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Kommissar Klawon

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15.12.2013
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Kommissar Klawon

„Papa, komm her, es ist so weit“. Arno Deken ist Polizeichef in Hannover. Auf diesen Anruf seiner Tochter Anja hat er schon den ganzen Sonntag Morgen gewartet. Er sprach leise am Telefon: „Ja, es ist alles vorbereitet. Ich mache nur noch die anderen Nummernschilder an den geklauten Wagen und bin in zwei Stunden bei Dir.“ Alles lief nach Plan. Anja hatte ihren ungeliebten Ehemann Mario mit einem angereicherten Glas Sekt um die Ecke gebracht.

Als Arno eintraf, war noch alles so, wie Anja es hinterlassen hatte. „Hast Du die Gläser gereinigt?“ fragte Arno. „Ja, mit dem Pulver, dass Du mir gegeben hast.“ „Dann müssen wir noch die Sektflasche entsorgen. Es darf keine Hinweise geben, dass Mario seinen letzten Alkohol hier zu sich genommen hat.“ „Aber man wird ihn doch nicht finden?“ „Wahrscheinlich nicht. Aber ganz ausschließen kann man es halt nicht.“

Anja bemerkte: „Der Irre da draußen hat ganze Arbeit geleistet“. „Ja“, entgegnete ihr Vater. „Bei sowas ist er gut. Das hat ihm auch Spaß gemacht. Natürlich weiß er nichts von Marios Ableben.“ Erklärend fügte Arno noch hinzu: „Der Typ war übrigens ein alter Bekannter von mir, und zwar aus der Zeit, wo ich noch ganz dicke war mit Rockerchef Klaas Humbug von den „Tollen Trollen“, der stadtbekannten Rockergang in Hannover.“

Anja und Arno räumten den Tatort auf. Arno achtete besonders darauf, dass nicht die kleinste Spur zurückbleiben würde. „Die Ermittlungstätigkeit fällt übrigens in den Bereich eines ganz besonderen Mitarbeiters: Kommissar Klawon!“ „Mmh. Wird der auch nichts bemerken?“ wollte Anja wissen. „Iwo. Kommissar Klawon würde nicht einmal seine eigene Pensionierung bemerken, wenn er nicht darauf angesprochen werden würde.“ Anja zeigte sich damit zufrieden.

„Falls die Leiche doch noch gefunden werden würde, wäre Hubert, ein Hauptkommissar im Morddezernat, für die Ermittlung zuständig, und Hubert merkt auch nichts.“, sagte Arno. „Noch ein Trottel bei Euch?“, vermutete Anja. „Nee, dumm ist der nicht. Er interessiert sich halt nicht für Kriminalität und Polizeiarbeit. Er fing früher bei der uniformierten Polizei an, um bei den Frauen mehr her zu machen.“ Anja konnte ihre Verwunderung nicht verbergen „Sag mal: Was habt Ihr denn da für Leute bei Eurer Polizei?“ Arno lachte. „Sei froh, dass wir sie haben.“

Arno hatte neben anderen nützlichen Utensilien auch einen Leichensack aus dem Bestand der Gerichtsmedizin mitgebracht. Die beiden verpackten Mario sorgfältig und legten ihn vorsichtig auf eine dicke Wolldecke in den Kofferraum des geklauten Kombis. Auf keinen Fall durfte der Sack dabei beschädigt werden und Spuren emittieren.

Die Zeit schritt voran. Inzwischen ist es nach Mitternacht geworden. Die Nacht war sternenklar. Arno und Anja rangierten den Kombi aus der Garage und fuhren einige Hundert Kilometer nach Osten. Sie bogen in einen Waldweg ein, und schließlich erreichten die beiden eine Holzhütte. Anja war zum ersten Mal hier. „Das ist ja wirklich abgelegen. Wem gehört das hier?“ Die Antwort versetzte sie in Erstaunen. „Das Grundstück gehört Klawon“. Anjas Augen wurden größer. „Du machst Witze“. Arno nahm seine Tochter in den Arm und drückte sie liebevoll. „Nee, nee“, meinte er. „Das macht Sinn. Erstens ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Leiche hier nicht gefunden wird. Klawon ist vernarrt in dieses Anwesen und würde nie eine Veränderung zulassen oder es gar verkaufen. Er hat es nämlich von seinem Großvater geerbt, bei dem er aufgewachsen ist. Und er kommt vom 30. September bis zum 31. März niemals hierher, weil auch sein Großvater das schon so gehalten hatte. Wir haben also bis zum nächsten Frühjahr Ruhe.“ Anja blickte Arno in die Augen. „Und was ist zweitens?“ Arno lächelte verschmitzt. „Ich habe ein Motiv arrangiert. Ein Motiv für Klawon, unseren Mario zu töten. Die Einzelheiten brauchst Du aber nicht zu wissen“. Anja drängte ihren Vater zwar noch mehrmals, ihr alles zu sagen, aber ohne Erfolg.

Die beiden warteten, bis der Morgen dämmerte. Dann hoben sie den hölzernen Terrassenboden vor der Eingangstür beiseite und verbuddelten Mario ohne den Leichensack in zwei Metern Tiefe. Den Aushub sammelten sie neben dem Loch auf einer großen Gewebeplane. Auf diese Weise konnten sie das Anwesen in den Urzustand zurückversetzen, so dass es niemandem auffallen würde, dass dort etwas verbuddelt worden ist.

Mario ist finanziell unabhängig gewesen und hatte keine weiteren Verwandte, so dass sein Verschwinden keine größeren Probleme aufwerfen würde. Die Tage vergingen, und mit ihnen kamen immer wieder Anrufe bei Anja herein. Es waren aber nur die - nunmehr ehemaligen - Kumpel von Mario, ein halbes Dutzend höchstens. Anja vertröstete sie stets auf später. Wie mit ihrem Vater besprochen sagte sie wahrheitsgemäß, dass sie Mario am Sonntag Vormittag das letzte Mal gesehen hatte.

Nach einigen Tagen rief Anja bei der Polizei an und meldete ihren Mann als vermisst. Der Polizist am Telefon nahm eine kurze Notiz auf und sagte: „Ich schicke Ihnen morgen jemanden vorbei“.

Am nächsten Morgen brachte Anja ihre Einkäufe ins Haus. Die Haustür stand noch offen. Ein Beamter in Zivil trat ein. Er passierte den Flur, ging schnellen Schrittes auf Anja zu - und rutschte dabei auf dem Teppich aus. „Wer sind denn Sie?“ fragte Anja ihn vorwurfsvoll mit irritiertem Blick. „Oh, mein Rücken. Guten Tag. Sie sind die Ehefrau des verschwundenen Mario Räuber?“ Anja ahnte etwas. Sollte das Kommissar Klawon sein? Es war Kommissar Klawon, der sich mit der Suche nach vermissten Personen beschäftigte. Sie lächelte kurz, setzte aber gleich ein etwas leidendes Gesicht auf und bat den Kommissar ins Arbeitszimmer ihres Mannes. Klawon setzte sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch. Jetzt traf Anja also auf den Beamten, der ihr zukünftig noch einige Nerven abverlangen sollte.

Anja sagte mit leiser Stimme: „Ich möchte meinen Mann vermisst melden“. Nach einer kurzen Zeit des Überlegens sprang Klawon von seinem Stuhl auf - und rief: „Aua, verdammt!“. Er fiel in den Stuhl zurück. Anja sagte nichts. Der Kommissar war mit dem Stuhl offensichtlich zu nah am Schreibtisch gewesen und beim Aufstehen mit seinen Oberschenkeln an die Tischunterkante gestoßen. Klawon fasste sich aber sehr schnell, denn solche Missgeschicke war er reichlich gewöhnt. Er nahm den angebotenen Becher Kaffee entgegen und bedankte sich. „Ich kann nicht lange bleiben“, sagte er zu Anja. „Wieviel Zeit haben Sie denn?“, fragte sie. Kommissar Klawon blickte hastig auf seine Armbanduhr. Dabei schüttete er den Kaffee über seine Hose. Der Kommissar hielt inne. Es war ihm sichtlich peinlich, und Anja traute ihren Augen nicht.

Das weitere Gespräch verlief erwartungsgemäß, denn Arno hatte seiner Tochter schon detailliert geschildert wie die Polizeiarbeit in einem solchen Fall aussehen würde. Der Kommissar nahm die Personalien auf und schickte sich an zu gehen, nicht ohne Anja Hoffnung zu machen, Ihren Mann wieder zu sehen: „Die allermeisten Vermissten finden sich wieder an. Bestimmt nimmt Ihr Mann nur eine Auszeit.“ Dieser Gedanke war für sich betrachtet gar nicht abwegig. Schließlich hatte Anja dem Kommissar zuvor erzählt, dass sie sich am Sonntag mit Ihrem Mann gestritten hatte, weil er ihr eine bereits länger zurückliegende Affäre gestanden und sie ihm daraufhin eine Szene gemacht hatte.

Klawon bot Anja an, sie in die Stadt mitnehmen, denn er musste aufs Revier und Anja wollte noch eine Freundin treffen. Beim Ausparken setzte er zurück. Ein heftiger Rums warf die beiden in die Rückenlehnen ihrer Sitze zurück. Klawon und Anja sahen sich verdattert an. „Ich habe etwas vergessen“, meinte Klawon. „Sie haben etwas vergessen? Was zum Teufel?“ Klawon schluckte. „Ich habe vergessen zu bremsen.“ Fassungslos sah Anja zu ihm hinüber. Mit schnellen Griffen klinkte sie den Gurt aus und stieß die Beifahrertür auf. Beim Aussteigen rief sie dem Kommissar zu: „Sowas wie Sie gibt es gar nicht! Ich gehe zu Fuß“. Mit einem lauten Rums fiel die Autotür ins Schloss.

Am Abend traf Anja Ihren Vater wieder. „Na, Anja, hab ich Dir zu viel versprochen über Kommissar Klawon?“ Anjas Blick verdüsterte sich. „Sag mal, Papa: Wie kommt so einer wie Klawon eigentlich in den Polizeidienst? Welcher Verrückte hat ihn eingestellt?“ Arno grinste, denn diese Frage musste irgendwann kommen. „Nun, das kam so“, sagte Arno. „Klawon war gerade mit der Schule fertig geworden. Da rettete er der Tochter meines Vorgängers das Leben. Sie wollte von einer Brücke springen. Klawon kam mit seinem Elektrofahrrad vorbei und geriet ins Schlingern.“ „Aber so rettet man doch niemanden vor dem Selbstmord?“ „Doch, Klawon schon. Er machte nämlich eine Vollbremsung, um nicht in einen Hundehaufen zu fahren. Dabei überschlug er sich. Sein Fahrrad landete auf Rainers Tochter, die mit einem Knie schon auf dem Geländer war. Und seine Tochter landete im Krankenhaus. Da entdeckten die Schwestern ihre Depression. Sie ist inzwischen überm Berg“. Anja runzelte die Stirn. „Dann ist er also durch seine eigene Tolpatschigkeit Polizist geworden. Ist ja toll.“ „Ja“, sagte Arno. „Aber dennoch wäre es beinahe nicht zur Einstellung gekommen. Als Klawon zu seinem Vorstellungsgespräch kommen sollte, hatte er sich tatsächlich im Datum geirrt. Er stand damals an einem Karfreitag auf der Matte. Rainer hat sich voll für ihn eingesetzt, damit er doch noch in den Dienst aufgenommen wurde.“

In den folgenden Wochen und Monaten bemühte sich der Kommissar redlich, Licht in das Dunkel zu bekommen. Aber Mario blieb verschwunden und niemand wusste irgendetwas.

Es wurde April und Kommissar Klawon inspizierte nach dem Winter erstmals wieder sein Grundstück im Wald. Es war für die Jahreszeit sehr warm und sonnig. Er bezog seine Datsche und schlug seinen Liegestuhl neben der Regentonne auf. Sein Nickerchen wurde nicht getrübt, denn er ahnte nicht, was zwei Meter unter ihm in der Erde lag.

 
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Haarsträubend.

Volker, das ist schon arg daneben. Ich will trotzdem erst mal die positiven Punkte aufzählen: Rechtschreibung und Grammatik sind gut, die Idee – vor dem Hintergrund eines Mordes ironisch Personalprobleme bei der Polizei zu beschreiben – finde ich auch nicht schlecht. Deine sprachlichen Fähigkeiten kannst Du sicher schnell weiterentwickeln, wenn Du ein paar Empfehlungen berücksichtigst, die sich jeder Schreibende zu Herzen nehmen sollte.

Was aus meiner Sicht überhaupt nicht funktioniert sind Plot, Logik, Erzählton und Pointe. Und die Formatierung des Textes ist auch problematisch.

Plot/ Logik – Wo soll man da anfangen? Unverständlich ist, weshalb Anja einen Mord begeht und ihr Vater dabei hilft, ihn zu vertuschen. Dass ein Ehemann ungeliebt ist, stellt kaum ein hinreichendes Motiv dar. Es hat sich mir auch nicht erschlossen, welche Rolle der Irre spielte, den der Vater aus der Rockerzeit her kennt.

Die Leiche auf der Datscha des zukünftigen Ermittlers zu verstecken, weil der selten dort ist, das Grundstück nie verkaufen würde und sich außerdem ständig wie ein Trottel benimmt, dem man leicht einen Mord in die Schuhe schieben kann – das sind für mich Autorenphantasien, aber das könnte man vielleicht so machen. Aber da Du dann gar nicht zeigst, wie der Vater dem Trottel den Mord anhängen will, wirkt das Ganze, als ob sich der Autor davor drücken will, die Geschichte sorgfältig zu konstruieren.

Dann kommen die Slapstick-Einlagen von Klawon, die weder lustig noch sonderlich originell ausfallen. Und die Episode, wie er angeblich zu seinem Job bei der Polizei gekommen ist, das löst beim Leser wohl eher Befremden als Amüsement aus.

Außerdem: "Klawon bot Anja an, sie in die Stadt mitnehmen, denn er musste aufs Revier und Anja wollte noch eine Freundin treffen." Woher wusste Klawon, dass Anja noch eine Freundin treffen wollte? Man sieht hier, dass der Autor Anja unbedingt in Klawons Auto kriegen wollte, obwohl das aus der Situation heraus nicht verständlich ist. Wieso sollte Anja dem Klawon das gesagt haben? Es läuft dann darauf hinaus, dass Klawon sein merkwürdige Ausparknummer abzieht, die als Lacher gedacht sein mag, aber bei mir nur wieder Kopfschütteln ausgelöst hat.

Erzählton – Man nimmt ja einiges an verhunzter Logik hin, wenn die Sprache der Erzählers frisch und lebendig ist. Aber Dein Stil leidet unter mehreren typischen Anfängerdefiziten:

- verbrauchte, ausgelatschte Formulierungen ("Alles lief nach Plan."/"Anja hatte ihren ungeliebten Ehemann Mario mit einem angereicherten Glas Sekt um die Ecke gebracht. "/ "Die Zeit schritt voran."/ "bemühte sich der Kommissar redlich")
- die Verwendungen von sinnlosen Füllwörtern wie übrigens, eigentlich, offensichtlich, sehr, besonders
- Mangel an Eleganz und Präzision der Beschreibungen ("und fuhren einige Hundert Kilometer nach Osten"/ "und verbuddelten Mario ohne den Leichensack in zwei Metern Tiefe"/ "konnten sie das Anwesen in den Urzustand zurückversetzen, so dass es niemandem auffallen würde, dass dort etwas verbuddelt worden ist.")

Fazit und Empfehlungen: Aus meiner Sicht ist das ganze Ding verkorkst. Wer schreiben will muss lesen, gründlich lesen. Lies dir Krimis durch, die Dir gefallen und versuche die Sprache, die man dort verwendet nachzuahmen. Im nachahmen besteht der erste Schritt zu einem eigenen guten Stil.

Bevor Du schreibst, denke gründlicher über den Plot, die Struktur der Geschichte nach. In dieser Story gibt es zu viele Widersprüche.

Meide Clownerie. Neun von zehn Menschen sind Narren, aber eben keine völligen Trottel. Der Slapstick Deiner Geschichte passt nicht mehr so ganz in unsere Zeit.

Und schau dir in den Büchern auch mal an, wie man einen Text formatiert.

Außerdem verstehe ich nicht, weshalb Deine Geschichte unter "Alltag" steht.

Aber: Mein Urteil ist ganz und gar subjektiv. Andere Leser mögen anders urteilen. Bin gespannt, was noch dazu geschrieben wird.

Gruß Achillus

 

Hallo,

also, das ist recht albern, der Text. Ich weiß nicht, ob dies bewusst so gemacht ist, so geschrieben ist. Ich kann darüber nicht lachen. 'Tolle Trolle' und so, nee. Ich find aber auch diesen Krimi-Hype dämlich, wo dann Buchschoner mit dem Titel 'Mordsbuch', oder Regenschirme mit Blutspritzern dran für Krimi-Fans verkauft werden. Fänden die es dann auch total geil, wenn es einen aus der eigenen Familie trifft, aus den eigenen Reihen?

Ich habe eben aber auch Elmore Leonard gelesen, ein Buch, bei dem ich während des Lesens schon dachte: Verdammt, ist das gut! Für mich sagt dieser Text nichts aus. Ein dämlicher Kommissar, nur dämliche Polizisten, unfähig, die Dialoge sind hölzern, die Figuren sind Betonblöcke, kein Konflikt.
Ich fürchte, ich kann leider nicht sehr viel Gutes sagen.

Es fehlt an gut getimten Dialogen, an einem Konflikt, an Protas, die man sich vorstellen kann, bildlich!, an Spannung, und an einer Pointe, wenn es denn eine braucht.
Ich würde dir empfehlen, hier die empfohlenen Geschichten mal durchzulesen, wie es da so gemacht wurde.

Viel Spass hier noch

Gruss, Jimmy

 

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