Klaudia
Verzeihe mir, Höchster! Verzeihe mir, Meister der Gnade! Jener, der dich vor Kürze beschimpfte, leugnete vor dem Hahn, Menschenengel mit schwarzen Flügeln und schwarzer Stimme - er bereut. Er kniet, weint und atmet. Verzeihe mir, Gott! Ich habe gesündigt, denn ich habe gefordert, aus tiefster Not schrie ich zu dir, dass du mein Leben nehmen solltest, ich verwürfe das Geschenk, das du mir gabst! Doch Du sprachst: Leide, leide, leide - und hoffe schmerzend wieder. Vor dich hin trete ich vor Scham und hüte mich dich anzusehen, kehre zurück zu dem, was ich war - und will es bleiben - , warte, Gott, ich muss ihr schreiben, muss fragen, ob ich an sie denken darf! Der Kopf zerspringt mir fast, soll ich den Schmerz süß nennen? Darf ich es? Ist er Vorbote schierer Hölle? Gemartert bin ich, Gott, doch lebend; einmal mehr vertrag´s ich nicht. Als Schelm tauge ich nunmehr nicht viel, ich bitte dich, mich ernst zu nehmen. Ist sie nicht zu schön für mich? Zu rein, zu licht? Vergiss die Worte! Ich kann sie nicht nennen, da kalter Menschensinn sie nicht erdacht, so möchte ich nicht weiter sprechen, sondern fühlen, was auch dir Sprache ist. Kalt ist es - und doch nicht. Dunkel ist es - und dennoch hell. Abend, Abend, Gott. Bin ich des Todes Harlekin oder einfach nur - verliebt? Röste mich lieber, wenn du spielst! Gib sie dem, der sie verdient - oder mir, nicht würdig, nicht so hoch. Schicke ihr Engel, sie zu schützen, in den Momenten, in denen ich es nicht vermag, darum bitte ich dich; ich tausche mein Flammenschwert gegen bürgerliche Poesie, und ehre das Regenleben, dass du mir gabst, denn so bin ich - kurz - der Morgentau, der sanft die Blüte zart umstreicht, ein kleiner Tropfen lauter Liebe.