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Knochenspreißel
Unter den Reifen unseres Bentleys knirscht der Kies, als der Wagen beim Spielplatz zum Stehen kommt. Ich drücke mein bleiches Gesicht gegen die Scheibe. Hinter den Fenstern klebt eine verwaschene, graue Welt ohne Konturen. Hier drin wohnt die Kälte und Papa sitzt vorne, streichelt die Armaturen des Autos wie die Haut einer Geliebten. Auf langen Fahrten redet er manchmal mit ihm und seine Stimme wird eins mit dem monotonen Schnurren des Motors. Ich erinnere mich an früher, als er noch mein Vater war, irgendwann hat ihm jemand alle Empathie gestohlen. Dabei bin ich sein einziger Sohn. Wie ich mich fühle, das kann er schon längst nicht mehr nachvollziehen.
An manchen Tagen sehe ich Licht aufflackern, dann legt er die Schatten ab wie einen aus Trauer gewobenen Mantel und zeigt mir sein wahres Gesicht. Spricht zu mir, mit seiner vertrauten, hellen Stimme, entzündet einen Funken Mut inmitten meiner Verzweiflung. Jedoch vergeht kein Tag, ohne dass er die gespendete Wärme mit unmenschlichem Eifer wieder abtötet.
Beim Frühstück habe ich ein halbes Croissant runtergekriegt, es liegt wie ein Ziegel im Magen. Übelkeit schlich sich während der Fahrt in meinen Unterleib. Letzte Nacht habe ich nur wenig Schlaf gefunden, meist lag ich wach, zusammengekauert auf dem Bett, zählte sinnlos die Minuten und die Stunden, lauschte dem Pochen des Regens und hoffte, entrinnen zu können.
Aaron, unser Sicherheitsmann, steigt aus und schlägt die Tür hinter sich zu.
Ich löse die Schlosszunge. Einatmen. Ausatmen. Leben in den Körper pumpen, nun da die Lungenflügel frei sind vom engen Käfig des Gurtes. Ich halte diesen Zustand nicht mehr lange aus. Stelle mir vor, auf dem Rücksitz zu kollabieren, Organversagen. Langsam, schmerzvoll und still, weil die Luft nicht ausreicht zum Schreien.
„Ist das der Spielplatz, von dem du mir erzählt hast?“
Papa antwortet nicht. Er schnuppert, riecht die Schwäche, sie stinkt mir aus allen Poren. Starr blickt er geradeaus, sein Verstand hat sich in einem Labyrinth verirrt und er ist völlig taub für äußere Einflüsse. Trotzdem hätte ich die Frage niemals stellen dürfen! Innerlich ohrfeige ich mich für meine Torheit. Nur ein falsches Wort und er wird tobsüchtig, bricht mir erneut das Jochbein, oder Schlimmeres. Mein Körper ist fragil, ein Blatt im Wind, ich habe Glasknochen, sagt der Arzt.
Neben mir reißt Aaron die Tür auf, fuchtelt mit seiner wulstigen Hand herum. Er ist ein Grobian, großgewachsen und breitschultrig, hat ein Gesicht wie aus Stein gemeißelt, es ist eingefroren und erstarrt. In seinen Körperbewegungen liegt etwas Animalisches, Adern zucken über die Muskelstränge, als stünde er permanent unter Strom. Ich habe die kleinen Fläschchen bemerkt, die manchmal in seiner Jackentasche aneinanderklappern.
Papa sitzt da, regungslos wie ein Grabstein.
„Ich glaube, heute kann ich es schaffen. Kommst du mit?“
Er dreht sich langsam um, ein schwerfälliges Tier. Sein Gesicht ist tief verdunkelt. Nur die Augen quellen daraus hervor. Zwei madenweiße Kugeln, baumelnd an Stielen, sie besitzen weder Iris noch Pupille. Ich rieche seinen sauren Schweiß und das Eau de Cologne.
„Ich habe deine Fragerei langsam satt, Julian. Das haben wir schon oft genug durchgekaut! Wie alt bist du jetzt?“
„Ich bin letzten Monat neunzehn geworden, Papa.“
„Seit ganzen neunzehn Jahren verschwendest du schon meine Zeit! Isst von meinem Tisch, wohnst unter meinem Dach. Ohne auch nur den Ansatz eines Versuchs zu wagen! Seit Jahren wärst du bereit dafür, doch wartest du lieber und tust gar nichts … Hoffentlich fühlst du dich hundeelend dabei! Ich sollte Stolz empfinden können, doch du, du ...“
„Es tut mir leid ...“
„Keine anderen Kinder, nicht mal eine Tochter. Du bist alles, was ich zustande gebracht habe! Deine Mutter trägt Mitschuld an dieser ganzen Misere.“
„Du arbeitest zu viel ... Mama kann das nicht verstehen.“
„Ich muss Prioritäten setzen, so einfach ist das! Wenn ich unsere Linie halten will, bleibt mir nichts anderes übrig. Niemals hätte ich einen Pakt mit diesem menschlichen Ballast eingehen sollen. Man sieht ja, was dabei rauskommt!“
„Mach dir keine Sorgen, Mama und ich kommen zurecht ... Ich bin ja schon ein grosser Junge.“
„Das ist alles, was du dir während der ganzen Fahrt überlegt hast? Dass du mir sagen kannst, du kommst zurecht?“
„Ja ... und ...“
„Das reicht mir nicht.“
Ich hole tief Luft und sage: „Ich werde es tun.“
„Na also! Dann hör auf hier rumzustottern und zier dich nicht so! Steig gefälligst aus!“
–
„Hör endlich auf zu schwächeln!“
Papa vergräbt seine Faust im Beifahrersitz.
„Du weigerst dich also weiterhin? Damit habe ich gerechnet ... Dein Vater spürt genau, was für Zweifel dich plagen! Heute ist dein Tag, du gehst jetzt da raus!“
Ich beiße mir auf die Lippen. Ertrage dieses leere Starren nicht, die Finsternis, die sich von ihm ausbreitet. Ein schwarzes Tuch, das die Seele erstickt.
„Nun gut. Dann muss ich Aaron bitten, dir nachzuhelfen.“
„Nein!“
Habe ich geschrien? Kräftige Finger packen mich an der Schulter, pressen auf die fragilen Knochen, die knirschen wie Aarons Zähne, wenn er seine Injektionen vergisst. Bevor er mir das Schlüsselbein zerquetscht, steige ich aus. Zuerst den versilberten Gehstock, danach folgt das rechte Bein. Dabei habe ich das Gefühl, mein Körper verdreht sich unnatürlich im Sitz, ein Kampf gegen mich selbst, geführt mit zitternden Muskeln. Unter Aufbringung aller Willenskraft hieve ich das linke Bein hinterher, erhebe mich und stütze die Hände auf den goldenen Knauf. Feiner Regen legt sich auf die Haut, pikt sie mit tausend Nadelstichen, kalte Angst in meinem Atem.
„Du hast gehört, was dein Vater gesagt hat“, schnauzt Aaron mich an. „Beweg dich!“
Der Boden neben dem Kiesweg ist schlammig und aufgeweicht. Die Schuhsohlen rutschen auf der nassen Erde, ein Sturz ist tödlich. Mein Blick springt über den verwahrlosten Spielplatz. Dort im Schleier des Nieselregens erwartet er mich, seine Krallen in das verfaulte Holz geschlagen, grinsend, mit einem Mund, der aussieht wie eine klaffende Schnittwunde. Zwischen seinen spinnengliedrigen Extremitäten zerreißt er die letzten Reste Zuversicht. Sein Ruf hallt wider in meinem Kopf, treibt mir Nägel ins Gehirn. Das Äußere ist roh, abgehäutet und entstellt, triefendes Fleisch mit hundert Narben, Hornhautplatten stechen aus dem verwinkelten Schädel. Ich nenne ihn den Knochenspreißel.
Das Feuer prasselt im Kamin, es riecht nach frisch aufgebrühtem Kamillentee und Mamas blumigem Duft. „Was siehst du?“, fragt sie leise.
Papa sitzt im Ohrensessel und liest die Zeitung. Ich löse meine Augen von den tanzenden Flammen und nehme einen Schluck der heißen Flüssigkeit, verbrühe mir den Mund. Das erschrockene Keuchen liegt noch auf den Lippen, als ich antworte: „Es ist alles gut, Mama. Jetzt ist er nicht da. Ich denke, er hält sich heute fern.“
Vor Schmerz verziehe ich das Gesicht.
„Das freut mich“, sagt sie und streichelt mir zärtlich über die Wange. „Genieße die Ruhe. Ich bin glücklich, dass du bei uns bist, Julian.“
„Ich auch, Mama“, pflichte ich bei und vermeide es, Papa anzusehen. Die Schatten ballen sich in seinem Antlitz, in letzter Zeit ist es schlimmer geworden, ich kann mich kaum mehr an sein Aussehen erinnern. Eine finstere Aura verbirgt ihn hinter einem schwarzen Vorhang, der seine Menschlichkeit erdrückt. Ich will nicht wissen, was sich in der Dunkelheit verbirgt. Die Gesichtszüge wirken so fremdartig und die klaren Linien sind zerstört. Davon träume ich jede Nacht.
Er faltet die Zeitung zusammen und legt sie auf das Ebenholztischchen, auf dem meine und Mamas Tassen stehen. Sie blickt ihn erwartungsvoll an, sagt aber nichts.
„Was weißt du über die Ley-Linie?“, will er mit tiefer Stimme von mir wissen.
„Das ist die Adelslinie, das alte, königliche Blut, das durch deine Adern fließt. Ein stolzes britisches Erbe.“
„Was würde es für dich bedeuten, dazuzugehören?“
„Es würde mir einfach alles bedeuten, Vater.“
Ich flüstere und das Holz knackt im Kamin. Funken stieben den Schornstein hoch.
„Jetzt setz den Jungen doch nicht so unter Druck“, fährt Mama dazwischen, ein Zittern liegt in ihren Worten. „Lass ihm die paar ruhigen Stunden. Er sollte sich zwischendurch entspannen dürfen.“
Er dreht seinen massigen Schädel, bringt sie zum Schweigen. Dabei bleibt er stumm, muss keine Hand erheben. Während ihrer Ehejahre hat sie gelernt, sich dem Oberhaupt der Ley-Linie nicht zu widersetzen. Papa ärgert sich, wenn er allzu oft mit den Auswirkungen seiner Taten konfrontiert wird, deshalb trägt sie eine dicke Schicht Make-up. Mir wird ganz traurig bei dem Gedanken, was sie zu ertragen hat. Manchmal möchte ich sie danach fragen, aber getraue mich nicht, weil ich Angst habe, dass ihr Herz daran zerbricht. Mama senkt den Blick und knetet ihre weichen Hände.
„Was macht einen Angehörigen der Ley-Linie aus, mein Sohn?“
„Manche sagen, unser Stammbaum sei verflucht, dass wir niemals denselben Rang der anderen Adligen erlangen können. Aber du hast mich gelehrt, dass es nicht stimmt. Nur durch die Prüfung werden wir als würdig für die Ley-Linie erwiesen. Die restliche, minderwertige Bevölkerung ist Abschaum, den wir nur so lange dulden, bis wir aufgestiegen sind. Es erfordert viel Mut und Kraft, dazuzugehören. Deshalb sind alle, die würdig sind, etwas Besonderes.“
„Sehr schön! Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Nun hör mir zu: Deine Prüfung wird bald stattfinden. Ich habe alles arrangiert.“
Mein Mund wird trocken und ich greife nach der Tasse. Bevor ich sie zu den Lippen führen kann, krallen sich Papas Finger um mein Handgelenk und drücken zu. Der Tee kräuselt sich, als wäre eines der Zuckerstücke hineingefallen, die in Mamas Lieblings-Keramikschale auf dem Tischchen stehen.
„Hast du mich verstanden?“
Muss mich zusammenreißen, damit ich nicht kreische. Bin ich überhaupt in der Lage zu sprechen? Bei Papa dürfen keine Anzeichen meiner Unsicherheit geweckt werden, sonst sperrt er mich auf den Dachboden. Dort oben tropft das Wasser durch die Schindeln und der Wind säuselt um die Mauern, singt ein Lied von Schmerz und Kummer, das die finstersten Gedanken in mir weckt. In den Ritzen zwischen den Balken giert sein Antlitz, nährt sich an der Verzweiflung, seziert mich bis aufs Innerste. Gräbt nach der versteckten Linie tief in meiner Brust. Er wohnt in den Schatten der Erker, wo das Licht der Kerze stirbt und sein verdorbenes Reich beginnt. Nie mehr will ich zu ihm hinaufsteigen müssen.
„Ich bin bereit.“
Mir gelingt es, mit fester Stimme zu antworten. Das genügt ihm, er lässt meinen Arm los und legt mir eine schwere Pranke auf die Schulter. In dieser Berührung steckt kein Funken Wärme, sie fühlt sich kalt und tot an, ein klebriger Flecken Schwärze bleibt zurück.
„Beweise es uns, Julian. Erweise dich als würdig. Ansonsten bist du nur Ballast.“
Mama schluchzt leise in das Feuer.
Die Wippen schwingen und quietschen. Kein Wind weht.
Das Gerüst, an dem sie hängen, ist aus blankgenagten Knochen zusammengeschraubt, der Querbalken das Rückgrat eines Ungeheuers. Ich humpele daran vorbei, mühselig auf den Gehstock gestützt, dessen Hartgummispitze sich tief in den morastigen Boden gräbt. Er zittert unter meiner Anspannung. Rote und eitriggelbe Rinnsale schlängeln sich zwischen den Schuhen hindurch, vom Himmel fallen Fleischfetzen wie Asche mit dem Regen.
Im Kopf der unvermeidliche Sturz, das Skelett in tausend Splitter zerbrochen, ein blutiger Scherbenhaufen. Und ich liege da, zuckend und sterbend und mit dem Regen auf dem Gesicht, der anstelle von Tränen meine Wangen netzt. Ich kann nicht mehr weinen.
Je näher ich dem Aussichtsturm komme, desto höher steigt der Puls, ein Presslufthammer schlägt in meinen Adern. Ich möchte schreien, mich losreißen aus diesem psychotischen Netz, doch es gelingt mir nicht einmal ein Krächzen, der Mund ist kratzig, als hätte Papa einen Knebel hineingesteckt.
Die Umrisse meines Ziels schälen sich aus dem Grau und obwohl der Turm nur circa zwei Meter in die Höhe ragt, wirkt er bedrohlich und unüberwindbar. Wie soll ich ihn jemals erklimmen? Wo sitzt der Knochenspreißel? Er beobachtet, wartet darauf, dass ich ihm unter die Augen trete, seine bohrenden Blicke durchstechen mich, legen ein Kribbeln auf die Haut.
Endlich erreiche ich den Turm, die Konstruktion sieht instabil aus, das Holz ist mit Nässe vollgesogen und vermodert. Ich hebe den Kopf und schaue nach oben, der Atlasknochen drückt mir ins Hinterhaupt, die Aussichtsplattform ist im Nebel verborgen. Das ist viel zu hoch für mich! Zögernd stelle ich den Gehstock an den Turm und mache einen letzten, unsicheren Schritt, presse die Hände gegen die morschen Bretter. Für einen Moment lehne ich dort, komme zu Atem, die Welt riecht nach Sumpf und Ocker, rostiger Blutgeschmack auf der Zunge. Die Glasknochen ächzen, als ich den Arm hebe, um in die Lücke zwischen zwei Balken zu greifen. Meine Hand streicht über Knorpel.
Ich ziehe mich nach oben, drücke die Schuhspitzen in den weichen Boden, bedacht darauf, das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
„Möchtest du von meiner Haut kosten?“
Er lacht aus dem Nebel herab, ein Geräusch, als zerreiße Papier.
„Wenn du es bis zu mir nach oben schaffst, rupfe ich dir die Gliedmassen aus! Ein Festmahl, meine Folter der Ley-Linie. Ach, wie ich es geniesse, ihr Herr zu sein. Komm, füttere mir von deinem Leid, erfülle mich, du schmeckst so fein!“
Das Geschrei ausblenden, mich nur auf den bevorstehenden Kraftakt fokussieren. Entweder sterbe ich beim Versuch, oder steige heute in die Reihen der Leys auf. Hebe den anderen Arm, bin jetzt völlig ohne Hilfe, meine Beine durchfährt ein Zucken, der Boden kippt aus der Waagrechten. Ich schlittere.
„Achtung, Achtung, Julian! Du willst doch keinen Fehler machen! Ich werde schon zusehen, dass du unversehrt bei mir ankommst, mein köstliches Wrack. Schau mal, wenn ich nur mit dem Finger schnippe, bricht dir das Handgelenk. Oder stell dir vor, ich stupse gegen deinen Kopf und dein Schädel bräche in tausend Stücke! Was hältst du davon, hä?“
Ignorieren, bleibt nur ignorieren, unter der Schädeldecke schwillt das Hirn an. Ich schüttele die Gedanken ab, der Aufstieg ein letzter Akt, oder der erste, je nachdem, was darauf folgt. Mit einem Ruck ziehe ich mich nach oben, die Zeit erstarrt, ich hänge schwerelos in der Luft. Keuchend stemme ich meine Fußspitzen gegen den Turm. Kontrolle, bevor die Schwäche wiederkommt.
„Deine Arme zittern wie Espenlaub, kannst dich nicht mehr lange halten, was? Du lässt besser los, dein Schicksal ist besiegelt. Mama siehst du nie wieder! Hast du gehört?“
Ein greller Blitz schlägt in die Spitze des Turms, Knochenstreben leuchten fahl in seinem Licht. Donner kracht über mir zusammen, die Konstruktion erzittert und ein dicker Splint schiebt sich in meine Hand. Es ist zu spät! Vor Schmerz und Überraschung lasse ich das Brett los, mein Gewicht hängt nur noch an ein paar Fingern. Die Belastung für das verrottete Holz wird zu groß, es bricht, Splitter fliegen in Zeitlupe davon.
„Wir haben ihn wieder! Wir haben ihn.“
Aaron. Die Fläschchen klappern.
„Gott sei Dank ...“
Etwas steckt in meinem Oberarm. Er zieht es raus.
Schluchzen. Mama. Ich möchte sie trösten, versuche, meine Hand zu bewegen, damit sie sieht, dass ich da bin. Ein Raunen staut sich in der Kehle, will ausbrechen, die Stimmbänder in Schwingung bringen. Ich schaffe das.
„Mama ...“
Für einen ewigen Moment bleibt es still, weit entfernt klopft der Regen gegen ein Fenster. Ich spüre ihren Griff am Arm, ihre Wärme legt sich auf meinen Körper.
„Julian ... Oh Julian! Du hast es geschafft, Mama ist bei dir.“
Sie wiegt mich in ihren Armen.
„Wo ist ... Papa ...“, stocke ich.
„Pap- ... Stephan sitzt seit Jahren im Gefängnis, er kann uns nie wieder etwas antun, mein Schatz.“
–
„Ich denke, wir sollten ihn umgehend stationär behandeln lassen, Frau Pendergast. So geht das doch nicht weiter. Diese Rückschläge machen ihm schwer zu schaffen.“
„Geben Sie uns noch ein paar Minuten.“
„Natürlich.“
Er schiebt den Rollstuhl zur Tür und ich lächle. Sitze hinten im Bentley, die Erinnerung an Papa ist intensiv, aber sie wird verdrängt durch die aufflackernden Funken, ein Zauberspiel dort im Licht, wo die Ley-Linie im Sterben liegt.