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Kleingeld

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25.08.2012
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Kleingeld

Tief Luft holen.
„Entschuldigung, hätten Sie vielleicht ein bisschen Kleing-“
„Nein.“

Das war doch gar nicht so schwer. Aber es ist schon sehr unangenehm. Der schmächtige, blasse Mann mit dem abgetragenen, grauen Anzug rückte seine Hornbrille zurecht. Er Strich die kantigen Bügelfalten seines weißen Hemdes glatt und holte erneut tief Luft.

„Verzeihung, hätten Sie vie-“
„Nein.“

Immer heißt es „die Krise kommt, die Krise kommt“, aber wenn sie mal da ist will niemand helfen. Und jetzt war er der Erste, der darunter zu leiden hatte. Also, noch mal.

„Hätten Sie“
„Nein!“

Ja früher, früher hätte er sich so nicht abwimmeln lassen! Das war noch ein ganz anderer Ton. Heute wird er nur noch gemieden. „Banker“, sagen sie alle „Banker, die sind schon eine richtige Plage hier in der Innenstadt“. Aber was soll man denn machen, wenn die zweite Villa bereits gemietet ist und man das Sommerhaus in der Toskana einfach nicht mehr halten kann, so ganz ohne extra Einkünfte.

„Entschuldigung, hätten Sie vielleicht ein wenig Kleingeld für einen Banker?“
Das Ehepaar schaut den unauffälligen Herrn überrascht an.
„Na los Wolfgang, jetzt gib ihm schon was. Du siehst doch, dass der nichts hat!“
„Ja, ja“, sagt der rundliche Mann und kramt in seinem großen Portemonnaie nach ein paar grünen Scheinen.

„Sehr großzügig mein Herr, vielen Dank.“
„Davon kaufen sie sich jetzt erstmal ein neues Anwesen, Sie Ärmster“. Die kleine, dickliche Dame mit dem Pelzmantel überreicht dem verwahrlosten Banker lächelnd einige tausend Euro.

„Wieder nur das Kleingeld.“, denkt sich dieser. Denn die Menschen sind geizig geworden, seit dem großen Proletariatsaufstand 2027. Und wer ist wieder Schuld? Der kleine Banker, der sich mit ein oder zwei Yachten im Jahr schon zufrieden gibt, aber wehe es gibt mal einen kleinen Bankencrash, dann heißt es wieder „ja das kommt davon, wenn man die an der zu langen Leine hält!“. Und er musste nun darunter leiden.

Heute war mal wieder kein sonderlich erfolgreicher Tag. Zwanzigtausend Euro in kleinen Scheinen, ein paar Kaviar Canapés, ein Kleinwagen. Nutzloses Zeug, das ihm die Menschen einfach in seinen Hut werfen (beziehungsweise, neben seinem Standplatz parken).

Abends hört man noch seine ausgelatschten Lederschuhe über den Asphalt schlurfen. Morgen wird bestimmt erfolgreicher. Und wenn nicht, dann kann man ja immer noch auswandern.
Griechenland soll zu dieser Jahreszeit ja sehr schön sein.

 

Hallo Bubbly,

ein sehr kurzer Text mit wenig Inhalt - soll es eine Satire sein, so mangelt es ihr an Überzeichnung und Originalität.
Wozu mögen bloß die vielen Beschreibungen dienen, habe ich mich gefragt. Ist es wichtig, dass der Wolfgang 'rundlich' ist? Dass sein Portemonaie 'gross' ist? Die Dame 'klein' und 'dicklich'? Ich finde keine Antwort.

Wie kann jemand 'die kantigen Bügelfalten seines weißen Hemdes' glattstreichen, während er doch einen Anzug darüber trägt?:confused:

Erst wird der Banker als Anzugträger mit Bügelfalten und als 'unauffällig' beschrieben, einen Moment später ist er 'verwahrlost'.

Und- ob man Kaviar Canapés wirklich in einen Hut werfen kann, ohne sie zu zermatschen?

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es sich hier nicht um eine fertige Geschichte, sondern nur um eine niedergeschriebene erste Idee handelt, die ausgearbeitet werden müsste.

Viele Grüße vom
gox

 

Hi Bubbly,

hattest du die Story auf Lager, oder hast du sie so schnell geschrieben?

Ich habe deine letzte Geschichte gelobt, das kann ich bei dieser hier leider nicht tun. Du schreibst die Story zwar im "gleichen"/ähnlichen Stil wie die vorige, allerdings fehlt mir hier irgendwie die Tiefe, die Herr Monkli hatte. Die war echt besser. Da waren echt gute Bilder projeziert, da spürte man, was unter dem Stück Eisberg alles mitschwamm, das du uns gezeigt hast. Das ist hier leider nicht so.
Um was geht es in dieser Geschichte eigentlich? Es geht eigentlich nur darum, dass ein Banker auf der Straße sitzt, und bettelt. Heute ein ungewöhnliches Bild, aber dein Zukunftsszenario soll uns sagen: Es wird einen Aufstand geben, und Leute aus dem Finanzsektor werden massenweise auf der Straße landen. Ich weiß, was du damit sagen willst. Aber du klatscht es einfach so hin, da steht alles geschrieben, was der Leser wissen muss, man muss nichts denken.
Meiner Meinung nach passt die Geschichte eher in die Rubrik Gesellschaft oder besser noch Science Fiction. Finde ich jetzt persönlich.
Die Story ist ein gutes Grundgerüst, eine Idee, aber umgesetzt finde ich sie nicht gut. Das kannst du besser. Erzähle uns, wie es zum Aufstand kam, warum Griechenland jetzt besser dran ist, wieso trieb die Inflation so nach oben, erzähle uns die persönliche Geschichte vom Fall eines Bankers, der nie damit gerechnet hat, einmal auf der Straße betteln zu gehen. Das interessiert und berührt :)
Falls du auf die Schnelle geschrieben hast, kann ich nur davor abraten, dein Zeug schnell ins Internet zu setzen, feil lieber daran rum, und veröffentlich es erst, wenn du nicht mehr weißt, was du verbessern sollst.

Ich wünsch dir was,

Grüße zigga :)

 

Hallo bubbly,
Und noch ein willkommen im Forum von mir :)

Schade, die Grundidee deiner Geschichte finde ich eigentlich sehr brauchbar, aber die Umsetzung ist ... Irgendwie gar nichts. Weder Fleisch noch Fisch. Da war nur diese vage idee scheint mir, aber keine Überlegeung, wie man dieser Form geben könnte und Richtung.
Dabei ließ deine erste Monkli-Geschichte hoffen. Die hat was drolliges.
Schade find ich auch, dass du in so kurzer Zeit zwei Geschichten hintereinander rausballerst. Das wird hier nicht so gern gesehen, da kommt der Gedanke auf, das Forum wird nur zum Abladen benutzt. Letztlich funktioniert so ein Forum Aber nur durch geben und nehmen. Am besten also selbst mal umlesen und ans kommentieren machen. Dabei lernt man auch viel fürs eigene Schreiben.

So oder so noch viel Freude auf kg.de :)
Grüßlichst
Weltenläufer

 

Entschuldigung, hätten Sie vielleicht ein wenig Kleingeld für einen Banker …

Nein, so freundlich wie in fuffzehn Jahren ist das alternde Ehepaar Merkel-Schäuble zugunsten der vermeintlich systemrelevanten Banken sicherlich nicht. Aber dennoch gibstu, wie ich finde, eine schöne SF-Skizze auf den wiederauferstandenen Bankbesitzer im Park, die eben derselbe fünfzehn Jahre zuvor von „unseren“ Steuergeldern noch selbst „gespendet“ hat - das Messingschild in der Mitte der Lehne verrät's -

lieber Bubbly,

dass ich dem Ärmsten sicherlich auch einen Pfennig gönnen würde, hätt’ ich denn noch einen. Mit 77 werd ich wohl der Altersarmut anheim gefallen oder in der Revolte umgekommen sein, dass ich im Überlebensfall nur noch neun Jiao und neun Fen in der Tasche haben werde, nachdem ich dem Bänkster den einen Fen opfere, der mir zum Remnibi Yuan fehlen wird, um wenigstens an der Hundetafel einen Knochen zu erhalten. Oder glaubt einer ernsthaft dem Orakel, dass es Euro oder Dollar noch gäbe? Eher ersteht da der Taler wieder auf und singt "Taler, Taler, Du musst wandern, von dem einen Ort zum Andern ..."

Auf die Zeichensetzung geh ich mal nicht weiter ein, ich kenn ja jetzt Dein Problem, das ja eigentlich gar keines ist, und empfehl keineswegs eine Grammatik (die Duden G. misst ca. 1300 Seiten), sondern die bescheidenen ersten hundert Seiten des Dudens Bd. 1 und schon sackstu alle hier vor Ort ein!

Aber noch ein bisschen Klang und Sang der Sprache:

„Entschuldigung, hätten Sie vielleicht ein bisschen Kleing-“
„Nein.“
Ich weiß, das Schriftbild ist korrekt, der Sprecher verschluckt das „-eld“, aber vom Schriftbild, das dem Klangbild entsprechen soll (mancher meint in gutem Glauben, man schreibe wie man spreche, was natürlich Humbug ist), dann folgt statt des „g“ gleich einer Bremsspur ein „ch“ [in Lautschrift: X], denn das klare und reine „g“ wird erst durch den folgenden Vokal erzeugt – der hier ja ausbleibt.

Mir hat der kleine Text durchaus gefallen und vor zu viel Tiefe kann ich immer nur warnen. Allzu leicht strandet man auf einer Sandbank.

Gern gelesen vom
Dowdie Jones

 

Hallo Bubbly!

Ich denke, die Geschichte hätte mehr überzeichnet werden müssen, mehr ausgearbeitet. Vom Ansatz her sehr gut, ich verstehe die Story als Kritik an dem gierigen, maßlosen Bankensystem, in der Endfassung aber dürftig. Aber toll, dass Du die Idee dafür hattest.

Danke dafür, Rengia

 

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