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Knalleffekte

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21.08.2014
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Knalleffekte

Kawumm! Die Explosion traf mich völlig unvorbereitet. Blitzschnell warf ich mich nach Deckung suchend unter einen der Biertische. Meine Hand landete dabei direkt in einer angebissenen Bratwurst mit Senf. Angeekelt wischte ich den Senf am braunen niedergetrampelten Rasen ab und sah mich um. Ich musste feststellen, dass ich der Einzige war, der sich in Bodenlage befand. Niemand war in Panik geraten. Ganz im Gegenteil, ich vernahm ein belustigtes Gemurmel, das sich um mich herum auszubreiten schien. Und jetzt spürte ich sie auch, die zahlreichen Augenpaare, die auf mich gerichtet waren. Was war hier los? Geistesgegenwärtig tat ich so, als würde ich nach etwas suchen. Nach einer Weile gaukelte ich den Schaulustigen vor, ich hätte es gefunden und kroch aus meinem Versteck. Ich setzte mich auf eine Bierbank und versuchte mich etwas zu beruhigen. Dabei schickte ich meine Augen auf die Suche nach der Quelle für den Krach.
Mein Blick blieb an einem grinsenden, grauen, beinahe zahnlosen Gesicht hängen. Dieses gehörte zu einem in Tarnfleck gekleideten Mann, der vor dem offenen Festzelt stand. Beim näheren Hinsehen fiel mir auf, dass dieser etwas in der Hand hielt. Es war eine Schnur, die bis zu einer kleinen Kanone führte, die sich in etwa fünf Metern Entfernung von ihm befand.
Ein in Tracht gekleideter Einheimischer, der ganz entspannt neben mir auf der Bierbank saß, erklärte mir, dass es sich um einen Standböller handelt. „Ich bin der Enno.“, sagte er. „Bin hier der Vorsitzende des Schützenvereins.“ Dabei hielt er mir sein Bier entgegen. „Ich bin Alexander.“, sagte ich. „ Alexander der Große!“, fügte ich mit einem Lächeln hinzu. Zum Beweis erhob ich mich und blickte aus zwei Metern Höhe auf ihn herab. Dann nahm ich mein Glas, stieß mit ihm an und leerte es in einem Zug. Ich verabschiedete mich kurz von meinem dickbäuchigen neuen Freund und machte mich auf den Weg zum Tresen, um mir Nachschub zu holen.
Ein tätowierter Glatzkopf im Metallica-T-Shirt, der heute der Herr über den Zapfhahn zu sein schien, erwartete mich bereits mit einem neuen Bier. Ich zahlte und setzte das Glas an meine Lippen. Im selben Moment ließ das Ein-Mann-Sprengkommando vor dem Zelt seinen Böller erneut erklingen. Der Schreck fuhr mir so sehr in die Glieder, dass ich mir die Hälfte meines eben erworbenen Getränks über mein T-Shirt schüttete. Ich schaute zum Metallica-Fan rüber, leerte mein halbvolles Glas und bestellte gleich das nächste. „Ist ja wie im Krieg hier bei euch.“, rief ich ihm entgegen. Er machte jedoch sein düsterstes James-Hetfield-Gesicht und meinte nur, „Macht zwei fuffzig!“
Da ich kein Kleingeld mehr besaß, reichte ich ihm einen Hunderter über die Theke, woraufhin er ohne ein Wort zu sagen durch die Zeltwand verschwand. Die Minuten vergingen, doch von James, wie ich ihn bereits getauft hatte, war keine Spur. Langsam wurde ich unruhig. Gerade in dem Moment, als ich beschlossen hatte, die gelangweilt in der Ecke stehenden, muskelbepackten Jungs von der Security einzuschalten, wurde die Zeltplane umgeschlagen und James erschien wieder hinter der Theke. Wortlos schob er mir drei Münzrollen über den Tisch sowie ein weiteres 2-Euro-Stück und ein 50-Cent-Stück. „Siebenundneunzig Fuffzig!“, sagte er und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Völlig verdutzt sah ich auf die gerollten Münzen vor mir. Es lag je eine Rolle mit 2-Euro, 1-Euro und 50-Cent Münzen in einer Bierlache auf der Theke. Dazu noch die Zwei fünfzig. Das machte tatsächlich insgesamt Siebenundneunzig Euro und fünfzig Cent. Ich funkelte James wütend an, „Hey, du Witzbold! Haste auch noch einen Geldsack für mich, damit ich die ganzen Gold- und Silbermünzen in meinen Geldspeicher bringen kann?“
Er ignorierte mich einfach und ich beschloss, das Geld zu nehmen und mir von James nicht den Abend verderben zu lassen. Ich stopfte es in meine Hosentasche und war froh, dass ich mich am frühen Abend dazu entschlossen hatte, einen Gürtel zu tragen. Denn ich stellte fest, dass dieser das zusätzliche Gewicht des Geldschatzes problemlos auffing. Anschließend machte ich mich auf den Weg zurück zu meinem Tisch. Dabei sah ich mich im Zelt um, denn ich hatte beschlossen, den zahnlosen Knallfrosch den restlichen Abend nicht mehr aus den Augen zu lassen. Bei der nächsten Explosion würde ich vorbereitet sein.

Als ich an meinem Platz angekommen war, musste ich feststellen, dass sich mein feister Schützenbruder in eine gutaussehende Blondine im blauweißen prall gefüllten Dirndl verwandelt hatte. Der Abend schien sich nun doch noch zum Guten zu wandeln, dachte ich so bei mir, und nahm neben ihr Platz. Sogleich entwickelten meine Augen ein sonderbares Eigenleben indem sie erstmal einen prüfenden Blick auf das üppige Dekolleté zu meiner Rechten warfen. 80D! Schoss es mir durch den Kopf, obwohl ich beim Einschätzen weiblicher Oberweiten nun wahrlich kein Experte war. Ich hatte wohl den Moment verpasst, in dem aus einem prüfenden Blick zur allgemeinen Einschätzung der Lage ein erbärmliches Gaffen wurde. „Willste vielleicht noch ein Foto von den Beiden machen?“ Erschrocken lösten sich meine Augen von den drallen Rundungen und sahen etwas weiter oben in das wütende Gesicht meiner Banknachbarin. „Wenn es dir keine Umstände macht?“, konterte ich mit einem Grinsen. Entrüstet drehte sie sich um und zeigte mir die kalte Schulter. Natürlich achtete sie darauf, dass mir der gute Ausblick verwehrt blieb.
Versteh einer die Frauen, dachte ich so bei mir. Erst schnüren sie sich ein um ihre Reize in besonderer Weise hervorzuheben, und wenn man dann einen gut gemeinten Blick, voller Wertschätzung für die Mühe die sie sich gemacht haben, auf ihre körperlichen Vorzüge wirft, sind sie beleidigt.
Ich nahm einen kräftigen Schluck aus meinem Glas und versuchte mich neu zu orientieren. Auf der Bühne, im vorderen Bereich des Festzelts, hatte jetzt die Bürgermeisterin das Wort übernommen. Neben ihr war ein Holzfass aufgebaut und man konnte erahnen, dass gleich der Höhepunkt des Abends, der feierliche Bieranstich, folgen würde. Sie bedankte sich bei den vielen Helfern, die das Fest erst möglich machten. Anschließend begrüßte Sie die örtliche Prominenz. Das übliche nerv tötende Prozedere. „Und ganz besonders freue ich mich, dass heute Abend unsere Landtagsabgeordnete Gundula Krause erschienen ist. Liebste Gundula, darf ich dich bitten, mir beim Bieranstich behilflich zu sein?“ Bei diesen Worten kam Bewegung in das beleidigte Busenwunder neben mir. Unter dem Applaus der hauptsächlich männlichen Gäste suchte sie zielstrebig ihren Weg auf die Bühne. Fassungslos schaute ich ihr nach. Eine Politikerin, moralisches Vorbild für uns Alle, ging mit Bier und Busen auf Stimmenfang. Sie appellierte einfach an die niederen Instinkte des Mannes. Und ich war mir sicher, es wird funktionieren. Diese Frau wird wiedergewählt.
Angewidert stand ich auf und wandte mich von dem Schauspiel auf der Bühne ab. Ich verließ das Zelt und trat aus dem Bierdunst hinaus in die warme Abendluft. Nur wenige Meter vor mir wurde bereits das nächste Knallbonbon des Abends vom Sprengmeister vorbereitet. Dahinter begann ein kleiner Rummel mit einer Handvoll Fahrgeschäften, einer Losbude und zahlreichen Ständen, an denen kulinarische Leckerbissen angeboten wurden. Es herrschte das übliche Durcheinander an bunten Lichtern. Das Sirenengeheul des Autoskooters und die unterschiedlichen Klänge der Karussells sorgten für einen Geräuschpegel, der mir Kopfschmerzen bereitete.

Doch plötzlich war da diese Melodie. Zwischen all dem Lärm hindurch fand sie den Weg in meinen Kopf und umschmeichelte meine Sinne. Woher kamen diese lieblichen Klänge, die so gar nicht zur übrigen Geräuschkulisse passten. Ich musste es herausfinden. Und so lief ich los. Vorbei an den blinkenden Karussells, dem ohrenbetäubenden Autoskooter und den nach Frittierfett stinkenden Fressbuden. Ich ließ sie alle hinter mir und trat in die Dunkelheit der restlichen Welt. Da waren keine bunten Lichter mehr, die mich blendeten. Der Lärm war auf ein Wispern zusammengeschrumpft. Da waren nur noch ich und diese Melodie. Sie schien von einem abseits stehenden, kleinen Verkaufsstand zu kommen.
Langsam näherte ich mich der in sämtlichen Regenbogenfarben erstrahlenden Hütte. Auf dem Dach erkannte ich eine üppige Blumenpracht die gen Himmel wuchs. Es war ein Anblick der mein Herz berührte. Und dann sah ich sie. Sie saß im Schaukelstuhl und ihr offenes dunkelbraunes Haar lag auf ihren Schultern. Ihre vollen Lippen umschlossen das Mundstück und geradezu grazil tanzten ihre Finger über die Flöte. Die Augen waren geschlossen. Sie schien tief versunken in der Welt ihrer Töne. Für einige Sekunden war ich gefangen von der Schönheit, die sich mir darbot. Dann verstummte die Flöte und sie blickte mich aus strahlenden Augen an.
„Hallo, ich habe dich gar nicht bemerkt.“, sagte sie lächelnd zu mir. Sie besaß eines dieser Lächeln, das einen innerhalb eines Augenblicks verliebt machen konnte. Bei dem man nicht mehr sicher war, ist das jetzt Traum oder Wirklichkeit.
„Tritt ruhig näher, ich beiße nicht!“, sagte sie freundlich. Etwas verlegen trat ich die zwei Schritte nach vorn an den Verkaufstisch. „Du scheinst nicht viel zu reden. Möchtest du etwas kaufen?“, hielt sie das Gespräch am Leben. „Ähh, ich weiß nicht.“, erwiderte ich unsicher. „Wieso weißt du das nicht? Du gehst den ganzen weiten Weg bis zu meinem kleinen Stand und weißt nicht warum?“, fragte sie belustigt.
„Es war deine Musik, die mich hierher geführt hat. Ich musste einfach wissen, woher diese Klänge kamen, die so sehr mein Herz berührt haben.“
Hatte ich das wirklich gesagt? Ich, der eigentlich nie über seine Gefühle sprach. Ich merkte, wie das Blut in meinen Schläfen pochte und Panik in mir aufstieg. Mein Kopf musste aussehen, wie eine hochreife Tomate. Doch sie lächelte mich noch immer freundlich an. „Was ist deine Lieblingsblume?“
Erstaunt antwortete ich, dass ich Sonnenblumen sehr gern mochte, da sie Helligkeit und Freundlichkeit ausstrahlten.
„Kommt sofort“, sagte sie, drehte sich um und begann. Ja, womit begann sie eigentlich? Ich konnte es nicht erkennen, ihr Körper verdeckte mir die Sicht. Nach wenigen Minuten, in denen wir kein Wort sprachen, in denen sie vollkommen konzentriert schien, wandte sie sich mir wieder zu und überreichte mir mit strahlenden Augen eine Sonnenblume.
„Danke! Die ist wirklich wunderschön.“, sagte ich.
„Und das Beste ist, sie schmeckt auch hervorragend! Probier mal.“
Vorsichtig nahm ich einen Bissen von den gelben Blütenblättern. Ein intensiver Vanillegeschmack breitete sich auf meiner Zunge aus. „Mmh, lecker. Was ist das?“, fragte ich.
„Eine Sonnenblume aus Zuckerwatte mit feinster Bourbon Vanille.“ Aus ihren Worten hörte man den Stolz auf ihr Produkt heraus. „Wie kann man aus Zuckerwatte ein so detailgetreues Kunstwerk erschaffen?“, fragte ich neugierig. „Du musst mir nachsehen, dass ich dir das nicht verraten kann. Das bleibt mein Geschäftsgeheimnis.“
Diese Antwort hatte ich erwartet. „Aber wieso machst du das?“, ließ ich nicht locker.
„Das ist ganz einfach.“, antwortete Sie, „Es macht mich glücklich. Es ist meine Art mich auszudrücken, der Welt zu zeigen, wer ich bin. Die Menschen kommen zu mir aus ihren fantasielosen und festgezurrten Leben, und beim Genuss meiner Blumen breitet sich zumeist ein Lächeln auf ihren Gesichtern aus, das mir verrät, sie erinnern sich. An eine Zeit in der sie noch frei und voll verrückter Ideen und Träume waren. Es macht mich glücklich diesen kurzen Moment der Freude in ihren Gesichtern zu beobachten.“ Was für eine wundervolle Antwort, dachte ich.
„Das finde ich wirklich bewundernswert. Es gibt zwar Viele, die eine Ahnung davon haben, was sie glücklich machen könnte, aber die Wenigsten trauen sich, dieser auch nachzugehen. Danach zu leben. Und irgendwann resignieren sie, haben sich abgefunden mit einem Leben voller Zwänge, Eintönigkeit und ständiger Wiederholung und vergessen wovon sie einstmals träumten.“
„Was ist mit dir?“, fragte sie neugierig.
„Was soll mit mir sein?“, reagierte ich etwas mürrisch, denn ich redete zurzeit ungern über mich.
“Worin findest du Erfüllung? Was treibt dich an?“
Etwas ausweichend antwortete ich, „Mein Herz treibt mich an, so wie jeden Menschen. Ich hatte nur zwischenzeitlich versäumt auf es zu hören.“
Sie schien zu spüren, dass ich noch nicht bereit war mehr von mir preiszugeben und wechselte das Thema. „Du bist nicht von hier, oder?“, fragte sie.
„Nein ich bin nur auf der Durchreise. Morgen früh packe ich meine Sachen zusammen und ziehe weiter.“
„Und wohin geht die Reise?“
„Ich habe es aufgegeben Pläne zu machen und lass mich einfach mal eine Weile treiben.“
„Ich muss morgen auch schon wieder weiter. Das nächste Fest wartete auf mich.“, sagte sie. „Hast du nicht Lust, dich mir anzuschließen?“, fragte sie klar und ohne Zögern in der Stimme. „Ich komme viel rum. Bin jede Woche an einem anderen Ort. Und ich mag deine Gesellschaft.“, sagte sie lächelnd. „Außerdem könntest du mir beim Auf- und Abbau meiner Hütte behilflich sein.“, schmeichelt sie nun auch noch meinem männlichen Helferinstinkt.
Aber das war gar nicht mehr nötig. Ich hatte mich bereits entschieden. Sie war etwas Besonderes. Und ich spürte, dass mir ihre Nähe gut tun würde. Also willigte ich ein. Sie freute sich augenscheinlich genauso sehr darüber wie ich.
„Dann sind wir jetzt sozusagen Weggefährten.“, stellte ich fest. „Wann beginnt denn unsere gemeinsame Reise?“
„Wir haben keine Eile. Komm morgen, wenn du ausgeschlafen hast, hierher. Dann packen wir in Ruhe zusammen und machen uns auf den Weg. In vier Tagen müssen wir am Meer sein um dort wieder ein paar Menschen glücklich zu machen.“, antwortete sie mit einem Augenzwinkern.
Für heute verabschiedeten wir uns und wünschten uns gegenseitig eine gute Nacht. Anschließend ging ich gedankenversunken und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück zum Zeltplatz. Ich freute mich auf das Rauschen des Meeres und vor allem auf die gemeinsame Zeit mit ihr. Dabei fiel mir ein, dass ich noch nicht mal ihren Namen kannte.
Als ich bereits in meinem Schlafsack lag und zufrieden vor mich hin dämmerte, hörte ich ihn noch einmal. Ganz leise nur. Irgendwo in der Ferne hatte er noch einmal seinen Böller erklingen lassen. Und ich wusste nun, es war das, was ihn glücklich machte.

 

Hallo Kellerassel,

gefällt mir insgesamt gut, deine Story, so ein Ausschnitt aus dem Weg eines Suchenden - Knalleffekte eingeschlossen. Allerdings passiert dir etwas, mit dem auch ich immer mal wieder zu kämpfen habe: Du formulierst stellenweise so glatt und gehoben, dass die Intensität verloren geht.

"Dabei schickte ich meine Augen auf die Suche nach der Quelle für den Krach." ist so ein Beispiel dafür, oder
"Das finde ich wirklich bewundernswert. Es gibt zwar Viele, die eine Ahnung davon haben, was sie glücklich machen könnte, aber die Wenigsten trauen sich, dieser auch nachzugehen." Inhaltlich gut, auch 'sauber' formuliert, aber irgendwie perlt es ab.

Dennoch gern gelesen,

Eva

 

Hallo Kellerassel
und willkommen bei den Wortkriegern :)

Ich sage mal willkommen, denn großartig eingebracht hast du dich ja nich hier. Deine zweite selbst eingstellte Geschichte und null Kommentare zu anderen Geschichten. Halte mich deswegen auch nur kurz.
Das Positive: Du hast einer Menge skuriller Ideen, die mir gefallen. (Der Einstieg, der einen in eine falsche Richtung führt, der Barkeeper mit dem Wechselgeld und noch so ein paar Dinge)
Das damit Negative verknüpfte: Die Ideen sind mir zu lose aneinandergereiht. Jede für sich schön, aber es ergibt für mich kein stimmiges Ganzes.
Ich bekomme da auch kein Bild von deinem Prot. Wer ist das, der sich zu Boden schmeißt, wenn eine Knall losgeht (Auf einer Kirmes!), sich gleichzeitig mit KarlderGroße vorstellt und sich mit einem Barkeeper anlegt?
In den meisten Szenen ist die Glaubwürdigkeit leider sehr gefährdet. Zum Beispiel das mit der Politikerin. Also wirklich, nicht dass die Sprüche abgedroschen sind, sondern dass sie sofort beleidigt ist, das passt einfach nicht. Jede kleine Dorfschönheit wäre da schon abgebrühter, von einer Politikerin wohl ganz zu schweigen ;)
Naja und so geht es in einem Fort für mich bis zum vollkommen verkitschten Ende. Ich spüre da nichts zwischen den beiden. Du behauptest das einfach so.
Aber was ist denn ein Lächeln, in das man sich verliebt? Das musst du zeigen.
Sprachlich ist der Text an vielen Stellen noch sehr ungelenk. Mein Tipp: Versuche kürzere Sätze zu machen.
so viel von mir

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Kellerassel,
auch von mir einen kleinen Willkommensgruß.

Obwohl ich deine Geschichte supergerne gelesen habe, schließe ich mich meinen beiden Vorrednern an.
Du hast viele witzuge Einfälle, im Unterschied zu weltenläufer gefiel mir auch die verschreckte Reaktion des Helden, gleich unter die Bierbank zu hüpfen, wenn es irgendwo böllert. Ich war da nachsichtiger, vielleicht weil ich selbst so schreckhaft bin, dass ich mir das lebhaft vorstellen kann. Außerdem mochte ich die Zuckerwattenidee und den Metallicatypen mit seinen Kleingeldrollen.
Was du aber unbedingt ändern musst, das sind zwei Sachen.
Ich sage wirklich ganz ernsthaft muss, weil das für mich in diesem Fall keine Frage des Geschmacks ist. Sondern das ist eher was rein Handwerkliches.
Das erste ist die Charakterisierung des Protagonisten. Du beschreibst ihn ja als Menschen auf der Suche. Das kriegt man aber nur aus dem Verlauf der Geschichte raus und dass er sich der Glücksbringerdame anschließt. Eigentlich sollte sowas, dass er unzufrieden ist mit seinem Leben oder das, was ihn eben antreibt, aus ihm selbst rauskommen. Aus seinen Aktionen, aus der Art, wie du ihn bechreibst, aus seinen Verhaltensweisen, aus seinen Reden und seinen Gedanken. Er bleibt aber leider völlig blass.
Diese blassen Charalktersierungen ziehen sich durch, der weltenläufer hat dir das für das Mädchen mit der Zuckerwatte geschrieben.
Bei wem dir das prächtig geglückt ist, ist der Gekdrollenmann. Den konnte man sich ganz genau vorstellen, ihn fast riechen. Aber es taugt eben nichts, das muss man leider klar sagen, eine Frau so zu beschreiben, dass sie ein tolles Lächeln hat, das einen verliebt macht. Auf was fährt der Held denn da genau ab? Auf was Schiefes, Grübchen, eine Lücke zwischen den Zähnen? Kraust sich die Nase zu kleinen Falten, wenn sie lacht? Frag dich mal selbst, wann du ein Lächeln wirklich anziehend findest, oder deine Freunde. Du hingegen behauptest, dass ihre Lachen eine Wirkung hat auf den Protagonsten, es wäre aber wichtig, dieses Lächeln zu zeigen, vorstellbar zu machen.
Also die Charaktiersierung ist wirklich wahnsinnig wichtig, die Phantasie des Lesers muss was zu tun kriegen, sie muss sich festhaken können an deiner Figurenzeichnung.
Ich weiß, dass das schwer ist, und alle probieren dran rum und es klappt mal mehr und mal weniger gut, aber deswegen bleibts doch ungeheuer wichtig.
Das zweite was mir arg wichtig ist für deine Geschichte. Sie trieft einfach vor Botschaft.
Ich finde die Botschaft sehr nett und sympathisch, das ist es gar nicht, was mich stört, aber du "schwallst" den Leser damit regelrecht voll. Ich sag das extra so fies.
Ich nehme mal als Beispiel diesen Abschnitt.

„Das ist ganz einfach.“, antwortete Sie, „Es macht mich glücklich. Es ist meine Art mich auszudrücken, der Welt zu zeigen, wer ich bin. Die Menschen kommen zu mir aus ihren fantasielosen und festgezurrten Leben, und beim Genuss meiner Blumen breitet sich zumeist ein Lächeln auf ihren Gesichtern aus, das mir verrät, sie erinnern sich. An eine Zeit in der sie noch frei und voll verrückter Ideen und Träume waren. Es macht mich glücklich KOMMA diesen kurzen Moment der Freude in ihren Gesichtern zu beobachten.“ Was für eine wundervolle Antwort, dachte ich.
„Das finde ich wirklich bewundernswert. Es gibt zwar Viele, die eine Ahnung davon haben, was sie glücklich machen könnte, aber die Wenigsten trauen sich, dieser auch nachzugehen. Danach zu leben. Und irgendwann resignieren sie, haben sich abgefunden mit einem Leben voller Zwänge, Eintönigkeit und ständiger Wiederholung und vergessen wovon sie einstmals träumten.“
Da beschreibt schon die Zuckerblumenverkäuferin mehr als übergenug, welche glücklichmachende Absicht sie auf dem Herzen trägt. Das ist bereits so überdeutlich, dass ich persönlich da schon raten würde, zu kürzen. Wenigstens um das Fette, das ich anmarkiert habe.
Das kursiv Markierte dann, da ist erst mal völlig unklar, wer das sagt. Er etwa? Du beschreibst ihn doch vorher so wortkarg. Also da erzählt er oder wer auch immer schon wieder die Botschaft des Textes. Und zwar sehr platt. Und so geht das danach dann weiter. Also ich finde halt, dass deine Geschichte sehr viel besser wäre, wenn du die Botschaft besonders am Ende nicht so dick auftragen würdest. Da kansnst du dem Leser echt rin bisschen mehr zutrauen. Das kapiert der schon, worum es dir geht.
Du könntest dir auch noch überlegen, ob du das Ende des Textes nicht sogar eine Ecke magischer machst. Unglaubwürdig ist es sowieso schon (das meine ich jetzt nicht als Kritik, sondern als Fakt), denn das Geld verdienen scheint bei dem Mädchen ja keine Rolle zu spielen, sie kommt einem mehr vor wie eine Fee oder eine liebe Hexe. Alsokannst du diesen Effekt sogar noch ausnutzen.

So, jetzt aber genug, will noch mal nach anderen Geschichten schauen, denn ich war lang nicht richtig da.
Viele Grüße von mir und viel Spaß noch hier.
Achja, was mir noch auf dem Herzen lag, ich hab das jetzt nicht beobachtet, was Weltenläufer ganz am Anfang schrieb, weil ich wie gesagt nicht da war, aber ich wollte selbst auch das mit dem Kommentieren noch mal dick unterstreichen.
Erstens ist es kein Zauberwerk, man muss ja keine ausgefuchsten Interpretationen schreiben, und zweitens ist es so, dass man wahnsinnig viel selbst daraus lernt, jedenfalls wenn man sich ein kleines bisschen darauf einlässt, sich selbst zu fragen, warum einem eine Geschichte nun gefällt oder in welchen Teilen eben auch noch nicht.
Viele Grüße und noch viel Spaß hier wünscht Novak

 

Hallo,

erstmal vielen Dank, dass ihr euch die Mühe gemacht und euch mit der Geschichte auseinandergesetzt habt. Gerade vor dem Hintergrund, dass ich mich hier bisher wenig eingebracht habe, ist das ein sehr netter Zug von euch ;) . Ich gelobe diesbezüglich Besserung.

Nachdem ich die Kritik gelesen hatte, musste ich mich schon mal kurz schütteln ;) , da ich von der Geschichte recht überzeugt war. Aber diese knallharten Bewertungen, sind ja der Grund warum ich mich hier angemeldet habe. Ich muss gestehen, dass ich noch blutiger Anfänger im Schreiben von Geschichten bin und da ist jeder Rat hilfreich.
weltenläufer + novak:
Ihr habt absolut recht, dem Protagonist fehlt das Profil. Mit der Figur werde ich mich sicher noch mal intensiver auseinandersetzen müssen. Ähnliches gilt auch für die Zuckerwatteverkäuferin. Der gesamte Abschnitt ist mir schon beim Schreiben etwas schwerer von der Hand gegangen, als beispielsweise die Episode mit den Münzrollen. Merkt man denk ich auch.

Auf manchen Fehler muss man halt mit der Nase drauf gestoßen werden. Wie zum Beispiel, dass der nicht gerade redselige Prot. plötzlich anfängt über das Glücklichsein zu philosophieren. Danke für den Hinweis Novak. Hab ich übersehen, obwohl eigentlich offensichtlich.

Nichtsdestotrotz gefällt mir meine Geschichte noch immer :) . Die Ideen sind vorhanden, müssen nur noch besser umgesetzt werden.
Novak:
Handwerklich fehlt mir noch das ein oder andere. Da hilft wohl nur viel schreiben, lesen und die Auseinandersetzung mit der Kritik.

Vielen Dank noch mal für eure kritischen Worte (auch an Eva Luise Groh). Da konnte ich mir schon Einiges rausziehen. Werd den Text jetzt mal ein paar Tage ruhen lassen und dann noch mal überarbeiten.

Viele Grüße von der Kellerassel

 

Hallo Kellerassel!
Igitt igitt, stell Dir mal vor, Deine Eltern hätten Dich so getauft - Du wärst mit ihnen heute noch per Sie. Und dann tust Du Dir das selbst an - ich hoffe aus freien Stücken. Oder gibt´s Probleme?
Aber ich glaube nicht, Dein Schreibstil ist unverdächtig. Und er kommt auch allerbestens an bei mir .
Klasse Geschichte!
Glückwunsch von Joséfelipe
PS: Es gibt die Möglichkeit der Namensänderung. Bitte überleg` Dir´s mal.

 

Hallo Kellerassel,
willkommen hier bei den Wortkriegern.
Ich habe bei Deiner Geschichte eine extrem geteilte Meinung. Das passiert mir in der Ausprägung eher selten.
Erst mal zum guten Teil, den Abschnitten vor dem Treffen mit dem Glücksmädchen. Da war ich richtig begeistert. Du bist Schreibanfänger, hab ich gelesen. Ich habe das nicht bemerkt, die Geschichte hat mich wunderbar rein gezogen, ich konnte mir alles sehr bildhaft vorstellen, atmosphärisch war die Umgebung präzise gezeichnet, ich saß im Bierzelt und lief hernach tatsächlich durch den Rummel. Das hast Du sehr gut gemacht. Deine Handlungen sind detailverliebt, die Idee mit dem Wechselgeld fand ich sehr gelungen, auch die Erleichterung einen Gürtel angezogen zu haben, macht die Handlung total real.

Besonders gefallen hat mir der Satz:


"Ich hatte wohl den Moment verpasst, in dem aus einem prüfenden Blick zur allgemeinen Einschätzung der Lage ein erbärmliches Gaffen wurde."

Das kenne ich als 80 D Frau nur zu gut.:D Wenn sich dann noch ein Sabberfleck auf dem Tischtuch bildet, ist es Zeit für mich zu gehen.
Für mich großes Kino, aufrichtig.

So. Nun hab ich Dich sicher schon eingelullt und schläfrig gemacht mit meinem Lobpreis und Huldigungen? Dann Vorsicht, nicht das Du Dich erschreckst.

Wir kommen zur Flöte. Sobald der viel zu liebliche Ton die Geschichte durchdrang, hast Du mich leider komplett verloren. Die Beschreibung des Standes, des Mädchens, ganz zu schweigen davon, als sie auch noch den Mund öffnete, seine Gedanken dazu, der Dialog, gegen alles entwickelte ich just eine Leseallergie. Ich bin mir sicher, wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, habe ich eine Nesselsucht um die Augen.
Ganz, ganz schlimm.
So toll ich die Geschichte fand, so schlimm wirkte sie auf mich sobald der Kitsch begann.

So. Das sind jetzt aber nur meine persönlichen Animositäten, die Dir nicht den Spaß am Schreiben vermasseln sollten. Denn ich bin mir sicher, wir werden bestimmt noch großartiges von Dir lesen. Vielleicht ein bisschen weniger rosarote Brille, denke an meine Nesselsucht. Dann werde ich Dir bestimmt frenetisch Beifall klatschen.

Viel Freude hier,
Gretha

 
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Hallo josefelipe,

freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Das ist ja erstmal das Wichtigste ;) .

Der Name passt einfach im Moment. Natürlich ist da etwas Selbstironie bei der Wahl mein Nicknames dabeigewesen. Aber ich kann dich beruhigen, du wirst den Tag erleben, an dem ich diesen Namen ablegen werde :).

Gruß von der Kellerassel

Hallo Gretha,

vielen Dank für die Lobhudelei :) was den ersten Teil der Geschichte betrifft.

Du bist Schreibanfänger, hab ich gelesen. Ich habe das nicht bemerkt

Das ist eigentlich das größte Lob für mich gewesen und geht runter wie Öl.

Was den zweiten Teil betrifft, hoffe ich, das die Nesselsucht nicht ganz so schlimm ausgefallen ist und du dein Spiegelbild schon wieder ertragen kannst ;) .
Ich hab schon gemerkt, dass dieser insgesamt nicht wirklich gut rübergekommen ist. Ich werde da sicher noch mal ein paar Änderungen vornehmen. Der Dialog ist mir beim Schreiben schon schwer gefallen. Aber wie gesagt, soviele Dialoge habe ich auch noch nicht geschrieben. Da fehlt noch etwas die Übung.

Die Geschichte werde ich aber nicht nochmal komplett auf den Kopf stellen und in eine ganz andere Richtung lenken.

Also Vorsicht, auch die überarbeitet Fassung birgt eine gewisse Nesselsuchtgefahr in sich ;) .

Aber vielen Dank für Deine Kritik und fürs Lesen unter gesundheitsgefährdenden Umständen.

Gruß von der Kellerassel

 

Mach Dir nichts daraus. Meine erste Geschichte ist mir hier sehr effektvoll um die Ohren geflogen und ich habe sie nicht geändert. Weil ich finde, das erste Baby sollte einfach so bleiben dürfen, wie es auf die Welt kommt.
Aber ich habe jede Kritik mitgenommen für weitere Experimente.
Musst sie wegen mir sicher nicht ändern, es gibt ja Fenistil.

 

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