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Kirchenreform

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25.11.2007
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Kirchenreform

„Auf der rechten Seite sehen Sie den Petersdom.“
„Aha“, meinte ich. „Sieht noch ganz ordentlich aus.“
„Ohja“, antwortete der heilige Vater. „Das hat auch einiges gekostet.“
Ich kratzte mich am Bart. „Das erinnert mich jetzt an eine Sightseeing-Tour.“
„Nunja“, der heilge Vater bremste sein Papamobil an der roten Ampel. „Wie oft waren Sie denn schon in Rom?“
Ich ließ die Jahre in meinem Kopf Revue passieren. „Noch nie. Ich will sagen, nie so richtig.“
Die Ampel wurde grün. „Ich verstehe, was Sie meinen. Und haben Sie sich schon gut vorbereitet?“, fragte der Pontifex während er die Kupplung kommen ließ.
„Achja“, ich seufzte. „Das Duell. Sie wissen doch schon, was ich davon halte.“
„Na, wie wäre es mit etwas mehr Mut zur Reform? Oh, schauen Sie sich nur diese Aussicht an.“
„Hm, ja nicht übel.“ Ich konnte von hier aus kilometerweit in die Stadt hinein blicken. „Aber gibt es nicht schon eine reformierte Kirche?“
„Kein schlechtes Argument“, nickte der heilige Vater. „Aber wenn wir nicht ein bisschen demokratischer werden, dann bleibt von unserer eigenen Kirche bald nicht mehr viel übrig.“
„Eine demokratische Kirche? Ist das nicht ein Widerspruch?“
„Wie meinen Sie das?“
„Soll der Mensch darüber abstimmen, wie das Wort Gottes lautet?“
„Gute Frage.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie werden damit bei den Zuschauern aber nicht punkten.“

„Sind wir bald da?“
„Sie klingen wie ein kleines Kind auf einer Urlaubsreise. Schon so alt und immer noch so ungeduldig?“
„Ist das wirklich der direkte Weg zum Fernsehstudio?“
„So ziemlich“, meinte der heilige Vater etwas kleinlaut. „Links sehen Sie das Kolosseum.“
„Sie wissen, dass Sie mich nicht belügen können.“ Dieses Bauwerk war in einem viel schlechteren Zustand als das vorige. Aber gut, es war ja auch noch etwas älter.
„Na klar“, antwortete er fast schon ein bisschen zu kumpelhaft.
„Welcher Fernsehsender überträgt das Duell denn überhaupt?“
„Ach, wissen Sie. Es gibt da einen alten Politiker, der auch in der Medienwelt recht aktiv ist.“
„Gott im Himmel“, stöhnte ich. „Und das soll das Image unserer Kirche verbessern?“
„Feilen Sie lieber an ihren Argumenten.“
„Ich habe keine. Jedenfalls keine neuen. Ich vertrete Gottes Wort, so wie es geschrieben steht.“
„Ihr Herausforderer hat ein dickes Paket an guten Ideen in der Tasche. Frauen im Priesteramt, die Gleichstellung der Homoehe und erneuerbare Energien als Stromversorgung der Vatikanstadt. Ich glaub, das wird die Kirche 2.0“
„Warum eigentlich ich?“, fragte ich ein wenig trotzig.
„Wie meinen Sie?“
„Warum machen Sie nicht selbst den Anfang? Man stelle sich vor, der heilige Stuhl wird vom Volk in einem TV-Duell entschieden.“
„Beim heiligen Franz von Assisi. Da wollen wir mal die sixtinische Kapelle in der Vatikanstadt lassen.“
„Hey, ist das nicht der Trevi-Brunnen?“
„Sie haben es erfasst. Und gleich kommen wir an den nächsten Sehenswürdigkeiten vorbei.“

Einige Kirchenfreunde hatten sich schon versammelt, als das Papamobil in die Seitenstraße einbog. „So, da ist auch schon der Parkplatz des TV-Studios.“ Der heilige Vater hob seine Hand zum Gruß und lächelte den Menschen freundlich zu.
„Am liebsten würde ich hier sitzen bleiben.“
„Na, nicht so schüchtern.“ Der Pontifex öffnete mit einem Knopfdruck die vollautomatische Tür.
„Nun gut, dann soll wohl auch dieser Kelch nicht an mir vorübergehen. Ich werde den Menschen die Wahrheit verkünden. So wie ich es immer getan habe. Und die Wahrheit ist weder demokratisch, noch vom Zeitgeist verhandelbar. Und dann werde ich wohl das Amt an meinen Nachfolger weitergeben.“
„So pessimistisch?“
„Nicht unbedingt. Soll ich Ihnen mal ein Geheimnis verraten?“
Der heilige Vater machte große Augen. „Ein Geheimnis von Ihnen?“
Die Fahrzeugtür schloss sich wieder. „Na, dann mal los!“
„Die Menschheit steht kurz davor, das Gen, das für Alterung und Tod verantwortlich ist, zu entschlüsseln. Wissen Sie, was das für Auswirkungen auf unsere Monopolstellung zur Unsterblichkeit haben wird?“
„Auweia. Dann ist es endgültig aus mit unserer Kirche.“ Die Wangen des heiligen Vaters wurden rot. „Lässt sich dieses Geheimnis wirklich lüften?“
„Ohja“, meinte ich. „mir ist das schon vor mehr als 2000 Jahren gelungen.“

 

Hallo findur

Zum Schuhwechsel von Franziskus, er trägt sie nun in Rot, spürst du einer Kirchenreform nach. Terminiert ist es ja präzis innerhalb eines Tages nach Vollzug. Ich habe es mit Neugierde gelesen, meine Erwartung, dass jemand diesen Austausch an der Spitze der katholischen Kirchenhierarchie in eine Geschichte einbinden würde, war vorhanden. Dass es in der Rubrik Satire erschien, steigerte meine Erwartung an eine ironische Darlegung.

„Das erinnert mich jetzt an eine Sightseeing-Tour.“

Mir ging es mit dem Einstieg und weiter darüber auch beinah so, fragte mich, was soll das, ein Tourist, der mit dem Papst am Steuer in der Ewigen Stadt rumkutschiert.

„Achja“, ich seufzte. „Das Duell. Sie wissen doch schon, was ich davon halte.“

Es hob sich mir zu wenig ab, welches Duell da angesprochen ist, da sich meine Erwartung inzwischen von der Aktualität verabschiedet hatte.

„Ohja“, meinte ich. „mir ist das schon vor mehr als 2000 Jahren gelungen.“

Die Pointe zum Abschluss brachte mir dann endgültige Erkenntnis, die Aktualität war nur Kulisse.

Mich hat es nicht sonderlich überzeugt, wobei ich nicht verschweigen will, dass Satire mir meist zu grob gestrickt ist. Dies ist hier nicht der Fall, aber ich mag da mehr das Feinsinnige und das war es auch nicht. Jedoch unterhalten hat es mich schon, wenn ich mir manches auch ausgefeilter vorstellen könnte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

„Ohja“, antwortete der heilige Vater.

Hallo findur,

hm, "Oh ja" sollte, wie später "ach ja" immer auseinandergeschrieben werden und das Attribut des Paters sollte - wie eh bei eigenständigen Begriffen - mit Großbuchstaben beginnen, sonst wäre der Heilige Vater ja immer auch heilig gesprochen. Gleiches gilt für den Stuhl, was bei mir immer die Frage aufwirft, ob es einen heiligen Stuhlgang geben könne ...

Die Ampel wurde grün.
So sagt mal wohl, aber wird sie denn wirklich von Grünzeug (Efeu zB) bewachsen? Lass die gelbe (oder rote) Ampel ruhig auf grün springen.

Probleme etwa in der Logik

„Soll der Mensch darüber abstimmen, wie das Wort Gottes lautet?“
„Gute Argumente.“
Warum Argument im Plural, ich seh gerade mal eine Frage?

„Sie wissen, dass Sie mich nicht belügen können.“
Eine gewagte Hypothese, finde ich.

Zeichensetzung

„ ... Und haben Sie sich schon gut vorbereitet?“KOMMA fragte der Pontifex während er die Kupplung kommen ließ.
Hier ebenso:
„Warum eigentlich ich?“KOMMA fragte ich ein wenig trotzig.

Einige Kirchenfreunde hatten sich schon versammeltKOMMA als das Papamobil in die Seitenstraße einbog.

„Die Menschheit steht kurz davorKOMMA das Gen, das für Alterung und Tod verantwortlich ist, zu entschlüsseln.

... Ich glaub, das wird die Kirche 2.0“
Da ist der Abschluss (Punkt) abhandengekommen.

Kurz: Alle Wege führen nach Rom, doch einige auch daran vorbei ...

Gruß

Friedel

 

Hallo findur

eine nette Idee.
Ob Jesus so konservativ sein würde? Das "Wort Gottes" NT wurde ja nach seinem Tod geschrieben. Ob er damit einverstanden ist?
Warum muss er Rom anschauen? Da fehlt eine Begründung. Reichtum der Kirche?
Fernsehduell zwischen ihm und ??? Luther? Ratzinger? Marx? Käsmann ?Wenigstens den Namen hätte ich gerne. Nette Idee ist, dass der Papst fährt. Es gäbe noch viele Möglichkeiten, den Text satirisch aufzupeppen. Die Idee überzeugt mich, es würde noch einige Arbeit kosten, ihn satirisch zuzuspitzen.
Herzliche Grüße
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon, appo und Wilhelm Berliner,

danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, Euch mit der Geschichte zu befassen. Eure Kommentare spiegeln viel von dem wider, was ich in der Geschichte finde, wenn ich sie als Leser betrachte.

Hallo Friedel,

danke für Dein Lektorat. Ich weiß diesen Service zu schätzen.

„ ... Und haben Sie sich schon gut vorbereitet?“KOMMA fragte der Pontifex während er die Kupplung kommen ließ.

Ich bin mal mein Bücherregal durchgegangen. Die meisten meiner Bücher setzen kein Komma nach einer wörtlichen Rede, die mit Fragezeichen oder Ausrufezeichen endet. Ein paar tun es. War das eine Errungenschaft der Rechtschreibreform?

"Oh ja" sollte, wie später "ach ja"

Auch meine Rechtschreibkorrektur möchte statt "Ohja" lieber zwei Wörter geschrieben sehen. Eigentlich schade, ich sehe zwischen einem ernstgemeinten "Oh ja" und dahingeplapperten "Ohja" einen Unterschied. Die deutsche Sprache tut das wohl nicht. Schade ;)

Ich freue mich auf weitere Kommentare.

Gruß
Andreas

 

Hallo findur,

die Idee, dass Jesus (das soll er doch wohl sein oder?) sich mit dem Papst auseinandersetzt bzw. quasi als Stellvertreter Gottes vor die Meute der Gläubigen und Nichtgläubigen in Form eines Fernsehduells treten soll, ist ansich gut.

Ich finde nur, du hast daraus nichts gemacht.
Mir fehlt zum einen ein erkennbarer Standpunkt Jesus. Worin besteht das Duell, also welche Gegensätze sollen denn aufeinander prallen? Das wird mir in der Kürze dieses Textes leider nicht klar.
Kirche 2.0 gegen ? Mir ist also nicht klar genug, welche Position Jesus hat.

Dafür legst du störend intensiv den Fokus auf die Sehenswürdigkeiten Roms. Wenn es darum ginge,durch diese Sehenswürdigkeiten Jesus zu etwas zu bewegen oder ihn von etwas abzulenken, dann würde ich das noch einsehen können, aber so empfinde ich den Text als etwas rosstäuscherisch.
Der Plot erschöpft sich in der Idee, dass Jesus zum Duell gegen einen Kirchenreformer antreten soll und der Papst sich nicht auf seine Seite geschlagen hat und mehr passiert dann nicht in der Geschichte. Schade.

Lieben Gruß

lakita

 
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Nix zu danken,

lieber Findus,

das ist ein Dienst, den ich gerne tu.

Ich bin mal mein Bücherregal durchgegangen. Die meisten meiner Bücher setzen kein Komma nach einer wörtlichen Rede, die mit Fragezeichen oder Ausrufezeichen endet.
Nun ja, ich hab Bücher, die in der Kürenberg-Strophe verfasst sind (durchgesetzt hat sich nach dem bekanntesten Werk der Begriff "Nibelungenstrophe"), da wird alles außer den Namen und Satanfängen noch klein geschrieben, und selbst die neuen Kommaregeln sind Folge dieses m. E. eher missglückten Reformatiönchen (und das nach zehn Jahren Verhandlung!). Die Regeln stehen verkürzt auf den ersten hundert Seiten des Dudens Bd. 1 und angehängt findet sich das "amtliche" und von den Länderkonferenzen angenommene Regelwerk, zumindest der erste Teil.

"Oh ja" sollte, wie später "ach ja"
Auch meine Rechtschreibkorrektur möchte statt "Ohja" lieber zwei Wörter geschrieben sehen. Eigentlich schade, ich sehe zwischen einem ernstgemeinten "Oh ja" und dahingeplapperten "Ohja" einen Unterschied.
Dann tu's einfach! Nimm's als Stilmittel (wer wollte mir verbieten, keine gemäßigte Kleinschreibung durchzuziehn, wenn's ein Text hergibt?) Kurz: man muss nur hartnäckig genug sein, und schon passt sich die Dudenredaktion (nicht die Konferenz der Experten unbedingt) an. Die deutsche Sprache verkraftet ja auch Pidgin, wie das Englische ja aiuch (Kreolisch hat ja schon eine vollständige Grammatik).

So viel oder wenig für heute vom

Friedel,
der uns noch ein schönes Wochenende wünscht und Dir ein wenig mehr Biss in der Geschichte ...

 

Die Regeln stehen verkürzt auf den ersten hundert Seiten des Dudens Bd. 1 und angehängt findet sich das "amtliche" und von den Länderkonferenzen angenommene Regelwerk, zumindest der erste Teil.

Dann habe ich die Zeichensetzung mal auf die Höhe der Zeit gebracht. :)

Gruß
Andreas

 

Hallo Lakita,

Mir ist also nicht klar genug, welche Position Jesus hat.

Jesus vertritt in der Geschichte die Meinung, dass Wahrheit nicht verhandelbar sei. Demokratisierte Wahrheit führt das Prinzip einer Kirche ad Absurdum. Vielmehr sollte die Geschichte nicht aussagen.

Hallo Wilhelm,

Ob Jesus so konservativ sein würde?

Ich persönlich glaube, dass Jesus ursprünglich eine gnostische Lehre verkünden wollte. Das haben die Christen aber keine 200 Jahre durchgehalten. Davon kommt aber in der Geschichte nichts vor, es geht darin allein um die Kirche.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber findur,

die gute, alte und wichtige Frage: Was würde Jesus dazu sagen? Tja was? Wahrheit ist wohl nicht verhandelbar, muss aber gesucht und kommuniziert werden. Sie ist nicht einfach da, auch nicht in einem Bibeltext, denn ohne Interpretation ist jedes Lesen undenkbar.

Denk mal an die Anfänge, dass man zum Beispiel nicht erst Jude werden muss um Christ sein zu können, das wurde in der Urgemeinde lange strittig diskutiert. Und wurde dann kompromismäßig irgendwann entschieden (die einen so, die anderen so) und erst durch die Zerschlagung des Judentums im heiligen Land durch die Römer kam es zur Bildung einer ganz neuen Religion.

Eine Kirche, die die Ursprünge ernst nehmen will, muss in jeder Zeit passende Antworten finden (passend zu den ursprünglichen Grundgedanken wie auch zu der gegenwärtigen Situation) und die können nicht immer dieselben sein, wie unter geschichtlich völlig anderen Gegebenheiten.

Lebendig geschrieben, hab' es trotz anderer Auffassung gerne gelesen, allerdings müsste noch mehr Inhalt/Dynamik dazu kommen.

Viele Grüße,

Eva

 

Hey,

ich seh's wie Lakita. Für mich wird hier ein Ereignis aus den Schlagzeilen aufgegriffen, dann gibt es eine Idee dazu, die wird aber nicht ausgeführt und dann war es das schon. Der Text entfaltet sich überhaupt nicht. Das ist als würde man auf einem Samenkorn rumkauen. So ein Text muss doch mal aufgehen, das ist doch ein Ziel als Autor, dass sich eine Geschichte entfaltet. Das seh ich in dem Text nicht, die Absicht das zu erreichen fehlt mir.
Dann hat man dieses Geheminis "Der ist Jesus" und dann hab ich das Gefühl zwischen den Anfang dieses Textes und der Enthüllung muss noch Raum liegen und dann füllt man den mit Dialogen aus, von denen man doch keinen vermissen würde, wenn er weg wäre. Das ist so ein kurzer Text und trotzdem hat man das Gefühl, Lückenfülleridaloge zu lesen.

Also klar so ein Text kann dann ein Denkanstoß sein: Lass mal über die Kirche reden. Aber sollte eine Geschichte nicht immer auch mehr sein als das? Muss sie nicht mehr sein als ein bloßer Denkanstoß, um ein wirklicher Denkanstoß sein zu können?
Ich wünsche mir da sowohl die Geschichten, die ich lese, als auch die Denkanstöße, die ich bekomme, anders.

Der Text hat mich nicht überzeugt.

Gruß
Quinn

 

Hallo Evaluisegroh,

Lebendig geschrieben, hab' es trotz anderer Auffassung gerne gelesen,

Freut mich, dafür hab ich sie geschrieben.

Und so weit liegen unsere Auffassungen vielleicht gar nicht voneinander entfernt. Die Menschen haben (die tatsächliche historische Existenz von Jesus einmal vorausgesetzt) zu Jesu Zeiten zum Himmel geguckt und auf eine Erlösung gewartet, Jesus hat aber ganz praktische Tipps gegeben, wie man mit seinen Mitmenschen auf der Erde besser klar kommt. Insgesamt sind rund 700 Jahre vergangen bis die Offenbarung des Johannes in allen christlichen Gemeinden als Buch der Bibel etabliert war. Mit dem Ergebnis, dass die Menschen wieder zum Himmel guckten und auf ihre Erlösung warteten. An der ursprünglichen Lehre wurde viel vom Menschen bearbeitet, um das wieder kompatibel für eine erfolgeiche Kirche zu machen. Und am Ende bleibt alles Interpretation.

Dennoch meine ich, dass Reformen den Niedergang der katholischen Kirche weiter beschleunigen werden. Sie verliert damit ihr Alleinstellungsmerkmal. Der Ich-Erzähler in der Geschichte stellt die Frage: „Aber gibt es nicht schon eine reformierte Kirche?“

Letzenendes verliert die evangelische Kirche derzeit ja mehr Mitglieder als die katholische.

Am Ende der Geschichte stellt der Erzähler noch die These auf, dass es vielleicht gar keine Rolle mehr spielt, ob die Kirche sich reformiert oder nicht. Die Wissenschaft könnte uns in Bälde mit Erkenntnissen beglücken, die das Bedürfnis nach spiritueller Unsterblichkeit grundlegend neu definieren. Aber das wäre wieder eine andere Geschichte...

Gruß
Andreas

 

So ein Text *MUSS* doch mal aufgehen

zwischen den Anfang dieses Textes und der Enthüllung *MUSS* noch Raum
liegen

*MUSS* sie nicht mehr sein als ein bloßer Denkanstoß, um ein wirklicher Denkanstoß sein zu können?


Nein, muss sie nicht. Für mich beginnt der Spaß am Geschichten erzählen nicht mit *MUSS*, sondern mit

eine Geschichte *KANN*.

Ein entscheidender Unterschied, über den es sich vielleicht nachzudenken lohnt.

Andreas

 
Zuletzt bearbeitet:

Also da hast du 3 mal "muss" zitiert, das zweite "muss" ist eine Unsterstellung an deine Absicht, gar keine Forderung. Das erste "muss" ist ein Wunsch von mir, nachdem was ein Text leisten muss, und nur das dritte ist so absolut, das ist aber auch so gemeint.

Zum 1. "So ein Text muss doch mal aufgehen" - das ist eine Wunschäußerung, so wie "Der Winter muss doch endlich mal vorbei sein", das als "befehlendes, absolutes Muss" auszulegen - ist gewagt.
Das 2. "zwischen den Anfang dieses Textes und der Enthüllung muss noch Raum liegen" - da unterstelle ich dir als Autor, dass es deine Absicht war, dass du eben noch Raum brauchst, damit das vermeintliche Geheimnis besser wirkt. Das ist auch kein anordnendes "muss". Wie kann man das auch so lesen?
Wenn ich sag: "Der Klopp muss sich an der Seitenlinie jedesmal so aufführen, um seine Mannschaft zu motivieren"; da hab ich dem Klopp ja auch keinen Befehl gegeben, sondern ich hab seine Motivation zu erklären versucht.


Zum 3.: Ein Text muss mehr als ein Denkanstoß sein, um ein Denkanstoß sein zu können - das heißt, wenn du willst, dass der Leser über etwas nachdenkt, solltest du mehr schreiben als "Denk doch mal darüber nach". Daran glaube ich. Ich glaube daran, dass eine Geschichte erstmal Geschichte sein muss und erzählt, damit sie Denkanstoß sein kann.
Ich verbiet keinem das anders zu sehen, aber das ist schon eine Position, die ich für durchaus legitim halte, und die ich auch gern vertrete. Ich find mit ewigem Relatvieiren und "Alles geht und alles gefällt irgendwie irgendwem" - das ist so eine Beliebigkeit dann, die mich ziemlich anödet.
Also ja ... das führt halt in so einen furchtbar beliebigen Austausch über Literatur, wenn keiner irgendeine Position hat und super-offen alles "irgenedwie gut findet", also hättest du lieber Kommentare wie: Ja ... du bringst hier diene persönlichen Ansichten wunderbar zum ausdruck und zeigst damit dass du eine wunderbar einzigartige Schneeflocke bist, wem soll das helfen?
Das ist so ein furchtbar langweiliger Austausch über Literatur, an dem bin ich überhaupt nicht interessiert. Wem macht das Spaß? Wem macht es als Autor Spaß auf ein derart lasches Publikum zu treffen?

Und mit Verlaub: als Autor sollte man schon mal in Betracht ziehen, wie so ein "muss" gemeint sein kann. Also das war jetzt wieder eine Erfahrung hier ... jo. Der böse Quinn hat wieder so oft "muss" gesagt, was für eine schlimme Botschaft, ganz schlimme "Du"-Botschaft, am besten er macht ein Rhetorik-Seminar mit.
Man muss sich doch mal mit ein bisschen Leidenschaft über Literatur austauschen kann und aus der Beliebigkeit raus, das ist ja furchtbar.
Also wenn du wilst ,lass ich meinen Kommentar gerne löschen, dann musst du dich damit nicht beschäftigen.
An meiner Meinung zu deinem Text ändert das nicht, an meiner Meinung, wann ein Text ein Denkanstoß sein kann, auch nicht. Du willst es dann halt nur nicht "hören", das akzeptier ich. Diese super-laschen Formulierungen - nee. Wenn man jetzt schon das wunderbar vielseitige Hilfsverb "Muss" auf eine schwarze liste von "du-du-du-Formulierungen" setzt und das inquistorisch verfolgen möchte - da MUSS man auch mal dagegen sein dürfen.

Weil du über den Spaß von Geschichten sprichst. Für mich beginnt der Spaß an einer Geschichte als Leser halt oft da, wo er für den Autor aufhört. Wenn der Autor anfängt, Figuren zu entwerfen, Kraft in einen Text zu stecken, an Formulierungen zu feilen, an Ideen zu arbeiten, statt alles aus dem Ärmel zu schütteln. Und den Eindruck hatte ich halt bei deiner Geschichte.
Ich denke du MUSST mehr, viel mehr, in eine Geschichte investieren.

Ganz böse Du-Botschaft ...

 

Hallo Quinn,

Also ja ... das führt halt in so einen furchtbar beliebigen Austausch über Literatur, wenn keiner irgendeine Position hat

kg.de wäre kein Forum mehr, würde jeder Leser nur sein „gefällt mir“ unter den Text setzen. Und meine Anregung ist, in dieser Diskussion nicht nur die Grenzen zu sehen, wie ein Text sein „muss“, sondern auch die Möglichkeiten, was ein Text alles sein „kann“.

Ein Text „muss“ bestimmten Kriterien entsprechen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ein „muss“ als Selbstzweck ist nicht sinnvoll. Bei den Texten, mit denen ich meine Frühstücksbrötchen bezahle, sind die Grenzen, die mir die Kunden setzen, eine Selbstverständlichkeit. Sie sorgen dafür, dass der Kunde nächste Woche wieder bei mir bestellt und dass ich mir die Zeit für Nachbesserungen spare. Jedes „muss“ kommt mir dabei entgegen und vereinfacht meine Arbeit.

Eine Geschichte wie „Kirchenreform“ muss ich nicht verkaufen und das weitet die Grenzen, wie mein Text sein „kann“, erheblich. Ich stelle ihn ins Netz uns schaue, ob er noch jemandem anderem gefällt. Und auch Nicht-Gefallen kann eine Form der Bestätigung sein. Nichts ist so langweilig, wie eine Geschichte, die jedem Leser gleich gefällt.

Für mich beginnt der Spaß an einer Geschichte als Leser halt oft da, wo er für den Autor aufhört

Oh, das tut mir leid. Ich lasse mich gerne von der Begeisterung eines Autoren mitnehmen, der mit seinen Ideen spielt. Das finde ich interessanter als geschliffene Langeweile.

Also das war jetzt wieder eine Erfahrung hier ... jo. Der böse Quinn hat wieder so oft "muss" gesagt, was für eine schlimme Botschaft, ganz schlimme "Du"-Botschaft, am besten er macht ein Rhetorik-Seminar mit.

Wenn man jetzt schon das wunderbar vielseitige Hilfsverb "Muss" auf eine schwarze liste von "du-du-du-Formulierungen" setzt und das inquistorisch verfolgen möchte - da MUSS man auch mal dagegen sein dürfen.


Von all dem finde ich in meiner Antwort zu Deinem Beitrag nichts.

Gruß
Andreas

 

Oh, das tut mir leid. Ich lasse mich gerne von der Begeisterung eines Autoren mitnehmen, der mit seinen Ideen spielt. Das finde ich interessanter als geschliffene Langeweile.
Danke für deine Ausführungen, es ist mir jetzt klarer, woher "du" kommst und was deine Absichten sind.
Wenn du berufsmäßig schreibst und da an deinen Texten arbeiten musst, kann ich gut verstehen, dass du, wenn du in deiner Freizeit schreibst, einfach nur was runterschreiben möchtest, ohne an dem Text lange zu arbeiten.

Dann ist halt auch die meiste Textkritik ziemlich hinfällig.

Also wenn jemand, wie du hier, einen Gegensatz aufbaut zwischen: "Arbeit an einem Text führt zu geschliffener Langeweile" und "Wenn mir alles aus dem Handgelenk gelingt, sprüht der Text vor Begeisterung über und steckt den Leser an", dann kann ich nur viel Glück wünschen.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Texte, die begeistern, sich nicht so eben aus dem Ärmel schütteln lassen.
Wenn dir das mit deinen Texten gelingt, dann Hut ab. Dann hast du viel mehr Talent als ich. Wenn ich so viel Talent hätte, würde ich meine guten Texte auch nicht in so ein Forum stellen, sondern damit Geld machen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

Also wenn jemand, wie du hier, einen Gegensatz aufbaut zwischen: "Arbeit an einem Text führt zu geschliffener Langeweile" und "Wenn mir alles aus dem Handgelenk gelingt, sprüht der Text vor Begeisterung über und steckt den Leser an", dann kann ich nur viel Glück wünschen.

So lese ich gerne. Ich ziehe billige Science-Fiction Stories aus den 1940er Jahren den bemühten Literaturversuchen, die ich heute so im Buchhandel finde, jederzeit vor. Deine Zitate in den Gänsefüsschen sind nicht aber meine Worte.

Als Autor bin ich nicht ganz so beratungsresistent wie Du es vielleicht vermutest. Ich habe hier schon die eine oder andere Geschichte umgeschrieben, mit dem Ergebnis, dass sie anderen am Ende mehr gefallen hat als mir selbst. Alles hat eben seine Vorteile und Nachteile. :)

Dann ist halt auch die meiste Textkritik ziemlich hinfällig.

Im Gegenteil. Ich bin ein guter Zuhörer. Das ist immer noch der Sozialpädagoge in mir. ;)

Gruß
Andreas

 

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