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Kerzenschein in dunkler Nacht

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16.03.2013
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Kerzenschein in dunkler Nacht

Dies ist die Überarbeitung meiner LOVE STORY

„Vorwärts Marsch! Bewegt eure faulen Knochen!“

Wir stapfen durch den eisigen Schnee, die Füße in Lumpen gewickelt. Manche haben nicht mal das. Ab und zu hallt ein Schuss durchs Lager. Wieder hat es einer geschafft, geschafft aus dieser Hölle zu entkommen. Es sind schon Jahre vergangen, wer weiß wie viele?
Sie kommen und sie gehen, genauso wie die Menschen. In Viehwagons gepfercht und wieder entlassen durch das Feuer eines blinden Hasses.
Hier habe ich gelernt, dass wer die Hoffnung aufgibt, im Graben landet, genauso, wer die Liebe erlöschen lässt.
Deshalb achte ich darauf, dass mir keine meiner Erinnerungen verloren geht. Sie geben mir Hoffnung auf ein Danach.

Vater geht mit mir spazieren, es ist Sonntag. Die Sonne scheint durchs Blätterdach als wir die mit Birken gesäumte Allee am Rande des Flusses erreichen. Wir versuchen, Vögel nach ihrem Gesang zu bestimmen.
Da kommt uns ein alter Mann entgegen. Er ist in schmutzige Klamotten gehüllt. Er humpelt, stützt sich auf einen Stock, hat einen ängstlichen Ausdruck im Gesicht.
„Vater, was hat dieser Mann?“ flüstere ich.
„Das Glück hat ihn im Stich gelassen“, raunt Vater zurück. Sein Gesicht zeigt Abscheu, als er das sagt.
Mein edler und gerechter Vater! Wo hatte ihn das Glück begünstigt, als sie nachts kamen und ihm Frau und Tochter nahmen, als sie ihn aus nächster Nähe gerichtet haben?

Meine Hände sind blau, ich spüre die Finger nicht. Diese Finger, die einst Chopain spielen konnten, sind heute dazu bestimmt, die Schaufel zu halten. Sie sind unter der Kontrolle von denen dort, die mit dem Maschinengewehr regieren.
Da sehe ich sie wieder. Sie kommt aus der Baracke mit den anderen Frauen. Wie wir alle gleicht sie einem mit Haut bespanntem Knochengerüst. Alle Weiblichkeit ist verdorrt, wie eine Lilie ohne Wasser. Aber, sie ist es einfach.
Mir ist egal, wenn ich nichts über sie weiß. Ich habe gehört, sie heißt Hannah. Das reicht mir. Meine Hannah …

„Augen auf den Boden, beweg' dich du Hund!“

Ich spüre die Härte eines Gewehrkolbens in meinem Kreuz. Fast wäre ich gestürzt, fast wäre es zu Ende mit mir gegangen. Nur ein Gedanke hält mich noch fest auf den Stelzen, die einst meine Beine waren: Es ist der Gedanke an ihre Augen, in die ich vor einiger Zeit blicken durfte.
Ich sah sie zufällig im Vorübergehen. Nein, es war wohl eher Fügung, es war Gottes Wille, dass ich hineinblickte. Ich habe mich in ihnen gespiegelt, darin das Bild meiner Leiche betrachtet. Sie lächelte.
Da war es dieses Glück, von dem Vater sprach. Es war die Wirklichkeit des Glücks: unendlich weit, Trost und Geborgenheit spendend.
Langsam erlischt der brennende Schmerz meiner Rippen. Sollen sie mich doch misshandeln, einäschern, in die Winde verstreuen, niemals werden sie es mir wieder nehmen können. Es ist ihnen auch egal. Es zählt nicht.

Ich glaube, es hat sie verstoßen.

Die Gruppe der Frauen bewegt sich in Richtung der Anlage. Ein ständiger Ascheregen hat die Umgebung geschwärzt. Jeder weiß, dass es von dort keinen Ausgang gibt. Aber niemand spricht darüber, wie als gäbe es ein stillschweigendes Abkommen. Was hätte Reden hier auch für einen Sinn gehabt?
Ich versuche den Gedanken zu verdrängen, sie das letzte Mal gesehen zu haben. Zu was wären meine Augen dann noch nütze, was hätte mein Leben noch für einen Wert?

Vater und ich kommen nach Hause zurück. Es duftet nach frisch gebackenem Kuchen. Meine kleine Schwester sitzt am Esstisch. Freudig steht sie auf, eilt uns entgegen um uns kosten zu lassen. Da stolpert sie und fällt mit samt dem Kuchenstück vor uns hin. Als sie alles auf dem Boden sieht, beginnt sie jämmerlich zu heulen.
Mutter kommt herbeigeeilt und nimmt sie auf den Arm. Sie trocknet ihre Tränen und singt ein altes russisches Wiegenlied. Es handelt von einem Mädchen, das seinen Liebsten verloren hat und ihn unendlich vermisst. Mit gebrochenen Herzen und vor lauer Kummer muss sie sterben. Am Ende treffen sie sich wieder, irgendwo unter einem Baum.
Uns Kinder hat Mutter damit immer getröstet. Sie hat auch erzählt, dass die, die sich lieben, niemals fern voneinander wären.

„Herzen sind Brücken“, hat sie uns gesagt.

Die Gruppe ist nun fast angelangt. Die Tür der Anlage gleicht dem Schlund eines Monsters. Wie sehr ich mir wünsche, dass sie sich jetzt zu mir umdreht und mir ein Zeichen gibt.
Aber wahrscheinlich weiß sie nicht mal, wer ich bin.
Wenn ich nur könnte, würde ich zu ihr hinrennen und sie umarmen, so fest ich nur kann. Mein Leben schenkte ich ihr.
Doch käme ich wohl nicht mal in ihre Nähe, ohne mit Kugeln vollgepumpt zu werden.
Vielleicht denkt sie jetzt an die Menschen, die sie geliebt hat.
Nein, sie hat bestimmt keine Furcht. Ich merke, wie ich Mutters Lied summe.

Da kann ich nicht mehr an mich halten und schreie so laut ich nur kann:

„Hannah! Ich liebe dich!“

Und sie dreht den Kopf zu mir.

Plötzlich eine Explosion. Flugzeuge donnern über uns. Es herrscht große Aufregung. Als die Menschen durcheinander rennen, denkt jeder nur an sich selbst, nur daran, weiter zu leben. Ich nicht. Ich renne zu ihr, sie streckt mir die Hand entgegen. Wir laufen zum Zaun. Wir springen ab und fliegen. Hand in Hand schweben wir über die Wälder. Uns wird ganz warm. Wir steigen höher und höher. Sie lächelt mir zu. Und ich bin so glücklich.

 

Hallo Cybernator,

und herzlich Willkommen bei KG.de.

Mir erscheint diese Geschichte zu kurz. Da wird kurz angerissen, gesagt, gezeigt, die Geschichte baut sehr auf das Wissen des Lesers aus, was kein Problem als solches ist, aber dadurch bleibt eben auch alles hübsch an der Oberfläche, ich lerne nicht wirklich die Figuren kennen, teile nicht wirklich ihr Schicksal, weil ich eher Bilder aus meinen Geschichtsbüchern abrufe, als Bilder, die Deine Geschichte in mir erzeugt.

Ich denke auch, mit der Kategorie R/E passt hier nicht wirklich, ich würde Historik oder Gesellschaft empfehlen. Schreibe mir eine PM oder in der Antwort, wo Du sie gern hinhaben möchtest.

Zum Text:

Warum ein englischer Titel für eine ach so deutsche Geschichte?

In der allertiefsten Dunkelheit
scheint die Kerze sonnengleich

Gefällt mir persönlich nicht, aber das ist Geschmackssache ;)

Und dann eine Frage, was "jetzt" geschieht schreibst Du im Präteritum, die Erinnerungen dagegen im Präsens. Das hatte auf mich eine eigenartige Wirkung. Vielleicht wolltest Du ja damit ausdrücken, dass sie im Jetzt nur überleben, weil sie in ihre Vergangenheit flüchten - die Vergangenheit sozusagen das Jetzt verdrängt, dass ist eigentlich schon gut gedacht, liest sich trotzdem komisch für mich. Das ist jetzt keine Kritik, sondern mein Leseempfinden.

Wer die Hoffnung(, seinen Geist) aufgab, landete im Graben. Ich dachte an meine Kindheit zurück.

Gefiele mir ohne das in Klammer besser.

(Mein) Vater und ich kommen nach Hause zurück.

Hier auch.

Es duftet nach frisch gebackenem Kuchen. Meine kleine Schwester sitzt am Esstisch und rührt Teig in einer Schüssel.

Das fand ich auch niedlich. Der Kuchen ist fertig, aber der Teig noch in der Schüssel :). Also klar, kann ja noch ein Kuchen werden, liest sich aber erst mal nicht so.

Freudig steht sie auf, eilt uns entgegenKOMMA um uns kosten zu lassen.

Am Ende bleibt noch die Frage, mit wem er da nun stirbt. Ich dachte an die Mutter, an die Schwester. Aber der Titel lässt glauben, du meintest eine andere. Von der weiß ich jetzt aber gar nichts. Wo ist dann die Liebesgeschichte dazu, die der Titel verspricht?

Sprachlich fand ich es schön. Ich mochte auch den Text gern lesen, nur eben zu kurz für mich. Macht aber Lust auf weitere Texte von Dir.

Beste Grüße Fliege

 

Liebe Fliege, ich dank dir für Lesen und deine Kritik!

Ich schreibe erst seit ein paar Monaten und muss meinen Stil selbst noch finden, deshalb experimentiere ich viel.

Die Kategorie möchte ich aber nicht geändert haben. Die grundlegende Idee war ja, dass selbst an einem so schrecklichen Ort die Liebe gedeihen kann, wenn auch nur auf eine eher träumerische Art und auch nur in den Gedanken des Erzählers. Es geht also ums "Verliebtsein", nicht um eine zwischenmenschliche Beziehung.

Ich glaube auch nicht, dass er am Schluss stirbt, denn die Gegenwartsform verrät, dass es sich in der Gedankenwelt befindet, und das mit dem plötzlichen Flugzeugangriff ist ja schon sehr unrealistisch.
Es ging mir also gar nicht um Personen, nur darum, dass seine Liebe immer weiterexistieren wird.

Zur Länge, ja das ist so eine Sache. Einerseits möchte ich die Dinge auf den Punkt bringen und andererseits komm ich einach nicht über anderhalb Seiten hinaus, weiß auch nicht so recht warum.

Mir ist nur aufgefallen, dass du eigentlich kritisierst, was ich beabsichtigt habe. Ich habe diese Oberflächlichkeit erzeugt, damit man eigene Bilder projeziert, die Geschichte selbst weiterdenkt.

Nochmals Danke für deine Hilfe!!!!

 

Hallo Cybernator,
auch von mir ein herzliches Willkommen,
ich finde die Idee, eine Liebesgeschichte in einem KZ anzusiedeln gar nicht verkehrt. Ich weiß noch, wie mich der Film von dem Vater, der seinem Sohn vorgespielt hat, das KZ sei ein Spiel, berührt hat, "Das Leben ist schön" hieß er. Kennst du den? Von daher ha es mir gefallen, dass du die Sache so angehst und auch darauf beharrst, dass sie (die Gesch.) bei aller Schrecklichkeit die Romatik "bewahren" soll.

Aber es geht mir ähnlich wie Fliege, ein kleines bisschen mehr Tiefe und Hintergrund für die Figuren, das hätte es noch mehr gebracht.

Auch ich war durch die Verwendung der Zeiten sehr irritiert. Vom Gefühl her hätte ich es genau ander herum gemacht.
Vom Schreibstil her hab ich nicht viel zu "meckern", aber zwei Sachen gibt es schon.

1. Du verwendest oft "diese" "solche", um eine bestimmte Sache zu betonen. Ich finde, dass es ungeschickt klingt. Ich weiß schon, man will die Sache herausheben, aber ich finde es auch immer eine "faule" Lösung, die eher umgangssprachlich klingt. Man könnte es weglassen, ohne dass ein Fizzelchen Information fehlt. Oder, was mit "faul" gemeint ist, man "erspart" sich, treffende Worte zu finden, um den Sachverhalt atmosphärisch zu charakterisieren.

Da kommt uns dieser Mann entgegen. Er ist in schmutzige Klamotten gehüllt. Er humpelt, stützt sich auf einen Stock. „Vater, was hat dieser Mann?“ flüstere ich.
Hier könnte man einfach "ein" schreiben.

Mutter kommt herbeigeeilt und nimmt sie auf den Arm. Sie tröstet sie und singt dieses Lied, das uns immer beruhigt hat.
Hier zum Beispiel finde ich es faul. Welches Lied, wie klingt die Stimme, was tut die Mutter beim Singen. Was denkt der kleine Junge zu dem Lied? Was weiß ich, ist eine Möglichkeit, uns als Lesern den Protagonisten näher zu bringen. Und es ist ja sogar ein Lied, das ihn ins KZ begleitet. Er summt es, um sich zu beruhigen.

2. Außerdem finde ich, dass die Bilder, mit denen du die Liebe des Mannes zeigen willst zu "romantisch", zu herkömmlich sind für die Situation, in der seine verträumte Liebe ihm Trost bietet. .
Ich würde das selbst hier vermutlich nicht besser hinkriegen, es ist nur so ein Gefühl, dass man sich hier besser ganz karg halten muss, ist ja vielleicht auch Geschmack. Aber ich wollte es dir einfach mal zu bedenken geben.

Es war der Gedanke an ihre Augen, diese zwei dunklen Teiche, in die ich vor Wochen eintauchen durfte. Ich hatte mich in ihnen gespiegelt. Ich sah in ihnen das Bild meiner Leiche. Sie lächelte.
Da war es vielleicht dieses Glück, nicht das oberflächliche, es war die Wirklichkeit des Glücks: unendlich weit, Trost und Geborgenheit spendend.
Langsam erlosch der brennende Schmerz meiner Rippen. Mochten sie mich misshandeln, einäschern und in die Winde verstreuen, niemals hätten sie dieses Glück auch nur berühren können. Es war ihnen auch egal
Dass du am Schluss dieses Abschnitts schreibst, es war ihnen auch egal, finde ich gut. Die fett gedruckten Stellen sind es (gibt noch mehr), die mich bedenklich stimmen.
Kannst es dir ja mal durch den Kopf gehen lassen.

Anbei: Du hast ja noch eine Geschichte eingestellt in Humor. War Schnee im Titel extra so schräg geschrieben? Schnnee
Wenn nicht, ein Moderator kann dir den Fehler im Titel verbessern. Ich krieg immer Augenpickel, wenn ich das sehe.

Viele liebe Grüße und ganz viel Spaß hier, wünscht Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Novak,
Danke für deine Kritik.
Den Film "Das Leben ist schön" fand ich auch sehr bewegend, hat sich sicherlich auch hier eingeschlichen.
Dieses "dieses" nervt mich selbst, ich hoffe davon weniger Gebrauch machen zu müssen.

Nochmals Danke für die wertvollen Tips!
Cybernator

 

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