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Koma

Sie lag im Koma. Seit Jahren.
Er pflegte sie. Seit Jahren.


Er wusch sie jeden Tag von Kopf bis Fuss. Spritze ihr das Essen in die Magensonde. Lagerte sie alle vier Stunden auf eine andere Seite, damit sie keine offenen Stellen bekommt. Saugte ihr, wenn sie Grippe hatte, den Schleim aus dem Hals. Lehrte ihren Katheter aus.

Manchmal machte er ihr Lieblingsessen. Spagetti Bolognese. Er pürierte die Mahlzeit und spritzte sie in ihre Sonde. Dann saß er da und dachte an frühere Zeiten. Wie sie sich kennen lernten. Sich verliebten. An ihre unzähligen Urlaube. Nur mit Rucksack durchreisten sie viele Länder. Als sie sesshaft wurden, bauten sie ein kleines Häuschen. Sie hatten durch seinen guten Job genug Geld um gut über die Runden zu kommen und waren einfach glücklich. Sie hatten einfach in den Tag hinein gelebt und nicht an die Zukunft gedacht. Bis es keine mehr gab. Bis zu dem Tag. Der eine Tag, an dem sie einfach zusammenklappte. Am Anfang dachte er, dass es nicht so schlimm sei, da sie in letzter Zeit häufiger über Schwindelanfälle geklagt hatte. Er brachte sie ins Krankenhaus. Diagnose: Gehirnblutung. Folge: Koma. Für wie lange war ungewiss, doch da sie nicht mehr so jung war, waren die Chancen minimal, dass sie je wieder aufwachen würde.

Viele besorgte Menschen versprachen Hilfe. Doch nur anfangs bekam er auch welche. So schaffte er es alleine. Insgeheim machte es ihn fertig, wenn sich ihr Zustand nicht verbesserte. Nicht verschlechterte. Wenn es keine Veränderung gab. Alles gleich. Jahr und Tag. Nur manchmal kamen Regungen. Wenn er sich ganz nah an sich kuschelte, vermochte er ein Lächeln zu sehen. Diese Momente hielten ihn daran, weiter zu machen. Sie nicht in ein Heim zu geben, wie ihm die meisten Menschen rieten. Auch Ärzte versuchten immer wieder ihn umzustimmen. Dass sein Leben doch völlig auf der Strecke bleibe und dass die medizinische Versorgung in Heimen besser wäre, waren ihre Argumente. Doch er hörte ihnen nicht zu. Nie. Er wollte es nicht hören.

Eines Tages verschlechterte sich ihr Zustand plötzlich dramatisch. Wurde viel schlechter. Die Ärzte wussten nicht warum. Ratlos mussten sie zuschauen wie sie dahin siechte. Er war Tag und Nacht bei ihr am Krankenbett. Bis sie starb. Ganz friedlich. Seine Hand in ihre verschlungen. Seine Wange an ihrer.

Die Ärzte bedauerten es, doch waren sie auch froh für ihn, dass ihm die Last, immer für sie da zu sein, genommen wurde. Sie versicherten ihm, dass ihr Tod auch für sie gut war, da sie ja nichts mehr vom Leben hatte. Er könne nun wieder ein eigenes Leben führen.

Doch für ihn war es eine Katastrophe. Denn er liebte sie.

 

Wunderschön traurig!
Ein paar kleine Fehler, aber was solls.
Mir fallen keine passenden Worte ein. Die Geschichte hat mich einfach gerührt.
Viele Grüße Catharina

 

Danke ! Freut mich, dass es dir gefällt.

Mfg Katha

 

Danke!

In meiner Familie gibt es so einen Fall, der allerdings noch lebt. Deshalb "kenne" ich mich ziemlich gut aus. Klingt zwar komisch, ist aber so.

 

Ich muss aber auch sagen, dass es mir nicht so nahe geht. Meine Oma liegt seit über 12 Jahren im Koma und ich bin erst 14. Ich hab keinen richtigen Bezug zu ihr.

Naja, lassen wir das Thema. ich werd' ncoh ganz sentimental ... ;-)

 

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