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Komische Kamele

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21.05.2003
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Komische Kamele

Komische Kamele

Die Wüstenkarawane setzte sich langsam wieder in Bewegung. Ein Kamel hinter dem anderen, schwer beladen mit Beuteln und Säcken, schleppte sich durch den heißen Sand. Kai verdrehte seine Augen, gähnte einmal laut und unüberhörbar und zog dann seinem Vordermann, oder besser gesagt Vorderkamel Ali am Fell. Irgendetwas musste er einfach tun, sonst wäre er vor Langeweile umgekippt. Das ewige Wüsten durchqueren und Sandberge besteigen war ja so etwas von öde. Den lieben langen Tag passierte nichts, absolut gar nichts. Vielleicht würde Kai sich nach dieser Tour einen anderen Job suchen. Einen bei dem man viel erlebte, viel Spaß und vor allem nette Kollegen hatte. Diese schläfrige Kamelbande mit der er herumzog brachte ihn noch zur Verzweiflung. Den ganzen Tag machten sie nichts anderes, als stumm durch die Wüste zu trampeln und in die eintönige Landschaft zu glotzen. Kai seufzte und schnitt Ali, der sich trotz Fellgezupfe nicht herumdrehte, eine Grimasse.
„Boh sind die langweilig!“, murmelte er, als er plötzlich von hinten ein leises Kichern hörte. Schnell schaute er sich um und sah hinter sich ein kleines, irgendwie hässlich aussehendes, dickes Kamel, das erst in der letzten Oase zu seiner Gruppe gestoßen war. Auf die viel zu große Schnauze schielend, grinste es, wackelte mit den Ohren und rief Kai zu:
„Ganz schön lahmer Haufen, was?“
Dann kicherte es, dass seine Höcker wackelten.
Es ging einen Schritt schneller, um neben Kai herlaufen zu können und stellte sich vor:
„Ich bin Kondor!“
Kai lächelte. Dieser hässliche Typ schien irgendwie witzig zu sein. Er verriet ihm seinen Namen und reichte Kondor freundschaftlich die Vorderhufe. Dann beschlossen beide, sich den Weg durch die weite Wüste mit ein paar Spielen abwechslungsreicher zu gestalten.

Kondor fing an, Wasser aus seinen Höckern zurück in sein Maul laufen zu lassen und damit Lieder zu gurgeln, die Kai erraten musste. Beide quietschten vor Vergnügen, ernteten jedoch von den anderen Kamelen nur genervte Blicke.
Kai schlug als nächstes vor, „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ zu spielen.
Beide Kamele blickten auf die eintönige Gegend und kicherten. Weit und breit war nichts als Sand zu sehen.
„Ich sehe was, was Du nicht siehst und das ist…. gelb!“
Kai wieherte vor Lachen und Kondor bemühte sich, möglichst nachdenklich zu gucken.
„Vielleicht Sand?“, fragte er und kullerte mit den Augen.
„Richtig! Bravo, Kondor!“, jubelte Kai und verbeugte sich vor ihm. Und so ging es den ganzen Tag weiter. Ein Spiel folgte dem nächsten, so dass die Zeit bis zum Abend wie im Fluge verging. Beide wunderten sich sehr über die hereinbrechende Nacht, da ihnen ihre Wüstenwandertage normalerweise viel länger erschienen. Lächelnd und erschöpft schliefen sie am Abend ein.
Am nächsten Morgen machten sie genau dort weiter, wo sie aufgehört hatten: sie spielten und lachten.
Während die Langweiler-Kamelherde lustlos durch die Wüste stapfte und das Ende ihrer Reise kaum erwarten konnte, krümmten und bogen sich Kai und Kondor beim Kamelrückwärtsgehen, Zungenweithängen oder Sackhüpfen mit leeren Vorratssäcken vor Lachen. Und selbst die Nacht hielt sie nicht davon ab, sich zu amüsieren.
Heimlich schlichen sie sich von der schnarchenden Kamelkolonne weg, rutschten auf ihren Hinterteilen die Pyramiden hinunter oder verbuddelten sich gegenseitig im kühlen Sand, so dass nur noch ihre Köpfe heraus guckten.
Ganz zum Schreck der Kameltreiber, die auf der Suche nach den ausgebüchsten Kamelen eines Nachts nur den Kopf von Kondor fanden.
Als beide Tiere jedoch, wie so oft in letzter Zeit, in ohrenbetäubendes Gegröle ausbrachen, wussten die Kameltreiber Bescheid und schüttelten nur die Köpfe. Diese beiden Kamele waren wirklich komisch.
Tag für Tag ging es so munter weiter, bis die Karawane ihr Ziel erreichte.
Lustlos und erschöpft warfen sich die anderen Kamele in den Sand, während Kai und Kondor immer noch fröhlich plappernd zur nächsten Wasserquelle trabten. Diesmal war der sonst so ermüdende und anstrengende Weg durch die Wüste für sie viel leichter gewesen.
Soviel wie in den letzten Tagen hatte Kai Jahre nicht mehr gelacht. Mit einem Freund wie Kondor war die trockenste, ödeste Sandwanderung das reinste Vergnügen gewesen. Solch einen guten Freund sollte jeder haben, dachte Kai, grinste und kitzelte Kondor am Fell. Beide lachten und beschlossen dann, ihre Wege nur noch zusammen zu gehen, weil es zusammen mehr als doppelt so leicht ist wie alleine.

 
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Hallo sumsebiene,

na, da hast du mich aber ganz schön reingelegt! Ich hielt Kai anfangs noch für so ein gelangweiltes deutsches Touristenkind, das vor lauter Langeweile anfängt ein Tier zu piesacken. Schön, dass es nicht so war ;).
Mir hat deine Geschichte gut gefallen. Und deine Botschaft, dass das ödeste Leben durch Freundschaft bereichert werden kann, hast du verständlich rübergebracht.

bye
exi


Anmerkungen:

„Boh sind die langweilig!“, murmelte er, als er plötzlich von hinten ein leises Kichern hörte.
+a
Während die andere Langweiler-Kamelherde lustlos durch die Wüste stapfte und das Ende ihrer Reise kaum mehr erwarten konnte, ...
Es passt nicht, das Adjektiv „andere“ in Zusammenhang mit „Langweiler-Kamelherde“ zu gebrauchen, da Kai und Kondor doch trotzdem Teil dieser Herde bleiben, auch wenn sie sich nonkonform verhalten. Besser wäre hier vielleicht, einfach „Langweiler-Kamele“ zu schreiben.
Und: Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat mir an der Stelle genau dieses Wort gefehlt (das "mehr").

 

Vielen Dank für den Kommentar. Du hast Recht. Ich werde die Geschichte abändern, sobald ich die technischen Probleme mit meinem Rechner gelöst habe.
Schön, dass Dir die Geschichte gefallen hat.

Gruss
Sabine

 

Hallo Sabine!

eine richtig schöne, phatasievolle und witzige Kinderkamelgeschichte. :) Irgendwie ganz im Stil Deiner Giraffen und Pinguine, wenn auch nciht ganz so verrückt, sonder einfach nur wunderbar zu lesen. Hat mir sehr, sehr gut gefallen.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo sumsebiene,

mir hat die Geschichte auch gut gefallen.

Anzumerken habe ich trotzdem wieder was - das kennst Du ja schon ;-)

Kondor fing an, Wasser aus seinen Höckern zurück in sein Maul laufen zu lassen
Zunächst einmal sind die Höcker von Kamelen eher Fett- als Wasserspeicher. Zum anderen rutschen die Kamele später die Pyramiden herunter (herrliche Idee übrigens), also sind es vermutlich Kamele mit nur einem Höcker (Dromedare), während die zweihöckrigen Kamele (Trampeltiere) sich eher in Zentralasien tummeln, wo es keine Pyramiden gibt.

Das wird den Kindern aber den Spaß nicht verderben.

Mit Kai ging es mir übrigens wie Exzentriker, das liegt wohl am Namen.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo sumsebiene!
Eine süße Geschichte, hat mir gut gefallen. Wie immer angenehm zu lesen und kindgerecht geschrieben :)
Wenn du dir Bemerkungen zu Herzen nimmst, wird die Geschichte noch ein Tick besser. ;)

Ja, die Botschaft hast du gut eingebaut. Gute, enge Freunde sind so unheimlich wichtig. Freunde helfen einem mit Problemen fertig zu werden, sie geben einem Halt. Die schrecklichsten, dunkelsten Zeiten übersteht man mit einem guten Freund an der seite.
Seine Freizeit mit Freunden zu verbringen ist natürlich auch gut ;) :)

bye und tschö

 

Schön, dass Euch allen die Geschichte gefällt. Sie wird dann noch an den entsprechenden Stellen überarbeitet.

Roy:
Vielen Dank für die Hinweise. Du bist wohl ein echter Tierspezialist, was?;) Ich habe mir schon extra ein Tierbuch zur Seite gelegt, aber da haben sich wohl doch ein paar kleine Fehler eingeschmuggelt. Das mit den Höckern werde ich aber trotzdem stehen lassen, weil sonst das ganze erste Spiel der beiden Kamele ausfällt. Nunja. Heißen denn nun die Einhöckigen auch Kamele, obwohl sie Dromedare sind? Dann könnte ich das wenigstens stehen lassen. Sonst habe ich ja keine komischen Kamele mehr, sondern komische Dromedare und das hört sich doch nicht halb so gut an, oder?

Gruss
Sabine

 

Hallo Sumsebiene,
deine Geschichte gefiehl mir auch gut.
Schön wie du es beschreibst, das es mit einem Freund, die Welt einfach tausendmal aufregender ist.
:) Mercedes

 

Stört es, dass man nicht gleich weiß, dass Kai ein Kamel ist? Soll ich das lieber von Anfang an klar stellen?

Gruss
SAbine

 
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Hallo sumsebiene,

keine Sorge: Die Dromedare gehören ebenso zu den Kamelen wie die Trampeltiere; "Kamel" ist einfach der Oberbegriff, so wie die Bezeichnung "Hund" gleichermaßen für Dackel, Bernhardiner und Schäferhunde zutrifft.

Aber zum Namen der Geschichte - statt "komischen Kamelen" wären es dann eben "drollige Dromedare" :-)

Was das Wasser aus den Höckern angeht: Laß das ruhig so stehen, es ist ja ohnehin als Gag gemeint. Die frühen Disney-Cartoons, vor allem die aus den dreißiger Jahren, sind voll mit so etwas - das macht einen Teil ihrer Genialität aus.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo Sumsebiene,

ich habe mit viel Spaß deine Geschichte (und auch die bisherigen Kommentare) gelesen. Meiner Meinung nach musst du nichts mehr ändern.

Der Name Kai stieß mir zunächst auch ein bisschen komisch auf, aber wohl deshalb, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass ein Wüstenkamel einen solchen (eher nordischen) Namen hat. Allerdings weiß ich auch nicht, wie Kamele "normalerweise" heißen; vielleicht weiß Roy das, der ist ja offenbar "Kamel-Experte"....

Liebe Grüße

Andrea

 

Hallo Wossibär,

Kamele heißen normalerweise bestimmt Ali und Baba und so. Meine sollten ja komische Namen bekommen. Zumindest solche, die für ein Kamel komisch sind.

Gruss
Sabine

 

Hallo Sabine,

eine pfiffige Geschichte, die ich gerne gelesen habe! :)

Mir gefällt sehr, dass ich zu Anfang dachte, Kai wäre ein gelangweilter Junge. So war es ein richtiger "Erst-auf-den-zweiten-Blick"-Effekt, als mir klar wurde, dass es sich bei ihm um ein Kamel handelt. :)

Auch die "Aussage" der Geschichte, dass das Leben mit Freunden - selbst während langweiliger Wüstendurchquerungen - nie öde ist, ist schön.

Auch auf die Gefahr hin, dass du mich für pingelig hältst, liste ich dir ein paar Stellen auf, die du für mein Gefühl noch verbessern könntest:

"Das ewige Wüstendurchqueren und Sandberge besteigen" Warum "Wüstendurchqueren" in einem Wort und "Sandberge besteigen" in zweien?

"Den ganzen Tag machten sie nichts anderes (Komma) als stumm durch die Wüste zu trampeln "


"„Boh sind die langweilig!“, murmelte er, als er plötzlich von hinten ein leises Kichern hörte. Schnell schaute er sich um und sah hinter sich ein kleines, irgendwie hässlich aussehendes, dickes Kamel," --> die Wortwiederholung "hinten" und "hinter" störte mich etwas, vielleicht fällt dir da noch etwas anderes ein?

"Mit den Augen auf die viel zu große Schnauze schielend," Das fand ich seltsam. Kann man noch mit etwas anderem schielen, als mit den Augen?

"Als beide Tiere jedoch, wie so oft in letzter Zeit, in ohrenbetäubendes Gegröle ausbrachen, wussten sie Bescheid und schüttelten nur die Köpfe" --> hier ist beim Lesen nicht sofort klar, ob sich das "sie" bei "wussten sie Bescheid" auf die Tiere oder die Menschen bezieht.

Ein wirklich netter Schluss: Zusammen ist alles doppelt so leicht, wie allein! :)

Liebe Grüße
Barbara

 

Hi Barbara!
Schön, dass auch Dir die Geschichte gefallen hat. Die Verbesserungsvorschläge halte ich keinesfalls für pingelig, schließlich soll der Text doch im gesamten rund sein. Vielen Dank also.

Grüsse

Sabine

 

Hallo Sumsebiene!
Eine gelungene, witzige Kindergeschichte!!
Hast du sehr gut geschrieben!!!

Das ewige Wüstendurchqueren und Sandberge besteigen war ja so etwas von öde.
..war ja sowas von öde, finde ich besser...denn die Aussage mit "so etwas" heißt ja dann, das es nur etwas öde ist (gröhl)

Lieben Gruß und "Ein Hoch auf Deinen grünen Tee"

LG Ulrike

 

Hallo Joker!
Auch diesen Satz werde ich ausbessern, sobald ich es technisch hinbekomme. Ich habe öfters Probleme mit meinem Rechner und so kann es noch etwas dauern, bis die Korrektur erfolgt. Vielen Dank für den Tipp!

Gruss
Sabine

 

Hallo liebe Sumsebiene,

also, du wirst immer besser. Du hast einen Fan an mir. Ich kann mir deine Geschichten soo gut als Kinderbuch vorstellen. Wenn du zeichnerisch auch so begabt bist, wie sprachlich, dann mach wenigstens ein Buch für deine Kinder. Sie sind zu beneiden, solch phantasievolle Geschichten erzählt zu bekommen.

Am besten finde ich die Stelle mit dem Wasser zurücklaufen lassen und Lieder gurgeln. Auch wenns sachlich nicht stimmt, das muss drin bleiben! Und die Spiele: Kamelrückwärtsgehen, Zungenweithängen, Sackhüpfen, einfach herrlich. Wie wäre es noch mit Weitspucken oder Höckerwackeln?

Nur ein Vorschlag noch: Wie wäre es wenn die Köpfe aus dem Sand "lugten" statt guckten?

Also ich habe mich köstlich amüsiert.

Trink weiter so viel grünen Tee, ich freue mich in der Zeit auf schöne Geschichten von dir!

Herzliche Grüße! Marion

 

Hi Marion!
Vielen , vielen Dank für Dein Lob und den Verbesserungsvorschlag. Gefällt mir wirklich gut. Leider kann ich überhaupt nicht malen. Neulich habe ich für unseren Dreijährigen versucht ein Pferd zu malen. Als ich ihn gefragt habe, was das wohl sein soll, hat er ganz traurig geguckt und dann gesagt: "Mama, das kann ich nicht erkennen!"
Das sagt doch alles. Da kann ich noch so viel Tee in mich hineinschütten, damit kann ich leider auch nicht malen.
Ich beschränke mich also weiter auf´s Schreiben und hoffe die Menschheit zu amüsieren.

Grüsse und ein schönes Wochenende

Sabine

 

Geschrieben von Roy Spitzke
Hallo sumsebiene,

mir hat die Geschichte auch gut gefallen.

Anzumerken habe ich trotzdem wieder was - das kennst Du ja schon ;-)Zunächst einmal sind die Höcker von Kamelen eher Fett- als Wasserspeicher. Zum anderen rutschen die Kamele später die Pyramiden herunter (herrliche Idee übrigens), also sind es vermutlich Kamele mit nur einem Höcker (Dromedare), während die zweihöckrigen Kamele (Trampeltiere) sich eher in Zentralasien tummeln, wo es keine Pyramiden gibt.

Das wird den Kindern aber den Spaß nicht verderben.

Mit Kai ging es mir übrigens wie Exzentriker, das liegt wohl am Namen.

Schöne Grüße
Roy


Eine schöne GEschichte wie all die Storys die ich bislang von Dir gelsen habe... aber ich muss Roy zustimmen was das mit den Höckern angeht und das andere auch...

Den Spass wird es den Kindern nicht verderben aber es wird ihnen vielleicht falsches Wissen vermitteln...

Ich würde es an Deiner Stelle abändern... vieleicht könnten er das Wasser zum gluckern ja auch einem Wasserschlauch nehmen?

:)

jaddi

 

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