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Serie Konrad Pfeffer im Schlaraffenland

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14.03.2004
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Konrad Pfeffer im Schlaraffenland

Konrad Pfeffer trat fest in die Pedale seines Fahrrades. Er wollte pünktlich um 18 Uhr beim Abendessen daheim sein. Hatte doch am verschlafenen Morgen der Motor seines Kleinwagens gestreikt, das Mittagsmenü im Büro war dann auch nicht gerade reichlich, dafür gab es reichlich viel Arbeit.
Endlich: Sumpfgasse 13. Schnell das Rad in den Abstellraum und rauf ins dritte Stockwerk. Die Schweißperlen standen auf Konrads hoher Stirn, als er exakt um 17 Uhr 59 die Wohnungstür öffnete und mit knurrendem Magen in die Küche stürmte.
Doch enttäuscht ließ er den Kopf sinken: Der Esstisch war leer – bis auf einen kleinen, zerknitterten Notizzettel. Zwei kaum leserliche, von flüchtiger Frauenhand geschriebene Zeilen verrieten: Gattin Irene stattete zur Zeit der Familie Altmann einen Besuch ab.
Verärgert warf Konrad Pfeffer Zettel sowie Aktentasche in eine Ecke, dann einen Blick in die Geldbörse: Wie nicht anders erwartet – leer! Damit erübrigte sich auch ein Gaststättenbesuch. Nichts ahnend öffnete er die Kühlschranktür…
Vor Schreck rang Konrad Pfeffer nach Luft. Entgeistert starrte er in die Fächer. Hatte er erwartet, ebenfalls gähnende Leere anzutreffen, so türmten sich dort in ungewohnter Fülle die köstlichsten Speisen: Von Kalbszunge, Fischmayonnaise über Pressschinken, Rindsrouladen bis kaltem Hühnchen reichte alles aus, um auch verwöhnten Gourmets das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen.
Ratlos setzte sich Konrad auf den gefliesten Boden vor dem Kühlschrank. Wer nur konnte ihm so knapp vor dem Monatsersten dieses lukullische Schlaraffenland beschert haben? Schließlich aber siegte der Hunger über alle Bedenken – und mit beiden Händen griff er nach Herzenslust zu…

Eine gute halbe Stunde später spürte Konrad Pfeffer ein herrlich sattes Gefühl im Inneren seiner Leibesmitte. Er begoss das fürstliche Mahl mit einem Glas kühler Zitronenlimonade, schob „Deutsche Märsche“ in den CD-Player und ließ sich in den Fauteuil fallen. Die Füße hoch gelagert lauschte er eine geraume Weile den Verdauungsklängen. Bis das Telefon klingelte.
Drei missglückte Versuche, dann schaffte es Konrad, aus dem Sitz hochzukommen. Gemächlich schlüpfte er in die Hausschuhe und schlurfte zum Apparat.
„Hallo Schatz, ich bin’s“, flötete es aus dem Hörer.
Überrascht zog Konrad die Augenbrauen hoch. Doch ohne jeden Zweifel, das war die Stimme seiner Frau Irene.
„Schatz?“, wiederholte Konrad. „Haben wir heute vielleicht Hochzeitstag und ich hab’s vergessen?“
„Sei nicht gleich eingeschnappt, Conny! Ich hab zwei Gläschen Wermut getrunken - und bin gut gelaunt“, rechtfertigte sich die Gattin nun recht trocken. „Was aber wollte ich dir eigentlich sagen…? Ach ja, hör zu! Die Steiner, unsere Nachbarin, du weißt ja, von der Tür acht -, also die Steiner war heut bei mir und hat erzählt, ihr neuer Fernseher hat gerade mitten im Film ‚Eine köstliche Geschichte‘ zu rauchen begonnen! Seitdem hat sie in der ganzen Wohnung keinen Strom. Und das gerade, wo heute Abend ihre Erbtante Maria auf Besuch kommt… Da habe ich einfach zu ihr gesagt: ‚Frau Steiner, Sie können…‘“
„Nein, bitte hör mit deinem Weibertratsch auf!“, unterbrach Konrad gereizt. „Mich interessiert nicht, was…“
„Konrad! Lass mich aussprechen!“, kam jetzt die betont mahnende Stimme der Gattin durch den Draht. „Konrad, ich habe zur Steiner gesagt, sie soll, bis ihr Neffe Heinrich, der Elektriker, bei ihr war, die verderblichen Lebensmittel aus ihrem Kühlschrank in unseren stellen. Conny, warte also vorerst mit dem Abendessen – und nimm dir bitte nichts vom Eis, bis ich wieder zurück bin!“
Eisiges Schweigen.
„Konrad! Hast du mich auch verstanden?!“
Konrad Pfeffer hatte nicht mehr. Mit kalkweißem Gesicht nahm er seinen Werkzeugkoffer und drückte sich auf den Zehenspitzen an der Steiner-Tür acht vorbei. Unter der Motorhaube seines Kleinwagens wollte er Kühlschrank, Kalbszunge, die Steiner – und sein jämmerliches Elend vergessen…

 

Na ja, ziemlich vorhersehbar das Ganze.
Zudem schon viel zu oft verwendet für die Darstellung humoristischer Alltagsepisoden, dieses Thema.
Die sprachliche Form und Kontinuität lassen immerhin auf eine humoristische Absicht schließen, zumindest auf den Versuch einer humrostischen Absicht.

Alles in allem las sich der Text wie ein langgezogener Witz; Ehemann kommt nach Hause, wird von einem ansehnlichen Mahl überrascht, dabei war´s gar nicht für ihn...
Als ein zusammengefasster Witz hätte der Text vielleicht noch ein bestätigendes Lächeln entlockt, aber so wirft er einfach nichts mehr ab.

Gelesen und vergessen.

 

Hallo Hendek!

Danke für die prompte Kritik (wie kann man nur in max. 14 Minuten die KG lesen und kommentieren???). Darf ich sie "satirische Kritik" nennen :-? Können Satiriker überhaupt noch lächeln?

Mein Prot K.P. erlebt zumeist Alltagsgeschichten, die ich ihm schon vorgelebt habe. Alles natürlich schon da gewesen und das Ende vorhersehbar. Nicht so für ihn! Auch in meinen anderen KG wissen die LeserInnen zumeist schon, wie das finstere Kapitel der Schreibkunst enden wird - aber auch bei Columbo wissen wir von Beginn an, wer der Mörder ist - wahrscheinlich Columbo auch - und trotzdem wollen wir miterleben, wie es weiter geht.

Es sollte nur etwas Einfaches zum Schmunzeln werden. So gesehen rechne ich es dir hoch an, dass du bis zum bitteren Ende durchgehalten hast und mir den Versuch einer "humrostischen" Absicht zugestehst!

Herzlichst - Carlo

 

Für so einen kurzen Text braucht man gewiss keine Stunde, um sie zu lesen und zu verstehen.
Wobei das ruhig als Kompliment an den Autor aufgefasst werden kann.

Ob für deinen Protagonisten im Endeffekt etwas vollkommen ungewohnt ist oder nicht, ist nur sekundär von Bedeutung, wenn überhaupt. Sowas muss mir nicht der Verfasser erklären, sowas muss ich aus der Darstellung des Textes herausfiltern.
Die hier vorgegebene Umsetzung lässt den Schwerpunkt eher in der Pointe erkennen, nicht in der überraschten Einstellung deines Helden.

Bei Columbo - um mal bei deinem Beispiel zu bleiben - liegt der Hauptaspekt in der Umsetzung der Auflösung des Mordfalls, was man auch ohne weiteres schon zu Beginn erahnen bzw. sogar erkennen kann.
In deiner Geschichte reicht die Umsetzung nicht aus, um die Unbeholfenheit und den Umgang mit dem "von Schicksalsschlägen überhäufte" Leben deines Protagonisten in den Vordergrund zu drängen und das Augenmerk auf das "Wie" zu fixieren.

 

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