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Kleine Selbstmordgedanken

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18.04.2022
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Kleine Selbstmordgedanken

In einem Zug auf dem Weg nach Stockholm, im hintersten Wagon: Eine Gruppe pubertierender Siebtklässler. Die Mädchen kichern, die Jungs auch. Aufregend ist das, so eine Klassenfahrt. Das Leben hat gerade erst angefangen!

Zwei Reihen weiter sitzt ein Mädchen. Dreizehn. Das ist Emely. Sie sitzt alleine, das will sie so! Sie schreibt nämlich was Geheimes, was Privates, was Tiefes … Das würden die anderen nicht verstehen. Sie schreibt es langsam, mit einem melancholisch bedeutsamen Blick. Die Beine hat sie angewinkelt und das Loch in ihrer schwarzen Strumpfhose dehnt sich über ihr rechtes Knie. Ihre schwarz gefärbten Haare hängen ihr ins Gesicht. Blond will sie nicht sein, das sind doch alle anderen schon, alle die sie nicht verstehen! „Ich bin halt anders“

Sie hört Nirvana. Absichtlich laut. Darüber ist sie sich bewusst. Sie macht das aus Trotz und weil man das laut hören MUSS. Nirvana wollte, dass man sie laut hört. Das weiß Emely, weil sie Nirvana versteht. „Ich bin die Einzige“

“He´s the one, he likes all our pretty songs and he likes to sing along and he likes to shoot his gun, but he don´t know what it means” – “GENAU”
Emely will auch Künstler werden wie Kurt Cobain. Sie denkt sich tiefe Bedeutungen in alltägliche Objekte, auch in sich Selbst. „Behind her smile she swallows tears“ – Das verstehen die blonden Mädchen nicht!

Ein bisschen genervt ist Emely schon auch, dass da niemand ist, der sie versteht. Dass da niemand neben ihr sitzt. – Sie schreibt: „Ich hasse mein Leben!“ Sie schaut nach oben. Da hängt eine grell leuchtende Lampe. Da soll man nicht reinschauen, das ist schlecht für die Augen, das weiß Emely. Sie macht es trotzdem. Aus Trotz und weil sie da drin jetzt was sieht, in der Lampe. Da sind kleine schwarze Flecken, die analysiert sie. Das sind Fliegen, tote Fliegen, gestorben von zu viel Licht. Das ist poetisch, das macht so viel Sinn! Sie bekommt Kopfweh und schaut wieder weg.
„Ich mag das Licht auch nicht“, denkt sie. „Lieber mag ich die Dunkelheit“
Emely denkt an den Tod.

Wenn Emely an den Tod denkt, fällt ihr immer als erstes der Typ aus ihrer Straße ein.
Ein 17- jähriger, dünner Junge mit müden Augen. Sie hatte nie mit ihm geredet, aber eines Tages hat man ihn auf den Schienen neben ihrem Haus gefunden. Alle haben über ihn geredet, Emely nicht. Emely kannte ihn fast nicht, sie konnte sich nicht einmal mal mehr an seinen Namen erinnern, aber sie hatte sich eingebildet eine Art Verbindung zu ihm zu haben. Er hatte sie immer so lange angestarrt, ohne einen Ausdruck. Emely mochte das. Als würde er in ihre Seele schauen, hatte sie sich gesagt.

Aber dann war er tot.

Und Emely war erst schockiert, dann war es ihr egal und irgendwann spürte sie Eifersucht.
So viele Meschen redeten über ihn. Er war ein Mysterium, für all die glücklich einfachen Dörfler. „Warum bringt sich so ein junger Mann um? Er hat noch sein ganzes Leben vor sich!“ „Wie kommt es nur so weit?“ „Was hätten wir tun können?“ „Meint ihr es liegt an den Drogen?“ „Wie konnten wir nur nichts merken?“ – „Vielleicht konnte er nichts mit der Oberflächlichkeit der Welt anfangen“ dachte Emely „Wie ich.“

Emely wollte nicht eifersüchtig sein, das war schrecklich, das wusste sogar sie, aber sie spürte es: in der Brust und im Herz.

Der Gedanke an Selbstmord wurde mit dem Tod von ihrem Nachbarn in Emelys Kopf gepflanzt und jetzt saß er dort und kam hoch wann immer er wollte. Erst nur ganz klein: Mal beim Spülen, mal in der Schule und irgendwann ein bisschen größer, ein bisschen öfter, aber er wuchs nie so groß, dass sie ihn nicht nach ein paar Minuten wieder hätte verwerfen können. Es blieb ein Gedanke. Irgendwann war es ihr Gedanke, sie hatte ihn irgendwann als ihren eigenen erklärt. Er gehörte nicht länger dem Jungen aus ihrer Straße, dieser Gedanke gehörte ihr, er entsprang ihrem Leid. Das sagte sie sich.

Jetzt sitzt Emely am Fenster im Zug und der Gedanke ist wieder da. Er kam mit den toten Fliegen, er kam mit dem Licht. Der Gedanke fing an mit: „Was wäre, wenn…?“ und endete mit „Ich könnte…“ Normalerweise verwarf Emely ihn dann ganz schnell wieder. Vor allem weil sie dann Angst bekam. Diesmal nicht, diesmal spürt sie in diese Angst.

Herz-pochen, schneller, noch schneller, Schwitzen, Zittern, angespannte Glieder. Sie schließt die Augen. Sie liegt auf den Schienen und lauscht in die Stille. Sie hat Angst und sie wartet. Sie wartet lange. Eine Minute, zwei Minuten, Fünf … Sie stellt sich vor wie sie ein letztes mal an ihr Leben denkt, an ihre Geschwister, ihre Eltern, „Mama!“. Die Gleise vibrieren, der Zug kommt näher, er hupt, leuchtet auf und…

...hält ruckartig an. Emely öffnet die Augen. Sie sitzt, die Beine angewinkelt, sicher auf ihrem Platz im Zug, auf dem Weg zur Klassenfahrt. Sie atmet schwer, fast muss sie weinen. Sie wünscht sich in die Arme ihrer Mutter, plötzlich vermisst sie die. Sie will ihr sagen, dass sie sie liebt. Sie will beschützt werden, vor allem vor sich selbst.
„Was wenn ich die Kontrolle verliere?“
Ihr fällt der Name des Jungen wieder ein: Timo. „Er hatte die Kontrolle nicht.“
Sie denkt daran wie aufgelöst seine Mutter war, wie zerstört ihr Leben, ihr Blick, wenn man ihr auf der Straße begegnet ist.
Emely kommt sich klein vor und dumm! Vor allem aber alleine. „Ich will das nicht!“, denkt sie.
„Ich bin anders“

 

Hey du,

ich hab ein paar Kniffe für dich, was die Schreibweise von Zahlen und die Verwendung von Auslassungszeichen "..." betrifft :D aber keine Sorge, ich sag auch was zum Inhalt und zur Erzählweise wie ich sie wahrnehme und was ich darüber denke. Das Langweilige zuerst (unterm Text links findest du ein Feld "bearbeiten" – da solltest du solche Rechtschreib- und Zeichensetzungssachen am besten gleich korrigieren, damit nachfolgende Lesende darüber nicht stolpern und deinen Text quasi schon upgedatet genießen und besprechen können).

7- Klässler

Siebtklässler


Dreizehn

was Tiefes…

Auslassungszeichen immer mit Leerzeichen zwischen Wort und Punkten. Es sei denn der Satz endet mitten im S...

Du benutzt die Auslassungszeichen auch ziemlich inflationär. Ich würde versuchen, jedes zweite zu streichen. Dein Text bzw. die Lesenden kommen damit klar, glaub mir :)

Sie hört Nirvana.

hehe. Geile Band. Und für deine Protagonistin ein Tor zu ihrer eigenen ganz persönlichen Welt. Im Nachhinein wird sie Nirvana sicher gut in Erinnerung behalten, auch wenn sie vielleicht über sich selbst den Kopf schüttelt oder aber sich aus sicherer Distanz darum beneidet, damals noch so sehr ihren Stimmungen, Eindrücken und Gefühlen gefolgt zu sein. Wie auch immer. Bei mir waren und sind es die Red Hot Chili Peppers :D

„Ich bin die einzige“

Die Einzige

Sie denkt sich tiefe Bedeutungen in alltägliche Objekte, auch in sich Selbst.

Vorschlag: Sie denkt sich tiefe Bedeutungen in alltägliche Objekte und eigene Verhaltensweisen.

gestorben vom Licht…

gestorben an zu viel Licht ...

nicht“ denkt sie „lieber

(...) nicht", denkt sie. "Lieber (...)

Emely denkt an den Tod

Punkt

Sie hat angst

Angst

1 Minute, 2 Minuten, 5…

Eine Minute, zwei, fünf ...

leuchtet auf und…!

Der Zug hält ruckartig an


Vorschlag:

leuchtet auf und ...

... hält ruckartig an.

vor allem vor sich Selbst.

selbst

denkt daran wie aufgelöst

Komma (denkt daran, wie aufgelöst ...)

---

Emely erscheint mir hier verunsichert, weil sie an einen Typen denkt, der sich das Leben genommen hat, und weil sie selbst nicht ganz weiß, wo sie im Leben steht. Am Ende will sie das aus ihrer 'Andersheit' heraus überwinden, weil sie dann wortlogisch 'anders' handeln könnte als der Typ.
Ich finde, sie müsste mehr so eine Wandlung durchleben, verstehst du? Also zum Beispiel ein Gespräch führen oder selbst in eine (gefährliche) Situation kommen, wo sie eine Entscheidung treffen muss.
Ich belass es erstmal dabei :-)
Viel Glück dir weiterhin und immer schön beim Schreiben bleiben. Du hast ein Talent. Kultivier das mit Geduld und indem du dich intensiv mit dem Schreiben beschäftigst.

Lieben Gruß

 

@Carlo Zwei Vielen Dank für deine Rückmeldung! Es hat mich sehr gefreut das sich jemand meinen Text genauer angeschaut und ihn analysiert hat:)
Erstmal Danke für die Rechtscheibkorrektur :) Gerade der Tipp über die Auslassungszeichen war hilfreich. Da war ich mir sowieso schon ziemlich unsicher ob das gut so ist.

Geile Band. Und für deine Protagonistin ein Tor zu ihrer eigenen ganz persönlichen Welt. Im Nachhinein wird sie Nirvana sicher gut in Erinnerung behalten, auch wenn sie vielleicht über sich selbst den Kopf schüttelt oder aber sich aus sicherer Distanz darum beneidet, damals noch so sehr ihren Stimmungen, Eindrücken und Gefühlen gefolgt zu sein. Wie auch immer. Bei mir waren und sind es die Red Hot Chili Peppers
Das hast du schön beschrieben. Ich bin froh, dass man das in dieser Situation so nachempfinden kann.

Vorschlag: Sie denkt sich tiefe Bedeutungen in alltägliche Objekte und eigene Verhaltensweisen.
Ich hatte auch schon vorher darüber nachgedacht diesen Satz anders zu formulieren, aber ich mag eigentlich, dass sie damit von der Erzählerin auch als "alltägliches Objekt" bezeichnet wird. Es impliziert, dass sie sich viel mehr Tiefgang und Besonderheit in sich selbst denkt, als da eigentlich ist. Die Erzählerin sieht sie somit als Außenstehende einen normalen, vielleicht sogar klischeehaften Teenager, der in seiner rebellischen Phase ist.
Ich bin mir allerdings auch nicht sicher ob der Begriff "Objekt" da noch passend ist.

Vorschlag: leuchtet auf und ... ... hält ruckartig an.
Super Vorschlag! Das liest sich so viel besser :) habe ich geändert.

Emely erscheint mir hier verunsichert, weil sie an einen Typen denkt, der sich das Leben genommen hat, und weil sie selbst nicht ganz weiß, wo sie im Leben steht. Am Ende will sie das aus ihrer 'Andersheit' heraus überwinden, weil sie dann wortlogisch 'anders' handeln könnte als der Typ
Wieder toll beschrieben und interpretiert. So sollte es auch rüberkommen, danke:D

Ich finde, sie müsste mehr so eine Wandlung durchleben, verstehst du? Also zum Beispiel ein Gespräch führen oder selbst in eine (gefährliche) Situation kommen, wo sie eine Entscheidung treffen muss.
Ja, verstehe ich auf jeden Fall! Ich habe davor noch garnicht darüber nachgedacht etwas an dem "Wandlungsprozess" zu verändern, aber ich war nie ganz zufrieden damit, dass sie nur durch diesen einen intensiven Gedankengang ihre ganze Einstellung plötzlich ändert und mit so viel Angst reagiert. Das Beschreiben des Gedankens war mir auch zu kurz, aber ich wollte auch nichts ändern. Ich finde es eine tolle Idee diese Wandlung in ihr noch mehr auszubauen und statt einen Gedanken in den sie sich reinsteigert, eine echte Situation zu beschreiben. Ich freue mich darauf damit mal ein bisschen rum zu experimentieren und zu schauen was es für andere Möglichkeiten gibt Emely diesen Wandel durchlaufen zu lassen.
Dankeschön!
Du hast ein Talent. Kultivier das mit Geduld und indem du dich intensiv mit dem Schreiben beschäftigst.
Vielen, vielen Dank :D Ich werde auf jeden Fall weiterschreiben und mich hoffentlich mit der Zeit auch weiterentwickeln. Ich überlege nächstes Jahr Literatur zu studieren, da hab ich ja gar keine andere Wahl als mich intensiv mit dem Schreiben zu beschäftigen haha :)

Liebe Grüße

 

Hallo @FliegeImRegen,


der Text ist gut leserlich und kommt leicht daher, obwohl Selbstmord kein leichtes Thema ist. Selbstmordgedanken ist ein sehr häufiges Phänomen bei Teenagern, wahrscheinlich häufiger bei Mädchen häufiger als bei Jungs (zumindest bekommt man es eher von Mädchen eher mit) und ich finde, man kann sich schon fragen, was da eigentlich los ist?

In dem Roman "Die Suizidschwestern" hat Jeffrey Eugenides sich dem Thema auch genähert, der Stoff wurde später auch verfilmt, und ich finde der Roman funktioniert deswegen so gut, weil immer nur von außen darauf geblickt wird, die Mädchen sprechen kaum. Der Ich-Erzähler ist ein pubertierender Junge, der von den schönen Schwestern fasziniert ist, sie werden analysiert und idealisiert, aber sie bleiben immer wundersam fremd und mysteriös und gefährlich und dann bringen sie sich einfach um, was der Erzähler gleich auf der ersten Seite verrät, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

Vor Kurzem erst war doch auch die Fernseh-Serie "Tote Mädchen lügen nicht" ein großer Erfolg, oder nicht?. -- habe ich nicht gesehen, aber ich meine, auch da ist die spannende Frage, was die Handlung vorantreibt: warum hat sie sich umgebracht? Warum macht man so was?

Dein Erzählstimme ist auch recht weit weg von der Hauptfigur, und dann wird der Tod des 17-Jährigen als Auslöser für diese Gedanken ins Feld geführt ... aber das ist eher so von hinten her analysiert oder? Der Selbstmord des Jungen ist auch eine Begegnung mit dem Tod, ja, und dann finde ich es aber richtig, dass es plötzlich zu "ihrem Gedanken" wird, und beim Lesen hat man nicht das Gefühl, dass das logisch ist .. der Gedanke entspringt ihrem Leid ... aber das passt schon irgendwie so. Ich finde, der letzte Satz "ich bin anders" ist auch so ... nichtssagend. Sie ist anders, ja, aber wie anders? Was unterscheidet sie von den anderen Mädchen, die solche Gedanken nicht haben?

Was schön ist: sie hat diese Selbstmordfantasie und dann hat sie Schuldgefühle und vermisst plötzlich die Mama und die Geschwister. Da hat man das Gefühl, da wird etwas ausgetestet, da sucht man nach Grenzen -- oder vielleicht anders gesagt: sie setzt sich mit der Leere auseinander. Und dann hofft man, dass es etwas gibt, das dieser Leere was entgegensetzen kann. Und dann ist es die Familie.

Also ich finde das schon stimmig, so von der Psychologie her, auch dieses nichtssagende: ich bin anders. Ich glaube, man sucht nach rationalen Gründen für Suizid-Gedanken dieser Art, und dann findet man auch Belastungsfaktoren (die auch echte Belastungsfaktoren sind), aber im Grunde hat man es mit Leere zu tun. Und diese Leere ist dann wie Antimaterie, die man zu fassen versucht: man kriegt es nicht zu fassen. Darum funktioniert auch der Roman von Eugenides so gut ... da ist viel Projektion, viel Fantasie, man kreist um etwas Ungeheuerliches und auch Anziehendes (in dem Roman spielt auch die Sexualität eine große Rolle), aber was ist das genau?

So weit meine spontanen ausschweifenden Gedanken dazu.

Mit freundlichen Grüßen

JuJu

 

Hallo @FliegeImRegen

Ich fand deine Geschichte sehr stimmig zum Lesen und konnt auch sehr gut mit Emily mitfühlen. Mit dem "Wandlungsteil" hat ich auch etwas Mühe. Find das nicht schlecht mit dem in Gedanken den Selbstmord konkretisieren und vor allem dieser bewusste Entscheid, die Angst zu spüren, find ich stark, die Frage ist ob es reicht. So für mich nicht. Aber allenfalls, wenn du diesen Abschnitt deutlich ausbaust.

noch konkret:

Sie sitzt alleine, das will sie so!
Find ich super.
Da soll man nicht reinschauen, das ist schlecht für die Augen, das weiß Emely. Sie macht es trotzdem. Aus Trotz und weil sie da drin jetzt was sieht, in der Lampe. Da sind kleine schwarze Flecken, die analysiert sie. Das sind Fliegen, tote Fliegen, gestorben von zu viel Licht. Das ist poetisch, das macht so viel Sinn! Sie bekommt Kopfweh und schaut wieder weg.
„Ich mag das Licht auch nicht“, denkt sie. „Lieber mag ich die Dunkelheit“
Emely denkt an den Tod.
Und hier gleich nochmals zeigst du ihre trotzige Art: Sie macht es trotzdem.
"Aus Trotz" würd ich weglassen, hast du ja im trotzdem schon drin, ist klar.
Das mit den Fliegen und dem poetischen mag ich sehr. Das passt so zu Emely, dass sie sich gern super tiefsinnig und poetisch gibt, ein bisschen Möchtegern, bzw. das nach Aussen betonen möchte.


Emely kannte ihn fast nicht, sie konnte sich nicht einmal mal mehr an seinen Namen erinnern, aber sie hatte sich eingebildet eine Art Verbindung zu ihm zu haben. Er hatte sie immer so lange angestarrt, ohne einen Ausdruck. Emely mochte das. Als würde er in ihre Seele schauen, hatte sie sich gesagt.
Das mit der Verbindung passt auch sehr zum Alter und zur Figur, da kann ich gut folgen.

Aber dann war er tot.

Und Emely war erst schockiert, dann war es ihr egal und irgendwann spürte sie Eifersucht.

(Warum) war es ihr egal? Verstehe schockiert und Eifersucht, aber wie ein egal dazwischenkommt, kann ich nicht nachvollziehen.

Jetzt sitzt Emely am Fenster im Zug und der Gedanke ist wieder da. Er kam mit den toten Fliegen, er kam mit dem Licht. Der Gedanke fing an mit: „Was wäre, wenn…?“ und endete mit „Ich könnte…“ Normalerweise verwarf Emely ihn dann ganz schnell wieder. Vor allem weil sie dann Angst bekam. Diesmal nicht, diesmal spürt sie in diese Angst.
Hier stolpere ich über die Zeiten.
Vielleicht eher ab Normalerweise schon wieder ins Präsenz wechseln? Normalerweise verwirft E solche Gedanken schnell wieder.

Wie gesagt, schön, dass sie in diese Angst HINEIN? spürt. Warum denn eigentlich gerade jetzt? Was ist jetzt anders als normalerweise?

Herz-pochen, schneller, noch schneller, Schwitzen, Zittern, angespannte Glieder. Sie schließt die Augen. Sie liegt auf den Schienen und lauscht in die Stille. Sie hat Angst und sie wartet. Sie wartet lange. Eine Minute, zwei Minuten, Fünf … Sie stellt sich vor wie sie ein letztes mal an ihr Leben denkt, an ihre Geschwister, ihre Eltern, „Mama!“. Die Gleise vibrieren, der Zug kommt näher, er hupt, leuchtet auf und…
Wenn du bei dieser Idee bleiben möchtest, würde ich sie ausbauen. Länger. Vielleicht auch nicht nur als Fantasie, sondern gar als Plan, den sie schmiedet. An der nächsten Haltestelle aussteigen .... Und der Weckruf wäre dann nicht nur ein Gedanke. Sondern die Mutter die anruft oder so. Grösser, bedeutender.

„Was wenn ich die Kontrolle verliere?“
Ihr fällt der Name des Jungen wieder ein: Timo. „Er hatte die Kontrolle nicht.“
Ist sehr schön vom Bogen her, dass ihr der Name jetzt wieder einfällt. Auch wenn ich nicht recht nachvollziehen kann, wie sie den überhaupt vergessen konnte


Vor allem aber alleine. „Ich will das nicht!“, denkt sie.
„Ich bin anders“
@JuJu ich hatte dieses "Ich bin anders" als ein anders als Timo verstanden, fand es darum als Schlusssatz passend.
Da hat sie tatsächlich eine Wandlung gemacht.
Anders natürlich, wenn es nochmals ein "ich bin anders" als die andern Mädchen ist, dann würde ich mir da auch einen anderen Schluss kreieren.


Ich selbst war 13 als sich mein 16-jähriger Cousin vor den Zug geworfen hat. Ich weiss noch, wie ich lachen musste, als ich es Kolleginnen erzählt habe. Es ist ein schweres und wichtiges Thema, aber aus der Sicht einer Pubertierenden kommt das ganz anders daher und wirkt für einen Erwachsenen mal zu banal und mal zu theatralisch. Ich finde, du bringst genau das mit deiner Figur sehr gut rüber.
Und gerade weil es so ein wichtiges Thema ist, lohnt es sich auf jeden Fall dranzubleiben. :-)

Herzlich, Akelei

 

Hallo @FliegeImRegen,

ich habe deine Geschichte gern gelesen, du kriegst das gut hin, uns Emely nahezubringen und dabei den Abstand zu halten, ihre kleinen Eitelkeiten ebenso glaubwürdig zu machen wie ihre Einsamkeit.
Das ist für micht bei einem schwierigen Thema ein schöner Ansatz, der gut funktioniert (z.B. die Eifersucht eines einsamen Mädchens auf die Aufmerksamkeit, die der tote Junge bekommt).
Auch etwas von der Banalität des Teenagerleidens kommt rüber, und gleichzeitig nimmst du es ernst.

Darüber ist sie sich bewusst.
äh das ist mir reingerutscht und ich hab noch nicht raus, wie ich es verschiebe: dessen ist sie sich bewusst. Aber zurück zum Text:

Der Schluss, also wirklich nur der letzte Absatz, hat mich nicht so ganz überzeugt. Ich weiß nicht wirklich, was sie mit "Kontrolle verlieren" meint. Ich denke, dass sie eben erfahren hat, dass sie doch nicht ganz allein ist. Vielleicht magst du an das Ende noch einmal drangehen. Da wir Emely sehr schnell gut kennen gelernt haben, kann in so einer kurzen Geschichte auch eine ganz zart angedeutete positive Veränderung ein gutes Ende sein.
Jedenfalls danke für den Text und herzliche Grüße
Placidus
Und noch ein paar Kommas &co:

Kurt Kobain
Cobain!
So viele Meschen redeten über ihn.
Menschen
Der Gedanke an Selbstmord wurde mit dem Tod von ihrem Nachbarn in Emelys Kopf gepflanzt und jetzt saß er dort und kam hoch wann immer er wollte.
kam hoch, wann immer
Diesmal nicht, diesmal spürt sie in diese Angst.
In ein Gefühl hineinspüren: in diese Angst hinein. Ist aber für mein Sprachgefühl so ein Psychopopausdruck (wie z.B. triggern). Ich weiß nicht, ob es zu Emely passt.
Herz-pochen
Herzpochen
„Was wenn ich die Kontrolle verliere?“
Was, wenn
Sie denkt daran wie aufgelöst seine Mutter war
denkt daran, wie...
Sie stellt sich vor wie sie ein letztes mal an ihr Leben denkt,
stellt sich vor, wie...

 

Jetzt kommt auch noch so’n alter Sack vorbei, aber gemach, ich glaub, jeder kennt Selbstmordgedanken und die wenigsten führen ihn aus – garantiert nicht, weil sie besonders mutig sind, vielleicht, weil sie keinen Ausweg mehr sehen aus welcher Enge heraus auch – und schon in der Steigerung des Adjektivs „eng“ schwingen „Ängste“ mit. Es wird also zu eng, dass - wer auch immer - keinen Ausweg mehr sieht und keine Hilfe. Da braucht es keinen besonderen Mutes mehr …

Und damit herzlich willkommen hierorts,

@FliegeImRegen,

und lass uns sofort aufs Schlachtfeld eilen, und damit meine ich nicht die

..., die Jungs auch.
des halt umgangssprachlich umgesetzten „amtlichen“ Plurals der Jungen. Aber warum vergisstu schon mal Punkt oder andere Satzabschlüsse, wie hier das erste Mal

„Ich bin halt anders“
Der fehlende Punkt (oder das Ausrufezeichen) wäre ja nur in der schriftlichen Aufzeichnung „anders“, als es die andern, die überwiegende Zahl, wie ich vermute, mit schriftlich niedergelegten Satzenden halten ...

Musstu noch mal alles durchschauen!

Hier gleich noch mal, aber

Das weiß Emely, weil sie Nirvana versteht. „Ich bin die Einzige“
ich seh in der „einzigen“ eigentlich nur ein Attribut/Adjektiv zu denen, die „nur“ vermeintlich Cobain & Co. verstehn. Und abschließenden Punkt nicht vergessen!, und hier

“GENAU”
eher ein Ausrufezeichen!

Emely will auch Künstler werden wie Kurt Kobain.

Hier musstu den Namen reparieren
Emely kannte ihn fast nicht, sie konnte sich nicht einmal mal mehr an seinen Namen erinnern, aber sie hatte sich eingebildetKOMMA eine Art Verbindung zu ihm zu haben.

Er hatte sie immer so lange angestarrt[...] ohne einen Ausdruck.

(Klammer meint in dem Fall "Zeichen", exakt hier „Komma weg!)

So viele Meschen redeten über ihn.
Da fehlt was, mutmaßlich ein n

„Vielleicht konnte er nichts mit der Oberflächlichkeit der Welt anfangen“KOMMA dachte EmelyPUNKT „Wie ich.“

… und jetzt saß er dort und kam hochKOMMA wann immer er wollte.

Vor allemKOMMA weil sie dann Angst bekam.

Den Folgesatz versteh ich nicht

Diesmal nicht, diesmal spürt sie in diese Angst.
Auf jeden Fall ein „in“ zu viel –

Sie wartet lange. Eine Minute, zwei Minuten, Fünf
Warum substantivierstu „fünf“?

Sie stellt sich vorKOMMA wie sie ein letztes mal an ihr Leben denkt, …

... an ihre Geschwister, ihre Eltern, „Mama!“. Die Gleise vibrieren, der Zug kommt näher, er hupt, leuchtet auf und…
hier hastu’s mit Punkten, der nach den auslaufenden Gänsefüßchen muss weg und die Auslassungspunkte am Ende dürfen nicht direkt am Wort sein (da haben sie eine ganz andere Bedeutung – direkt aufs Wort bezogen, dass da wenigstens ein Buchstabe fehlt, was umgekehrt

...hält ruckartig an.
ähnlich gilt.

„WasKOMMA wenn ich die Kontrolle verliere?“

Und hier

„Ich bin anders“
kommstu selber drauf,

findet der

Friedel,

kein Grund aufzugeben, schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Was hätte der auch davon außer einem gebrochenen Genick.

 
Zuletzt bearbeitet:

Weil es bisher keiner erwähnt hat (und mir als altem Nirvana-Fan die falsche Schreibweise beinahe wie ein Sakrileg erscheint):

Emely will auch Künstler werden wie Kurt Kobain.

Willkommen hier, FliegeImRegen

offshore

 

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