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Killer
“Was hast du für mich?”
Sergej schiebt drei Fotos zu ihm rüber.
Er rührt seinen Espresso um, nimmt die Fotos und betrachtet die Anmerkungen auf deren Rückseite.
“Die beiden sind einfach”, sagt er, “Der Kleine hier ist schwierig, den muss ich ja suchen. Nicht mein Ding.”
Ein Kellner tritt an ihren Tisch in der eleganten Hotellobby. “Noch einen Wunsch?” “Danke, nein”.
“Kein Problem”, sagt Sergej, “Meine Jungs finden den und geben dir Bescheid.”
“Ok.”
Sergej schiebt drei Umschläge zu ihm. “Wie üblich die Hälfte im Voraus.”
“Die Anwältin und den Taxifahrer erledige ich gleich morgen”, sagt er, “Was hat dir der Taxifahrer getan?”
“Ist doch egal, ein blöder Zeuge. Mach einfach”, sagt Sergej, “Bis morgen Abend hab ich auch den kleinen Pusher aufgetrieben, geb' dir dann die Info.”
Drei Aufträge auf einmal. Schöner Verdienst, gute Ausbeute. Am nächsten Tag am späten Nachmittag zieht er los. Auf dem Weg zur Anwältin macht er Zwischenstopp an der Wohnung des Taxifahrers. Er klingelt und tritt drei Schritte zurück. Der Mann öffnet und er schießt ihm zwischen die Augen. Perfekt. Keine Blutspritzer auf seinem Anzug. Weiter zur Anwältin. Er wartet in der Tiefgarage ihrer Privatwohnung. Aus zehn Metern trifft er sie ins Genick. Er dreht den leblosen Körper um und vergleicht mit dem Foto. “Passt. Die richtige”, stellt er fest. Feierabend.
Am nächsten Morgen sitzt er auf der Terasse seines Penthouses und genießt den Blick auf die Skyline.
Das Handy klingelt. “Den Pusher haben meine Jungs selbst erledigt”, sagt Sergej, “kannst du vergessen. Komm heut' Abend im Libre vorbei, dann rechnen wir ab.”
Kaum legt er sein Handy weg klingelt es erneut. Jose: “Hab einen Job für dich. 18 Uhr Lobby Steigenberger".
Er sitzt im Steigenberger und rührt in seinem Espresso. Er sieht Jose kommen. Der ist nicht allein. “Ach du Scheiße”, denkt er. Neben Jose läuft ein Mann, den er kennt, wenn auch nur flüchtig. Dr. Schwarz, Chefjurist von Malik, dem Erzrivalen von Sergei. “Was soll das hier werden?”, fragt er böse. Jose blickt zur Seite. Dr. Schwarz sagt: “Wir haben einen Auftrag für Sie.”
Zwei Fotos werden herübergeschoben. Eins zeigt Sergej, das zweite ihn selbst. “Freie Auswahl”, lächelt ihm Dr. Schwarz zu. “Auf welcher Seite wollen Sie stehen?”.
“An Sergej kommt niemand heran, selbst ich nicht”.
Dr. Schwarz lacht. “Wir bieten an, auf unserer Seite zu arbeiten. Freie Auswahl.”
Keine Chance, denkt er. Mit Waffen kommt niemand in Sergejs Nähe. Zehn Bodyguards sind immer um ihn rum. Keine Chance. Nein, keine Chance.
“Für uns oder gegen uns”, lächelt Dr. Schwarz.
Auftrag ablehnen? Einen Auftrag von Malik ablehnen, glatter Selbstmord. Das weiß er. “Das wird schwierig”, sagt er. “Wissen wir, deshalb fragen wir Sie”, lächelt Dr. Schwarz.
Er verflucht Jose, der hat ihn in diese aussichtslose Lage gebracht. Das Gespräch mit Dr. Schwarz war in der Welt, nicht rückgängig zu machen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sergej davon erfährt. Vielleicht hat man ihm das schon gesteckt. Mein Todesurteil, denkt er, nichts wie weg.
Er fliegt nach Amsterdam, nimmt einen Mietwagen nach Den Haag, von dort fliegt er nach London. Für zwei, drei Tage sollte er aus der Schusslinie sein.
Er trifft Robert, seinen alten Freund. “Da bist du schön zwischen die Fronten geraten”, meint Robert.
“Was soll ich tun?” fragt er.
“Sterben und abtauchen”, sagt er. Und: “Eine Leiche in deiner Größe brauchen wir. Röntgenbilder von deinem Gebiss. Die tauschen wir bei deinem Zahnarzt, schon bist du blitzblank gestorben.”
“Dabei kannst du mir helfen”
“Klar”, sagt Robert.
Am nächsten Morgen im Hotel. Er putzt sich die Zähne. Es klopft. Herein. Robert steht hinter ihm. Er richtet eine Waffe auf ihn. “Wer bezahlt dich?”
“Beide.”