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Kleines fettes Land

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16.06.2002
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Kleines fettes Land

Ich lebe in einem kleinen fetten Land mit kleinen fetten Leuten. Ich bin ebenfalls klein und fett. Die anderen interessieren mich nicht, wozu auch, sind sie doch genau so klein und fett wie ich. Ich hatte kleine fette Eltern und ging in eine kleine fette Schule mit kleinen fetten Lehrern und kleinen fetten Kammeraden. Ich habe eine kleine fette Frau und kleine fette Kinder. Ich habe eine kleine fette Stelle in einer kleinen fetten Firma und ein kleines fettes Gehalt mit dem ich mir kleine fette Dinge kaufe. Ich habe eine kleine fette Geliebte, die hat einen kleinen fetten Mann, der sich zuweilen mit einer kleinen fetten Dirne vergnügt.

Hier sind wir alle klein und fett mit kleinen fetten Hirnen und kleinen fetten Herzen. Wir sprechen eine kleine fette Sprache und haben kleine fette Gedanken. Wir tragen kleine fette Kleider, kleine fette Schuhe und wohnen in kleinen fetten Häusern mit kleinen fetten Möbeln in kleinen fetten Zimmern. Wir fahren kleine fette Wägen und reisen in kleinen fetten Zügen. Wir verreisen an andere Orte, um uns mit den kleinen fetten Landsleuten in kleinen fetten Hotels an kleinen fetten Stränden zu treffen. Nach zwei Wochen kehren wir dann in unsere eigene kleine fette Welt zurück. Des Morgens stehen wir früh auf und nehmen ein kleines fettes Frühstück. Dann gehen wir in kleine fette Firmen und haben kleinen fetten Mißmut. Wir verrichten kleine fette Tätigkeiten, haben kleine fette Jausen und kleine fette Mittagspausen und liebedienern kleinen fetten Vorgesetzten. Des Abends sitzen wir zu Hause, schmiegen unsere kleinen fetten Körper aneinander, oder haben einen kleinen fetten Streit, dabei sehen wir uns kleine fette Filme an, hören kleine fette Musik, oder lesen kleine fette Gazetten, während unsere kleinen fetten Kinder mit kleinen fetten Elektronikspielen zu kleinen fetten Mördern werden. Wir gehen in kleine fette Theater mit kleinen fetten Schauspielern, die kleine fette Stücke spielen. Des Nachts haben wir kleinen fetten Schlaf mit kleinen fetten Träumen.

Wir gieren nach immer mehr kleinen fetten Scheinen, um noch mehr kleine fette Dinge in kleinen fetten Geschäften mit kleinen fetten Verkäufern zu erwerben. Wir gehen in kleine fette Kirchen mit kleinen fetten Priestern, um unsere kleinen fetten Sünden zu bereuen, und beten zu einem kleinen fetten Gott. Er vergibt, denn er ist haargenau so klein und fett wie wir. Oder wir gehen in kleine fette Wirtshäuser mit kleinen fetten Kellnern, verzehren kleine fette Speisen zu kleinem fetten Bier mit kleinen fetten Bekannten mit welchen wir kleine fette Gespräche führen und mit kleinen fetten Dingen prahlen. Manchmal spät nachts haben wir einen kleinen fetten Rausch und fallen in unsere kleinen fetten Betten. So leben wir tagaus tagein unser kleines fettes Leben bis wir eines Tages eines kleinen fetten Todes sterben und in einem kleinen fetten Sarg in unserer kleinen fetten Erde begraben werden. Es ist ein kleines fettes Land mit kleinen fetten Leuten.

 

Also durch das ständige "fett" wirkt die Geschichte fast schon melodisch. Zumindest auf mich. Allerdings nervt es schon nach der Zeit. Anfangs fand ich's aber echt gut.

Grizze,
stephy

 

Danke für Eure Kritik!

Mag sein, daß es zu lang geraten ist. Eigentlich war es nicht als Geschichte, sondern als kritischer Text über unsere lebensweise gedacht. Mag sein, daß es zu lang ist. "Klein und fett" war als Effekt gedacht. Ja, man hätte es kürzer machen können, stimmt.

danke nochmals an Euch Kerstin und Stephy

Liebe Grüße

Echnaton

 

Hi Echnaton,
habe Kristins Ansatz - das Streichen von fett und klein - konsequent durchgezogen und muss sagen, dass die dadurch entstehende Geschichte "etwas hat". Völlig neutral klingend, ein Leben reduziert auf Belangloses, gefühllose Alltäglichkeiten. So wirkt es zumindest auf mich, obwohl durchaus die subjektive Betrachtung des Protagonisten niedergeschrieben wurde.
Da ich die Gecshichte noch in Word habe, kopiere ich sie einfach mal drunter:
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Ich lebe in einem Land mit Leuten. Die anderen interessieren mich nicht, wozu auch, sind sie doch genau so wie ich. Ich hatte Eltern und ging in eine Schule mit Lehrern und Kameraden. Ich habe eine Frau und Kinder. Ich habe eine Stelle in einer Firma und ein Gehalt mit dem ich mir Dinge kaufe. Ich habe eine Geliebte, die hat einen Mann, der sich zuweilen mit einer Dirne vergnügt.

Hier sind wir alle mit Hirnen und Herzen. Wir sprechen eine Sprache und haben Gedanken. Wir tragen Kleider, Schuhe und wohnen in Häusern mit Möbeln in Zimmern. Wir fahren Wägen und reisen in Zügen. Wir verreisen an andere Orte, um uns mit den Landsleuten in Hotels an Stränden zu treffen. Nach zwei Wochen kehren wir dann in unsere eigene Welt zurück. Des Morgens stehen wir früh auf und nehmen ein Frühstück. Dann gehen wir in Firmen und haben Missmut. Wir verrichten Tätigkeiten, haben Jausen und Mittagspausen und liebedienen Vorgesetzten. Des Abends sitzen wir zu Hause, schmiegen unsere Körper aneinander, oder haben einen Streit, dabei sehen wir uns Filme an, hören Musik, oder lesen Gazetten, während unsere Kinder mit Elektronikspielen zu Mördern werden. Wir gehen in Theater mit Schauspielern, die Stücke spielen. Des Nachts haben wir Schlaf mit Träumen.

Wir gieren nach immer mehr Scheinen, um noch mehr Dinge in Geschäften mit Verkäufern zu erwerben. Wir gehen in Kirchen mit Priestern, um unsere Sünden zu bereuen, und beten zu einem Gott. Er vergibt, denn er ist haargenau so wie wir. Oder wir gehen in Wirtshäuser mit Kellnern, verzehren Speisen zu Bier mit Bekannten mit welchen wir Gespräche führen und mit Dingen prahlen. Manchmal spät nachts haben wir einen Rausch und fallen in unsere Betten. So leben wir tagaus tagein unser Leben bis wir eines Tages eines Todes sterben und in einem Sarg in unserer Erde begraben werden. Es ist ein Land mit Leuten.
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Gruß vom querkopp

 

Querkopf,

das bringt direkt neue Aspekte. Ich habe Deine Version jetzt dreimal gelesen, jetzt wird der Text von derart banalem Inhalt, daß ich direkt schmunzeln mußte. Der letzte Satz "Es ist ein Land mit Leuten" schlägt alles. Ich habe "klein und fett" auf unsere Lebensweise bezogen und immer wiederholt, wie ich schon oben erwähnt habe ich "klein und fett" als Effekt verwendet. Stephy hatte vielleicht recht, daß es etwas zu lang geraten ist und man vielleicht das ganze etwas verkürzen könnte. Jedenfalls bin ich für die Reaktionen, wie immer sie auch seien, sehr dankbar. Man sitzt hier und schreibt und eigentlich liest es niemand. Es ist schön, wenn wer auf Texte reagiert, vor allem sind das Menschen, die mich überhaupt nicht kennen und sich daher "kein Blatt vor den Mund nehmen" und auch mitteilen, daß es ihnen nicht gefällt. Das finde ich auch gut. Deshalb ist dieses Forum auch so nützlich für mich, weil Leser mitteilen "gefäält mir, gefällt mir nicht, langweilt mich, find ich spannend etc.". Danke auch Dir und liebe Grüße

Echnaton

 

Hi Echnaton!

. Eigentlich war es nicht als Geschichte, sondern als kritischer Text über unsere lebensweise gedacht. Mag sein, daß es zu lang ist. "Klein und fett" war als Effekt gedacht.
Hierbei sehe ich ein inhaltliches Problem: Mag sein, dass man durch unsere(ungesunde?) Lebensweise fett werden kann. Aber wird man dadurch auch klein?
Bei dem Wort "fett" kann man wenigstens noch einen versuchten gesellschaftskritischen Aspekt herauslesen, aber bei "klein"?
Wäre es denn besser, wenn alles statt dessen groß wäre?
Oder meinst du klein im Geiste? Eine kleine, beschränkte Welt, leute, die nicht über ihren (kleinen :D ) Horizont hinausblicken können?

Von der Idee her ist der Text ganz nett, aber nichts Neues. Insgesamt ist er aber viel zu lang und versucht seineAussage, die man nach dem ersten Absatz bereits verstanden hat, mittels andauernder Wiederholung in die Köpfe der Leser zu hämmern.

[ 27.06.2002, 17:11: Beitrag editiert von: Ben Jockisch ]

 

Hallo Existence,

na da hast du ja einen alten Text hervorgekramt. Geschichte ist das ja nicht, mehr ein wütendes Umsichschlagen, daß aufgrund verschiedener politischer Umstände in Österreich entstanden ist. Ich hab das in die Tasten gehauen, als Haiders FPÖ zweitstärkste Partei wurde (im Jahr 1999) und deshalb gewählt wurde, damit "Frischer Wind ins Land kommt" (Antwort auf die Frage eines Journalisten an einen Passanten, warum dieser FPÖ gewählt habe), es war fatal. Die Menschen waren (und sind) unzufrieden im viertreichsten Land der EU, wo (fast) alles wie am Schnürchen funktioniert. Mittlerweile ist Haiders Partei am Zerbröseln, und das ist gut so!

Danke fürs Lesen und für eine wohlwollende Kritik für einen alten Text

liebe Grüße

Echnaton

 

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