Konjunkturschwäche
Konjunkturschwäche
Nicht das erste oder zehnte Mal war er zum Briefkasten gegangen. Es war ungefähr das siebenunddreißigste Mal gewesen.
Nun der Rückweg, zurück in das fünfstöckige Backsteinhaus mit der Blase der Glückseligkeit.
Hier wohnen sie, er und die vollbusige Frau, die so gerne singt und isst und Liebe macht. Die ihn anlächelt, wenn er morgens zerdrückt erwacht, die an seinen Ohren zupft und leckt, wenn er trüben Gedanken nachhängt und die ihre eigene Mutlosigkeit zwischen Milchkaffee und Vanilleeis zu erdrücken versucht.
Die Luft in ihrem Kosmos wird knapper.
In den Ecken der hellen Wohnung nistet die Traurigkeit, zwischen Büchern und Platten, hinterm Basilikum, im Schrank und im Eisfach. Langsam wächst sie, und stetig. Ihre feuchten Ausläufer belecken immer mehr Quadratzentimeter. Manchmal streifen die beiden Bewohner sie schon mit dem Fuß oder dem Gesicht, wenn nicht mehr genügend Vanilleeis da ist. Würde sie siegen? Würden sie zusammen den Kampf gewinnen können?
Die nächsten Umschläge warten auf eine Reise, darauf, sorgfältig befüllt, beschriftet und verschlossen, dann mit resigniertem Blick empfangen, hektisch aufgerissen und achtlos in den Papierkorb geworfen zu werden. Ob ihr Inhalt mehr wird auslösen können, als bedauernde Antwortschreiben?
Ob die kleiner werdende Blase, angefüllt mit Hoffnung und Zukunftsplänen, wieder wird wachsen können?
Ich wünsche es.