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Knapp davongekommen

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06.01.2003
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Knapp davongekommen

„Stell mal die Ekliptik richtig ein, Jack! Ich bin ja fast blind.“
Phillip trieb in seinem Spacewalker mehr schlecht als recht auf den Asteroiden zu. Aufgrund der nahen Sonne mußte der Sichtschutz geschlossen bleiben, so daß er sich voll und ganz auf sein HUD verlassen mußte.
„Sag, wann es gut ist.“ Ein Regler änderte langsam seine Position.
„Weiter..weiter..weiter..STOP! So ist es gut.“
Hier draußen, so nahe am Weißen Zwerg von Zeta Aquilae schwirrten mehr Asteroiden herum, als es Hämorriden am Arsch der Menschheit gab. Die meisten waren wertloser Müll, doch auf einigen, besonders in diesem System, fanden sich auch welche mit wertvollem Uran X.
Die Bergung dieses Elements war nicht so einfach. Wenn man nicht höllisch aufpaßte, flog einem beim ersten Kontakt die ganze Chose um die Ohren.
„Wie weit bist Du?“
„Noch 10 Meter. Acht..sechs..vier..drei..zwei..einsfünf..eins..nullfünf..Kontakt!“
Der erste Teil war geschafft. Uran X war eine hinterhältige Substanz. Ein kurzer Kontakt mit dem heißen Teilen des Spacewalkers reichte häufig schon für eine kleine Katastrophe aus. Viele ließen bei einer schnelleren sportlichen Enterung solcher Asteroiden ihr Leben. Aber es half nichts. Uran X war das Element des Fortschritts. Ohne Uran X würde die Menschheit wieder an ihre Planeten gefesselt sein. Uran X war die energiereichste Substanz, die je entdeckt wurde. Leider war Uran X deshalb auch höllisch instabil. Und es gab nur wenige, die eine Lizenz zum Abbau dieses Elements besaßen. Schmuggler wie Jack und Phillip dagegen gab es um so mehr.
„Ich führe nun den Detektor ein.“
„Ja, zeig's dem Luder!“
Phillip stieß den Detektor vorsichtig in die Oberfläche. Dabei achtete er darauf, keine der dunklen Stellen zu berühren. Uran X hatte die Eigenschaft, das sichtbare Licht nicht zu reflektieren. Es wurde davon auch nicht durchdrungen. Es absorbierte einfach alles, so daß es pechschwarz war. Damit stieg auch der Energiegehalt und die Gefährlichkeit. Gleichzeitig wurde es schwerer. Bei einer bestimmten Masse entlud sich dann einfach die ganze Energie. Bumm!! Somit konnte man es prima als Antriebsstoff nutzen. Winzige Mengen reichten schon aus, um einen Frachter über mehrere Sonnensysteme hinweg zu schleudern.
„Level leicht über normal. Klasse! Gehalt bestätigt. Die größten Vorkommen finden sich am Nordpol.“
„O.K. ich lande dort. Wir treffen uns da.“
„Wie immer.“
Phillip zog den Detektor wieder heraus.
Dieser Asteroid schien eine Goldgrube zu sein. Die Scanner deuteten auf einen Gehalt von 22,6 Massenprozent Uran X hin. Normale Asteroiden hatten so zwischen 7 und 12 Prozent.
Dieser Asteroid hatte noch einen weiteren Vorteil: So nahe an dem Weißen Zwerg ließ sich das Schiff der beiden, die Angel Dust, nur optisch orten. Die Firma müßte schon einen Millionentreffer landen, wenn sie das Schiff entdecken wollte.
Langsam steuerte Jack das Schiff per Handsteuerung zum Nordpol. Über dem Pol paßte er sich der Rotation des Asteroiden an. Ganz langsam sank die Angel Dust auf die Oberfläche hernieder.
„Landung erfolgreich, wie ich sehe. Ich bin gleich da.“
„Soviel können wir gar nicht auf einmal transportieren. Schade drum.“
„Du sagst es. Bis wir wieder da sind, ist er bestimmt schon explodiert. Die Sonne lädt es immer schneller auf. So. ich bin in der Schleuse.“
Phillip trat in den vakuumisierten Hangar und wartete, bis die Atmosphäre wieder hergestellt war. Dann trat Jack ein und half ihm aus dem Walker.
„Noch ein paar solcher Flüge und wir sind aus dem Schneider.“
„Du vielleicht. Ich muß meiner Ex-Frau immer noch ihre Alimente zahlen.“
Jack lachte. „Trotzdem können wir das nicht mehr lange machen. Wir haben schon viel zuviel Glück gehabt.“
„Wir waren vorsichtig.“
„Andersson war auch vorsichtig.“
„Und er war schon sehr alt.“
„Hamilton war nicht alt. Kaum, daß er seinen Fuß draufgesetzt hatte, ging der Asteroid hoch. Er wird noch nicht mal mitbekommen haben, daß er starb.“
„Was sollen wir Deiner Meinung nach machen? Touristen durchs All schippern? Die Angel Dust ist kein Kreuzfahrtschiff“
„Trotzdem. Jeder geht irgendwann drauf. Oder wird von der Firma geschnappt.“
„Ich weiß auch, daß wir irgendwann aufhören müssen. Aber jetzt noch nicht. Irgendwann wird der Ernter eh' seinen Geist aufgeben,“ lenkte Phillip ein. „Dann können wir gerne Aussteigen.“
„Wenn wir soweit kommen..“
„Lassen wir das. Wir haben noch einiges zu tun.“
Sie gingen in das Cockpit und machten weiter.
„So, der Ernter ist gecheckt und bereit zum Aussetzen.“
„Hast Du die Daten des Detektors einprogrammiert?“
„Jau. Wenn alles glatt läuft, müßte er in etwa einer halben Stunde soweit sein.“
Phillip betätigte des Auswurfknopf. Das Schiff stieg langsam in die Höhe. Die Hyperantrieb wurde automatisch ausgelöst, sollte etwas schiefgehen. So wären sie schon außerhalb des System, ehe die Druckwelle der Explosion sie erreichte. Der Bauch des Schiffes öffnete sich und langsam senkte sich der Ernter hinab. Sie waren jetzt etwa 250 km vom Asteroiden entfernt. Immer weiter trieb der Ernter auf den Asteroiden zu, wie eine Spinne am Faden.
„Moment mal, ich habe einen Kontakt.“
Phillip schaute von der Ernterkontrolle auf. „Was ist es?“
„Hmmm. Zu viele Störungen. Warte einen Moment.“
Sekunden verstrichen. Phillip konzentrierte sich weiter auf den Ernter.
„Scheiße, verdammt noch mal! Ein Dreadnought!“
„Was machen wir?“
„Gar nichts. Vielleicht haben sie uns noch nicht entdeckt.“
Doch da täuschte Jack sich.
„Krsss... Hier spr.cht .ie Drearrrought SP 655. D..s ist ein ...egales Mrröver. Sie werden chkrssentert. Verändern Sie n.cht Ihre Positichchch.“
Dreadnoughts waren Kampfschiffe der Navy. Sie waren universell einsetzbar. Sie wurden der Firma von der Regierung zur Verfügung gestellt, um die Uran X-Produktion besser kontrollieren zu können. Mit einem Leergewicht von 184520 Tonnen und 49 Mann Besatzung (davon 4 Mann Commandocrew) war sie der Angel Dust um Längen überlegen. Die Angel Dust war gut bewaffnet. Aber für einen ernsten Kampf gegen eine erfahrene Crew würde es nicht reichen.
„Die wollen uns entern! Wir können nicht weg. Der Ernter!“ Sollten sie in den Hyperraum springen, war der Ernter und somit ihre Einnahmequelle verloren.
„Ich lasse mich auf keinen Kampf mit dem Ding ein.“ sagte Jack. Er öffnete die Verbindung. „Hier Angel Dust. Wir befinden uns in einer kritischen Phase. Wiederhole. Wir befinden uns in einer kritischen Phase. Sicherheit kann nicht garantiert werden.“
„Hier Dreadnought. Wir aktivieren Remote Control. Halten Sie sich für das Andockmanöver bereit.“
Sie waren schon sehr nahe. Und sie ließen sich auf keine Spielchen ein. Ehe Jack sich versah, verlor er die Kontrolle über die Angel Dust. Sie wurde nun von der Dreadnought aus gesteuert.
„Hey, ich kann den Ernter nicht mehr steuern.“ schrie Phillip. „Er hat Schub!! Er wird auf dem Asteroiden zermatschen, wie eine Pflaume, wenn ich nicht Gegenschub gebe! Sag' ihnen das!“
„Hier Angel Dust. Unser Ernter stürtzt auf einen Asteroiden mit über 20 Prozent Uran X zu. In Gottes Namen: Geben Sie uns unser Schiff zurück, oder wir gehen alle drauf.“
„Hier Dreadnought. Problem gesichtet und erkannt. Wir schicken eine Wespe.“
Eine kleine Rakete löste sich vom Dreadnought und nahm Kurs auf den immer schneller werdenden Ernter.
„Scheiße, Scheiße. Wir können nicht weg. Die Systeme sind blockiert.“
Die Statusmeldungen der Raketenkontrolle schallten durch die beiden Schiffe. „Ziel erfaßt und gesichert. Zeit bis zum Aufschlag: 20 Sekunden. Erreiche Ziel in T minus 16 Sekunden. Countdown läuft: 10..9..8..7..6..5..4..3..2..1..Detonation.“
Etwa 5 Kilometer vor dem Asteroiden verging der Ernter in einer kleinen Atomexplosion.
Gleichzeitig verschwand die Angel Dust im Hyperraum und ließ eine ziemlich verblüffte Crew in dem Dreadnought zurück.

Die Atomexplosion hatte für ein paar Milisekunden die Verbindung zwischen den beiden Schiffen lahmgelegt. Doch das genügte dem wieder aktiven Bordcomputer. Da er auch keine Signale vom Ernter mehr empfing, ging er von einem Unfall aus und leitete sofort den Sprung ein.

Phillip und Jack waren noch einmal davongekommen. Der Ernter war verloren. Aber wer weiß? Vielleicht ließe sich ja irgendwo noch einer auftreiben und das Geschäft konnte weitergehen.

 

Hallo jameson1001, hallo Forum!

Die Story war spannend und bot überraschende Ereignisse in einer ziemlich fremdartigen aber logisch nachvollziehbaren Welt. Die Dialoge sind einem verwegenen Schmuggler Sprachniveau angepasst. Übertragen, was soll man arbeiten, Edelsteine in den Bergen kloppen?
MfG Gerhard Kemme

 

Hi,

hier wird das Wort "Ekliptik" vollkommen verkehrt verwendet - das ist die Ebene, in der die Planetenbahnen liegen und hat rein gar nichts mit der Sonneneinstrahlung zu tun.

Wenigstens liegst Du mit Zeta Aquilae (übrigens auch genannt Deneb al Okab Australis) richtig, es ist wirklich ein Doppelstern mit einem weißen Zwerg als Begleiter. Kann es sein, dass Du dies und die Sache mit dem Abbau wertvollen Materials von dem Spiel Descent 2 hast? Irgendwie fühle ich mich jedenfalls daran erinnert... aha, und ein Blick ins Internet bekräftigt dies... eine der Missionen führt dorthin.

Fazit: Nette aber platte Space Opera.

Uwe

 

hi

also ich finde deine geschichte gut. was mir besonders gefällt ist die schlüssigkeit. sie ist nachvollziehbar und unkompliziert.
auch der rote faden, ohne nicht nachvollziehbare gedankensprünge, schön flüssig.
die geschichte liesst sich sozusagen runter. :)

@ uwe

schade das du nich sagst warum du sie platt findest. mit der ekliptik gebe ich dir recht, unglücklich gewählt. vielleicht reicht "meine position" oder etwas ähnliches.

meiner meinung nach gute unterhaltung mit einem unerwartetem schluss.
hab ehrlich gesagt die genze zeit erwartet das der asteroid explodiert, gute falsche fährte.
ganz besonders gut gefällt mir der einbau der "kleinen persönlichen erfahrungen" wie die anderen schmuggler u.ä.

jetzt der einzige punkt der mich wirklich stört:
"uran x"
warum dieser einfaltslose name?
sollte eine direkte assoziation mit nuklearen explosionen hergestellt werden?
die geschichte klingt nich nach kurz ma aufgeschrieben sondern sie klingt gut durchdacht.
(also ich geh davon aus das du ein normalsterblicher gelegenheitsschreiber bist ;) oder wolfgang?)
also warum dann dieser name?

trotzdem ist es im endeffekt eine geschichte die ich gern gelesen habe

so denn
finster

 

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