Kleiner blauer Planet
kleiner blauer Planet
Prolog:
Der Tod im All ist ein kalter Tod. Aber das Universum ist noch kälter, wenn der Tod vermeidbar war.
Kleiner blauer Planet
Ein kleiner blauer Planet in einer Umlaufbahn um eine instabile Sonne. Es bleiben noch 3 Tage bis zur Vernichtung.
„...Brüder! Wir müssen unsere Waffen ergreifen! Der Graf ist ungerecht und er hält unsere Frauen wie Sklavinnen und er tötet die Männer die gegen ihn aufbegehren. Selbst der Kaiser im fernen Rinto ist machtlos gegen ihn. Wir müssen unsere Schwerter schärfen, die Messer wetzen. Die Schmach muss von uns genommen werden! Auch wenn das unseren Tod bedeutet. Tod dem Grafen Razhino!“
Am nächsten Morgen stürmten die Soldaten in ihren schweren Eisenrüstungen in das Dorf und ergriffen den Sprecher. Ohne Umschweife banden sie ihn an den Galgen und hängten ihn.
Tagelang hing seine Leiche am Strang und verpestete die Luft auf dem Dorfplatz, bis die Schergen des Grafen eintrafen und die Leiche in Brand setzten.
Das Raumschiff von Chris Retter war ins Schlingern gekommen. Die Polizeifregatte hatte einen Volltreffer gelandet und seine Triebwerke brannten wie Kanai Kristalle im Feuer.
Seine Lage war recht prekär. Seine Schilde waren ausgefallen und das Heck brannte. Interessiert blickte er auf das blaue Aufleuchten an der Waffenkonsole. Er hatte volle Waffenenergie. Also war nur der Energiekern am Heck getroffen. Er führte einen manuellen Systemcheck durch, der ihm verriet, dass er den Bug-Energiekern ohne Probleme mit den Schildsystemen verbinden konnte, allerdings würde die Reparatur einige Zeit in Anspruch nehmen. Das war sehr ärgerlich, vor allem weil er keine Zeit mehr hatte. Er blickte verzweifelt hinter sich. Er war jedoch kein Mann, der halbe Sachen machte. „Computer, Reparatur der Schildsysteme einleiten!“ Mikroroboter machten sich sofort auf den Weg. Er blickte noch mal nach hinten. „Kommt und holt mich!“ Dann kam die Überraschung. Das schwere Polizeischiff drehte ab. „Faszinierend“, dachte Chris. Dann erkannte er den Grund. Vor ihm erschien aus dem Nichts ein riesiges Schlachtschiff auf dem ein Wappen zu erkennen war. „Bei den Sternen des Imperiums!“ Das Wappen des Grafen Razhino. Das ließ sich möglicherweise ausnutzen. Das Polizeischiff wollte gerade den Warptransfer einleiten, da zuckte ihm eine Salve aus dem Bug des Razhino-Schiffes entgegen und vernichtete es vollständig. Razhino stand nicht gerade in dem Ruf, ein Freund des Imperiums zu sein (und einzelne Schiffe hielten sich tunlichst von den Planeten des Hauses Razhino fern.) Chris hatte nur eine Frage, die ihm durch sämtliche Windungen seines Gehirnes kroch . Wo war dieses Schiff auf einmal hergekommen? Tarntechnologie? Die war im Imperium verboten. ( Weil die Truppen des Kaisers einiges schlagkräftiger als die der hohen Häuser waren, hatte sich niemand ernsthaft Gedanken darüber gemacht. ) Zu dumm dass auf seinem Jäger ausgerechnet das Wappen des Kaisers aufgedruckt war. Er hatte keine Zeit gehabt um sich sein Fluchtschiff auszusuchen. Er hatte Angst und wünschte sich sehnlichst, er könnte seine Schilde hochfahren. Eine unangenehme Ahnung stieg in ihm auf. Es war eine Überlegung: Diese Leute könnten mich verstecken........ oder mich töten. Sie werden mich töten. Ich kenne das Geheimnis des Tarnschilds.
Seine Bugscanner teilten ihm unmissverständlich mit, dass der Razhino-Kreuzer die vorderen Waffenbänke lud. Das war in der Tat äußerst ärgerlich. Er versuchte einen Komkontakt zum Razhino-Schiff aufzunehmen. Er ergab sich. Doch das war den Leuten auf dem Kreuzer anscheinend egal. Die Pulskanonen bestrichen sein sowieso schon brennendes Heck.
Die Waffenbank blinkte immer noch blau. Er gab Energie auf die vorderen Steuerdüsen. Sie gaben ihm den nötigen Vorwärtsschub um in die Schilde des Razhino-Kreuzers hineinzugelangen. Da er keine eigenen Schilde mehr hatte schüttelte es ihn kurz gewaltig durch. Dann dachte er erbittert: Wenn ich schon sterben muss, dann nehme ich Euch mit!
Er musste gar nicht auf die Lebenserhaltung blicken um zu wissen, dass sie bald versagen müsse. Er eröffnete mit allen gebliebenen Pulsphasern das Feuer auf die nahe Aussenhülle des Kreuzers. Es gab einen kräftigen Ruck.Durch den Abstossungseffekt wurde er aus den Schilden geschleudert.
Innerhalb von Schilden zu feuern war ungefähr genauso katastrophal wie eine Atombombe zu zünden. Er wunderte sich weshalb er das überlebt hatte. Normalerweise hätte es sein Schiff vollständig vernichten müssen. „Schilde reaktiviert, bei 38 Prozent“, teilte ihm der Computer mit seiner gefühllosen Stimme mit. Trotzdem hätte er ihn küssen können. Der Computer hatte es inzwischen geschafft gehabt, die Schilde zu reaktivieren, und durch den natürlichen Abstossungseffekt war er aus den Schilden des größeren Schiffes hinauskatapultiert worden.
Die Kettenreaktionen seines Treffers liefen durch den gesamten Rumpf, der meterhoch vor ihm aufragte. Ein grellweisser Blitz, eine gewaltige Druckwelle, und den Kreuzer gab es nicht mehr. Er war auf einmal von allen seinen Problemen befreit. In der Nähe scannte er einen kleinen Planeten. Razhino-Prime. Die Hauptwelt des Hauses Razhino. Und er würde sich dort verstecken. Er blickte entspannt in die Sonne, die hinter dem Planeten auftauchte. Und er war erschreckt. Seine Messungen ergaben, dass die Sonne vollkommen instabil geworden war.
Er achtete nicht mehr auf seine Flugbahn. Bevor er die Korrekturdüsen zünden konnte geriet er in die Gravitation des Planeten. Und er hatte keinen Antrieb mehr. Mit beängstigender Geschwindigkeit raste er durch die Wolkenschicht. Dann kam ihm der Erdboden immer näher. Vom Trudeln drehte sich der Jäger um die eigene Achse. Chris wurde schlecht. Wenigstens das legt sich demnächst endgültig, dachte er wehmütig. Den Aufprall würde er nicht überleben.
Graf Razhino schrie seinen Berater an. „Die Sonne ist äußerst merkwürdig! Meint ihr nicht auch?“ „Kein Grund zur Beunruhigung, Mylord. Das sind nur ein paar Sonnenschatten.“ Razhino war nicht zufrieden, aber er musste sich mit dieser Aussage begnügen. Er hatte nicht die Mittel, um seine Sonne untersuchen zu lassen, und er hatte großen Ärger mit dem Imperium. Der Kaiser würde ihm sowieso nicht die Hilfe leisten um die er ihn anflehen hätte müssen. Und wegen eines Sonnenschattens würde er nicht seine Heimatwelt aufgeben.
Der Himmel war eine Holzdecke. Und die Engel trugen weisse Kittel. Einer von ihnen grinste ihn an. Er ist zu sich gekommen. Chris versuchte zu blinzeln. Da war etwas gewesen..
Wo... er konnte nichts sagen und verfiel in einen tiefen Schlaf.
Noch zwei Tage bis zur Katastrophe
Chris war wieder wach und sprach mit dem Arzt. „Die Sonne! Sie wird instabil. Morgen oder übermorgen muss mit einer Supernova gerechnet werden!“ Selbst als Mitglied eines Renegatenhauses verstand Chris einiges von stellarer Physik „Ich muss.. mit ihrem Herrn sprechen.“ „Wenn der Graf mit Ihnen sprechen will...“
„Muß ich noch lange hier bleiben?“ „Mindestens noch eine Woche.“ „Wir haben aber keine Woche!“ „Übermorgen sind wir alle tot!“ „Sie phantasieren. Schlafen Sie.“ Der Arzt gab ihm eine Spritze. Er hatte Chris angelogen. Aber damit wollte er Chris nicht behelligen. Er würde es früh genug erfahren. Dieser Gedanke belustigte ihn, da das Wort „erfahren“ in diesem Fall äußerst doppeldeutig war. Ja, dieser Gedanke gefiel ihm.
Im Dorf bewaffneten sich die Bauern und schlichen durch ihre Felder bis nahe an die Burg heran. Sie schwammen durch den Graben und erkletterten die Außenmauern. Im Inneren des Zwingers warteten die Soldaten des Grafen auf sie. Es gab einen kurzen, für die Bauern aussichtslosen Kampf, nachdem die, die es überlebt hatten in das Gefängniskrankenhaus gebracht wurden. Man wollte keine halbtoten Leute hinrichten.
Chris sah verständnislos ins Gesicht des Bauern, der neben ihm lag. „Sie wurden nur hierhergebracht, damit man Sie hinrichtet, sobald Sie gesund sind?“ Hinter sich hörte er jemand sagen: „Das ist hier Brauch. Man wird auch Sie hinrichten. Für die Zerstörung des Kreuzers.“ Chris fuhr herum und blickte in das hämisch grinsende Gesicht des Arztes. „Morgen wird ihre Welt vernichtet werden!“ „Morgen werden Sie hingerichtet werden.“ „Sie werden alle sterben.“ Sogar der Graf musste das wissen.
„Mit letztlicher Sicherheit weiss ich nur eines: Sie werden morgen sterben.“
Am Abend des nächsten Tages sollten die Gefangenen hingerichtet werden, zur Belustigung des Grafen und seines verdorbenen Hofstaates. Man zerrte Chris in die Arena und band ihn an einen Pfahl fest. Er wurde mit Benzin übergossen und unter ihm befand sich eine Wanne voller brennbaren Öls. „Ich werde brennen wie eine Fackel.“ Das war die schreckliche Erkenntnis, die sein ganzes Gehirn durchzog. „Tod dem Imperator und tausendmal Tod dem Grafen Razhino!“ brüllte er.
Der Himmel erstrahlte in einem tiefen Rot, das bald darauf zu einem grellen Weiss wurde und dann verblasste. Es wurde sehr schnell sehr dunkel. Wie einen Grashalm im Wind traf die Druckwelle den kleinen blauen Planeten und verstreute ihn in alle Winkel der Galaxis.
Der Kaiser bekam einen Bericht überreicht. Der Renegat Christian Retter, ehemals Fürst von Hagdal kam bei einer Supernova ums Leben, ebenso wie der verhasste Graf Razhino und sein ganzes dreckiges Gesindel. Der Kaiser trank an diesem Abend ein Glas Wein auf die Supernova.