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Kleine Reiselektüre

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30.01.2004
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Kleine Reiselektüre

Es war einer dieser düsteren, trüben Herbsttage, als mir während des Studierens des allmorgendlichen Nachrichtenblattes plötzlich einfiel, dass meine Urenkelin in Kürze, um genau zu sein am folgenden Tag, Geburtstag hätte.
So faltete ich das Blatt zusammen, kippte den letzten Schluck meines Kaffeebohnengebräues herunter und läutete nach meinem Bediensteten, dass dieser doch bitte meinen Bentley vorfahren solle.
Zu diesem Zeitpunkt war mir jedoch leider entfallen, dass sich besagtes Gefährt in der Werkstatt befand und ich meinen Zweitwagen am vergangenen Abend in einem kurzen Augenblick geistiger Umnachtung meinem einzigen Sohn geliehen hatte.
So war ich demnach leider darauf angewiesen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, was mir zugegebenermaßen widerstrebte, da ich eine Nutzung dieser Gefährte in eher schlechter als guter Erinnerung hatte.
Wie dem auch sei, so stapfte ich also los in Richtung der nächsten Bushaltestelle. Dort angelangt ließ ich mich nach diesem anstrengenden Marsch von gut und gerne 376, 5 m in einen jener unkomfortablen, drahtigen Sessel sinken, um zu verschnaufen. Meinen handlichen Gucci- Koffer, gefüllt mit den nötigsten Dingen für eine Einkaufstour zum Erwerb des Geschenks für meine Urenkelin, stellte ich auf die Erde nahe meinen Füßen.
Plötzlich wurde ich recht unflätig von der Seite angesprochen. Ich wandte mich um, und mein Blick fiel auf zwei dunkle Gestalten, welche auf den Plätzen unmittelbar neben mir saßen.
Ich musterte sie von Kopf bis Fuß, um mir ein genaues Bild zu machen, als mich eine der Personen mich in reichlich unhöflichem Ton dazu aufforderte, doch bitte meinen Platz zu verlassen. Gerade wollte ich mich auf eine Diskussion einlassen, um den Herren Manieren beizubringen, als mein Bus vorfuhr. So blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Koffer
zu schnappen und den Bus zu besteigen.
Die Türen schlossen sich und nach Lösen des Billets erhaschte ich durch das Fenster einen letzten kurzen Blick auf die Gestalten, welche nun dem Anschein nach heftigst miteinander diskutierten.
Nach nur zwei Stationen unkomfortabler Fahrt, war ich froh, den Bus verlassen zu können um meinen Weg mit der Untergrundbahn fortzusetzen.
Ich schritt in Richtung U-Bahnstation, als ein Taxi direkt hinter meinem Bus hielt. Heraus stiegen die beiden dunklen Gestalten. Während der eine zahlte, warf der andere suchende Blicke in die Menschenmenge, um dann beim Anblick meiner Person zu verweilen. Dies alles spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab.
Im nächsten Augenblick zog er den anderen Burschen am Arm und deutete in meine Richtung.
Die beiden liefen auf mich zu und ihren Blicken mochte ich entnehmen, dass sie nichts Gutes im Schilde führten.
Angesichts der Tatsache, dass mich die beiden zu verfolgen schienen, legte auch ich einen flotten Sprint aufs Pflaster und spurtete in Richtung Untergrund. Nachdem ich eher viele als wenige Personen angerempelt, an- und zum Teil auch umgestoßen hatte, konnte ich gerade noch den ersten Waggon einer Untergrundbahn erreichen. Die Türen schlossen sich pfeifend und leider musste ich mit ansehen, wie auch meine beiden Freunde die Bahn ganz knapp erreichten.
Vom letzten Waggon aus fingen sie an, ihren Weg drängelnd in meine Richtung fortzusetzen.
So kam es, dass ich das Gefährt schon an der nächsten Station wieder verließ. Auch die zwei Burschen waren mir immer noch dicht auf den Fersen. Obwohl mein stählerner Körper durchaus gut in Form ist, bin ich Sprints von solcher Ausdauer nicht mehr gewohnt, so dass mich die beiden Gestalten an der nächsten Ecke einholten.
Der eine packte mich und drückte mich mit dem Gesicht gegen die kalte, geflieste Wand der Untergrundbahnstation während der andere ein Messer zückte und mich aufforderte, ihm zu sagen, wo ich seinen Koffer versteckt hätte. Ich verstand zunächst nicht, worauf der Bursche hinaus wollte, aber als er das Wort "Koffer erwähnte, bemerkte ich, dass ich den meinigen nicht mehr bei mir trug.
Wohl hatte ich ihn in der soeben verlassenen U- Bahn durch die Aufregung zurückgelassen. Aber schon im nächsten Moment stellte sich heraus, dass dieser Koffer gar nicht mein Gucci- Koffer gewesen sei, sondern der ihre, welchen ich wohl an der Bushaltestelle unseres ersten Aufeinandertreffens in der Eile mit meinem Eigentum verwechselt hatte. Nachdem sie einsahen, dass sich Ihr Koffer noch in der Bahn befand, warfen sie mir meinen Gucci- Koffer, welchen sie freundlicherweise mitgebracht hatten, vor die Füße und stürzten zurück in die noch haltende U-Bahn.
Nach der ganzen Aufregung ließ ich mich auf eine Bank fallen und studierte den Inhalt meines Koffers. Es war alles darin, was ich vor Verlassen des Hauses eingesteckt hatte. Die Großpackung Papiertaschentücher für meinen Schnupfen, ein Fettstift zur Lippenpflege, meine bescheidene Geldbörse, welche nur Lichtbilder meines einzigen Sohnes und meiner Urenkelin beinhaltete (da ich nur selten Bares mit mir herumzutragen pflege) und meine kleine Lektüre für unterwegs, "Das kommunistische Manifest". Zwischen den Seiten 22 und 23 dieser Lektüre befand sich, wie ich ihn zurückgelassen hatte, ein Scheck über genau 575.000 Europas.
Mit diesem Scheck wollte ich den Erwerb des Geburtstagsgeschenks für meine Urenkelin abschließen. Da es ein runder Geburtstag sein sollte, gedachte ich ihr etwas besonderes zu schenken, und zwar ihre eigene kleine Yacht mit Bordpersonal, auf der sie sich vom Schulstress erholen könne.

 

hallo jörgen und zuerst ein herzliches willkommen in unserer kg-gemeinde.

die idee zu deiner geschichte ist prima, aber leider hapert es noch sehr mit der umsetzung.

fangen wir mal mit dem inhalt an: warum verweisen die beiden dunklen gestalten deinen protagonisten aus den bushaltestelle? hat er sie belästigt, beschimpft, beleidigt??? das vertauschen des koffers passiert ja erst danach, als der prot zum bus geht. also leider sehr UNLOGISCH und für den leser nicht nachvollziehbar.

Un dann: glaubst du wirklich, dass so "dunkle gestalten" GUCCI-koffer mit sich herum tragen und dann noch bus fahren? aber ok: alles ist natürlich möglich. vielleicht hatten die beiden gerade das pech, dass ihr maffia-maserati ebenfalls in der werkstatt stand, wer weiß? du siehst also, die sache ist sehr konstruiert und deshalb unglaubwürdig.

nun zum stil: das wort "so" scheinst du sehr zu mögen. immerhin fängst du drei abschnitte damit an. was bedeutet es eigentlich? was würde passieren, wenn du es einfach weg lassen würdest?? - NICHTS.

für eine kurzgeschichte, in der es meistens auf kurze und prägnante ausdrucksweise ankommt, benutzt du eine komplizierte sprache. sicher, mit einigen formulierungen willst du unterstreichen, dass dein protagonist ein bentley-fahrer ist (oder wird er gefahren??), also zur gehobenen (und somit gebildeten??) schicht gehört. aber trotzdem - hier einige beispiele:

da ich eine Nutzung dieser Gefährte in eher schlechter als guter Erinnerung hatte.
- hier sagst du zweimal das gleiche aus.

um dann beim Anblick meiner Person zu verweilen.
- sehr lyrisch. aber passend hier? ich bezweifle es. mach es einfacher!

Angesichts der Tatsache, dass mich die beiden zu verfolgen schienen,
- warum nicht einfach: "sie verfolgten ihn schon wieder", oder so was ähnliches

Kaffeebohnengebräues
- genügt einfach KAFFEE nicht? wenn er einen besonders edlen kaffee trinken sollte - dann kannst du es gern erwähnen um den hauch der exklusivität noch zu vergrössern.


schau deine geschichte bitte auch noch nach flüchtigkeitsfehlern durch. der netteste darunter ist sicher "575.000 Europas".


gut gefallen hat mir der schluss mit dem scheck im kommunistischen manifest. das war klasse!

lass dich nicht entmutigen, sondern nimm bitte diese kritik zum anlass, deine geschichte nochmals zu überarbeiten.

herzliche grüße
ernst

 

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