Kleine Geschichte
Um mich kurz vorzustellen:
Mein Name ist Thorsten D. und ich möchte hier meine kleine Geschichte erzählen, nicht um sie zu unterhalten oder so etwas, sondern aus egoistischen Interessen meiner "Wenigkeit", wie man ja so oft hört.
Alles Quatsch, meiner Meinung nach. Wenn jemand sich so bezeichnet, hält er sich für besonders wichtig. Und glauben Sie mir, ich spreche schließlich aus Erfahrung! Aber schön und gut, immer von Anfang an.
Ich hatte einen Freund und habe ihn noch immer. Es mag sein, dass das für sie keine außergewöhnliche Sache ist. "Jeder hat schließlich Freunde", höre ich sie säuseln, aber ich spreche hier nicht von falschen Freunden, die immer dann antänzeln, wenn sie gerade deine Hilfe brauchen. Sie wissen, was ich meine. Für mich jedenfalls war es schon etwas bemerkenswertes, denn in der Schule hatte ich nie Freunde. Genau weiß ich nicht, woran es gelegen hat. Ich habe mir schließlich immer die größte Mühe gegeben allen zu gefallen. Ich wollte allen sich ankündigenden Konflikten aus dem Weg gehen und es allen immer Recht machen. Irgendwo findet sich immer ein Mittelweg, dachte ich. Wenn jemand seine Hausaufgaben nicht dabei hatte, konnte doch schließlich alles mal vorkommen nicht war?, dann gab es doch immer noch den fleißigen und hilfsbereiten Thorsten und es liegt in meiner Natur anderen zu helfen. So hatte ich auf einmal ganz viele Freunde, aber kein einziger meinte es ernst mit mir. Für die Schulaufgaben war ich gerade noch gut genug, aber in den Pausen saß ich oft allein irgendwo und hoffte durch das Stundenklingel von dieser peinliche Situation erlöst zu werden. Ich hasste es allein und ungeliebt zu sein. Wenn ich den Klassenraum betrat wurde es plötzlich still und diese Stille verriet mir, dass sie gerade über mich gesprochen haben. Manchmal kamen auch die Lehrer vom Mitleid getrieben zu mir, dem armen Jungen und fragten, ob bei mir alles zu Hause stimme und so ...
Pädagogen wie sie sich schimpfen! Nichts wussten sie. Wenn sie auch nur ahnten, wenn sie mich heute sehen könnten, dann...
Anfangs tat das Lachen der anderen weh! Trotzdem half ich ihnen weiter und betrachtete es als eine Möglichkeit mir auf eine Weise Respekt oder einen Nutzen zu geben. Ich ging sogar so weit, mir die Schuld an ihrem Verhalten zu geben. Heute schüttle ich wissend den Kopf, aber damals habe ich meine Mitschüler immer versucht zu verstehen und ihnen Recht zu geben. Irgendwann, ich glaube es gab nicht einmal einen Auslöser, wurde es normal. Das Alleinsein, Ungeliebtsein. Wie auch immer, es machte mir nichts mehr aus und daher versuchte ich auch nicht mehr ihnen gefallen zu wollen. Sie wollten mir erst keinen Glauben schenken, bis sie begriffen und mich in Ruhe ließen. Auch die Lehrer kamen bald zu der Einsicht ihr Geschwafel könne mich nicht mehr retten und so trocknete ich innerlich aus. Starb langsam, Stück für Stück wie sie behaupteten.Sie glaubten immer alles besser zu wissen. Ich selbst wurde zu meinem einzigen und besten Freund. Das klingt jetzt negativ, aber das soll es nicht. Schließlich bin ich dankbar für diese Entwicklung, denn sie hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin.
Das Abitur bestand ich mit 1, glatt! Es war abzusehen, da ich meine Freizeit nur damit verbrachte zu lernen und mich meinen Gedanken hinzugeben. Stundenlang und keine Sekunde vergeudet, wenn Sie mich fragen! Die Gesellschaft eines anderen hätte mich nur verwirrt oder behindert am eigentlich Wichtigen.
Heute sitze ich hier in meinem Büro und bin angesehener Staatsanwalt und verdiene einen Haufen Geld. Einer nach dem anderen, der vors Gericht gezerrt wird, bekommt durch mich seine Strafe. Bisher habe ich alle Fälle gewonnen. Ich habe gelernt sie wirklich nur als Fälle zu betrachten, was mir nicht schwer fiel, denn nichts anderes sind sie. Die Person, die dahinter steht, ist für mich vollkommen ohne Bedeutung. Ob schuldig oder nicht, ich erledige nur meine Pflicht. Ein Gewinnertyp eben!
Zu guterletzt werde ich Ihnen mein Rezept verraten: Vertrauen Sie nur sich selbst!
Freilich gibt es Menschen, die das für puren Egoismus und Gefühlskälte halten, aber solche Ignoranten wird es immer geben. Wahrscheinlich ist es einzig und allein der Neid, der aus ihnen spricht und wenn sie mich ansehen, müssen sie mir doch Recht gben, dass es stimmt, denn es geht mir gut.
Ja, es geht mir blendend!