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Kleine Spielchen

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17.12.2002
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Kleine Spielchen

„Ich springe!“, drohte er, und eine gewisse Ernsthaftigkeit breitete sich über seinem Gesicht aus. Warum auch nicht? Er hatte nichts mehr zu verlieren. Nur innerlich grinste er.

„Oh mein Gott! Tu es nicht, bitte!“, flehte sie ihn an. Sie liebte ihn, aber sie grinste ganz offensichtlich. Breit. Von einem Ohr zum anderen.

„Doch“, sagte er, „und niemand wird mich davon abhalten. Hier ist mein Abschiedsbrief.“ Er kramte in seinen Taschen herum und fand irgendwo noch einen alten Einkaufszettel, den er ihr gab. Sie lachte sich inzwischen halbtot. Sie nahm den ‚Brief´ und tat so, als würde sie lesen und versuchte, ein ernsthaftes Gesicht zur Schau zu stellen, ob der garstigen Worte, die sich auf dem Einkaufszettel befinden sollten. Sie sah ihn an und sprach:

„Oh, mein Liebster. Warum hast du mir deine Liebe nicht schon früher offenbart? Laß’ uns neu beginnen. Es ist noch nicht zu spät.“

Jetzt musste er auch heftig grinsen. Sie spielte wunderbar mit. Eben noch spazierten sie beide gemütlich durch die Straßen, und nun inszenierten sie hier ein Selbstmordszenario, wie es auch aus Hollywood hätte stammen können. Er sah hinunter und erblickte den Asphalt der Straße. Dort würde er landen nach seinem Sprung. Wie hart würde er aufschlagen? Wie lange würde er fliegen? Er wusste, daß er es nur herausfand, wenn er es wirklich tat.

„Also, ich springe jetzt“, sagte er zu ihr. Ein letztes Mal.

„Okay mein Liebling. Ich werde dich nicht aufhalten. Du hast deine Entscheidung getroffen, aber ich werde dich nie vergessen. Ich liebe dich.“

„Ich liebe dich auch.“ Er warf ihr noch einen Handkuss zu und sprang.

Nur den Bruchteil einer Sekunde flog er. Und er schlug wahrlich butterweich auf dem Asphalt auf. Bei einem ´Sprung´ von einem Kantstein ist die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung, bei einem erwachsenen Mann, nun mal sehr gering. Ihm passierte absolut nichts.

Beide fingen lauthals zu lachen an. Sie liebten diese kleinen Spielchen, die sie sich zwischendurch immer mal wieder ausdachten. Es machte ihnen riesigen Spaß, sich kleine Szenarien auszudenken und durchzuspielen. Sie hatten sich nie abgesprochen. Einer fing mit irgendetwas an, und der andere machte mit, so gut er eben konnte.

Sie kugelte sich immer noch vor Lachen, als er wieder von der Straße aufstand. Sie lachte immer noch, sogar lauter als vorher, als er auf dem nassen Beton ausrutschte und irgendwie plump auf dem Bauch landete. Er blieb liegen und bekam sich nicht mehr in den Griff vor Lachen. Er lachte Tränen, die ihm über die Wange liefen und salzig schmeckten. Er kam einfach nicht mehr hoch. Der Lachanfall hatte ihn erwischt. Mitten im Liegen. Mitten auf der Straße.

Der Fahrer des roten Doppeldeckerbusses, so einer mit dem hier in Hamburg die Stadtrundfahrten durchgeführt werden, hatte wirklich keine Chance zum Ausweichen gehabt, nachdem er um die Ecke gebogen kam und den jungen Mann dort auf der Straße liegen sah.

 

Hei Delrino,

Die Story ist interesant, sehr sogar, allerindgs hätte ich den letzten Absatz noch etwas anders gemacht. Du hast alles so gut beschrieben, wie die Beiden miteinander rumherzten, wie gut sie sich verstanden. Du hattest alle Chancen für ein sensationelles Ende, frag mich nicht welchen, meine nur die Story ist gut, der Stil ist gut, Die Prots auch,....nur...die Story hätte ein besseres Ende verdient.

liebe Weihnachtsgrüsse Arche

 

klasse geschrieben!
das grinsen versackte mir buchstäblich beim letztem Absatz.
Das Ende finde ich okay.
Kurz und schmerzlos und trotzdem wirkungsvoll!
Respekt für die Idee!
mfg
Fanny

 

Hallo Archetyp!

Ich ahne, was Du meinst, aber ich könnte selbst, ebenso wie Du, ebenfalls kein "besseres Ende" vorschlagen.

Dies ist meine erste Geschichte gewesen, vor ca. 10 Jahren geschrieben, ich habe sie bestimmt schon zig Mal gelesen und über ein mögliches anderes Ende nachgedacht, aber irgendwie, auf eine seltsame Art und Weise, scheint dieses Ende genau so, dahin zu gehören.

In dieser "Machart", mit ähnlichen "Pointen", habe ich später allerdings eine kleine Serie geschrieben und aus dieser Sicht passt das Ende dann ziemlich perfekt.

Dennoch, Dein Lob und Deine Kritik tun sehr gut, gerade weil es mein "Erstlingswerk" ist. Danke sehr dafür!

Schöne Feiertage wünscht Dir,
Karsten

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fanny,

...und genau so, war das Ende letztendlich auch gedacht. Der Leser soll Sympathien aufbauen, den Protagonisten "irgendwie mögen" und dann "Ach du je!" Ausrufen, weil der Kerl es wagt, einfach zu sterben.

Freut mich, dass es dir gefallen hat!

Friedvolle und kreative(?) Weihnachten wünsche ich Dir.

Karsten

 

Hi Delrino

Hmm. Also ich finde die Geschichte schon auch ganz nett. Die Sprache ist noch ein kleines bisschen unsauber, finde ich. Aber das sind nur Kleinigkeiten. Zum Beispiel hast du in einem Fall zweimal hintereinander mit "Sie" angefangen.
Die Idee ist gut. Ein Paar spielt kleine Szenen und bei einer stirbt der Mann dann eben.
Nette Story, nächste bitte.

Don

 

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