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Konrad die Kellerassel
Konrad, die kleine Kellerassel, wohnt mit seiner Familie in einem Blumenbeet. Eigentlich leben sie wie im Paradies: Unter den Blumen ist die Erde feucht und es gibt immer genügend abgestorbene Pflanzenreste zum Fressen. Doch Konrad möchte auch wissen, wie es außerhalb des Beetes aussieht. Er ist neugierig und unternehmungslustig. Am liebsten würde er die ganze Welt bereisen. Ausflüge in den nahegelegenen Garten hat er schon mehrfach unternommen.
Auch heute möchte die Umgebung erkunden. „Ich bin dann mal weg“, verabschiedet er sich kurz von seiner Familie, bevor er das Beet verlässt.
„Viel Spaß und pass auf dich auf“, rufen ihm seine Eltern noch hinterher. Sie kennen das schon und machen sich kaum noch Sorgen.
Gut gelaunt pfeift Konrad vor sich hin und marschiert auf seinen vierzehn Beinen los. Zuerst krabbelt er an einer Mauer entlang, dann biegt er links ab, überquert eine Wiese und läuft unter einem großen Kastanienbaum hindurch. Er geht immer weiter. Plötzlich tauchen Steine vor ihm auf. Groß wie Felsen versperren sie seinen Weg. Konrad muss mühsam klettern und sich durch Spalten zwängen. Kaum hat er das Hindernis überwunden, hört er ein Plätschern. Neugierig schiebt er einige Blätter zur Seite und schaut aus dem Pflanzendickicht heraus.
„Wow!“, ruft Konrad. Vor ihm liegt ein riesiger Gartenteich. „Eine gute Gelegenheit etwas zu trinken“, freut er sich. Der Ausflug hat ihn durstig gemacht.
Eilig läuft Konrad auf das Wasser zu, um seinen Durst zu stillen, da passiert es auch schon: Er stolpert über eines seiner vielen Beinchen und plumpst kopfüber in den Teich. Platsch! macht es und er geht unter. Da Konrad nicht schwimmen kann, sinkt er schnell tiefer und tiefer. Ängstlich hält er die Luft an und schließt die Augen. Konrad glaubt an sein Ende.
Am Grund angekommen, bemerkt er jedoch, dass er noch lebt und dass es ihm gut geht. Verwundert runzelt er die Stirn: „Wie das?“ Die Wangen noch immer kugelrund aufgeblasen, öffnet er vorsichtig die Augen.
Da bekommt er einen riesigen Schrecken. Genau über ihm schwebt ein großer, roter Fisch im Wasser und starrt ihn mit weit aufgerissenen Kulleraugen an.
„Hilfe...!“ Konrad reißt den Mund zum Schreien weit auf und alle Luft entweicht.
„Warum hast du Angst vor mir?“, fragt ihn enttäuscht die Fisch-Dame. „Hast du etwa noch nie einen Goldfisch gesehen?“
Konrad ist verunsichert und ängstlich zugleich. „W-W-W-W-Wirst du mich jetzt fressen?“, stottert er.
„Quatsch! Ich freue mich doch über deinen Besuch und darüber dich kennenzulernen. Ich heiße übrigens Gerda. Willkommen unter Wasser!“
„Danke, ich heiße Konrad“, antwortet er zögerlich. Dann beruhigt er sich und ergänzt: „Ich bin unter Wasser und lebe noch?! Es kommt mir vor als wäre ein Wunder geschehen“.
„Wieso Wunder? Du bist doch eine Kellerassel. Ich habe mal in der Goldfisch-Schule gelernt, dass alle Asseln genau wie Krebse und Krabben ursprünglich aus dem Wasser stammen.“
„Echt? Das habe ich gar nicht gewusst“, antwortet Konrad verdutzt.
„Ja und deshalb hast du auch noch Kiemen. Mit denen kannst du teilweise auch noch unter Wasser atmen“, erklärt Gerda.
„Fühlt sich irgendwie komisch an“. Konrad ist fasziniert.
„Wenn du schon mal hier bist, möchtest du, dass ich dir meine Unterwasserwelt zeige?“, fragt Gerda gespannt.
„Au ja, gerne!“, freut sich Konrad.
„Prima! Dann kannst du mir erzählen, wie es über Wasser aussieht“. Gerda ist ganz neugierig „Kletter auf meinen Rücken und halte dich gut an meiner Flosse fest“.
Freudig steigt Konrad auf. Gemeinsam schwimmen sie los und Konrad reitet auf Gerda durch den Gartenteich.
Gerda zeigt ihm verschiedene Arten von Algen und andere schöne Unterwasserpflanzen. Er lernt auch andere Bewohner der spannenden Unterwasserwelt kennen. So treffen sie am Grund auf Manfred die Muschel, der beschäftigt ist und sich gerade eingräbt. Oder an einer Seerose sehen sie Lisa die Libellenlarve sitzen, die ihnen zuwinkt. Und dann schwimmt auch noch Werner der Wasserkäfer an ihnen vorbei
Aber auch Konrad kann Gerda viel über das Leben an Land berichten. Über die warme Sonne, den Regen, den er viel viel lieber mag, die Wiesen mit den vielen bunten Blumen und auch über viele andere Tiere wie zum Beispiel: Bienen, Schmetterlinge oder die Schwalben am Himmel.
Gespannt hört einer dem anderen zu.
Nach einer Weile tauchen die beiden wieder zur Wasseroberfläche auf. Konrad rutscht vom Rücken der Goldfisch-Dame und krabbelt an Land.
„Vielen Dank für alles Gerda. Du hast mir sehr geholfen und mir wirklich viel gezeigt“, bedankt er sich.
„Gerne!“, antwortet sie. „Auch ich habe viel von dir über die Welt über Wasser erfahren. Muss toll sein da oben. Ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wiedersehen“.
„Ich werde dich bestimmt wieder besuchen, andersherum geht es auch gar nicht“, grinst Konrad und auch Gerda muss lachen.
Dann verabschieden sich die zwei herzlich voneinander und Konrad winkt Gerda mit mindestens acht seiner Beinchen zu, während sie abtaucht.
Überglücklich macht sich der kleine Konrad auf den Heimweg. Er kann es kaum abwarten, seiner Familie von dem tollen Erlebnis mit Gerda zu berichten.