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Thema des Monats Kitchenegg

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23.02.2013
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Kitchenegg

Ich liege bäuchlings auf den Küchenfliesen. Rotz und Tränen laufen mir übers Gesicht. Auf meinem Arsch hat es sich mein großer Bruder bequem gemacht. Im Polizeigriff hält er mich unten. Immer, wenn ich schreie, dreht Alex noch heftiger am Handgelenk. Obwohl es mir unmöglich ist, den Kopf zu drehen, sehe ich sein höhnisches Grinsen vor mir. Ich hasse ihn so sehr.
„Hör auf damit. Bitte!“
„Dann erzähl mir, wo du es versteckt hast.“
„Ich habe es nicht.“
Das ist die Wahrheit. Er braucht nur wieder einen Vorwand, um mich zu schikanieren.
„Wo?“
Der Griff wird fester. Ich beiße mir auf die Unterlippe, versuche nicht zu schreien.
„Sag ihm doch endlich, wo es ist. Dann lässt er dich auch wieder los“, meint Paulo.
Paulo ist einer von Alex´ Freunden aus dem Dorf. Für sein Alter von elf Jahren ist er erstaunlich groß. Er sitzt auf einem Holzstuhl neben uns und sieht gespannt zu.
„Ich weiß es wirklich nicht“, flehe ich und blinzele den Vorhang aus Tränen weg.
„Okay.“
Alex löst den Griff und steht auf. Endlich kann ich wieder durchatmen. Ich lecke mir den Rotz von der Oberlippe.
„Du willst es ja nicht anders. Paulo, du passt auf ihn auf, während ich weg bin. Wehe, du lässt zu, dass er abhaut.“
Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, knallt er die Tür mit voller Wucht zu.
„Das werd´ ich alles Mama sagen“, schreie ich ihm hinterher.
Mama arbeitet in einem Supermarkt und sitzt gerade an der Kasse, wie immer, wenn wir von der Schule kommen.
Über eine Stunde muss ich noch durchhalten, bis Mama nach Hause kommt.
„Dein Bruder ist keiner, mit dem man Spielchen spielt. Gib´s ihm einfach zurück. Ist besser für dich.“
„Ich weiß wirklich nicht …“, setze ich an, doch die Tür wird aufgerissen und Alex steht im Türrahmen. Um seine rechte Faust hat er eine Wäscheleine gewickelt.
Er lächelt abwechselnd mich und Paulo an.
„Du fesselst ihn.“
Das ist mir zu viel. Ich renne los, doch Alex holt mich mit einem Satz ein, packt mich am Saum des T-Shirts und reißt mich zurück.
„Das kannst du vergessen“, sagt er und packt mich im Schwitzkasten.
Wahrscheinlich glüht mein Kopf wieder tomatenrot. Er lockert seinen Griff und schleudert mich gegen den Kühlschrank. Ich pralle ab und falle zu Boden. Die Worte der beiden Jungs hören sich dumpf an, als wären sie ganz weit weg.
Paulo ist über mich gebeugt. Der Umriss seines schmalen Gesichts verschwimmt mit dem Licht über ihm. Paulo, der Außerirdische. Paulo, der Heilige. Paulo, das Arschgesicht.
Ich frage mich, ob ich kurz geschlafen habe. Mein Bruder hält einen Eierwecker in der Hand und grinst mich an.
„Du hast fünf Minuten.“
Mit einem Dreh stellt er den Timer ein. Das Ei fängt an zu ticken.
Tick. Tick. Tick.
Paulo lässt seinen Blick über meinem Körper wandern, überlegt, wo er die Schnur als erstes ansetzten soll.
Alex hat mich schon oft gefesselt und misshandelt. Aber diesmal habe ich eine schlimme Vorahnung. Heute ist er verrückter denn je.
Kampflos ergebe ich mich nicht.
Ich umfasse Paulos Hals und drücke ihn weg.
„Halt still!“, schreit Alex.
Ich sehe zu ihm. Dieser verrückte Blick. Er ist wieder da.
Es muss so eine Art Gedankenübertragung bei Brüdern geben. Jedenfalls höre ich ihn sagen: Wenn du nicht still hältst, schneid ich dir den Kopf ab und spiele damit Basketball.
Ich halte still.
Dann kommt Paulo eine Idee. Er dreht mich auf den Bauch und bindet zuerst meine beiden Handgelenke zusammen.
Tick. Tick. Tick.
Dann zieht er das Seil straff, wickelt es ein paarmal um meine Knöchel und sichert es mit einem doppelten Knoten.
„Fertig.“
Alex tritt neben ihn. Den Eierwecker dreht er zurück auf null und stoppt das Bimmeln. „Wow, das ging ja flott. Ist zwar nicht wirklich schön verpackt, aber okay, ist ja nicht mein Geburtstagsgeschenk.“
„Was kommt jetzt?“
„Wir tragen ihn raus. Aber vorher …“
Ohne weitere Ausführungen hält er mir ein Klebeband vors Gesicht.
Sie schleppen mich von der Küche ins Wohnzimmer. Alex, der mich an den Füßen hält, setzt diese kurz ab und öffnet die Schiebetür. Sie tragen mich über die Terrasse in den Garten und legen mich in das Planschbecken. Es ist ziemlich groß, aber als Pool kann man es noch nicht bezeichnen. Es ist schon aufgepumpt. Allerdings befindet sich noch kein Wasser darin.
Meine stummen Schreie kann niemand hören. Der Garten ist von einer hohen Hecke umgeben. Niemand kann mich sehen. Frau Eitel aus der Wohnung über uns, die das Treiben durch ihr Fenster beobachten könnte, ist ebenfalls arbeiten.
Die sengende Hitze dieses Julitags treibt mir Schweißperlen auf die Stirn. Jenseits der Hecke ist das Gebrüll von Kindern zu hören. In meiner Phantasie landet ein Fußball im Rasen neben mir und einer der Jungs kommt in den Garten geeilt, um ihn zurückzuholen. Doch selbst das würde mir wenig nützen, da der Junge die Sache wohl als belanglosen Streich abtun würde. Ich neige den Kopf zur Seite, um nicht in die Sonne sehen zu müssen. Eine Biene fliegt vor meinem Gesicht herum. Zu gern, würde ich sie mit einem Wisch verjagen.
„Hey!“, brüllt Alex, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Er richtet den Gartenschlauch auf mich. Ein Wasserstrahl trifft mich im Schritt.
„Schau mal, der hat sich nass gemacht“, sagt er an Paulo gewandt, der daraufhin lachen muss.
„Wie ´ne kleine Schwuchtel.“
Alex wirft den Schlauch in das Becken und hält erneut den Eierwecker hoch.
„Fünf Minuten, dann dreh ich wieder ab und stell dir erneut die Frage, wo du es hingetan hast. Wenn du dann immer noch schweigst, dreh ich für zehn Minuten auf.“
Tick. Tick. Tick.
Irgendwie muss ich es schaffen, auszubrechen. Ich versuche, mich zur Seite zu drehen, mich irgendwie aufzurichten - alles vergebens. Mit angewinkelten Beinen, schiebe ich meine Hände ruckartig von meinem Arsch zum Kreuz hoch, probiere mich vom Boden abzudrücken, aber dadurch werde ich nur noch steifer und kann meinen Oberkörper keinen Zentimeter mehr bewegen.
„Versuch´s erst gar nicht“, sagt Alex, greift erneut nach dem Schlauch und richtete mir den Strahl aufs Gesicht. Wasser schießt durch meine Nase direkt in den Kopf und presst mein Gehirn gegen die Schädeldecke. Das hinterlässt ein verdammtes Dröhnen. „Na, konnte ich dir schon etwas auf die Sprünge helfen?“
Tick. Tick. Tick.
„´ne kleine Gehirnwäsche“, lacht Paulo.
Alex wirft den Schlauch wieder neben mich. Nachdem ich gerade fast erstickt wäre, bleiben mir nur die Atemwege der Nase, um schnell wieder Luft zu tanken. Das Wasser steht mir schon fast bis zu den Ohren, als der Eierwecker losschrillt. Alex dreht den Hahn zu.
„Gut, fünf Minuten sind vorbei. Überleg dir jetzt gut, was du tust.“
Alex beugt sich über mich und reißt mir zur Hälfte das Klebeband von den Lippen.
„Hiiilfeeee …“
Schon sind die Lippen wieder versiegelt.
„Das war nicht sehr klug von dir“, sagt er, dreht am Eierwecker und danach am Wasserhahn. Das Wasser schleicht langsam in meine Ohren. Die Geräusche werden dumpf, die Schreie der Kinder zu einer fremden Sprache.
Mit jedem weiteren Tick steigt das Wasser. Nun läuft auch etwas in meine Nase. Verzweifelt versuche ich meinen Oberkörper hochzustemmen; doch durch die Anstrengung und das schnelle Atmen, sauge ich nur noch mehr Wasser auf. Das Dröhnen weicht einem Pochen. „Lasst mich hier raus!“
Tick. Tick. Tick.
Der Aufschrei klingt in meinen Ohren wie ein Luftballon, aus dem man quietschend die Luft entweichen lässt. Nur liegt eine dicke Betonwand zwischen mir und dem Luftballon.
Mein ganzer Oberkörper ist vom Wasser umhüllt. Ein letzter Schwall Luftblasen entweicht aus meinen Nasenlöchern, bahnt sich seinen Weg an die Oberfläche. Sie schimmert im Sonnenlicht.
Da hoch, nur ein kleiner Ruck … Scheiße!
Bitte, rette mich, Mama. Bitte. Ich ertrinke!
Kein Sauerstoff. Ich versuche krampfhaft zu atmen, ziehe aber nur Wasser durch die Nase. Luft, Sonne, Leben. Dies alles ist so nah und greifbar und gleichzeitig so weit entfernt.
Von irgendwoher höre ich das Rauschen des Schlauchs. Aber da ist noch ein Geräusch.
Tick. Tick. Tick.

 
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Servus Hacke,

färbten die roten Fließ dunkler. (…)sah ich sein höhnische Grinsen vor mir.

Du meintest Fliesen, nehme ich an.

Gleich im ersten Absatz flog ich über diese Fehler, ob es weitere gibt im Text weiß ich nicht, scheiß drauf, sag ich mal, und das sage ich selten, wenn’s um Orthographie geht, ich wollte einfach nicht darauf achten, weil mich deine Geschichte wirklich von Beginn an in den Klauen hatte.

Was für eine fiese, böse, grausame, großartig geschriebene Geschichte!

„Hör auf damit. Bitte!“

Jessas, wie ich mit diesem kleinen Bruder mitlitt! Die ganze Zeit hoffte ich, hier würden nur unwissentlich die Grenzen eines übermütigen Gerangels überschritten, die üblichen Machtkämpfe zwischen zwei Brüdern halt, und Alex würde irgendwann zur Vernunft kommen, oder zumindest dieser phlegmatische Paulo würde versöhnlich eingreifen.

Ich biss mir auf die Unterlippe, versuchte nicht zu schreien.

So ein tapferes kleines Kerlchen …

Von eskalierenden Geschwisterkonflikten hat uns ja erst kürzlich Herrlollek in Busenfeinde sehr eindrücklich erzählt, aber es dermaßen aus dem Ruder laufen zu lassen, solch eigentlich alltägliche Streitereien unter Jungs zu wahrhaftigem Horror zu steigern, wie du es hier tust ist schon sehr, sehr rücksichtslos gegenüber den Lesern (vor allem gegenüber so zartbesaiteten wie ich einer bin …)
Wenn ich mich in meiner Kindheit mit meinem großen Bruder prügelte, konnte es schon mal vorkommen, dass Blut floss und ich erinnere mich auch an Situationen, in denen ich meine Gefühle dabei womöglich sogar als schieren Hass hätte bezeichnen müssen, aber immer, immer gab es eine Grenze …

Ich weiß, das ist jetzt keine analysierende, konstruktive Kritik, mehr so ein erster emotionaler Eindruck, aber der ist im Moment einfach sehr stark und überwiegt meine Lust, über eventuelle handwerkliche Mängel nachzudenken.

Eine wirklich starke Geschichte, Hacke, echt ans Herz gehend.

offshore

PS: Ich komme in den nächsten Tagen sicher noch einmal vorbei und schreib dir ein paar Fehler raus, sollte es bis dahin kein anderer machen.

 
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Servus Ernst,

erstmal danke, dass du dir die Zeit genommen hast, die Geschichte zu lesen und zu kommentieren.

Was für eine fiese, böse, grausame, großartig geschriebene Geschichte!
Das ist wohl das tollste Kompliment, das ich je für einen Text bekommen habe. Danke!
Der Fehler mit den Fließ(en) ist mir etwas Peinlich. Wenn so etwas gleich am Anfang des Textes auftaucht, könnte man gleich denken: der hat das doch nur so hingerotzt. Im Word Dokument hatte sich der auch noch nicht eingeschlichen. Als ich auf Arbeit war, habe ich kurz etwas mit Hilfe des Smartphones korrigiert - Schlechte Idee! Da muss es wohl passiert sein. Nicht so wichtig!
Bestimmt sind noch einige orthographische Fehler vorhanden, und ich würde mich freuen, wenn jemand die Geschichte mal so richtig auseinandernimmt. Aber vorerst freue ich mich über diese erste Rückmeldung, die so positiv ausfiel.
Ein Sandkastenkumpel von mir - hab ihn erst letztens bei einem Klassentreffen wieder gesehen - hat seinen kleinen Bruder immer brutal zugesetzt. Einmal wickelte er ihn wegen irgendeiner Belanglosigkeit einen Strick um den Hals und begann ihn durch die Wohnung zu schleifen. Hätte seine Mutter den Konflikt nicht mehr rechtzeitig bemerkt, wäre der kleine vielleicht erstickt. Jedenfalls fehlte nicht mehr viel. Ich war oft bei ihm zum Spielen. Wenn er seinen Bruder quälte, hielt ich mich immer raus. Ich nahm also eher Paulos Rolle ein. An dem Tag, als alles aus dem Ruder lief, war ich allerdings nicht dagewesen.
Ich hatte mich nur kurz daran erinnert und - zack!- zog es mich vor den Laptop.
Ich hoffe, dass der Text die Spontanität versprüht, die ich beim Schreiben verspürte.
Ja. Kinder können so grausam sein - vor allem große Brüder. Das kann ich mit Bestimmtheit sagen. Ich bin nämlich selbst einer :D

 
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Hallo Hacke,
auch von mir ein herzliches Willkommen.
Tja, leider kann ich mich dem bisherigen Lob nicht so anschließen.

Aber erst mal FLIESEN, nicht Fließen. Den neuen Fehler fand ich goldig, ist nicht böse gemeint, will dich einfach nur ein bisschen ärgern. :)

Ich finde es zwar auch eine gute Idee, alltäglichen Horror zu beschreiben, die Quälerei des älteren Bruders. Das Grauen für den Kleinen. Auch wie du prinzipiell drangehst, also aus der Sicht des Kleinen schreibst, das Geschehen steigern und das Ende offen lässt.
Aber, deine Geschichte enthält immer wieder Stellen, die aus dem Fluss der Erzählung rausreißen. Methodische Einsprengsel, die aus der Sicht des Bruders, der da gerade ertränkt wird, rausgehen. Das würde ich auf gar keinen Fall machen.

Bruder hielt ein Kitchenegg in der Hand und grinste. Ihr wisst schon: diese eierförmigen Zeitbomben, die schrill anfangen zu bimmeln, wenn der Kuchen aus dem Ofen soll.
„Du hast fünf Minuten, um ihn zu fesseln.“
Mit einem kleinen Dreh stellte er den Timer ein. Das Ei fing sofort an zu ticken.
Tick. Tick. Tick.
Ich beschloss, dass es besser wäre, mich von Paulo fesseln zu lassen, als weiter von meinem Bruder misshandelt zu werden.
Überleg mal, der Ältere macht grad echt übles Zeug, der Kleine scheißt sich ein vor Angst und da erklärst du mal so nebenbei dem Leser, was ein Kitchenegg ist? So nach demm Motto, haha, ich werd zwar grad gefoltert, aber ich hab noch jede Menge Zeit, mal meinen Lesern ein Lehrstündchen über tickende Kücheneier zu bieten, hihi, ist dich alles ganz easy hier, macht mir doch auch alles gar nichts aus, überleben tu ich eh, bin ja nur eine Kunbstfigur.
Warum schreibst du denn nicht von vorneherein einfach Eieruhr? So kennt man das doch auch. Ich habe null gegen Anglizismen, wenn sie passen, aber wenn du sie an einer spannenden Stelle erst noch erklären musst, dann, Herr des Himmels, dann raus damit. Ärgere dich nicht, dass ich mich so ereifere, ich finde deine Geschichte ja gut, dewegen echauffiere ich mich auch grad so, dass du einen grad wieder raushaust aus der Spannung.
Eieruhr oder Küchenei versteht jeder, du brauchst nix zu erklären und in seiner ordinären Einfachheit find ich das Wort für den qualvollen Vorgang echt auch einen besseren Kontrast.
Auch das ich beschloss zu ... haut mich wieder raus, das klingt auch so abgeklärt. Warum gehst du nicht nah ran an den Kleinen und bleibst bei ihm, zeigst seine Gefühle? Nicht so berichtend und distanziert ich beschloss, mich fesseln zu lassen. Außerdem ist es für mich unlogisch, wenn ich diesen Bruder hätte, ich würde versuchen, Fersengeld zu geben, so wie der Ältere drauf ist, weiß ich doch, dass er mich in gefesseltem Zustand noch besser quälen kann.

Und mein letzter Punkt ist: Achte mal ein bisschen mehr auf die Sprache des Kleinen. Ich bin auch kein Dialogmeister, und es ist schwer aus der Sicht eines Kindes zu schreiben und es sprechen zu lassen, aber da könntest du auch noch ein bisschen zulegen.

Alles wirkte surreal, außer der stechende Schmerz in meiner Schulter.
So denkt doch ein kleiner Junge nicht über den Schmerz. So denkst du über ihn. Verstehst du, was ich sagen will? Später schreibst du, ich hyperventilierte, das ist dasselbe, ein Kind kennt diesen Ausdruck doch gar nicht, beschreib lieber, wie es beim Atmen eng wird, was auch immer beim Hyperventilieren passiert. Guck das noch mal alles durch, du findest bestimmt noch mehr.

Auch das Ende hat mich ein bisschen enttäuscht zurückgelassen.
Wieso hat er denn noch so viel Luft zu schreien am Schluss, da hast du doch schon geschreiben, dass die letzte Atemluft ihm aus der Nase gepresst wurde. Wenn er das eigentlich denken soll, würde ich keine Anführungszeichen setzen, man denkst sonst, er schreit wirklich und dann fängt man an, sich ziemlich zu wundern, und wupp, raus aus der Geschichte.

Also ich hätte noch mehr an Anregungen auf Lager, aber das waren für mich die wichtigsten Sachen. Außerdem weiß ich ja gar nicht, wie du so drauf bist, ob du auch kritische Einwände magst und daraus Nutzen für dich ziehen kannst. Sonst hab ich am Ende einen Haufen Zeit investiert für nichts und wieder nichts.
Aber vielleicht ordnest du meine Hinweise e ja richtig ein für dich und kannst was damit anfangen. Die Geschichte ist aus meiner Sicht so, dass es sich unbedingt lohnt, nochmal durchzugehen.

Meine stummen Schreie konnte niemand hören. Der Garten war von einer hohen Hecke umgeben. Niemand konnte mich sehen. Die Mieterin über uns, die das Treiben, durch ihr Fenster hätte beobachten können, war ebenfalls arbeiten.
Die sengende Hitze dieses Julitags, trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Jenseits der Hecke war das Gebrüll von Kindern zu hören. In meiner Phantasie landete ein Fußball im Rasen neben mir und einer der Jungs kam in den Garten geeilt, um ihn zurückzuholen.
Das z. B. ist eine Stelle, wo ich in der Geschichte drin bin, wo ich merke, wie der Kleine denkt, was ihm passiert, so könnte es für mich die ganze Zeit weitergehen.

Mach es gut, viel Spaß hier.
Viele Grüße von Novak

 
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Servus Hacke

offshore schrieb:
Ich komme in den nächsten Tagen sicher noch einmal vorbei und schreib dir ein paar Fehler raus, sollte es bis dahin kein anderer machen.

Und das mache ich hiermit.
Ich las deine Geschichte heute Morgen noch einmal in aller Ruhe und ich muss sagen, sie gefällt mir nach wie vor, auch wenn ich Novaks Kritik teile, dass du sprachlich bisweilen übers Ziel schießt. Wenn ich es recht verstehe, ist der erzählende kleine Bruder ja höchstens zehn Jahre alt und weitgehend gelingt es dir auch, ihn altersgemäß fühlen und sprechen zu lassen, aber eben nicht immer.

färbten die roten Fließen dunkler.
Fliesen

Auf meinem Arsch hatte es sich mein großer Bruder bequem gemacht, der mich im Polizeigriff unten hielt.
Diese Art der Satzgliederung verwendest du öfter, nachgestellter Subjektsatz, heißt das, glaube ich. Das ist unnötig kompliziert, klingt unrhythmisch und ist der Erzählstimme des Buben nicht angemessen.

Auf meinem Arsch hatte es sich mein großer Bruder bequem gemacht und hielt mich im Polizeigriff unten.
So geht's doch auch.

sein höhnische[s] Grinsen

noch am selben Abend bei seinen Eltern Anrufen würde.
anrufen

Unsere alleinerziehende Mutter, ...
unnötig erklärend

doch die Tür wurde aufgerissen und Alex stand im Türrahmen, der eine von Mamas Wäscheleinen gestrafft in den Händen hielt.
Das solltest du auch einfacher formulieren.

… schleuderte er mich gegen den Kühlschrank, an dem ich abprallte und zu Boden fiel.

Ich prallte ab und fiel zu Boden.

Alles wirkte surreal,
So denkt kein Zehnjähriger. Das hat auch Novak schon beanstandet.

Kitchenegg
Das auch. Ich z.B. kannte den Begriff gar nicht.

die möglichen Fesselvariationen
Ist auch kein kindgerechter Ausdruck.

Alex, der mich an den Füßen hielt, setzte diese kurz ab, um die Schiebetür zu öffnen, die hinaus in den Garten führte.
… und öffnete die Schiebetüre.

Als sie mich über die Terrasse getragen hatten, legten sie mich in ein Planschbecken, das im Rasen stand.
Sie trugen mich über die Terrasse in den Garten und legten mich ins Planschbecken.
(Das hier ist so eine typische Stelle, die du mit diesen zwei nachgestellten Satzgliedern nicht nur unnötig kompliziert formulierst, sondern wo du obendrein mich, den Leser, die Szene nicht mehr durch die Augen des Kleinen erleben lässt, sondern du, der Autor, Unnötiges erklärst.
... ein Planschbecken, das im Rasen stand. Das klingt wirklich blöd, als stünde das Planschbecken nicht immer da, als sähe es der Kleine zum ersten Mal. Ich weiß, das sind wirklich kleine Details, aber genau darauf solltest du dein Augenmerk legen, solche scheinbaren Winzigkeiten können über Wohl oder Wehe eines Textes entscheiden.)

Es war größer als die Standardmodelle,
Es war ziemlich groß, …

da der Junge das Szenario wohl als belanglosen Streich abgetan hätte.
die Sache

Er hatte einen Gartenschlauch in der Hand, der auf mich gerichtet war.
Er richtete den Gartenschlauch auf mich.
(Wieder so eine Stelle, wo die personale Erzählstimme viel zu distanziert klingt. Die haben ja wohl kaum mehrere Gartenschläuche.)

Ich versuchte[Komma] mich zur Seite zu drehen,

Mit angewinkelten Beinen, [Komma weg] schob ich meine Hände ruckartig von meinem Arsch hoch zur Bandscheibe (?)
... von meinem Arsch zum Kreuz hoch.

konstantes Dröhnen.
Lass den kleinen Scheißer reden. Ein blödes Dröhnen, ein verdammtes Dröhnen?

Der Wasserpegel stand schon fast auf Ohrhöhe,
Das Wasser ging mir schon fast bis zum Ohr.

Alex beugte sich über mich und riss mir zur Hälfte das Klebeband von den Lippen.
und riss mir das Klebeband zur Hälfte (halb) von den Lippen.

Schon waren die Lippen wieder versigelt.
versiegelt

sobald sich der T-Rex nährte.
näherte

Ich hyperventilierte, wollte so gern Schreien,
Dieses Wort notierte ich schon gestern Abend, und Novak bestätigte meine Vorbehalte.
schreien

Mittlerweile war der komplette Oberkörper vom Wasser umhüllt.
mein ganzer Oberkörper


Das sind jetzt nur einige Vorschläge von mir, aber du siehst, Hacke, da gibt es noch einiges zu entkomplizieren. Du solltest versuchen, sprachlich konsequenter und näher bei deinem kindlichen Protagonisten zu bleiben, die Geschichte würde dadurch noch gewinnen, glaube ich.

Um den Rest darf sich die liebe Novak kümmern …

offshore

 

Hallo Novak,

Danke für die herzliche Begrüßung und dein Kommentar.
Steinigt mich, falls ich je wieder das Wort Fliesen falsch schreibe! :D

Außerdem weiß ich ja gar nicht, wie du so drauf bist, ob du auch kritische Einwände magst und daraus Nutzen für dich ziehen kannst.
Mögen passt vielleicht nicht 100%ig. Ich denke, jeder möchte gerne hören, dass seine Geschichte der Hammer ist. Aber ich weiß sie auf jeden Fall zu schätzen. Und ich hoffe auch einen Nutzen daraus ziehen zu können.
Stilistisch war die Geschichte wohl noch nicht so ausgereift. Es freut mich, dass dir immerhin das Konzept gut gefallen hat.
Deine Kritik war super hilfreich, da du mir nicht nur mitgeteilt hast, was dir nicht gepasst hat, sondern auch einen Absatz, den du gut fandest.
Ich bin den Text noch einmal komplett durchgegangen und hoffe, dass ich deine Anregungen gut umgesetzt habe.
Den Titel habe ich bei Kitchenegg belassen; an allen anderen Stellen wurde Kitchenegg durch Eierwecker ersetzt. Klingt doch gleich besser! ;)
Ich werde demnächst ein paar Geschichten von dir lesen und freu mich schon drauf.

Grüße Hacke

 

Servuuus Ernst,

es hat mich sehr gefreut, als ich sah, dass du noch einen Beitrag verfasst hast. Gut, dass dir die Geschichte immer noch gefällt.
Deine Verbesserungsvorschläge waren allesamt gut und richtig, und ich habe versucht sie umzusetzen. Ich muss gestehen: die Geschichte liest sich jetzt schon um einiges flüssiger.
Über vieles kam ich wieder ins Grübeln. So ist es passiert, dass ich ein paar Zeilen herausgeworfen und neue hinzugeführt habe. Ich denke, dass hat der Story gut getan.
Das nächste Mal muss ich wirklich näher beim Protagonisten bleiben. Manchmal habe ich wohl den Bezug zu ihm verloren.
Du warst jedenfalls eine riesen Hilfe.

Grüße Hacke

 
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Also Hacke,

Steinigt mich, falls ich je wieder das Wort Fliesen falsch schreibe!
Hab mir schon ein paar Flißen bereitgelegt :naughty:

Wenn du es aushältst, noch ein paar Hinweise.
ABER ERST MAL:
Die story ist um vieles besser geworden. Liest sich jetzt ganz anders. Macht Spaß, wenn jemand sich einfach mal auf eine Kritik einlässt.
Da freu ich mich schon auf deine weiteren Geschichten.

Gut finde ich schon, dass du den ersten Satz umgestellt hast, der las sich holprig; so mit der adverbialen Bestimmung loszulegen. Du hast auch noch einiges an Kommafehlern drin. Was ich so beim Vorbeistromern erwische, korrigiere ich mit.
Los geht es.

Immer KOMMA wenn ich schrie, drehte Alex noch heftiger am Handgelenk.

Für sein Alter von 11 Jahren war er schon erstaunlich groß.
11 als Wort schreiben
schon weglassen. Es gehört zu den Füllwörtern. Man kann einen Text kraftvoller machen, wenn man sie weitgehend rausschmeißt. Probier mal ohne, die Info. bleibt erhalten und es klingt besser.

Er saß auf einem Holzstuhl neben uns und sah gespannt zu. Er sah immer bloß zu.
Hier hatte ich (schon beim ersten Lesen) ein übles Gefühl gegenüber diesem Paulo. Ich hatte das Gefühl, er genießt diese Szene in gewisser Weise, leider hast du es dann durch den Hinweis auf den Anruf wieder ein bisschen zurückgenommen. Will dir bloß sagen, dass es hier die Möfglichkeit gegeben hätte, auch diesen Paulo noch ein bisschen zwielichtiger zu machen. Nicht zu viel, aber so ein bisschen.

der Vorhang aus Tränen ist gut

Wehe KOMMA du lässt zu, dass er abhaut.“

Ich versuchte wegzulaufen, doch Leo hatte mich mit einem Satz eingeholt, packte mich am Saum des T-Shirts und riss mich zurück.
ich versuchte wegzulaufen - versuchte zu ... das ist immer methodisch, schreib doch lieber seine Aktion auf, dass er sich losreißt, wegdreht, irgendwas. Danach musst du auch nicht die Vorvergangheit wechseln, weil alles eine Aktion bleibt, also: doch Leo holte mich mit einem Satz ein ...
der Rest ist gut.

Der Umriss seines schmalen Gesichts verschwamm mit dem Licht über ihm. Paulo, der Außerirdische. Paulo, der Heilige. Paulo, das Arschgesicht.
Ich hab zwar keine Ahnung, warum der jetzt auf einmal heilig sein soll, aber egal, die Stelle gefällt mir.

Dieser Verrückte Blick.
verrückte

„Das ging schnellerKEIN KOMMA als gedacht.

„Wir tragen ihn raus. Aber zuvor …“
Wie alt ist denn der Ältere? Würde der echt zuvor sagen?

Zu gern KEIN KOMMA hätte ich sie mit einem Wisch verjagt.

Fünf Minuten, dann dreh ich das Wasser wieder ab und stell dir erneut die Frage, wo du es hingetan hast. Wenn du dann immer noch schweigst, dreh ich es wieder für zehn Minuten auf.
Der Dialog muss krasser werden, kürzer, klarer und die Wortwahl altersgerechter.
wieder kannst du streichen, denn das versteht sich von selbst. Dann musst du auch nicht erneut schreiben, um dich nicht zu wiederholen, das klingt zu hochgestochen. Auch die sonstige Wortwahl überprüf mal.
Also vielleicht so, wobei das ist echt nur ein Vorschlag, weil ich auch nicht die Superdialoggewaltige bin: "Fünf Minuten, dann dreh ich das Wasser ab, und wenn du dann immer noch dein Maul hältst", er wies auf den Gartenschlauch.

Ich versuchte KOMMA mich zur Seite zu drehen, mich irgendwie aufzurichten - alles vergebens.

Mit angewinkelten Beinen KEIN KOMMA schob ich meine Hände ruckartig von meinem Arsch zum Kreuz hoch, probierte mich vom Boden abzudrücken, aber dadurch wurde ich nur noch steifer und konnte meinen Oberkörper keinen Zentimeter mehr bewegen.

Nachdem ich gerade fast erstickt wäre, blieben mir nur die Atemwege der Nase, um die Lunge schnell wieder mit Sauerstoff zu versorgen. Das Wasser stand mir schon fast bis zu den Ohren, als Eierwecker losschrillte.
Mir ist nicht sorichtig klar geworden, was genau passiert, wie weit das Wasser jetzt reingelaufen ist in das Becken, ging mir auch im weiteren Verlauf ein bisschen so. Hätte mir da mehr Klarheit gewünscht.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er ja den Mund volller Wasser oder weshalb muss er durch die Nase atmen? Das würde ich klarer schreiben.
blieben mir nur die Atemwege der Nase = unnötig kompliziert ausgedrückt

Das Wasser schlich langsam in meine Ohren.
Wasser schleicht nicht, das passt nicht zusammen. dringen / sickern

Die Geräusche wurden dumpf, die Schreie der Kinder zu einer fremden Sprache.
schön

Verzweifelt versuchte ich KOMMA meinen Oberkörper hochzustemmen; doch durch die Anstrengung und das schnelle Atmen KEIN KOMMA sog ich nur noch mehr Wasser auf.

Das Dröhnen wich einem Pochen, das mich an die Pfütze in Jurrasic Park – meine Mutter hatte mir verboten, den Film zu sehen – erinnerte, die Wellen schlug, sobald sich der T-Rex näherte.
Auch das hab ich nicht so richtig verstanden. Ich erinner mich zwar an die Pfütze und das unheimliche Gefühl, wenn da Wellen drauf erschienen, aber das müsstest du hier aus meiner Sicht deutlicher machen.
Die Bemerkung mit dem Filmverbot duch die Mutter - da bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits wirkt es auf mich überflüssig. Er hat den Film ja trotzdem gesehen, sonst wüsste er ja nichts von der Pfütze. Also kann man es weglassen. Andererseits wirkt das schon eigenartig, wenn die Mama ihm den spannenden Film verbietet, aber ihn seinem heimischen Bruder-T-Rex überlässt. Nur so eingefügt ist der Satz komisch. Vielleicht kannst du ihn ja das Pochen wahrnehmen lassen, und er weiß gar nicht mehr, woher er das kennt und dann fällt es ihm ein, und auch, dass die Mama es verboten hat und dann sieht er einen Schatten und es ist Alex ...
also wäre vielleicht eine Möglichkeit, da noch mal in die Gefühle, in die Angst des Junge reinzugehen, wie sich die Wahrnehmung durch die Panik verschiebt.

Ich habe es gern gelesen, ich finde es viel besser jetzt, es hat was eklig Sadistisches. Ich denk mir immer, dass das Ganze noch mehr gewinnen würde, wenn du die Ansätze, die du bereits drin hast, dass der Kleine sich vor dem Bruder fürchtet und so, wenn du das noch verstärken könntest, so, dass noch ein bisschen Familiendramatik mehr reinschwingt. Aber ok, ist vielleicht auch Geschmackssache.
Vielleicht kannst du das eine oder andere noch für dich mitnehmen aus den bisherigen Anmerkungen.
Viele liebe Grüße Novak

 

Hello again Novak,

Hab mir schon ein paar Flißen bereitgelegt
:D

Wenn du es aushältst, noch ein paar Hinweise.
Natürlich! Immer her damit.

Die story ist um vieles besser geworden.
Das finde ich auch, danke nochmal.

Macht Spaß, wenn jemand sich einfach mal auf eine Kritik einlässt.
Ich kann den Stolz mancher Menschen nicht nachvollziehen, die sich nicht auf Kritik einlassen wollen. Wie wollen sie denn sonst an sich arbeiten, um bessere Erzähler zu werden. Ich hab "Fucking Special" von dir gelesen. Eine tolle Geschichte, toll geschrieben. Von dir keine Kritik anzunehmen, wäre also einfach nur dumm.

Du hast auch noch einiges an Kommafehlern drin.
Dass ich viele von ihnen beim Korrekturlesen übersehe, ärgert mich immer besonders. Danke, dass du ein paar für mich gekillt hast.

[/QUOTE] Will dir bloß sagen, dass es hier die Möfglichkeit gegeben hätte, auch diesen Paulo noch ein bisschen zwielichtiger zu machen.[/QUOTE]
... meine Mutter noch am selben Abend bei seinen Eltern anrufen würde. Das hätte ihm enormen Ärger eingebrockt. Und doch spürte ich sein Verlangen, mir die Faust ins Gesicht zu drücken und mir in den Mund zu spucken, falls ich schreien sollte. Ein echter Psycho.
Ist dir das zwielichtig genug?

Ich hab zwar keine Ahnung, warum der jetzt auf einmal heilig sein soll, aber egal, die Stelle gefällt mir.
Hier habe ich versucht, mich ein bisschen in den Kleinen hineinzuversetzen. Er wurde gerade mit voller Wucht gegen den Kühlschrank gedonnert, ist völlig perplex. Das Licht könnte wie ein Heiligenschein wirken. Ich wollte die ersten Assoziationen des Kleinen erfassen.

Der Dialog muss krasser werden, kürzer, klarer und die Wortwahl altersgerechter.
Du hast vollkommen recht! Das klang eher wie ein Auszug aus einer Gebrauchsanweisung für Gartenschläuche. Hab´s umgeschrieben.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er ja den Mund volller Wasser oder weshalb muss er durch die Nase atmen?
Ne, die Stelle soll noch mal darauf hindeuten, dass Alex ihm mit dem Klebeband die Lippen versiegelt hat.
Ohne weitere Ausführungen hielt er mir ein Klebeband vors Gesicht.
Warum wären seine Schreie sonst stumm und für niemanden hörbar?

Habe die Geschichte erneut umgeschrieben, und versucht, all deine Anmerkungen mit einzubeziehen. Die Geschichte wird immer besser. Und das habe ich nur dir und ernst zu verdanken.

Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder.
Hacke

 

Hallo und noch ein nachträgliches Willkommen hier Hacke!

Also, emotional hat deine Geschichte bei mir voll eingeschlagen. Die Ausweglosigkeit der Situation deines Protagonisten macht mich ganz fertig. Und dass da keine Monster mit übernatürlichen Fähigkeiten am Werk sind, sondern bloß so fiese kleine Arschlochkinder, macht den Horror eigentlich noch schlimmer. Also dafür schon mal Hut ab, die Geschichte funktioniert! :thumbsup:

Das hindert mich aber alles nicht daran, an der Form herumzumeckern :D.

Ganz allgemein stört es mich immer, wenn man einen Ich-Erzähler hat, der das Ende der Geschichte nicht überlebt. Das ist bei dir zwar nicht hundertprozentig klar, vielleicht kommt in der allerletzten Sekunde noch die Mutter nach Hause und gibt dem Jungen die Chance, die Geschichte hier zu erzählen ... aber sehr wahrscheinlich ist das wohl nicht. :(
Bei einer Horrorgeschichte kann man immer sagen, der erzählt das halt aus dem Jenseits - aber gefallen tut mir das nicht.
Im letzten Kommentar, den ich geschrieben habe, habe ich einem Autor geraten, seine Geschichte in der Vergangenheitsform zu erzählen statt im Präsens. Hier tendiere ich dazu, dir einen entgegengesetzten Rat zu geben. Ich glaube das ist so eine Geschichte, die im Präsens sehr gut funktionieren würde, da ist man so nah dran am Geschehen und es passiert alles in einem Zeitraum von Minuten, ich glaube das würde richtig gut passen, und dann wäre das mit dem Ende auch kein Problem.
Eine Alternative wäre, in der dritten Person zu erzählen, dann müsste man auch nicht ganz so stark darauf achten, dass die Sprache des Erzählers altersgemäß ist - aber ich finde das mit dem Icherzähler eigentlich schon gut.

Jetzt kommen ein paar Detailsachen zum Text:

Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, knallte er die Tür mit voller Wucht zu.
Nachdruck

Ich entriss meinen Arm aus Paulos Griff, rannte los, doch Leo holte mich mit einem Satz ein, packte mich am Saum des T-Shirts und riss mich zurück.
Moment, außer dem Erzähler sind doch nur Alex und Paolo da ... hast du einen Namen geändert oder eine Figur gestrichen und an der Stelle vergessen, den Leo rauszunehmen?

Wehrlos wollte ich mich nicht ergeben.
Kampflos, würde ich sagen, wehrlos ist ja eher eine Eigenschaft, da hat man nicht wirklich Einfluss drauf, ob man in der Lage ist sich zu wehren oder nicht

„Das ging schneller, als gedacht.
Da muss kein Komma hin.

Die Mieterin über uns, die das Treiben, durch ihr Fenster hätte beobachten können, war ebenfalls arbeiten.
Das Komma nach Treiben ist zu viel. Und ich hab mir überlegt, ob so ein kleiner Junge wirklich "die Mieterin über uns denkt" - nicht eher so was wie "Frau Müller, die über uns wohnt"?

Das Dröhnen wich einem Pochen, das mich an die Pfütze in Jurrasic Park erinnerte, die Wellen schlug, sobald sich der T-Rex näherte.
Jurassic

Der Archäologe und seine Begleiter im Film hatten wenigstens die Möglichkeit wegzulaufen.
Das ist ein Paläontologe :klug: (sorry, ich hatte einen ganz dollen Dinosaurierfimmel als Kind)
Das ein Kind das verwechselt, ist gut möglich, ich bin mir aber nicht mal sicher, ob er den Begriff Archäologe schon kennen sollte ... man weiß ja nicht genau, wie alt er ist, aber auf jeden Fall ein paar Jahre jünger als Alex und Paolo, also vielleicht acht, neun Jahre alt. Ich würde da ein allgemeineres Wort nehmen, "Forscher" vielleicht.

Kinder als Ich-Erzähler sind immer eine besondere Herausforderung - da hat man sich beim Heranwachsen mühsam ein bisschen Wissen und einen großen Wortschatz erarbeitet, und dann muss man total aufpassen, dass man das Kind nicht wie einen Erwachsenen reden lässt. Novak und ernst offshore haben dir ja schon viele Tipps gegeben, die Sprache zu vereinfachen, und in der Fassung die ich gelesen habe, hört er sich schon die meiste Zeit über wie ein Kind an, aber so ein paar kleine Stolperfallen sind noch im Text drin :)

Grüße von Perdita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Perdita,

danke fürs Lesen und den Willkommensgruß!
Dank so vielen netten und professionellen Mitgliedern fühl ich mich richtig heimisch.
Als mir die Idee kam, hab ich im Vorfeld lange gegrübelt, aus welcher Perspektive oder in welcher Zeitform ich das schreiben sollte. Hm. Eigentlich finde ich Erzählungen in der Ich-Form und im Präsens, wenn es sich anbietet, toll. Ich hab mich für die Vergangenheitsform entschieden, weil ich mir dachte, so könne ich auch ein paar Fremdwörter oder ab und an eine nicht altersgerechte Erzählweise einbauen, da er die Geschichte ja im Nachhinein, also in der Pubertät oder im Erwachsenenstadium erzählen könnte, was natürlich quatsch ist!

Bei einer Horrorgeschichte kann man immer sagen, der erzählt das halt aus dem Jenseits - aber gefallen tut mir das nicht.
Diesen Eindruck wollte ich auf keinen Fall erwecken. Bei Beginn der Geschichte wusste ich noch nicht, wie ich sie zu Ende bringe, entschied mich dann für´s offene Ende. Hätte ich weitergeschrieben, wäre er wahrscheinlich nicht gestorben. So einen kleinen, knuffigen Jungen umbringen ... das brächte ich niemals übers Herz!:Pfeif:
Paulo könnte ja im letzten Moment zur Vernunft kommen und ihn rausziehen, oder das Planschbecken platzt, weil ein Igel mit ihm kollidiert oder irgend so ein Scheiß. Es müsste ja nicht unbedingt die Mutter zur Rettung geeilt kommen.

Moment, außer dem Erzähler sind doch nur Alex und Paolo da ... hast du einen Namen geändert oder eine Figur gestrichen und an der Stelle vergessen, den Leo rauszunehmen?
Nichts von alledem :D Ich schrieb bloß gerade an einer anderen kurzen Geschichte, die ich nach Abschluss in die Schreibtischschublade verbannte, in der kommt auch so ein richtiges Arschloch namens Leo vor. Deshalb hab ich da was bei der Nachkorrektur durcheinandergebracht. Shit happens!

Das ist ein Paläontologe (sorry, ich hatte einen ganz dollen Dinosaurierfimmel als Kind)
Ja, den hatte ich auch. Als Kind habe ich diesen Film an die tausend Mal angesehen. Darum schäme ich mich jetzt etwas, dass du mich erst belehren musstest, dass es sich da um einen Paläontologen handelte. Ich kannte als Kind beide Begriffe, schließlich wollte ich auch bei Ausgrabungen dabei sein, "wenn ich mal groß bin". Tja, da wurde wohl nicht viel draus. Die Schulnoten waren einfach zu mies.

Und dass da keine Monster mit übernatürlichen Fähigkeiten am Werk sind, sondern bloß so fiese kleine Arschlochkinder, macht den Horror eigentlich noch schlimmer.
Die bösartigsten Monster schreibt das echte Leben.

Zuerst dachte ich mir, so eine Geschichte mit einem Kind als Protagonisten, wird ein Kinderspiel, aber dem ist nicht so - ganz und gar nicht.

Deine Detailsachen habe ich alle eliminiert, danke!

Viele Grüße

Hacke

 
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Hallo Hacke

Da hake (verzeih' mir den Wortwitz) ich mich doch gleich bei Perdita ein.
Präsens kommt bei totgeweiten Ich-Erzählern besser. Wer erzählt denn sonst die Geschichte?
;)

Leider lässt mich deine Bruderquälgeschichte etwas unbefriedigt zurück, da sie so ganz ohne Auflösung endet. Die Story präsentiert sich als etwas einseitiges Schlaglicht auf eine brüderliche Misshandlungsszene, wie sie durchaus im Alltag vorkommen könnte. Versteh mich nicht falsch, der pisackende Bruder tanzt mit seiner sadistischen Ader schon arg aus der Reihe normaler Geschwisterstreitigkeiten, aber mir fehlt das eigentliche Horrormotiv. Paulo stellt sich als voyeuristischer Mitläufer dar und hat ausser Knoten binden keine wirkliche Aufgabe. Da könnte man noch etwas rausholen.

Es hat durchaus gute Phasen wie du das Trauma des Gequältwerdens umschreibst, allerdings sind manche Stellen auch etwas zu "erwachsen" dargestellt.

„Das ging schneller als gedacht. Ist zwar nicht wirklich schön verpackt, aber gut, es ist ja nicht mein Geburtstagsgeschenk."
Das sagt doch kein Elfjähriger.

Über eine Stunde muss ich noch durchhalten, dachte ich, bis meine Mama nach Hause kommt.
einfach nur "... , bis Mama nach Hause kommt."
Du hast fünf Minuten.“
Mit einem Dreh stellte er den Timer ein. Das Ei fing sofort an zu ticken.
Tick. Tick. Tick.
...
Paulo sah mir ins verheulte Gesicht und schien zu überlegen, wo er die Schnur als erstes ansetzten sollte.
Alex warf den Schlauch in das Becken und hielt erneut den Eierwecker hoch.
Fünf Minuten, dann dreh ich es wieder ab. Wenn du dann nicht das Maul aufmachst, bekommst du noch ´ne Ladung.“
Irgendwie bleibt die Eieruhr bei diesen fünf Minuten hängen. ;)
Und das 'es' würde ich entweder weglassen, oder mit 'das Wasser' ersetzen.

Das Dröhnen wich einem Pochen, das mich an die Pfütze in Jurassic Park erinnerte, die Wellen schlug, sobald sich der T-Rex näherte. Der Wissenschaftler und seine Begleiter im Film hatten wenigstens die Möglichkeit wegzulaufen. Ich nicht, ich war dem Monster - dem Bruder-Rex - schutzlos ausgeliefert.
Dieser von einem kleinen Jungen geäusserten und etwas weit hergeholte Vergleich haute mich aus der Geschichte raus. Ich meine, "Bruder Rex" steht ja die ganze Zeit daneben und macht keine pochenden Geräusche.

Fazit: Kurz ja und schmerzhaft auch - für deinen Prot auf jeden Fall. Allerdings bleibt mir die aufgebaute Spannung am Ende etwas arg in der Luft hängen.
Das ganze ist nicht schlecht erzählt, vor allem dann, wenn du nah beim Protagonisten bist, aber ausser der Quälerei wegen des unbekannten Teils, das dein Prot nicht rausrücken will, bzw. kann, ist mir da noch etwas zu wenig los.

Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dotslash,

Dieser von einem kleinen Jungen geäusserten und etwas weit hergeholte Vergleich haute mich aus der Geschichte raus. Ich meine, "Bruder Rex" steht ja die ganze Zeit daneben und macht keine pochenden Geräusche.
Den Vergleich hab ich komplett gestrichen. Er gefiel mir zwar irgendwie, aber es ist nun mal keine Metapher, die einem kleinen Jungen in den Sinn kommt, während er solche Qualen durchsteht.

Nun steht die Story im Präsens, und als ich sie noch mal gelesen hab, kam mir das alles viel temporeicher vor. Das Leiden wird intensiviert. Es hat sich also gelohnt. Hoffentlich hab ich jetzt nicht wieder irgendwelche Schnitzer reingebracht:hmm:

Danke!;)

 

Nun steht die Story im Präsens, und als ich sie noch mal gelesen hab, kam mir das alles viel temporeicher vor. Das Leiden wird intensiviert. Es hat sich also gelohnt.
:thumbsup:
Jep, hat jetzt wirklich mehr Drive, der Leser ist einfach näher am Geschehen dran.

offentlich hab ich jetzt nicht wieder irgendwelche Schnitzer reingebracht:hmm:
:D doch:
Dieser Verrückte Blick.
verrückte

Deine Überarbeitung hat der Geschichte wirklich gut getan, den Dino-Vergleich brauchts wirklich nicht, das dumpfe Pochen der zunehmenden Qual ist auch so greifbar.

Gruss dot

 

Hallo Dotslash,

danke für die Bestätigung. Auch, wenn diese Überarbeitung, aus deiner Sicht, bestimmt noch lange keine gute Geschichte daraus gemacht hat, bin ich doch froh über deine Worte.
Da hat sich das (V)errückte wieder eingeschlichen. Wo kam das denn nun wieder her :D Da sollte ich echt besser aufpassen.

 

Hi Morlou,

deine Geschichte hat mir gut gefallen.
Das freut mich! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, dich dazu zu äußern.

Du hast recht, die ersten Zeilen wirken wirklich etwas distanziert, so würde kein Junge denken, der gerade solche Qualen durchstehen muss. Wem fallen da schon "dunkler werdende Fliesen" auf? Er muss sich hier nur auf sich konzentrieren, auf seinen Schmerz.

Das Fette würde ich weglassen. Taten sprechen lassen, die tun das dann auch, später.
Ist weg;)

Wer ist Leo?
Who the fuck is Leo? Tja, keine Ahnung. Er ist nicht länger Teil der Story.

Hier komme ich mit den Bildern nicht ganz klar (vielleicht liegt's aber nur an mir ).
Ich kann mir gut vorstellen, dass er bäuchlings, mit auf dem Rücken gefesselten Armen und Beinen, liegt ...
Hier hast du allerdings etwas falsch verstanden. Aber wahrscheinlich hab ich´s einfach nicht deutlich genug gemacht. Er liegt auf dem Bauch während er von Alex unten gehalten wird und wieder, als Paulo ihm die Fesseln anlegt. Im Planschbecken allerdings legen sie ihn auf den Rücken.

Überhaupt gefällt mir der Schluß ganz gut.
Und die Geschichte auch! Wirklich!
Das freut mich sehr, danke! Besonders, weil ein paar besonders den Schluss bemängelt hatten.

Schöne Grüße und einen guten Start in die Woche

Hacke

 

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