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Koipyte
Viereinhalb Minuten bis zur Sendung. Viereinhalb Minuten, in denen Herbert Schneider abschalten, sich auf das gewählte Thema konzentrieren, oder seine Kärtchen mit rhetorischen Fragen umsortieren konnte.
»Drei Minuten«, verkündete Christine aus der Regie.
Aber heute war etwas anders, ihn fröstelte, die Kabine war verdammt nochmal zu kalt. Scheiß Winter! Herbert stand auf, ging zum Heizkörper. Nicht besonders warm, aber auch nicht so kalt, um drüben, in der Sendeleitung jemandem auf die Füße zu steigen. Der volle Aschenbecher wäre ein Grund.
»Zwei Minuten.«
Er setzte sich wieder. Seine Karten: Area51, Roland Emmerichs Pyramidenkäse, Akte X, Entführungen, verschiedene was-wäre-wenn-Fragen. Stichpunkte. Er würde sie wahrscheinlich gar nicht benötigen.
»Noch eine Minute«,
Irgendwie musste Christine einen an der Waffel haben, dachte Herbert, jedes Mal machte sie einen Aufstand, als ginge es um den Start einer Rakete ins All. Außerdem hatte er eine Uhr am Handgelenk, eine auf dem Tisch und eine an der Wand gegenüber, ja, und natürlich die Uhr Marke Nervensäge nebenan. Genug für den ersten Herzinfarkt mit fünfundfünfzig. Zuviel Kaffee, zuviel Cholesterin, zuviele Uhren, und schon konnte man tot sein.
21:00 Uhr. Zeit für dreißig Sekunden Kurznachrichten. Wenn man den Scheiß überhaupt als Nachrichten bezeichnen konnte. Was in der Welt passierte, interessierte hier niemanden. Provinznachrichten für ein Kaff von zwanzigtausend Hinterweltlern. Sensationsmeldungen, deren Höhepunkt die jährliche Eröffnung des Maisfeld-Labyrinths von Landwirt Bachmeyer ausmachte.
Ein kurzer Werbespot für die Sendung nach Herberts Stündchen. Danach der Jingle für die seine.
»Servus und grüß Gott miteinander, hier ist euer Herbert mit Klatsch um neun. Ich bin wie immer sehr gespannt, was ihr in den nächsten fünfundvierzig Minuten zum Thema Außerirdische erzählen könnt.«
Er machte eine Pause, so lange, dass Christine schon ganz hektisch geworden war, und blendete dann den aktuellsten Neuzugang der Hitparade ein, über den er einfach hinweg reden konnte.
»Gibt es außerirdisches Leben? Ufos, grüne Männchen vom Mars? Glaubt ihr daran, glaubt ihr nicht daran? Erzählt es mir. Die Anschlussnummer, wie immer, 86123.«
Herbert steckte sich eine Zigarette an und kritzelte auf dem Notizblock herum. Der Song ging ihm auf den Wecker und obwohl er fast zu Ende war, hatte das Telefon noch kein einziges Mal geklingelt. Er blendete das Stück aus.
»Und hier haben wir schon unsere ersten Anruferin.«
Herbert sah streng zu Christine hinüber. Sie schimpfte und blitzte ihn an, doch er saß in seinem schalldichten Kämmerlein und ließ sich durch ihr Gestikulieren nicht aus der Ruhe bringen. Der Aschenbecher war zu voll.
»Hallo Paula, was möchtest du uns erzählen?«
»Äh ... ja, also ich weiß nicht, eigentlich ...«
Na warte, dachte Herbert, so kommst du mir nicht davon. Herausfordernd grinste er zu Christine hinüber.
»Ich weiß schon, das ist nicht so einfach, aber kleiner Tipp vom Insider, sprich ganz frei von der Leber weg.«
Sie zögerte.
»Also ich glaube an Aliens.«
»Was du nicht sagst. Wie kommst du darauf?«
»Weil ich schon mal welche gesehen habe?«
»Das ist ja hochinteressant. Wie sahen sie aus?«
»Keine Ahnung, das war da bei dem Sportflugplatz. Ist schon ziemlich lange her. Jedenfalls war ich da auf einer Grillparty und plötzlich sind am Himmel ein paar Lichter aufgetaucht. Die waren aber bald wieder weg.«
»Und es war bestimmt kein Flugzeug?«
»Wäre schon möglich, aber es war vollkommen lautlos, ich meine ...«
»Alles klar, Christi... Paula hat schon mal Ufos gesehen. Wenn sie etwas Ähnliches erlebt haben, rufen sie an.«
Herbert startete einen Song und lehnte sich zurück. Geduldig kämpfte er mit dem Feuerzeug. Die Gegensprechanlage klickte.
»Warum machen sie das immer?« Christine natürlich.
»Reg' dich nicht auf, Showbusiness, Baby!«
Durch die Scheibe schenkte er ihr sein Gewinnerlächeln und neigte den Kopf zur Seite. Dann streckte er beide Arme von sich, als wollte er sie an sich drücken. Das half immer. Herbert war stolz auf sich. Er hatte die Situation mal wieder sensationell gerettet und wie zur Belohnung läutete das Telefon. Er nahm das Gespräch an und blendete die Musik aus.
»Herberts Klatsch um neun.«
»Herbert, altes Haus, Ronny ist dran.«
»Der allwissende Ronny, wie geht’s?«
»Danke, danke, kann nicht klagen.«
»Das freut mich zu hören. Und, wie steht's mit dir? Außerirdische?«
»Also meiner Meinung nach steht es außer Frage, dass Außerirdische existieren. Was mich interessiert ist, ob die Fremden wirklich unseren Vorstellungen entsprechen.«
»welche Vorstellungen sind das?«
»Na, die aus dem Fernsehen, immer die Gleichen, zwei Hände, zwei Füße, ein Kopf und – oh Wunder – unsere Sprache. Meistens sind sie obendrein noch saublöd, streiten sich um Sandförmchen und wir Menschen retten dann ihre Zivilisation, indem wir ihnen unsere Binsenweisheiten um die Ohren hauen. Ich sage nur Star Trek.«
»Autsch, da werden wir wohl gleich ein paar Trekkies besänftigen müssen.«
»Immer feste druff, die haben nichts anderes verdient. Es gibt da übrigens ein paar lustige theoretische Ansätze zu dem Thema. Zum Beispiel besagt einer, dass es sehr wohl außerirdisches Leben geben kann, vielleicht besser gegeben hat und womöglich irgendwann geben wird. Es dürfte aber nicht sehr wahrscheinlich sein, dass die zeitgleich mit uns Menschen existieren.«
»Das heißt, entweder sind wir oder die zu früh dran?«
Auf dem zweiten Anschluss klingelte es.
»So kann man es auch sagen, aber mir ist diese Theorie zu pessimistisch. Eine andere Überlegung geht davon aus, dass die nochmalige Entwicklung von Leben wie wir es kennen total unwahrscheinlich ist und wir deshalb allein durch das Weltall treiben.«
»Ich sehe das eher entgegengesetzt.«
»Wie Carl Sagan geschrieben hat: wäre 'ne ganz schöne Platzverschwendung.«
»Das trifft den Nagel auf den Kopf. Vielen Dank für deine Meinung, Ronny, und hier kommt David Bowie mit Starman.«
Jetzt klingelten beide Anschlüsse.
Herbert drückte die Kippe aus und steckte sich sogleich eine Neue an. Ronnies Breitseite auf Star Trek würde bestimmt Wirkung zeigen. Durch das Fenster sah er Christine gestikulierend mit dem nächsten Anrufer sprechen. Er nahm einen tiefen Zug, dann aktivierte er die Leitung.
»Herberts Klatsch um neun, heute geht es um Außerirdische, sie sind live in der Sendung«, sagte Herbert, während die Letzten Takte der Musik erklangen.
»Berger ist mein Name, also hören sie mal ...«
»Guten Abend Frau Berger. Wie geht’s denn immer?«
»Ja, ja, gut, gut, aber hören sie, ich finde es unverantwortlich, dass für die Erforschung des Weltraums und die Suche nach Außerirdischen Milliarden und Abermilliarden verpulvert werden, obwohl es hier unten auf der Erde drunter und drüber geht. Das sind doch verdrehte Relationen, das kann gar nicht mit rechten Dingen zugehen. Da steckt das Militär dahinter, ist doch immer so, das ist wirklich unverantwortlich. Unverantwortlich, sage ich Ihnen. Hauptsächlich die Ameri...«
»Ja, Frau Berger, die Amerikaner. Aber lassen Sie uns doch kurz auf das Thema unserer Sendung zurückkommen: was meinen sie? Gibt es Außerirdische?«
»Sie haben wohl nicht verstanden, ich sagte ja gerade, dass es wichtigeres gibt. Unverantwortlich sowas. Gute Nacht.«
Herbert schüttelte den Kopf.
»Tja, Leute, das war unsere Kolumne 'Ansichten von Frau Berger', die ich für heute mit Sean Lennons Lied 'Spaceship' beende.«
Herbert drückte die Play-Taste. Das Lied gefiel ihm und half ihm darüber hinwegzusehen, dass die miesepetrige Bergerin seit der ersten Sendung jede Woche anrief und wie eine zerkratzte Schallplatte nicht aufhörte, immer dieselbe Leier zum Besten zu geben.
Nach der Hälfte des Liedes bemerkte Herbert, dass ihm sein Vorrat an Kippen ausgegangen war. Unmutig suchte er sämtliche Jackett- und Hosentaschen ab, vielleicht fand sich ja irgendwo noch eine Notration. Mensch, hätte er doch einfach in der umgekehrten Reihenfolge gesucht, aber nein, erst die fünf leeren Taschen. Sucht man einen Zettel, findet er sich auch immer erst ganz unten im Stapel. Muphys Gesetz eben. Ein Anrufer wartete in der Leitung.
»Herberts Klatsch um neun.«
»Hey Herbert, hier ist Steffi.«
»Hi Steffi! Wie stehst du zu Außerirdischen?«, fragte Herbert, während er die Schutzfolie seines Päckchens Zigaretten entfernte.
»Also ich fände es wirklich bedauerlich, würden wir ganz allein in diesem Universum leben. Außerdem ist meine Freundin der beste Beweis dafür, dass es noch andere gibt.«
»Warum? Weil sie sich verhält, als käme sie von einem anderen Stern?«
Genießerisch sog Herbert den Duft des frisch geöffneten Päckchens durch die Nase.
»Ach Gott, Herbert, glaubst mir nicht?«
»Doch, doch, und wie, lass dir nicht von zweitrangigen Journalisten dreinreden. Was ist deiner Freundin passiert?«
»Die ist vor zehn Jahren entführt worden.«
»Von Außerirdischen?«
»Ja klar!«
»Und seitdem ist sie verschwunden?«
Sie musste lachen. »Quatsch, sie war nur einen Tag lang weg.«
»Das klingt echt spannend! In meiner Recherche für die heutige Sendung bin ich über zahlreiche, größtenteils haarsträubende Berichte solcherart gestolpert. Das Meiste davon war wirklich nicht auszuhalten.«
»Ja, das ist meistens erstunken und erlogen.«
»Und keiner der Entführten hat jemals einen Beweis mitgebracht.«
»Ja, nein«, rief sie triumphierend, »aber meine Freundin!«
Herbert war begeistert. Die Sendung konnte nicht besser laufen.
»Aha.«
Herbert zündete sich wieder eine an.
»Das Beste daran sind ihre Erlebnisse, die ganz anders als die Geschichten der vielen Möchtegern-Entführungsopfer waren.«
»Fast alle Berichte sprachen von unangenehmen Erlebnissen, Angst, Schmerzen, Experimenten und so weiter«, warf Herbert ein.
»Deswegen ist es für mich auch total glaubwürdig, weil sie während des Vorfalls nur positives durchlebt hat.«
»Ich hoffe doch schwer, dass du mir und den Hörern davon berichtest!«
»Eigentlich war sie schon immer eine graue Maus; ich will damit nicht sagen, dass sie ein Kind von Traurigkeit wäre, ganz im Gegenteil, aber sie ist halt nicht die Hübscheste, bisschen zu viel drauf, kennt man ja. Okay, hässlich ist sie auch nicht, naja, du weißt schon, die Jungs stehen nicht Schlange. Deswegen ist sie halt unerfahren, kaum ausgegangen, schüchtern – das ganze Programm. Aber sie ist einfach so nett, meine Freundin halt und dann wurde sie entführt und ich dachte schon das schlimmste, dass sie sich umgebracht hat oder so, der Günni hatte ihr kurz vorher einen Korb gegeben, wo der doch so nett war, deswegen habe ich an Selbstmord gedacht, auch weil sie ja eine Woche lang weg war, Quatsch einen Tag ...«
»Was denn jetzt?« Langsam begann Herberts Optimismus bezüglich der Sendung zu schrumpfen.
»Nein, nein, ein Tagen war es, sieben Stunden oder fünf. Ist ja auch egal.«
»Zwischen fünf Stunden und einer Woche ist schon ein gewisser Unterschied auszumachen, findest du nicht?«
»Ich bin dann zu Günni, hab mir gedacht frag ich den, vielleicht hat er sich's ja anders überlegt mit dem Korb. Hätten doch schwer beschäftigt gewesen sein können, weiß man's? Aber sie war nicht bei ihm, nirgends, nicht im Café Abendstund', da gehen wir immer hin, Zuhause nicht, einfach weg. Dabei ist sie doch meine beste Freundin und hätte mir doch was sagen können, oder nicht?«
Herbert verdrehte die Augen, wenn sie nicht in Kürze zum Punkt käme, würde sie die längste Zeit geredet haben. Er trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
»Ich also wieder nach Hause, habe mich umgezogen, musste immerhin arbeiten. Danach bin ich zu ihr, macht man doch so, sie ist doch meine beste Freundin, lecker Prosecco mitgebracht, geläutet und, mein Gott, ich war so froh, Claudi hat aufgemacht. Total heiße Klamotten angehabt und ihr Gesicht, au Mann, hat die Gestrahlt wie so 'n Glückskeks, so hat die noch nie gestrahlt.«
Steffis endlosen Ausführungen ließen Herbert schließlich ein paar Kekse auspacken. Zum Glück hatte er auch Kaffee dabei.
»Claudi hat mir sofort ganz begeistert von der Entführung erzählt, von den Lehrern aus dem UFO die sie so hübsch aufgestyled hatten, gebadet, massiert, Haare gemacht und so, fast wie in einem Außerirdischen Wellness-Hotel. Haben ihr wahnsinnig viel beigebracht. Wir haben Proseco getrunken und es war so schön und sie sagte, sie würde es nochmal bei Günni versuchen, überhaupt nicht mehr zurückhaltend, hat von allen möglichen Männern geschwärmt, dass sie sich Matt Damon angeln würde und sollte der nicht wollen, ist schließlich verheiratet, einfach die Liste aus dem Peoples-Magazin durchgehen würde. Ich habe sie gar nicht mehr wieder erkannt.«
Herbert streckte sich nach seiner Thermoskanne auf dem Sideboard aus. Die Rollen des Drehstuhls wurden durch ein herumliegendes Kabel blockiert. Der Stuhl kippte ein Stück. Egal, würde schon gehen, er brauchte jetzt einen Becher Kaffee.
»Dann hat sie mir erzählt, dass sie erst durch die Außerirdischen eine Vorstellung davon erhalten hatte, zu welchen sensationellen Orgasmen sie fähig wäre.«
Bemüht, die Thermoskanne zu erreichen, glaubte Herbert seinen Ohren nicht zu trauen. Hatte Steffi gerade von Sex gesprochen?
»Und jetzt wünsche ich mir nichts sehnlicher, als auch von den Außerirdischen entführt zu werden. Ich will auch so tollen Sex erleben!«
Tatsächlich! Das S-Wort – in seiner Sendung! Herberts Stuhl tat einen Ruck nach vorne und noch ehe er reagieren konnte, fand er sich auf dem Fußboden wieder. Einige endlose Sekunden verstrichen, ehe er sich wieder hochrappeln konnte. Wie kam sie dazu, in einer Sendung vor 22:00 das Verdammte S-Wort auszusprechen?
»Herbert, bist du noch dran?«
Er drehte sich einmal um die eigene Achse, blieb einen Moment an Christines entsetztem Blick hängen und stolperte beim Versuch, sich zu setzen, beinahe noch einmal. Er kam sich vor wie ein Besoffener, so quer wie er über dem Tisch hing.
»Ich bin noch da«, keuchte er ins Mikrofon. »Das war ein bisschen mehr Information, als ich mir erhofft hatte, Steffi. Vor allem um diese Zeit.«
Damit sich Steffi keine Chance bot, noch einmal loszuplappern, blendete Herbert das nächste Lied ein. Langsam erholte er sich von dem Schrecken. Der Kaffee war ihm inzwischen egal, dafür fingerte er den Flachmann aus seinem Jackett. Den brauchte er jetzt. Ein kräftiger Schluck Rum war das beste Mittel gegen einen unvermittelten Adrenalinanstieg wie diesen. Wenigstens würde die Sendung den Zuhörern lange im Gedächtnis bleiben. Er drehte sich um, zögerte und nahm vorsichtshalber einen zweiten Schluck. Die Flüssigkeit schmeckte nach Urlaub, ein wenig nach Regen, warmem Sommerregen.
Umständlich stellte er den Stuhl wieder auf seine Rollen und setzte sich mit einem Seufzer. Er hatte genug gehört. Die Sendung wäre ohnehin in acht Minuten zu Ende, also programmierte Herbert einen letzten Song und eine für Notfälle aufgezeichnete Verabschiedung der Zuhörer in den Computer, schrieb Steffis Telefonnummer vom Display ab und steckte den Zettel in die Hosentasche. Schließlich klopfte er an das Fenster und winkte Christine kurz zu. Sie würde ihn bestimmt nicht verpfeifen, so weit kannte er die Kleine.
Herbert verließ das Gebäude durch den Personaleingang. Es war kühl und die Straßen nass. Schade, dachte Herbert. Er liebte Regen. An der nächsten Kreuzung bog er in eine Seitenstraße und folgte ihr eine Weile, bis er in einer kleinen Grünanlage stehen blieb. Verstohlen blickte er sich um. Niemand sonst war hier, die beste Gelegenheit um den Knopf zu drücken.
Einige Meter über ihm begann etwas zu flackern, wurde heller, zu einem gleißenden Licht, dann nichts mehr.
Die Luftfeuchtigkeit in der Kapsel war hoch. Genau richtig für Koipyte. Kondenswasser tropfte von der Decke, benetzte seine Haut. Er hatte sich im Zentrum austariert und ließ sein Gehirninterface mit der Navigationssoftware der Kapsel Kontakt aufnehmen. Schon Millisekunden später kannte er nicht nur Steffis Steuernummer, nein, auch ihr KFZ-Kennzeichen, ehemalige und aktuelle Adresse, er wusste wo sie arbeitete, die relevanten medizinischen Daten, ja sogar ihre Lieblingsblumen, Cyclamen Persicum, eine Veilchenart, konnte er in Erfahrung bringen. Der Standort des Mobiltelefons ließ ihn annehmen, dass Steffi sich in ihrer Wohnung befand. Er fütterte den Bordreplikator mit den erforderlichen Daten. Seine neue Schülerin sollte sich in einer angenehmen Atmosphäre wieder finden. Blumen hatten eine beruhigende Wirkung.
Das Interface meldete die Ankunft am Zielort.
Einige Meter über der Haustür begann etwas zu flackern, wurde heller, zu einem gleißenden Licht, dann nichts mehr. Herbert klingelte bei Steffi Regenmeister. Sie öffnete.
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