Kindermoral
Mami, Mami, hör doch mal wie lieb das kleine Schweindi oinkt!!!" brüllt die kleine Anneliese aus Leibeskräften. Sie und ihre Familie befinden sich wiedereinmal am Bauernhof ihrer Großeltern. Anneliese ist von den vielen knuddeligen Tieren jedesmal überwältigt.
Wie ein epileptisches Huhn springt sie im Stal umher.
"Hihihihi, die Hühnchen gackern immer so drollig!!" Sie deutet auf die, in einem engen Käfig gehaltenen "glücklichen Hühnern aus Freilandzucht."
Ihre Großmutter freut sich jedesmal, wenn Anneliese da ist.
Das Funkeln in ihren Augen, wenn sie die "Kuhlimus" auf der Wiese grasen sieht, erfreut jedes Herz. Würde doch nur ihre Familie öfters zu Besuch kommen.
Natürlich gibt es auch hin und wieder Reiberen, "Lieschen", wie sie von ihrer Großmutter liebevoll genannt wird, fängt auch das öfteren zu weinen an.
Das kommt zum Beispiel vor, wenn sie die Kühe auf die Weide bringen und denen das mit Peitschenschlägen und Tritten klargemacht wird. Da ist Lieschen immer ganz traurig und läuft in den Wald, um dort nach "knuffigen Rehleins" Auschau zu halten.
Aber auch wenn sie keine findet, ist das absolut kein Problem, da ihre Großeltern auche in Rehgehege ihr Eigen nennen.
Die "süßen Rehleins" haben mittlerweile schon so viel Vertrauen zu ihr gefasst, dass sie sich sogar von ihr streicheln lassen.
"Lieschen, Lieschen, das Essen ist fertig!" schreit ihr Vater, bevor er sich eine weitere Dose Bier aufmacht. Da ist die kleine Anneliese immer schnell zur Stelle. Bei den Großeltern gibt es immer das beste Essen.
Lieschen erblickt auch schon den Esstisch, es gibt alles, was ihr kleines frommes Herz begehrt.
"Kann ich noch was vom Speck haben, Omi?"
"Hmm, der Hähnchenflügel schmeckt aber lecker!"
"Darf ich mal von deiner Schweinshaxe kosten, Mami?"
Nach dem Essen wird Lieschen wahrscheinlich noch einmal kurz in den Stall gehen, um den "kleinen Schweindies", "lieben Hühnchen" und den "Kuhlimus" "Gute Nacht" zu sagen ...