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Kinderwunsch
„Ein drittes Kind! - dieser Gedanke schlummerte schon seit einiger Zeit in mir.
Bereits bei der Geburt unserer zweiten Tochter wusste ich, dass das nicht die letzte Schwangerschaft sein sollte. Bisher war es allerdings nur ein kleines Pflänzchen einer Idee. Es war in meinem Kopf, doch ich hatte noch nicht intensiver darüber nachgedacht, noch keine konkreten Pläne geschmiedet. Wir hatten doch noch so viel Zeit!
Doch in den letzten Wochen war der Wunsch in mir weiter gereift und zu einer unstillbaren Sehnsucht herangewachsen. Momentan waren so viele Frauen in meinem Umfeld schwanger, Kolleginnen, Freundinnen, Bekannte. Nicht wenige von ihnen erwarteten ihr drittes Kind. Vermutlich war das der Auslöser dafür, dass mich diese Angelegenheit so sehr beschäftigte. Es verging kein Tag, an dem ich mir nicht den Kopf darüber zerbrach. Was würde ein drittes Kind für uns als Familie bedeuten, was bedeutete es für mich als Mutter? Immer mehr bekam ich nun auch das Gefühl, dass mir die Zeit davon lief. Und wie würde Daniel auf eine mögliche dritte Vaterschaft reagieren? Er war ein so liebevoller Vater für unsere beiden Töchter. Die beiden vergötterten ihn. Also was sprach dagegen?
Zwar war das Thema schon mehrfach eher beiläufig zwischen uns aufgekommen, aber wir hatten es nie ernsthaft diskutiert. Daniel hatte es immer ziemlich schnell abgetan und war auf andere Dinge zu sprechen gekommen. Wegen dieser ablehnenden Haltung, hatte mir bisher immer der Mut gefehlt ein weiteres Baby konkret zu thematisieren. Einige Male hatte ich sogar schon darüber nachgedacht, die Pille einfach abzusetzen ohne ihn zu fragen. Doch das waren nur flüchtige Gedanken, Lügen sollten keinesfalls das Fundament unserer Ehe sein. Manchmal hoffte ich aber einfach “ungewollt“ schwanger zu werden, aber auch das passierte natürlich nicht. Schließlich waren unsere beiden Töchter auch absolut geplante Wunschkinder.
Ich musste einfach unbedingt mit Daniel darüber reden. Er sollte wissen wie wichtig und ernst mir dieser Wunsch tatsächlich war. Ich wusste, wie seine erste Reaktion sein würde, aber ich kannte leider nicht die Gründe für diese Aussage: „Zwei Kinder reichen!“, das sagte er immer, wenn wir beispielsweise von befreundeten Pärchen oder der Verwandtschaft gefragt wurden: “Wollt ihr nicht noch eins?“ Daniels Antwort kam immer prompt ohne dass ich überhaupt die Möglichkeit gehabt hätte zu antworten. Für ihn war es vielleicht nur eine daher gesagte Phrase. Er wusste ja nicht, dass es mir jedesmal einen Stich ins Herz versetzte, wenn er das sagte und ich lieber geantwortet hätte: „Ja, ich hätte schon gern noch ein Kind!““
Tonja lief eine einzelne Träne die Wange hinunter. Dann weinte ein Baby und sie wurde aus ihren Gedanken zurück in die Gegenwart geholt. Sie setzte sich in ihrem Bett auf und lächelte. Sie beobachtete Daniel, der stolz seinen Sohn in den Armen hielt. Neben ihm standen die beiden großen Schwestern und streichelten liebevoll den Kopf des Neugeborenen.