mir geht es ja manchmal auch so. Ist der Titel uninteressant (oder wie hier, gar unverständlich), dann ruf ich die Geschichte meist gar nicht auf. Es sei denn, ich kenne den Autor.
Vielleicht ein Fehler, aber aussagekräftige Titel locken doch eher. Zu vergleichen mit dem Aufbau in einem Supermarkt. Das, was hervorgehoben ist, das, was anspricht, was bekannt ist, das wird eher gekauft, als Dinge, die unter seltsamen Namen irgendwo in einer unauffälligen Ecke schlummern.

Nichtsdestotrotz gefällt mir der Titel (verkauf ich halt nicht so viel von :D)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom