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Klaudia

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31.01.2003
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Klaudia

Verzeihe mir, Höchster! Verzeihe mir, Meister der Gnade! Jener, der dich vor Kürze beschimpfte, leugnete vor dem Hahn, Menschenengel mit schwarzen Flügeln und schwarzer Stimme - er bereut. Er kniet, weint und atmet. Verzeihe mir, Gott! Ich habe gesündigt, denn ich habe gefordert, aus tiefster Not schrie ich zu dir, dass du mein Leben nehmen solltest, ich verwürfe das Geschenk, das du mir gabst! Doch Du sprachst: Leide, leide, leide - und hoffe schmerzend wieder. Vor dich hin trete ich vor Scham und hüte mich dich anzusehen, kehre zurück zu dem, was ich war - und will es bleiben - , warte, Gott, ich muss ihr schreiben, muss fragen, ob ich an sie denken darf! Der Kopf zerspringt mir fast, soll ich den Schmerz süß nennen? Darf ich es? Ist er Vorbote schierer Hölle? Gemartert bin ich, Gott, doch lebend; einmal mehr vertrag´s ich nicht. Als Schelm tauge ich nunmehr nicht viel, ich bitte dich, mich ernst zu nehmen. Ist sie nicht zu schön für mich? Zu rein, zu licht? Vergiss die Worte! Ich kann sie nicht nennen, da kalter Menschensinn sie nicht erdacht, so möchte ich nicht weiter sprechen, sondern fühlen, was auch dir Sprache ist. Kalt ist es - und doch nicht. Dunkel ist es - und dennoch hell. Abend, Abend, Gott. Bin ich des Todes Harlekin oder einfach nur - verliebt? Röste mich lieber, wenn du spielst! Gib sie dem, der sie verdient - oder mir, nicht würdig, nicht so hoch. Schicke ihr Engel, sie zu schützen, in den Momenten, in denen ich es nicht vermag, darum bitte ich dich; ich tausche mein Flammenschwert gegen bürgerliche Poesie, und ehre das Regenleben, dass du mir gabst, denn so bin ich - kurz - der Morgentau, der sanft die Blüte zart umstreicht, ein kleiner Tropfen lauter Liebe.

 

Kleine Erläuterung

Auch wenn es eigentlich ein gebet ist, habe ich es "Klaudia" genannt. Der Text ist schon ein paar Wochen alt, aber vor keinen drei Stunden hat sie sich endgültig gegen mich entschieden. Leben wir, um zu lieben? Lieben wir um zu leiden? Leiden wir, um zu wissen, was Leben ist?

 

Es ist schwer, hier was dazu zu schreiben, weil es ja keine Geschichte ist, eigentlich.

Wer die Schmerzen der Liebe nicht kennt, hat nicht gelebt, möcht ich dir ganz persönlich dazu sagen. Kopf hoch!

 

Es ist eigentlich keine Geschichte, sondern ein Gebet. Dein Aphorismus "Wer die Schmerzen..." ist sicherlich weise, doch erscheint es dem Leidenden kaum mehr als Gelebtes, sondern das Leben verkommt zur Asche. In den Himmel gehen wir mit der Liebe ein, die wir empfangen und gegeben haben. Ich danke Dir von Herzen für die Aufmunterung!

 

Ich möchte Strider Recht geben, denn das, was wir hier zu lesen bekommen, ist 100% leidendes Gefühl (:( ) und eher kein Gebet (:o ), auch wenn es formal danach aussieht.
Man findet, was ich gut finde, starke Bilder, aufrührende Fragen, die nicht nur auf die Verfasstheit des Autors hinweisen, sondern sie geradezu hinausschreien in die Welt. Glückwunsch zu deinem Mut, Balrogbezwinger, nicht jeder hätte dieses gewagt. Denn ich persönlich glaube, dass es Texte gibt, die man nicht zu vielen Menschen zeigen sollte!

Es gibt da einen Satz, der mir einfach nicht gefällt:

Bin ich des Todes Harlekin oder einfach nur - verliebt?
Das klingt wie `Jünglingspoesie´ - nimm´s mir nicht übel! :cool:

tristhor

 

Ich danke Dir, Tristhor!

Schon in wenigen Tagen wirst Du sie sehen, dann fälle ein Urteil, ob sie solcher Lyrik wert war oder nicht. Deine Kritik am Harlekin nehme ich mir zu Herzen, dennoch fühle ich mich momentan wie noch nie als nichtsnutziger Schelm.
Er sollte wirklich nicht zu vielen gezeigt werden - und sie weiß es nicht - sag es ihr nicht.

 

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