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Killer

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16.09.2018
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Killer

“Was hast du für mich?”
Sergej schiebt drei Fotos zu ihm rüber.
Er rührt seinen Espresso um, nimmt die Fotos und betrachtet die Anmerkungen auf deren Rückseite.
“Die beiden sind einfach”, sagt er, “Der Kleine hier ist schwierig, den muss ich ja suchen. Nicht mein Ding.”
Ein Kellner tritt an ihren Tisch in der eleganten Hotellobby. “Noch einen Wunsch?” “Danke, nein”.
“Kein Problem”, sagt Sergej, “Meine Jungs finden den und geben dir Bescheid.”
“Ok.”
Sergej schiebt drei Umschläge zu ihm. “Wie üblich die Hälfte im Voraus.”
“Die Anwältin und den Taxifahrer erledige ich gleich morgen”, sagt er, “Was hat dir der Taxifahrer getan?”
“Ist doch egal, ein blöder Zeuge. Mach einfach”, sagt Sergej, “Bis morgen Abend hab ich auch den kleinen Pusher aufgetrieben, geb' dir dann die Info.”

Drei Aufträge auf einmal. Schöner Verdienst, gute Ausbeute. Am nächsten Tag am späten Nachmittag zieht er los. Auf dem Weg zur Anwältin macht er Zwischenstopp an der Wohnung des Taxifahrers. Er klingelt und tritt drei Schritte zurück. Der Mann öffnet und er schießt ihm zwischen die Augen. Perfekt. Keine Blutspritzer auf seinem Anzug. Weiter zur Anwältin. Er wartet in der Tiefgarage ihrer Privatwohnung. Aus zehn Metern trifft er sie ins Genick. Er dreht den leblosen Körper um und vergleicht mit dem Foto. “Passt. Die richtige”, stellt er fest. Feierabend.

Am nächsten Morgen sitzt er auf der Terasse seines Penthouses und genießt den Blick auf die Skyline.
Das Handy klingelt. “Den Pusher haben meine Jungs selbst erledigt”, sagt Sergej, “kannst du vergessen. Komm heut' Abend im Libre vorbei, dann rechnen wir ab.”
Kaum legt er sein Handy weg klingelt es erneut. Jose: “Hab einen Job für dich. 18 Uhr Lobby Steigenberger".

Er sitzt im Steigenberger und rührt in seinem Espresso. Er sieht Jose kommen. Der ist nicht allein. “Ach du Scheiße”, denkt er. Neben Jose läuft ein Mann, den er kennt, wenn auch nur flüchtig. Dr. Schwarz, Chefjurist von Malik, dem Erzrivalen von Sergei. “Was soll das hier werden?”, fragt er böse. Jose blickt zur Seite. Dr. Schwarz sagt: “Wir haben einen Auftrag für Sie.”

Zwei Fotos werden herübergeschoben. Eins zeigt Sergej, das zweite ihn selbst. “Freie Auswahl”, lächelt ihm Dr. Schwarz zu. “Auf welcher Seite wollen Sie stehen?”.
“An Sergej kommt niemand heran, selbst ich nicht”.
Dr. Schwarz lacht. “Wir bieten an, auf unserer Seite zu arbeiten. Freie Auswahl.”
Keine Chance, denkt er. Mit Waffen kommt niemand in Sergejs Nähe. Zehn Bodyguards sind immer um ihn rum. Keine Chance. Nein, keine Chance.
“Für uns oder gegen uns”, lächelt Dr. Schwarz.
Auftrag ablehnen? Einen Auftrag von Malik ablehnen, glatter Selbstmord. Das weiß er. “Das wird schwierig”, sagt er. “Wissen wir, deshalb fragen wir Sie”, lächelt Dr. Schwarz.

Er verflucht Jose, der hat ihn in diese aussichtslose Lage gebracht. Das Gespräch mit Dr. Schwarz war in der Welt, nicht rückgängig zu machen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sergej davon erfährt. Vielleicht hat man ihm das schon gesteckt. Mein Todesurteil, denkt er, nichts wie weg.

Er fliegt nach Amsterdam, nimmt einen Mietwagen nach Den Haag, von dort fliegt er nach London. Für zwei, drei Tage sollte er aus der Schusslinie sein.

Er trifft Robert, seinen alten Freund. “Da bist du schön zwischen die Fronten geraten”, meint Robert.
“Was soll ich tun?” fragt er.
“Sterben und abtauchen”, sagt er. Und: “Eine Leiche in deiner Größe brauchen wir. Röntgenbilder von deinem Gebiss. Die tauschen wir bei deinem Zahnarzt, schon bist du blitzblank gestorben.”
“Dabei kannst du mir helfen”
“Klar”, sagt Robert.

Am nächsten Morgen im Hotel. Er putzt sich die Zähne. Es klopft. Herein. Robert steht hinter ihm. Er richtet eine Waffe auf ihn. “Wer bezahlt dich?”

“Beide.”

 

Hej Oskar Herbst,

ein kurzes Feedback:

Ein Kellner tritt an ihren Tisch in der eleganten Hotellobby.
Erst hier habe ich überhaupt die Chance auf ein Bild, einen Eindruck vom Setting. Warum nicht früher, gleich zu Beginn?

Der Kleine hier ist schwierig, den muss ich ich ja suchen
?

Öh, der Rest ist etwas verwirrend, im Mittelteil, ansonsten find ich die Geschichte, sorry, nichtsagend.
Wolltest Du auf irgend etwas hinaus, damit?
Ich fand sie auch nicht spannend und hatte nicht den Eindruck, das wär Dir wichtig gewesen, da irgendwie Spannung zu erzeugen. Deswegen frag ich.

Nichts für ungut,
Ane

 

Hi @Oskar Herbst,

Sergej schiebt drei Fotos zu ihm rüber.
Er rührt seinen Espresso um, nimmt die Fotos und betrachtet die Anmerkungen auf deren Rückseite.

Dachte erst, das er bezieht sich auf Sergej und nicht auf seinen Gegenüber. Die Perspektive ist hier ein bisschen verwirrend.

Ein Kellner tritt an ihren Tisch in der eleganten Hotellobby. “Noch einen Wunsch?”. “Danke, nein”.
“Kein Problem”, sagt Sergej, “Meine Jungs finden den und geben dir Bescheid.”
“Ok.”

Während der Kellner daneben steht?

Am nächsten Tag am späten Nachmittag zieht er los.

Irgendwie eine unschöne Formulierung.

Der Mann öffnet und er schießt ihm zwischen die Augen.

Am hellichten Tag? Ich wundere mich, dass dein Killer überhaupt noch auf freiem Fuß ist.

Er dreht den leblosen Körper um und vergleicht mit dem Foto.

Ich habe das Gefühl, dass dein Prot. eher ein Amateur ist. Keiner, der ernsthaft daraus aus ist, keine Spuren zu hinterlassen, würde auf eine Vermutung hin einfach eine Frau in der Tiefgarage erschießen. Was, wenn er ihre Schwester erschossen hätte, die gerade auf nen Kaffee da war?

Wir haben einen Auftrag für sie.

Sie groß. Guck mal durch den Text, ist dir auch noch öfter passiert.

Er trifft Robert, seinen alten Freund. “Da bist du schön zwischen die Fronten geraten”, meint Robert.
“Was soll ich tun?” fragt er.
“Sterben und abtauchen”, sagt er. Und: “Eine Leiche in deiner Größe brauchen wir. Röntgenbilder von deinem Gebiss. Die tauschen wir bei deinem Zahnarzt, schon bist du blitzblank gestorben.”
“Dabei kannst du mir helfen”
“Klar”, sagt Robert.

So einen Kumpel will ich auch haben. Jemand, der einfach ne Ahnung von allem zu haben scheint. Leichen faken inklusive.

Das Ende habe ich nicht ganz verstanden. Wird Robert jetzt von Beiden bezahlt, deinen Prot. zu töten?
Zwischen den Zeilen hat deine Geschichte etwas, das finde ich auf jeden Fall. MMn müsstest du aber den Fokus wechseln: Weg vom Mord an der Haustür und der Türgarage und verstärkt auf das Dilemma, in dem dem Prot. schlussendlich steckt. Das kaltblütige Hinrichten zweier Menschen am hellichten Tag sagt mir nicht viel über deinen Prot, davon abgesehen, dass er ziemlich abgebrüht und etwas amateurhaft zu sein scheint. Wirklich interessant wird die Handlung aber mMn mit dem Konflikt, den du erst am Ende eingebaut hast.

Viele Grüße
Michel

 

Hallo,

das ist einfach keine Geschichte. Das ist vielleicht irgendwie komprimiert, aber durch Stakkato soll mir da vorgetäuscht werden, da passiere etwas zwischen den Zeilen, doch da ist keine Substanz. Viel zu viele Namen, keine Gesichter, keine Charaktere, nichts. Kein Konflikt. Das wird zwar behauptet, hier der Pusher und der Taxi-Fahrer und Sergey, aber da ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Das lese ich und denke: Wann fängt denn da mal die Geschichte an?

Dann der Titel: Killer. Das ist so eine Sache. In der Crime-Fiction wird oft über das Töten geschrieben, aber meistens von Leuten, die das selbst noch nie gemacht haben. Der Killer scheint irgendwie eine besonderes Faszination auszuüben, die man immer gerne auswringt, weil der Killer ruchlos ist und wenn man ihn einmal etabliert hat, dann nimmt man ihm alles ab. Du machst dir hier aber gar keine Mühe, eine Figur zu etablieren. In der Trope des Killers steckt viel mehr als einfach nur Finger am Züngel oder Eiseskälte. Und um mich damit zu berühren, muss da schon mehr kommen als dieser kurze Text, sorry.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Oskar Herbst!

Wie schon bei deinem ersten Text "Penner" mag ich auch hier das Szenische, die knappen und klaren Sätze. Auch der nüchterne Erzählton ist hier für das Thema passend, wie ich finde.

Noch ein paar Anmerkungen:

Schöner Verdienst, gute Ausbeute.

Hmm, "Verdienst" und "Ausbeute" sind doch zwei Wörter, die dieselbe Bedeutung haben. Ich würde das anders formulieren.

Auf dem Weg zur Anwältin macht er Zwischenstopp an der Wohnung des Taxifahrers.

Mein Vorschlag: "...macht er einen Zwischenstopp bei der Wohnung des Taxifahrers."

Kaum legt er sein Handy weg, klingelt es erneut.

Komma setzen.

Jose: “Hab einen Job für dich. 18 Uhr, Lobby Steigenberger".

Auch hier würde ich ein Komma setzen.

“Was soll das hier werden?”, fragt er böse.

"böse" klingt irgendwie abgedroschen. Würde hier ein anderes Adjektiv wählen.

Eins zeigt Sergej, das zweite ihn selbst.

"Eines"


LG, Markus


PS: Ich sehe gerade, dass du hier noch eine Geschichte reingestellt hast. Werde die wohl bei Gelegenheit auch noch lesen.

 

Danke für Eure Rückmeldungen.

Erst hier habe ich überhaupt die Chance auf ein Bild, einen Eindruck vom Setting. Warum nicht früher, gleich zu Beginn?

Den Einstieg in meine Geschichte finde ich gelungen. Ich denke eine Kurzgeschichte sollte sofort loslegen, keine Einführung haben. Deswegen das Setting erst verzögert und auf ein Minimum beschränkt.
Ich fand sie auch nicht spannend und hatte nicht den Eindruck, das wär Dir wichtig gewesen, da irgendwie Spannung zu erzeugen. Deswegen frag ich.
Spannung wollte ich nicht. Dieser Auftragsmörder verrichtet sein Tagesgeschäft. Wie Geschirrspülen. Kühle emotionlose Distanz hatte ich mir zur Aufgabenstellung gemacht.
@Oskar Herbst
Finde ich ein seltsames Vorgehen für einen Profikiller. Erst auf gut Glück ballern und dann nachschauen, ob es auch die richtige ist. Da kommt er mir auf einmal sehr unprofessionell rüber.
Mein Killer tötet Tag ein Tag aus. Routiniert. Da nimmt er ein einzelnes Opfer nicht mehr so wichtig:)
Ja darum geht es ja klipp und klar. Er oder Sergej. Dieser Satz ist also wahnsinnig unnötig.
Verstehe ich nicht.
Das Gespräch ist in der Welt.
Ne, ich bleibe bei "war"
Wie gesagt: Für zwischendurch nicht schlecht, denke aber du kannst mehr.
Eine Schreibübung, mehr ist das nicht. Eure Kommentare helfen sehr.
Hi @Oskar Herbst,
Dachte erst, das er bezieht sich auf Sergej und nicht auf seinen Gegenüber. Die Perspektive ist hier ein bisschen verwirrend.
Hm, ich dachte Er <-> Sergej sei klar. Muss ich überdenken.
Irgendwie eine unschöne Formulierung.
Ne, Kritik abgelehnt. Das "Am ... am" mag ich. Monotonie im Alltag eines Auftragsmörders.
Sie groß. Guck mal durch den Text, ist dir auch noch öfter passiert.
Immer diese Fehler. Sorry.
Wirklich interessant wird die Handlung aber mMn mit dem Konflikt, den du erst am Ende eingebaut hast.
Ich finde, das ist grade der Witz der Story.
durch Stakkato soll mir da vorgetäuscht werden, da passiere etwas zwischen den Zeilen, doch da ist keine Substanz. Viel zu viele Namen, keine Gesichter, keine Charaktere, nichts. Kein Konflikt.
Ich schreibe eine Kurzgeschichte, du beklagst, das es kein Roman geworden ist. Kann ich nicht nachvollziehen.

Aber danke fürs Lesen und kommentieren.

 

Ich schreibe eine Kurzgeschichte, du beklagst, das es kein Roman geworden ist. Kann ich nicht nachvollziehen.

Mir scheint, du scheinst keine Kritik nachvollziehen zu können. Zwischen einer Kurzgeschichte und einem Roman liegt natürlich noch etwas. Aber ich spüre, du möchtest eigentlich auch keine Diskussion um einen deiner Texte. Deswegen denke ich auch, du bist hier im Forum falsch. Sei's drum.

 
Zuletzt bearbeitet:

Mir scheint, du scheinst keine Kritik nachvollziehen zu können. Zwischen einer Kurzgeschichte und einem Roman liegt natürlich noch etwas. Aber ich spüre, du möchtest eigentlich auch keine Diskussion um einen deiner Texte. Deswegen denke ich auch, du bist hier im Forum falsch. Sei's drum.
Ich denke nicht, dass ich hier im Forum falsch bin. Das lasse ich mir von dir auch nicht nahe legen.
Mich überrascht die Schärfe deines Kommentars. Ich kann nachvollziehen, wenn du mene Texte nicht gut findest. Aber "hier im Forum falsch". ???

 

Ich kann nachvollziehen, wenn du mene Texte nicht gut findest. Aber "hier im Forum falsch". ???

Ich will es dir erklären. Ich verstehe dieses Forum als Textwerkstatt. Meint: Du lädst einen Text hoch, an dem dann alle arbeiten, an dem alle partizipieren, zu dem alle etwas sagen. Du musst das Feedback nicht annehmen, es gibt keinen Zwang, aber man sollte sich schon überlegen, hat derjenige Kommentator eventuell Recht damit? Kann ich die Geschichte so besser machen? Bei dir lese ich: Nee, ist alles so gewollt. Du verteidigst deinen Text, anstatt dich auf eine konstruktive Art und Weise auf eine weiterreichende Debatte einzulassen. So wirst du die nicht verbessern. Kann man machen. Dann ist dies hier aber der falsche Ort. Dann mache dir einen Blog und such dir Leser, die das so annehmen, wie du es ihnen vorgibst.

 
Zuletzt bearbeitet:

(Ich hab das schon gestern Nacht geschrieben, als nur Anes Kommentar unter der Geschichte stand. Möglicherweise wiederholt sich jetzt einiges. Na egal.)

Die fehlende Spannung, die Ane beklagt, hat mich jetzt nicht so gestört. Im Gegenteil, dieses beiläufige, quasi lakonische Erzählen finde ich als Konzept gar nicht mal so schlecht, passt für mein Gefühl recht gut zum Sujet und zur Figur des Killers, einem Typen, der seinen Beruf offenbar mit der gleichen Selbstverständlichkeit ausübt, wie es, was weiß ich, ein Pizzabäcker tut oder ein Gärtner. Er macht halt routiniert seinen Job und zerbricht sich nicht groß den Kopf drüber.
Und der Plot? Okay, der mag jetzt vielleicht nicht so originell und innovativ sein wie einstens die Erfindung der Pizza Calzone, aber die Geschichte in ihrer Kürze trägt er allemal.
Aber apropos Kürze: Gerade darin liegt für mich der Hund begraben. Ist ja eine Binsenweisheit, dass, je kürzer eine Story ist, die Sprache umso präziser sein muss, dass da wirklich jedes Wort, jede Formulierung hundertprozentig passen muss, je kürzer ein Text, umso eher springt einem jede Sprachunsicherheit ins Auge.
Und ganz augenscheinlich bemühst du dich ja auch um einen knappen, prägnanten, schnörkellosen Stil, aber stellenweise hast du halt immer wieder so Ausreißer drin, die, wie soll ich sagen, einfach unbedacht wirken, also das Gegenteil von bewusst und wohlbedacht.

Ich versuche jetzt einfach, dir alles zu zeigen, was ich, wär’s meine Geschichte; anders schreiben würde:

Also gleich mal der Titel:

Killer
Okay, der mag ein Catcher sein, aber du legst damit halt schon sehr früh deine Karten auf den Tisch, nimmst mir damit jegliche Möglichkeit, ein bisschen mitdenken zu müssen beim Lesen, also großartige Überraschungen bietet die Story dann natürlich nimmer. (Als Alternative fällt mir spontan z.B. „Berufsrisiko“ ein.)
Er rührt seinen Espresso um, nimmt die Fotos und betrachtet die Anmerkungen …
„betrachtet" würde ich auf jeden Fall durch „liest“ ersetzen. Ist einfach zutreffender und obendrein kürzer.
… auf deren Rückseite.
Also das Possessivpronomen braucht‘s auf keinen Fall, aber mich stört auch, dass Rückseite im Singular steht, wo‘s ja in Wahrheit drei Rückseiten sind. Schwierig. Na egal.
Ein Kellner tritt an ihren Tisch in der eleganten Hotellobby.
Würde ich ersatzlos streichen. In erster Linie, weil’s syntaktisch sehr unelegant klingt. So drangehängt irgendwie, als ob dir erst hier eingefallen wäre, dass du mir nicht erzählt hast, wo sie überhaupt sind. Aber eigentlich ist es ja vollkommen wurscht, ob die nun in einer Hotellobby sitzen oder in einer Hafenkneipe.
“Noch einen Wunsch?”. “Danke, nein”.
Kurz mal was zu deinem Umgang mit wörtlicher Rede: Grundsätzlich solltest du bei jedem Sprecherwechsel eine neue Zeile beginnen. Und was die Interpunktion bei der wörtlichen Rede betrifft, sag ich jetzt nur: Die stimmt bei dir hinten und vorne nicht. Schau dir einfach mal die entsprechenden Regeln an, die sind wirklich denkbar einfach. (Gibt, so viel ich weiß, im Grunde eh nur vier.)
“Ok.”
Äh, und wie soll ich das lesen? Etwa wie ok in Pflock?
Will sagen: Bitte keine Abkürzungen in literarischen Texten, also: Okay. (So viel Zeit muss sein.)
Sergej schiebt drei Umschläge zu ihm.
Das hast du haargenau so nur ein paar Zeilen weiter oben schon. Ist mir für so einen kurzen Text einmal zu oft.
“Wie üblich die Hälfte im Voraus.”
Da frag ich mich natürlich, ob der Boss das tatsächlich so sagen würde. Ist für mich so ein typischer „As you know, Bob-Satz“, wie er im wirklichen Leben wohl nie fallen würde. Ich mein, die beiden pflegen ja offenbar schon länger Geschäftsbeziehungen. Wenn du an der Stelle unbedingt eine Dialogzeile zu brauchen meinst, solltest du dir was einfallen lassen, was authentischer klingt.
Am nächsten Tag am späten Nachmittag zieht er los.
Auch nicht schön.
Auf dem Weg zur Anwältin macht er Zwischenstop [-stopp] an der Wohnung des Taxifahrers. Er klingelt und tritt drei Schritte zurück. Der Mann öffnet und er schießt ihm zwischen die Augen. Perfekt. Keine Blutspritzer auf seinem Anzug. Weiter zur Anwältin. Er wartet in der Tiefgarage ihrer Privatwohnung. Aus zehn Metern trifft er sie ins Genick.
Also das z.B. sind Sätze, wo ich sag: gut, perfekt der Handlung angemessen, genauso sollte der ganze Text klingen.
Aber gleich darauf kommt dann das:
Er dreht den leblosen Körper um und vergleicht mit dem Foto. “Passt. Die richtige”, stellt er fest. Feierabend.
Sorry, aber das klingt einfach nur lächerlich und damit haust du dir eigentlich die ganze Szene zam.
Am nächsten Morgen sitzt er auf der Terasse [Terrasse]
Kaum legt er sein Handy weg[,] klingelt es erneut.
Also meinem Sprachempfinden nach geht das gar nicht. Der Temporalsatz müsste zwingend im Perfekt stehen: Kaum hat er sein Handy weggelegt, …
“Ach du Scheiße”, denkt er.
Wenn er’s denkt, brauchst du’s nicht in Anführungszeichen zu setzen. Die sollten der wörtlichen Rede vorbehalten bleiben.
Dr. Schwarz sagt: “Wir haben einen Auftrag für sie.”
Das Anredepronomen immer groß: Sie
Zwei Fotos werden herübergeschoben. Eins [Eines] zeigt Sergej, das zweite ihn selbst.
“Freie Auswahl”, lächelt ihm Dr. Schwarz zu.
Sorry, aber das ist eine ähnlich unsinnige Inquitformel wie “Freie Auswahl”, schaut Dr. Schwarz aus dem Fenster.
Und gleich noch einmal:
“Für uns oder gegen uns”, lächelt Dr. Schwarz.
Und schon wieder:
“Wissen wir, deshalb fragen wir sie”, lächelt Dr. Schwarz.
Das Gespräch mit Dr Schwarz war in der Welt, nicht rückgängig zu machen.
Auch auf so was solltest du aufpassen: Beim zügigen Lesen nimmt man schnell mal das Komma nicht wahr, bzw. man ignoriert es kurzfristig, weil einem der folgende Satz als Fortsetzung des vorigen erscheinen will … war in der Welt nicht rückgängig zu machen. Ein Stolperstein halt, und klar, ein Fehler des Lesers, aber leicht zu vermeiden, wenn du das eindeutiger trennst. Entweder durch eine Wiederholung des Prädikats (…war in der Welt, war nicht rückgängig zu machen.) oder durch die Konjunktion und (… war in der Welt und nicht rückgängig zu machen.)
“Dabei kannst du mir helfen[?]”

Und jetzt noch was Inhaltliches:
Und: “Eine Leiche in deiner Größe brauchen wir. Röntgenbilder von deinem Gebiss. Die tauschen wir bei deinem Zahnarzt, schon bist du blitzblank gestorben.”
Hä? Was faselt der Typ da?
Er braucht Röntgenbilder vom Gebiss des Killers, um sie bei dessen Zahnarzt zu tauschen? Okay, aber wogegen will er sie beim Zahnarzt tauschen? Gegen Röntgenbilder vom Gebiss des Killers, oder was? Kapier ich echt nicht. Also da musst du mir wirklich erklären, was du dir dabei gedacht hast.


Also stilistisch müsstest du das Ding einfach viel konsistenter gestalten, du solltest wirklich Wort für Wort, Formulierung für Formulierung, Satz für Satz noch mal durchgehen. Kurz genug ist der Text ja.

offshore

Ach ja, einen Lesetipp hätte ich noch für dich (Weil's vom Thema her passt): Lies mal "Der Anwalt" von Cormac McCarthy. Da kannst du eine Menge über präzisen und höchst ökonomischen Stil und nicht zuletzt über großartige Dialogführung lernen.

 

Bei dir lese ich: Nee, ist alles so gewollt.
Großes Missverständnis.
Du verteidigst deinen Text, anstatt dich auf eine konstruktive Art und Weise auf eine weiterreichende Debatte einzulassen.
Natürlich verteidige ich meinen Text. Ich stelle mene Texte hier ein, weil ich Kritik wünsche und brauche. Wenn ich nicht jede kritische Kommentierung annehme, heißt das nicht, das ich die Kritik beiseite wische. Jede Kritik lässt einen seinen eigenen Text noch einmal ganz neu mit einer ganz anderen Brille lesen. Meistens erkennt man dabei eigendlich offensichtliche Fehler, die man zuvor - warum auch immer - überlesen hat. Ab und an aber sagt man "Ist so gewollt"

An dieser Stelle noch mal Danke an alle für's lesen und ausführliche Kommentieren.

 
Zuletzt bearbeitet:

... je kürzer eine Story ist, die Sprache umso präziser sein muss, dass da wirklich jedes Wort, jede Formulierung hundertprozentig passen muss, je kürzer ein Text, umso eher springt einem jede Sprachunsicherheit ins Auge.
Ja, unterschreibe ich.
Also gleich mal der Titel:
Zugegeben, mehr als ein Arbeitstitel ist das nicht. Da muss mir Besseres einfallen.
„betrachtet" würde ich auf jeden Fall durch „liest“ ersetzen. Ist einfach zutreffender und obendrein kürzer.
Jo.
Würde ich ersatzlos streichen. In erster Linie, weil’s syntaktisch sehr unelegant klingt. So drangehängt irgendwie, als ob dir erst hier eingefallen wäre, dass du mir nicht erzählt hast, wo sie überhaupt sind. Aber eigentlich ist es ja vollkommen wurscht, ob die nun in einer Hotellobby sitzen oder in einer Hafenkneipe.
Mich selbst hat dieser Satz schon beim Schreiben gestört. Ich wollte kein überflüssiges Wort im Text. Dann dieser Satz. Dann stand er da, und ich mochte ihn nicht löschen. Jetzt fliegt er raus, ich brauchte deinen Schubser.
Da frag ich mich natürlich, ob der Boss das tatsächlich so sagen würde. Ist für mich so ein typischer „As you know, Bob-Satz“, wie er im wirklichen Leben wohl nie fallen würde.
Hast recht, schwach.
Also das z.B. sind Sätze, wo ich sag: gut, perfekt der Handlung angemessen, genauso sollte der ganze Text klingen.
Aber gleich darauf kommt dann das:

Sorry, aber das klingt einfach nur lächerlich und damit haust du dir eigentlich die ganze Szene zam.

Hast schon wieder recht, ein fürchterlicher Absatz.
Sorry, aber das ist eine ähnlich sinnlose Inquitformel wie “Freie Auswahl”, schaut Dr. Schwarz aus dem Fenster.
Und gleich noch einmal:

Und schon wieder:

Das war Absicht. Dr. Schwarz soll so sprechen, genau so wie ich das Fotogeschiebe wiederhole, oder formuliere "Am nächsten Tag ... Am Nachmittag"
Vielleicht eine verschrobene Idee. Heute gefällt mir das. In zwei Monaten bin ich vieleleicht bei dir, und verwerfe das.

Und jetzt noch was Inhaltliches:

Hä? Was faselt der Typ da?
Er braucht Röntgenbilder vom Gebiss des Killers, um sie bei dessen Zahnarzt zu tauschen? Okay, aber wogegen will er sie beim Zahnarzt tauschen? Gegen Röntgenbilder vom Gebiss des Killers, oder was? Kapier ich echt nicht. Also da musst du mir wirklich erklären, was du dir dabei gedacht hast.


Idee: Leiche wird gefunden. Typisches Identifizierungsmerkmal die Zähne. Röntgenbild gefälscht, Identität gefälscht.
Du hast es nicht sofort verstanden, da hab ich es wohl schlecht erzählt. Noch eine Baustelle.
Also stilistisch müsstest du das Ding einfach viel konsistenter gestalten, du solltest wirklich Wort für Wort, Formulierung für Formulierung, Satz für Satz noch mal durchgehen. Kurz genug ist der Text ja.
Das werd ich machen. Danke für die viele Zeit, die du dir für meinen Text genommen hast.

 

Hej Oskar Herbst,

wenn ich von fehlender Spannung spreche, meine ich damit, dass mir alles fehlt, was Deine Figur spannend macht. Die wirkt auf mich z.B. hier

“Was hat dir der Taxifahrer getan?”
überhaupt nicht kühl und emotional distanziert.
Der Mann öffnet und er schießt ihm zwischen die Augen. Perfekt.
Hier demonstrativ.
“Passt. Die richtige”, stellt er fest.
Hier schon fast ein wenig dümmlich.
“Ach du Scheiße”, denkt er.
Hier voreilig und lahm.
Das Gespräch mit Dr. Schwarz war in der Welt, nicht rückgängig zu machen.
Hier schwerfällig im Geiste.

Wenn Du sagst "Eine Schreibübung, mehr ist das nicht.", dann verstehe ich jedenfalls, warum das an mir vorbei geht.

Gruß
Ane

 

Hi @Oskar Herbst,

den lakonischen Tonfall deiner Geschichte finde ich gar nicht mal so schlecht, einiges an Arbeit würdest du aber noch reinstecken müssen, das sehe ich genauso wie die anderen Kommentatoren. Eine Geschichte, die absichtlich umspektakulär klingen soll, muss deswegen nicht ganz glanzlos bleiben.

Mir sind noch zwei Stellen aufgefallen:

-- "Eins zeigt Sergej, das zweite ihn selbst."
- Wen? Den Protagonist oder Dr. Schwarz? Ich kann's mir halbwegs zusammenreimen, aber der Satz sagt es mir nicht; besonders, weil der Satz zuvor als Passivkonstruktion kein echtes Subjekt hat, auf das ich das Personalpronomen beziehen kann.

und ähnlich:

-- "Er richtet eine Waffe auf ihn. “Wer bezahlt dich?” "
- Wer auf wen - und wer spricht? Na gut, irgendwann komm ich drauf, dass es eine Antwort gibt, die sinnvoller ist als die Alternativen. Aber musst du es mir so schwer machen?

Klare Bezüge für die Pronomen sind auch sonst hier und da ein Problem in dem Text. Das hat der @ernst offshore gemeint, als er darauf hingewiesen hat, dass "die tauschen wir dann" sich nur auf "die Röntgenbilder" beziehen kann, nicht aber auf "das Gebiss".

Wenn ich schon dabei bin, den guten offshore zu erklären, nehme ich mir das folgende auch noch raus: " “Freie Auswahl”, lächelt ihm Dr. Schwarz zu" ist nicht wegen des Redeinhalts merkwürdig, sondern weil Dr. Schwarz freie Auswahl nicht lächelt, sondern sagt - und dabei lächelt. Ein Lächeln ist ja überwiegend stumm. (Dagegen wäre es noch ganz gut denkbar, er würde "Fra-ha-ha-ie Auswahl" lachen.)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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