Was ist neu

Kirche und Volk

Mitglied
Beitritt
01.04.2013
Beiträge
7
Zuletzt bearbeitet:

Kirche und Volk

Die Schlange, ruchlos und dennoch überaus klug, glitt zischelnd durch das hohe Gras, wand sich elegant, beinahe pathetisch, einen Baum hoch und blieb dort auf einem kleinen Ast sitzen, die Umgebung betrachtend.
Da fiel ihr ein kleines, unscheinbares Wesen ins Auge, eine Maus, der kuschelige Geselle in dieser Geschichte.
Sogleich erwachte die perfide Heimtücke in der Schlange, die geradewegs sprach:
„Wohin des Weges, guter Freund?“
Die kleine Maus hielt augenblicklich inne und warf einen argwöhnischen Blick, in dem sich auch eine leise Angst verbarg, hoch in das Geäst und kam nicht umhin zu zittern, als sie die zischelnde Schlange erblickte.
Die Schlange fuhr mit besänftigender Stimme fort: „So hab‘ keine Angst. Ich sehe doch, dass du Hunger leidest. Warum kommst du nicht hoch zu mir und nimmst teil an meinem süßen Pflaumenschmauß?“
Neben der Schlange konnte die Maus einige saftige, runde Pflaumen erkennen und sie leckte sich genüsslich über den Mund.
In der Tat, schon des längeren verspürte die Maus großen Hunger und die Worte der Schlange klangen wie eine schöne Melodie in ihrem Kopfe nach.
Und so huschte die Maus, von den wohl gewählten Worten der Schlange getrieben, den Baum hoch und näherte sich immer weiter der hinterhältigen Schlange.
Diese jedoch, obgleich sie anfangs so klug und durchtrieben schien, verlor die Kontrolle über ihre eigene Gier und versuchte zu früh nach ihrer Beute zu schnappen.
Denn es ertönte ein unheilvolles Knacken, der Ast brach entzwei und die überraschte Schlange stürzte in den Tod.
Die Maus hingegen knabberte genüsslich an den Pflaumen, erholt vom Schreck und in ruhiger Gesinnung.

So hört und merkt euch meine Worte, ihr Heuchler: Ihr mögt mächtig, klug und weisend sein, doch eure Gier und Arroganz werden euer Tode sein.

 

Lieber Poetro,

deine kleine Fabel ist nett formuliert und angenehm zu lesen.
"...war sich ihrer eigenen Gier nicht mehr mächtig" sollte besser umformuliert werden, vielleicht in 'wurde ihrer eigenen Gier nicht mehr Herr' oder so ähnlich.

Leider verstehe ich nicht wirklich den Sinn deiner Geschichte, die Überschrift deutet darauf hin, dass vielleicht die Kirche als Schlange dargestellt werden soll ? Sicher bin ich nicht, vielleicht kannst du das noch eindeutier rüber bringen. Ach, und was bedeuten die Sterne nach den Absätzen?

Viele Grüße,

Eva

 

Hallo,

das mit den Sternchen tut mir Leid, ich weiß auch nicht wie diese dort hingekommen sind.
Ja, du hast recht. Die Schlange soll die Kirche darstellen (als eine mächtige Institution, die
Zwar Weisheit vermittelt aber dennoch auch etwas sehr Schlechtes hat.Ich wollte nur verdeutlichen, wie die Kirche die Sinne der Menschen vernebelt und sie mit falschen Hoffnungen nährt. Ich sehe das wahrscheinlich so, da ich nichts von der katholischen Kirche halte).
Die Maus stellt das Volk dar, welches „Hunger“ leidet - dürstet nach dem Sinn des Lebens.
Dieses Volk lässt sich von der akirche und ihrer Lehre blenden ...
Zudem spiele ich, wenn auch ziemlicj subtil, auf die Vergewaltigungsvergehen der Kirche an „Gier der Schlange“. Doch am Ende findet wird such die mächtige Kirche für diesr Taten geradestehen müssen „Ast brach entzwei“.
Vielleivht such eine gewisse Zukunftsvision von mir, dass die Kirche bald zerbrechen wird.
Ich gebe zu, besonders klar ersichtlich ist meine Geschichte tatsächlich nicht. Hätte icj sie nicht selbst geschrieben, hätte ich auch nicht erkannt, was gensu die Intention des Autors ist.

Danke für deine Tipps,
poetro

 

Hallo Poetro

Der Text ist ein Gleichnis in Fabelform, also ein Märchen. Die Formulierungen, welche du wähltest, weisen auf einen romantischen Ansatz hin, der Inhalt wie für ein religiöses Traktätchen verfasst. Dass er Gesellschaftskritisch sein soll, ahnt man einzig am Titel und im letzten Satz, ein Konstrukt, das sich nicht klar darstellt. So las ich es denn auch als Fabel, mit dem Schlusssatz vermeintlich das Bild eines Predigers erkennend, der von der Kanzel zu seinen Schäfchen spricht. :D Deine Intention, die ich nachträglich deinem Kommentar entnahm, ging also voll an mir vorbei.

Ich las es leicht und verständlich, zwei Augen zudrückend ob des Fabulierens. Unter dem nachträglichen Eindruck deiner Intention kam ich rückblickend jedoch ins Trudeln, denn da müsste es m. E. inhaltlich realistisch als auch klar sein, um glaubwürdig zu wirken.

Die Schlange, ruchlos und dennoch überaus klug, glitt zischelnd durch das hohe Gras, wand sich elegant, beinahe pathetisch einen Baum hoch und blieb dort auf einem kleinen Ast sitzen, die Umgebung betrachtend.*

Dieser salbungsvolle Satz, er könnte wirklich Kirchenrhetorik sein, beinhaltet Zuordnungen, die ich als symbolisch aber nicht real gegeben erachte. Eine Schlange verhält sich ohne Eitelkeiten einzig instinktiv. Das Witzige dünkt mich, dass du mit dieser Analogie die Kirche als pharisäerhaft entlarven willst, sie mit solchen Phrasen aber eher mit attraktiven Attributen versiehst.

Die kleine Maus hielt augenblicklich inne und warf einen argwöhnischen Blick, in dem sich auch eine leise angst verbarg, hoch in das Geäst und kam nicht umhin zu zittern, als sie die zischelnde Schlange erblickte.*

Angst

Denn es ertönte ein unheilvolles Knacken, der Ast brach entzwei und die überraschte Schlange stürzte in den Tod.*

Da es sich kaum um eine Riesenschlange handelt, die ein Körpergewicht von über 100 Kilo (Tigerpython) erreichen, der wäre eine arme Kirchenmaus zu gering als Beute, dürfte es ein kleineres Exemplar sein, die sind teilweise unter 100 Gramm schwer. Dass also ein Ast bricht, bedingte da schon einer seltsamen Begebenheit. Ein Sturz aus luftiger Höhe hätte wohl auch kaum deren Tod zufolge.

So hört und merkt euch meine Worte ihr Heuchler: Ihr mögt mächtig, klug und weisend sein, doch eure Gier und Arroganz werden euer Tode sein.

Wer spricht denn da diesen ketzerischen Satz? Da ist doch die Stelle, an der die Geschichte erst beginnt. Hier ist der Auftritt jener Figur, die deiner Intention erst Auftrieb gab. Also zeige sie uns, den Lesern, verstecke sie nicht heuchlerisch. Oder ist es etwa doch nur ein Märchen, das eine Maus gebar? ;)

Deine Sternchen-Probleme lassen sich wohl einfach lösen, indem du dieses hier im Bearbeitung-Modus löscht. In diesem lässt sich die Geschichte ansonsten nachbearbeiten und mit der Vorschau nochmals prüfen, ob alles korrekt dargestellt ist.

Poetisch vergnüglich aber mit Skepsis gelesen, da mir die gesellschaftlichen und die kritischen Elemente fehlten.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

ich danke dir für deine Ratschläge. Ja, wie ich schon selbst erwähnt hatte, erkenne ich in dem Text meine Intention nicht wieder.
Doch was deine Beanstandung bezüglich meiner Schlange betrifft, so kann ich nur sagen, dass dies ziemlich irrelevant ist, denn es ist, wie du selbst schon sagtest, eine "Fabel" (und kein biologischer Text).
Natürlich verhält sich die Schlange instinktiv, so, wie es viele andere Tiere eben auch tun, doch es ist meiner Ansicht nach schließlich das Wesen einer "Fabel", dass den Tieren, ob es die Schlange, die Maus oder eine Krähe ist, bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden.
Ich denke einfach, dass man den Lesern nicht einfach alles auf den Tisch servieren soll. Heutzutage liest man etwas und man braucht den Text eigentlich nicht zu lesen, da man schon am Anfang weiß, was der Inhalt ist.
Zur Zeit der Aufklärung waren Fabeln noch viel weniger verständlich und die Leute mussten es verstehen (jedenfalls, die, die lesen konnten).
Ich finde einfach, dass der Leser nachdenken soll. Ich muss natürlich zugeben, dass meine Geschichte recht schwierig zu deuten ist.
Und dein letztes Zitat von mir, der "ketzerische Satz", nun, in der Fabel gibt es, soweit ich weiß keine Figuren in dem Sinne.
Ich kenne es von Fabeln einfach so, dass an ihrem Ende eine solche Weisheit, Moral oder wie man es auch nennen will, steht, die das Vorangegangene gewissermaßen zusammenfasst, die Geschichte noch einmal erläutert.
Ich mag mich irren.
Ich muss zudem gestehen, dass ich bei meinen Geschichten tatsächlich des Öfteren Schwierigkeiten habe, den Nagel auf den Kopf zu treffen wie es so schön heißt.
Poetisch betrachtet und von meiner Wortwahl her stelle ich mich ganz gut an, denke ich, aber meine Intentionen auch wahrlich rüberbringen zu können, ist noch recht schwierig für mich, wie es scheint :P
Ich danke Ihnen für Ihre Ratschläge und werde Sie beherzigen (auch die Rechtschreibung u.ä.).

Mit freundlichen Grüßen

Poetro

 

Hallo Poetro,
du kannst es dir beim Antworten ruhig ein bisschen gemütlich machen, auch wenn so manche/r hier Oma oder Opa für dich sein könnte. Das weiß man ja hier gar nicht so genau. Und so ein gemeinsames Hobby wie das Schreiben, das verbindet einen zu einem frechen kleinen Du.
Schön, dass du deine Geschichte so schnell verbessert hast.
Mir hat deine Fabel ganz gut gefallen. Ich bin allerdings auch ein Fabelfan. Klingt irgendwie gut, Fabelfan
Einen R-Fehler habe ich noch gesehen:
Pflaumenschmauß mit s hinten. ...schmaus. Echt wahr!

Nun zum Inhalt. Ich meine, dass deine Intention sich leichter am Text selbst und an deiner Konstruktion auffinden lassen würde, wenn du die Schlange kirchlicher und die Maus weltlicher, also zum Teil der normalen Menschen machst. Zumindest wäre das ein Ansatz.
Die Schlange könnte eine violette Färbung haben. Und sie könnte der Maus auch geistige Erbauung bieten durch den Pflaumenschmaus.
Und ähnlich, nur passend zu einem normalen Menschen gehst du mit dem Mäuschen um. Das sind jetzt nur Ansätze, aber ist ja auch deine Geschichte. Musst du dir den Kopf drüber zerbrechen.

Jedenfalls fand ich es nett, sie zu lesen. Mit Kirchenkritik kriegt man mich immer. :D
Viele Grüße und noch viel Spaß hier bei uns.
Novak

 

Hallo Novak,

danke für deine Tipps. Das mit dem Pflaumenschmaus als geistige Erbauun war tatsächlich so von mir gedacht. Nicht besonders gut rubergebracht. :O
Den Tieren Farben zu geben, ist echt eine gute Idee.
Schade, dass ich nicht drauf gekommen bin. :)

Mit freundlichen Grüßen

Poetro

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Poetro!

Deine Geschichte hat durch seine Kirchenkritik einen Bezug zur christlichen Religion und in ihr tritt eine Schlange auf, die zum Verzehr einer Frucht, die an einem Baum wächst, verführt - da muss man an Adam und Eva denken, an die biblische Geschichte vom Sündenfall im Paradies.

Es handelt sich also um die verbotene Frucht, die bei dir eine Pflaume, auf Gemälden alter Meister fast immer ein Apfel ist: der Liebesapfel - das führt zu der Vermutung, dass es dir in deiner Geschichte um verbotene Sexualität geht, was du ja auch in deiner Antwort auf Evaluisegroh bestätigst.

Thematisch finde ich deine Geschichte mit Goethes Erlkönig verwandt. Der Erlenkönig, also der Herrscher über Bäume, nämlich Erlen, ist genius loci, also ein Naturnumen, das die Bäume vor Übergriffen der Menschen bewachen soll. Solch ein genius loci ist in der vorchristlichen Mythologie oft eine Schlange, zum Beispiel die Baumschlange, die das Goldene Vließ bewacht, das an einem Baum hängt, oder die Goldenen Äpfel im Garten der Hesperiden, die von der Schlange Ladon bewacht werden. Solch ein genius loci ist auch die Schlange im biblischen Paradies, die jedoch in einem wichtigen Punkt abgewandelt wurde: als genius loci, als Wächter wäre es eigentlich ihre Aufgabe, den Baum und seine Früchte zu bewachen, also potentielle Räuber wie die Maus abzuschrecken. Sie tut jedoch das Gegenteil: sie lockt die Maus an, indem sie ihr die Früchte, die sie bewachen soll, auch noch anbietet: So auch der Erlenkönig bei Goethe: Er lädt den Knaben ein, sich von den Bäumen hätscheln zu lassen. Warum tut er das? Weil er den Knaben sexuell begehrt. Das ist - glaube ich- auch in deiner Geschichte so. Die Schlange will die Maus fressen - und fressen ist eine Metapher für vergewaltigen, so zum Beispiel im Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf.

Gerne gelesen
Grüße
gerthans

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom