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Kleine Schwester

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30.12.2015
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Kleine Schwester

Sie saß auf dem Sattel, aber ihre kurzen Beinchen reichten nicht bis an die Pedale. Das rosa Miss Ketty-Fahrrad wurde von einem älteren, vielleicht achtjährigen Mädchen gehalten, sehr schick im rosa Ballerinen-Tüllröckchen, eine Tüte mit der Aufschrift Princess am Arm. Vielleicht war es ihr Geburtstag, das Fahrrad sah neu aus. Das jüngere Mädchen war unauffälliger in Röckchen und Shirt gekleidet. Im Vergleich wirkte sie fast etwas schäbig.
Die Große begann die Kleine, ziemlich wacklig und schief, auf dem Fahrrad herum zu schieben. Schnell wurde beiden klar, dass das so keine besonders lustvolle Aktivität war. Also wurde die Kleine gekonnt herunter gehoben und schwungvoll auf den Gepäckträger verfrachtet, bevor die Besitzerin selbst aufstieg. Sie schienen ein eingespieltes Team zu sein. Vielleicht Schwestern, dachte die junge Journalistin, die in der Nähe im Café saß. Die eine hatte das Sagen, die andere war derselben Meinung, als könne das gar nicht anders sein.

Sie musste lächeln. Sie war selbst eine große Schwester. Und obwohl sie Kira nur noch sporadisch sah: Dieses „Große Schwester-Kleine Schwester-Ding“ wurde man wohl nie ganz los. Im Grunde war es sogar die einzige Art, in der sie ihrer Schwester tiefer begegnen konnte: Wenn Kira sich mal wieder in eine Situation manövriert hatte, in der sie an ihre Hilfe appellierte und sie, Edna, herbei sprang und gute Ratschläge gab. Ansonsten lebten sie in zu verschiedenen Welten, als dass sich ein Austausch über etwas anderes als Familieninterna gelohnt hätte. Ihre eigenen Probleme waren nie ein Thema zwischen ihnen gewesen, da Kira keine Erfahrungswerte zu haben schien, die sich auf Ednas Lebenswelt hätten anwenden lassen. Und als große Schwester war man wohl automatisch so gepolt, dass man seine Schwierigkeiten selbst löste. Auch wenn es manchmal nett wäre, einfach jemanden fragen zu können, wenn einem selbst nichts einfiel ...

Während Edna einen Schluck von ihrem frisch gepressten Orangensaft nahm und versuchte, sich wieder auf das bunte, italienische Leben der Umgebung zu konzentrieren, begannen die beiden Kinder um den Platz zu radeln, der von ihrem Tisch aus nur zum Teil einsehbar war. Minütlich rauschte Miss Ketty vorbei, flatterte die Princess-Tüte am Lenker, gaben sich zwei wonnevolle Gesichter ganz dem Vergnügen des Radfahrens hin. Dann, als sie gerade wieder außer Sichtweite waren, ein metallisches Scheppern. Mehrere über das Café verteilte Erwachsene fuhren auf und schimpften in südländischer Impulsivität in die Richtung, aus der der Krach gekommen war. Es hatte etwas Komisch- Übertriebenes, wie aus einem Jaques-Tati-Film. Ob die Mädchen irgendwo gegen gefahren waren, etwas kaputt gemacht hatten? Kurze Zeit später sah Edna, wie sie sich in ziemlichem Abstand zueinander verdrückten. Das Rad wurde von der Großen geschoben, am Fahren schien alles Interesse erloschen und aneinander ebenso. Nur noch getrennt traten sie ab und an in Erscheinung, undeutlichen Beschäftigungen auf der Straße unterhalb des Platzes nachgehend.

Schade, dass die Ablenkung vorbei war. Edna seufzte und wandte sich wieder dem unschönen Erlebnis zu, von dem sie sich hier hatte erholen wollen. Dem Problem, für das sie eine Lösung finden musste. An einer Vorzimmerdame zu scheitern, war wirklich jämmerlich, aber darauf, dass eine Museumssekretärin kein Englisch verstand, war sie nicht vorbereitet gewesen und ihr mündliches Italienisch war zugegebenermaßen holprig. Unter den hochgezogenen Augenbrauen der Dame hatte sie mit einigem Stocken ihr Anliegen vorgebracht: ein Interview mit dem Kurator über die aktuelle Ausstellung, eine Bitte um Einsicht in die Quellentexte. Sie wisse von keinem Termin, hatte die Sekretärin behauptet und sie von oben bis unten gemustert, als wäre sie eine Hochstaplerin. In wessen Auftrag sie denn arbeite? Der Name des Magazins, das Edna ihr nannte, sagte ihr nichts. Es sei ein Start-Up, versuchte Edna zu erklären, ein Online-Magazin. Das reichte. Unbekannte Medien müssten erst geprüft werden, erfuhr sie. Und ohne sehr gutes Italienisch sei sie sowieso nicht qualifiziert, über die Hintergründe der Ausstellung zu schreiben. Das sehe der Kurator hundertprozentig genauso und seine Zeit sei zu knapp, um verschwendet zu werden.

Edna war die Luft weggeblieben angesichts dieser Abfuhr. Ihr passiver Wortschatz reichte durchaus, um die Quellen zu verstehen, da war sie sicher, und der Kurator sprach Englisch, das wusste sie. Diese Argumente überzeugend und energisch auf Italienisch vorzubringen, war ihr aber wohl trotzdem nicht geglückt. Sie werde eine Antwort per Mail erhalten, hatte die Sekretärin kurz angebunden geantwortet, mit ihren bräunlich lackierten Nägeln Ednas Visitenkarte gekrallt, und sich wieder dem Computer zugewandt, als wolle sie die Ablehnung sofort schreiben. Wann sie mit dem Kurator sprechen werde?, hatte Edna noch nachzuhaken versucht und sich blöderweise sofort wieder im Italienischen verhaspelt. „Subito!“ war die stoische Antwort gewesen. Und den Abschiedsgruß hatte sie glatt überhört, die blondgefärbte Zicke!

Edna zerbrach sich den Kopf. Was konnte sie tun, wenn sie eine negative Mail erhielt? Oder gar keine? Wie lange sollte sie warten? Ihr Budget war begrenzt, sie konnte sich nicht länger als ein paar Tage in Neapel aufhalten. Sollte sie nochmal hingehen? Aber sich anzubiedern war nicht ihre Art. Sie hasste es, sich wie eine Bittstellerin vorzukommen. Unschlüssig seufzte sie und beschloss, dass sie eine weitere Spremuta brauchte. Als sie mit dem Glas aus dem Inneren des Cafés zurückkam, bemerkte sie, dass die Kleine von vorhin wieder da war.

Im Schlepptau mehrerer Frauen und eines großäugigen Babys im Kinderwagen war ein etwa gleichaltriges Mädchen angekommen, für das sie sich offenbar interessierte. Während sich die Erwachsenen locker um einen Cafétisch gruppierten, war das sehr zarte Kind im weißen Kleidchen mit Blumenspange im Haar unschlüssig neben dem Kinderwagen stehen geblieben. Die kleine Schwester kurvte um sie herum und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Ärmchen vor sie hin, beugte sich, selbst kaum größer, zu ihr herab und begann mit schräg gelegtem Kopf auf sie einzureden - in einer künstlichen, mit übertriebenem Kopfnicken gepaarten Munterkeit, die an alte Tanten vor einem Kinderwagen erinnerte. Die Angesprochene wand sich verlegen hin und her und schaute an ihr vorbei. Da drückte die Kleine mit einem Mal den Rücken durch, als sei ihr plötzlich etwas eingefallen und stampfte hoch erhobenen Hauptes davon, wie jemand, der wichtige Geschäfte zu erledigen hat. Nur um kurze Zeit später heimlich hinter dem Rücken des Mädchens wieder aufzutauchen, sie rechts und links in der Taille zu packen und mit einem lauten Buuh! zu erschrecken.

’Netter Versuch!’, dachte Edna ein bisschen peinlich berührt. Ganz offensichtlich hatte die Kleine sich gemerkt, was Erwachsene Lustiges mit ihr selbst veranstaltet hatten und spulte jetzt auf Teufel komm raus ihr Repertoire ab, ohne zu spüren, wie unnatürlich sie rüber kam. Vielleicht war die Fahrradepisode mit der großen Schwester irgendwie demütigend für sie ausgegangen und sie wollte nun mit aller Macht beweisen, dass sie auch etwas darstellen konnte.

Das scheue Kind hatte sich ein wenig stumpf umgewandt und lächelt immerhin höflich, als
es den Annäherungsversuch der kleinen Schwester erkannte. Aber von Seite der zugehörigen Erwachsenen hatte man sich gegen sie entschieden. Ein undurchlässiger Stuhlkreis wurde gebildet und die eigene Kleine, der man ein Eis am Stiel verpasste, darin festgeklemmt.
’Keine Chance!’ dachte Edna. ‚Vielleicht bist du ihnen nicht fein genug. Oder sie mögen es nicht, wie du dich aufdrängst!’ - Die kleine Schwester schien es einzusehen und verschwand eine Weile vom Platz.

Bis sie unvermutet mit einem schicken kleinen Becher wieder auftauchte. Durch seine durchsichtige Oberfläche schimmerte eine raffinierte schoko-marmorierte Eisleckerei. Da ihr ursprüngliches Zielobjekt unerreichbar war, begann sie nun vor dem Kinderwagen herumtänzelnd elegant mit langem Stiehl ihr Eis zu löffeln, zeigte dem nicht besonders interessierten Baby einen gefüllten Löffel, um dann den Kopf zu schütteln: ‚Nein - du bist für so etwas noch viel zu klein!’ - und ihn mit falschem Bedauern in ihren eigenen Mund zu schieben.

’Hast du das wirklich nötig?’, dachte Edna. ‚Wie weit willst du es treiben, bis du einsiehst, dass dich hier keiner will?’ Die Kleine lutschte nachdenklich ihr Eis und schien sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen. Doch sie kam zu einem anderen Ergebnis als Edna, wandte sich kollegial wie eine Erwachsene an eine der Stuhlkreisfrauen und stellte ihr eine auf Baby und Eis bezogene Frage. Mit leicht angewiderter Mundwinkelsenkung und arrogantem Kopfschütteln kam die Antwort.

’Gib auf!’, dachte Edna. ‚Mach dich nicht länger zum Affen! Nicht für diese blasierte Gesellschaft. Du kriegst sie nicht rum.’
Sie erhob sich und nahm ein Cornetto aus der gekühlten Truhe vor dem Café, das sie drinnen bezahlte. Es dauerte ein paar Minuten, bis der Barista alle Kunden bedient hatte. Als sie zu ihrem Tisch zurückkehrte, konnte sie im ersten Moment weder die kleine Schwester noch das andere Kind entdecken.

Dann sah sie zu ihrer Überraschung, dass beide begonnen hatten, um den Platz zu rennen, den vorher das Fahrrad umrundet hatte. Eine in Sichtweite der anderen und in einer Weise auf sie bezogen, bei der immer der Platz in der Mitte zwischen ihnen liegen musste. Das Laufen schien für die scheue Kleine eine fremde Aktivität zu sein. Ihre Beine stocherten und knickten unnötig herum, als ob da ein paar Gelenke zu viel wären. Aber sie hielt durch, ohne zu fallen und strahlte über das ganze Gesicht. Ihre feine Blumenspange lag unbeachtet in der Nähe des Tisches, an dem sie vorher mit den Erwachsenen gesessen hatte.

Die kleine Schwester war jetzt ganz in ihrem Element. Lustvoll wetzte ihr kraftvoller kleiner Körpers über das Pflaster, die Bewegungen aus einem Guss, nichts an ihr wirkte mehr unnatürlich und übertrieben. Sie war die Ansagerin, entschied ob es rechts rum oder links rum ging. Die neue Freundin spiegelte jede ihrer Aktionen, folgte ihr, als könne das gar nicht anders sein.

Gedankenverloren kaute Edna ihr Cornetto. Die Rechnung des Mädchens war tatsächlich aufgegangen! Aus einer Kleinen hatte sie sich in eine echte Große verwandelt. Ungeachtet jeder Furcht vor Peinlichkeit das Ziel verfolgt und gewonnen! Und vom Erfolg her betrachtet, erschienen Edna die Manöver, die ihr vorher so aufdringlich und unangenehm vorgekommen waren, plötzlich nur noch als Strategien der Hartnäckigkeit und des Selbstbewusstseins.

Als sie zu Ende gegessen hatte, stand sie auf. Im Vorübergehen nahm sie die zu Boden gefallene Haarspange an sich und gab sie einer der Frauen am Tisch, die ihr überrascht und freundlich dankte. Auf dem Rückweg zum Museum stellte Edna sich vor, wie sie sich hinter die Sekretärin schlich und „Buuh!“ rief. Sie musste kichern über diese alberne Idee. Doch das Spektrum der Möglichkeiten hatte sich geweitet.

 

Hallo Adelaidem,

ich versuche mich mal an einer Kritik deiner Geschichte. Ich bin Schreibanfänger, also lies meine Kritik am Besten wie die eines Lesers, nicht die eines Schreibers.

Folgende Punkte gefallen mir nicht:

  1. Die Geschichte ist sehr langatmig. Die ganze Beschreibung wie die Kleine mit ihrer großen Schwester mit dem Rad spielt kann sicher gekürzt werden. Auch finde ich, dass in diesem Teil die häufige Verwendung von "die Kleine" und "die Große" etwas stört.
  2. Den Teil in dem die Erzählerin von ihrer Jobsuche erzählt halte ich für die Geschichte für komplett unnötig.
  3. Meiner Meinung nach sollten Gedanken wie direkte Rede gekennzeichnet werden, d.h. mit Anführungszeichen. Z.B. statt Gib auf! dachte die Journalistin. lieber "Gib auf!", dachte die Journalistin.
  4. Hier und da ein paar Fehler, z.B. hier: Minütlich rauschte „Miss Ketty“vorbei, flattert die „Princess“-Tüte am Lenker - hier fehlt das Leerzeichen und es sollte heißen flatterte.

Was mir hingegen gut gefallen hat, war die Auflösung der Geschichte. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, um was es eigentlich geht. Am Ende war dann klar, dass es um die Entwicklung der Rolle des Kindes von "Klein" nach "Groß" ist. Ob aber ein Kind wirklich so einen Plan, ein Ziel hat, ob es wirklich so zielstrebig sein kann, sei mal dahin gestellt.

Deinen Schreibstil finde ich gut. Liest sich schön flüssig.

 

Hallo Adelaidem,

ich habe mal den Tag Kinder entfernt, da es sich nicht um eine Geschichte für Kinder handelt, dafür ist der Tag aber vorgesehen. Steht nirgendwo, konntest Du nicht wissen, also kein Beinbruch ;).

Herzlich Willkommen bei uns!

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo Henrik,
vielen Dank für dein so schnelles Feedback und deine aufmerksame, sachliche Kritik.
Die Punkte 3 und 4 habe ich bereits überarbeitet und die Wiederholung von "die Große" und "die Kleine"
im zweiten Abschnitt abgeändert.
Zu deinem Punkt 1 werde ich mir Gedanken machen, was gekürzt werden kann, denn für die Einführung der Figuren und die Entwicklung der Kleinen muss ja erst einmal eine gewisse Grundsituation geschaffen werden. Aber das lässt sich sicher etwas straffen, da hast du Recht.
Zu deinem Vorschlag in Punkt 2, das Problem der Journalistin ganz rauszulassen, würde ich gern andere Lesermeinungen hören, denn im letzten Satz, findet sie ja genau für dieses Problem eine Lösung, auf die sie durch die Beobachtung der "kleinen Schwester" gekommen ist. Nämlich, sich nicht davor zu fürchten, aufdringlich und eventuell peinlich zu sein, um ein Ziel zu erreichen. Dadurch wird die Geschichte ja erst in einen größeren Kontext eingebettet. Jedenfalls war das meine Absicht.

Ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Viele Grüße
Adelaidem

 

Zu deinem Vorschlag in Punkt 2, das Problem der Journalistin ganz rauszulassen, würde ich gern andere Lesermeinungen hören, denn im letzten Satz, findet sie ja genau für dieses Problem eine Lösung, auf die sie durch die Beobachtung der "kleinen Schwester" gekommen ist. Nämlich, sich nicht davor zu fürchten, aufdringlich und eventuell peinlich zu sein, um ein Ziel zu erreichen. Dadurch wird die Geschichte ja erst in einen größeren Kontext eingebettet. Jedenfalls war das meine Absicht.
Ich finde, diese Aspekt kommt nicht heraus. Zumindest habe ich es nicht herauslesen können.

Du schreibst ja lediglich:

Gedankenverloren kaute Edna ihr Cornetto. Als sie zuende gegessen hatte, stand sie auf. Im Vorübergehen nahm sie die zu Boden gefallene Spange an sich und gab sie einer der Frauen am Tisch. Dann schlug sie die Richtung zum Museum ein.

Wenn eine Erkenntnis der Journalistin der eigentliche Kern der Story, dann müsstest du das noch besser herausarbeiten.

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Danke Fliege, für die Info und dein Willkommen!
Guten Rutsch!


Hendrik, das ist eine wertvolle Information für mich. Danke! Ich bin immer sehr unsicher, wieviel ich sagen muss, um verständlich zu sein und wo ich Überflüssiges formuliere, das sich der Leser schon selbst denken kann. Daher auch der Weg in dieses Forum.
Ich werde die Verbindung zwischen kleinem Mädchen und Journalistin in den nächsten Tagen deutlicher machen.

 

Hendrik, das ist eine wertvolle Information für mich. Danke! Ich bin immer sehr unsicher, wieviel ich sagen muss, um verständlich zu sein und wo ich Überflüssiges formuliere, das sich der Leser schon selbst denken kann. Daher auch der Weg in dieses Forum.
Gerne. Geht mir selbst genauso ;)

 

Hallo Adelaidem und Henrik!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Nur kurz von mir, da ich gerade die Kommentare überflogen habe: Gedanken setzt man gemeinhin in 'einfache' Anführungsstriche, damit der Leser sie sofort von der "direkten Rede" unterscheiden kann.

Und immer ein Komma setzen hinter die wörtlichen Rede (oder die Gedanken), wenn der Satz noch weiter geht.
Beispiel: Statt: "Keine Chance!" dachte Edna. => so: 'Keine Chance!', dachte Edna.

Grüße,
Chris

 

Hallo Adelaidem!

Betrachte die Kritik bitte vor dem Hintergrund, dass ich mir die Geschichte gerade durchgelesen habe, ich also nicht weiß wieviel du nach Henriks Kommentaren schon geändert hast.

1.
Ich kann Henriks Punkt, dass du den Teil über das Interview rauslassen sollst, nicht zustimmen. Ich finde, dass in der jetzigen Fassung (auch mit dem jetzigen Ende) doch schon ganz gut rüber kommt, dass sich die Entwicklung 'der Kleinen' und ihre Hartnäckigkeit, auf Edna und ihre Scheu vor Aufdringlichkeit beziehen soll. Demnach finde ich die Information, die du zu dem Interview gegeben hast und vorallem Ednas Gedanken danach, sehr wichtig.

2.
Ich finde die Stelle mit dem 'Fahrradunfall' etwas übertrieben:

"Dann, als sie gerade wieder außer Sichtweite waren, ein metallisches Scheppern. Mehrere über das Café verteilte Erwachsene fuhren schimpfend auf und schütteln die Fäuste in die Richtung, aus der der Krach kam."

Wieviel Lärm kann ein kleines Kinderfahrrad, auf der anderen Seite eines Platzes, vermutlich hinter einem Gebäude (--> außer Sichtweite) machen, dass sich mehrere Erwachsenen, die in einem Café sitzen und sich vermutlich unterhalten (zumindest abgelenkt sind), auf die Weise, wie du es beschrieben hast, aufregen können?

3.
Mein letzter Punkt ist, dass ich die Gedanken, bzw Gefühle, die Edna für das kleine Mädchen hat etwas seltsam finde. Vorallem mit dem Wissen, dass sie selber eine kleine Schwester hat, erwartet man eher, dass sie Mitleid mit den anfänglich vergeblichen Annäherungsversuchen des kleinen Mädchens hat und sich über die anderen Frauen aufregt. "Nicht für diese blasierte Gesellschaft." finde ich doch etwas zu wenig.
Ich kann verstehen, dass du dem Leser klarmachen möchtest, dass Edna ihre eigenen Gefühl bezüglich des gescheiterten "Interviewversuchs" auf die Annäherungsversuche des kleinen Mädchens projiziert, aber das ganze kommt doch ein bisschen komisch rüber. Vlt kannst du versuchen nicht nur so einseitige Gefühle einzubringen.

Ansonsten finde ich deine Kurzgeschichte sehr gelungen, vorallem wie du Einzelheiten beschreibst und das Ende haben mir gut gefallen.

Liebe Grüße
Clara

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chris,
danke für deine Klarstellung. Du hast natürlich Recht. Habe den Text entsprechend korrigiert.

Hallo Clara,

vielen Dank für deine Kritik und dein Lob. Es freut mich sehr, dass du die Verzahnung der beiden Geschichten erkennst.
Ich habe sie aber in der jetzt überarbeiteten Version dennoch deutlicher dargestellt, auch weil eine Freundin außerhalb dieses Forums das gleiche Verständnisproblem hatte wie Hendrik.
Durch die Infos zu ihrer eigenen Schwester-Beziehung hoffe ich, Ednas Gefühle und Sichtweise auf die kleine Italienerin klarer gemacht zu haben.
Zu der nach deinem Empfinden übertriebenen Reaktion der Cafébesucher auf das Scheppern: Ich habe diese Situation mit den Kindern tatsächlich in Neapel beobachtet und die Erwachsenen haben tatsächlich so reagiert. In der Geschichte habe ich aber nun das Übertriebene als solches benannt. Vielleicht hilft das dem Leser die Schilderung besser zu akzeptieren.
Herzlichen Dank für deine Tipps und auch liebe Grüße
Adelaidem

 

Hallo Adelaidem,

mir gefällt die überarbeitet Version der Geschichte gut. Der Anfang ist nun knackiger, es geht schneller los. Generell habe ich das Gefühl, dass du den Text etwas gestrafft hast, richtig?

Das Ende finde ich nun auch verständlich, denn dieser Absatz hier wurde überarbeitet, oder?

Gedankenverloren kaute Edna ihr Cornetto. Die Rechnung des Mädchens war tatsächlich aufgegangen! Aus einer Kleinen hatte sie sich in eine echte Große verwandelt. Ungeachtet jeder Furcht vor Peinlichkeit das Ziel verfolgt und gewonnen! Und vom Erfolg her betrachtet, erschienen Edna die Manöver, die ihr vorher so aufdringlich und unangenehm vorgekommen waren, plötzlich nur noch als Strategien der Hartnäckigkeit und des Selbstbewusstseins.

Oder gab es den vorher schon so? Wenn ja, dann verstehe ich ihn nur besser, weil ich die Geschichte schon kannte...


Ob die Cafebesucher beim Fahrradunfall wirklich wütend aufspringen, sei mal dahin gestellt, wurde ja bereits erwähnt. Evtl. können die beiden Schwestern sich ja auch so verziehen und Edna sieht es zufällig.

 

Hallo Adelaidem,

ich habe deine Geschichte gerade zum ersten Mal gelesen und bin sehr angetan von dieser kleinen Szene, die du so fein geschildert hast. Außerdem ist es dir gelungen, mich in der Entwicklung deiner Protagonistin mitzunehmen. Zuerst konnte ich ihren Widerwillen noch einmal die zickige Sekretärin zu nerven total nachvollziehen und auch ihre Gedanken beim Beobachten des kleinen Mädchen. Und am Ende war mein Horizont auch erweitert:

Und vom Erfolg her betrachtet, erschienen Edna die Manöver, die ihr vorher so aufdringlich und unangenehm vorgekommen waren, plötzlich nur noch als Strategien der Hartnäckigkeit und des Selbstbewusstseins.

Auch, dass du gleichzeitig dieses Geschwisterthema mit reinbringst finde ich sehr gelungen. Damit wird noch klarer, wie schwer es ihr als "großer Schwester" fällt, eine Abfuhr und die damit verbundene Demütigung einzustecken. Als große Schwester weiß man genau was peinlich ist und peinlich sind die Kleinen. Die natürlich von nichts eine Ahnung haben:

Ihre eigenen Probleme waren nie ein Thema zwischen ihnen gewesen, da Kira keine Erfahrungswerte zu haben schien, die sich auf Ednas Lebenswelt hätten anwenden lassen.

Da ihr ursprüngliches Zielobjekt unerreichbar war, begann sie nun vor dem Kinderwagen herumtänzelnd elegant mit langem Stiehl ihr Eis zu löffeln, zeigte dem nicht besonders interessierten Baby einen gefüllten Löffel, um dann den Kopf zu schütteln: ‚Nein - du bist für so etwas noch viel zu klein!’ - und ihn mit falschem Bedauern in ihren eigenen Mund zu schieben.

’Hast du das wirklich nötig?’, dachte Edna. ‚Wie weit willst du es treiben, bis du einsiehst, dass dich hier keiner will?’ Die Kleine lutschte nachdenklich ihr Eis und schien sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen. Doch sie kam zu einem anderen Ergebnis als Edna, wandte sich kollegial wie eine Erwachsene an eine der Stuhlkreisfrauen und stellte ihr eine auf Baby und Eis bezogene Frage. Mit leicht angewiderter Mundwinkelsenkung und arrogantem Kopfschütteln kam die Antwort.


Auch eine Lieblingsstelle von mir. Toll beobachtet. Ich musste beim Lesen zurück denken an diese Stelle:

Im Grunde war es sogar die einzige Art, in der sie ihrer Schwester tiefer begegnen konnte: Wenn Kira sich mal wieder in eine Situation manövriert hatte, in der sie an ihre Hilfe appellierte und sie, Edna, herbei sprang und gute Ratschläge gab.

Letztendlich zeigt es sich, dass es nicht immer das Beste ist, die Ratschläge der großen Schwester zu befolgen. Die Penetranz der Kleinen siegt.

Das war jetzt ein bisschen hin- und hergehüpft, aber ich merke gerade, je mehr ich mich mit deiner Geschichte befasse, desto besser gefällt sie mir.


Auf dem Rückweg zum Museum stellte Edna sich vor, wie sie sich hinter die Sekretärin schlich und „Buuh!“ rief.

Ich würde nach diesem Satz aufhören. Der ist spritzig und die Sätze danach erklären etwas, was man schon begriffen hat.

Herzlich Willkommen hier, Adelaidem!

Chutney

 

Hall0 Hendrik,

freut mich sehr, dass dir die Geschichte jetzt besser gefällt und du sie sogar spritziger findest.
Gestrafft habe ich die Darstellung der "Kleinen" um ein, zwei Sätze, aber insgesamt ist die Geschichte jetzt deutlich länger als vorher, weil ich mehr erklärt habe. (1. Version 1436 Wörter - 2. Version 1698 Wörter). Dass sie dir kürzer erscheint, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass man beim Lesen nun besser einordnen kann, warum was erzählt wird und nicht so lange in der Luft hängt, wie vorher.
Im von dir zitierten Absatz habe ich den letzten Satz hinzugefügt.


Hallo Chutney,

deine positive Kritik ist mir natürlich wie Honig runtergegangen! Herzlichen Dank dafür! Es ist sehr schön, dass du so genau nachvollziehen kannst, wie ich die Geschichte gemeint habe.

Deinen Vorschlag, den Text nach dem Buuuh! enden zu lassen, habe ich mir länger durch den Kopf gehen lassen. Einerseits gefällt mir die Idee, weil es ein netter Knalleffekt wäre, andererseits befürchte ich, dass manche Leser das vielleicht 1:1 als Ednas wirkliches Vorhaben nehmen und die Ironie darin nicht mitkriegen. Ich werde mal weiter darüber nachdenken, vielleicht fällt mir noch ein Ende ein, dass unmissverständlich und trotzdem spritziger ist.

Liebe Grüße und :herz:
Adelaidem

 

Hallo Adelaidem,
hier einige Gedanken zu deiner Geschichte. Die einzelnen Szenen sind sehr gut geschildert. Man kann sie sich sehr lebhaft vorstellen. Die Kinder voneinander zu unterscheiden, machte mir aber etwas mehr Mühe. Ich musste gewisse Sätze zweimal lesen, um genau zu wissen, um wen es ging. Dass die Kinder aus dem ersten Absatz Schwestern sind, ist eine Annahme. Ich konnte das Mädchen, um das es weiter unten ging, nicht als kleine Schwester betrachten. Persönlich würde ich es nach dem Fahrradunfall von einem Erwachsenen rufen lassen, damit es einen Namen kriegt.
Etwas unangenehm sind mir die Fäuste aufgefallen, die die Erwachsenen beim Krach machten.
Der Schluss der Geschichte gefällt mir. Auf das Adjektiv "immens" würde ich allerdings verzichten. Irritiert hat mich die Spange, die Edna aufgelesen hat. Vielleicht müsstest du von Haarspange reden. Ich dachte nämlich spontan an eine Zahnspange, wobei diese bekanntlich ja nicht einfach rausfallen. Dann steht irgendwo noch "zuende".
So das waren Bemerkungen einer Leserin deiner Geschichte, die noch nie eine Kritik geschrieben hat.
Liebe Grüsse
Mitji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mitji,

herzlichen Dank für deine Gedanken zu meiner Geschichte und die erste Kritik, die du je geschrieben hast. Mach weiter damit, es ist hilfreich!:thumbsup:

Die einzelnen Szenen sind sehr gut geschildert. Man kann sie sich sehr lebhaft vorstellen.
Freut mich sehr. Danke!
Die Kinder voneinander zu unterscheiden, machte mir aber etwas mehr Mühe. Ich musste gewisse Sätze zweimal lesen, um genau zu wissen, um wen es ging. Dass die Kinder aus dem ersten Absatz Schwestern sind, ist eine Annahme. Ich konnte das Mädchen, um das es weiter unten ging, nicht als kleine Schwester betrachten. Persönlich würde ich es nach dem Fahrradunfall von einem Erwachsenen rufen lassen, damit es einen Namen kriegt.
Muss ich drüber nachdenken, wie man die besser auseinander halten kann. Die "kleine Schwester" ist sie ja auch nur aus Sicht der Beobachterin, die sich an ihre eigene kleine Schwester erinnert fühlt. Von der hat sie nun mal diesen Stempel bekommen.
Etwas unangenehm sind mir die Fäuste aufgefallen, die die Erwachsenen beim Krach machten.
Das wurde schon mehrmals geäußert und okay, ich habe es nun geändert. Ist wohl wirklich zu platt.
Der Schluss der Geschichte gefällt mir. Auf das Adjektiv "immens" würde ich allerdings verzichten. Irritiert hat mich die Spange, die Edna aufgelesen hat. Vielleicht müsstest du von Haarspange reden. Ich dachte nämlich spontan an eine Zahnspange, wobei diese bekanntlich ja nicht einfach rausfallen. Dann steht irgendwo noch "zuende".
Habe ich rausgenommen, bzw. korrigiert. Und das Ende ein bisschen gekürzt, weil Chutney es unnötig ausführlich fand. Hoffe, es ist noch verständlich. Danke, Mitji!

 

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