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Keine Ahnung, ob es Liebe ist...
Ich kenne Matthew nun schon seit etwa 2 Jahren, und von der ersten Minute an waren wir uns sympathisch. Er war neu an unserer Schule - Beginn der Oberstufe. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir die ersten Worte gewechselt haben - so etwas vergisst man vermutlich, wenn man sehr aufgeregt ist, denn ich fand ihn damals extrem anziehend. Zu dieser Zeit hätte man mir glatt einreden können, dass es Liebe auf den ersten Blick gibt. Nun ja, vielleicht fühlte ich, dass es keine Zukunft für meine hoffnungslose Schwärmerei gab, oder ich hatte mich schon in den nächsten verguckt (immerhin war ich ja in der Pubertät) - das kann ich heute ebenfalls nicht mehr sagen. Auf jeden Fall wurden wir (nur) Freunde. Manchmal waren wir einfach nur Bekannte. Dann mal wieder sehr gute Freunde. Ich genoss diese Phasen immer, es baute mich auf, jemanden zu haben, der mich verstand und mich zum Lachen brachte. In der Schule saßen wir in einigen Fächern nebeneinander, das festigte unsere Beziehung noch. Ein paar Monate nach unserem ersten Treffen wurde ich dann ein Paar mit seinem besten Freund Rob (nach einer kurzen Affäre mit einem Endzwanziger) und auch Matt selbst hatte kurz darauf eine Freundin. Kennengelernt habe ich sie jedoch nie. Überhaupt haben mein Kumpel und ich nie wirklich etwas zusammen unternommen, nicht in unserer Freizeit. Trotz allem hatten wir - zumindest empfinde ich das so - ein relativ inniges Verhältnis zu einander. Wir erzählten uns Kummer und Schmerz, aber auch fröhliche Erlebnisse. Übrigens ist Mattein großartiger Witzerzähler! In der Zeit, die wir uns nun schon kennen, haben wir uns weiterentwickelt. Wir sind erwachsen geworden, hatten Beziehungen, den ersten Sex, Unfälle, Tragödien und wahre Seelenqualen. Wir haben uns gestritten, umarmt, ignoriert, angehimmelt und waren ein Paar (nach dem Gerücht, dass sich tagelang an der Schule hielt), haben gerauft, gelästert, gelacht und selten mal hat einer von uns beiden eine Träne verdrückt. Freundschaften, die jahrelang gehalten hatten, gingen zu Bruch und konnten nicht mehr gerettet werden, Freunde starben und unsere Beziehungen mit anderen wurden mehr oder weniger schmerzvoll beendet. Und immer saßen wir wieder nebeneinander und waren Freunde. Vor etwa anderthalb Monaten hat sich unser Verhältnis dann allerdings rapid geändert. Ich weiß nicht, wie und wann genau, nur fiel es mir eines Tages auf. Es war ein Annäherungsverhältnis, ein Sich-Ineinander-Verlieben. Die Zuneigung, die ich für Matt empfand, wurde zu Verliebtheit, das glaube ich wenigstens. In den Stunden, in denen wir nebeneinander saßen, rutschte er oft näher an mich heran, ärgerte mich und suchte Augenkontakt. Schmetterlinge im Bauch. Himmelhoch jauchzend. Das Zu-Tode-Betrübt ließ jedoch nicht lange auf sich warten, den 2 Tage später eröffnete mit Matthew ganz nebenbei, dass er eine Freundin hatte. Mein Herz krümmte sich zusammen, die Schmetterlinge wurden zu Reißnadeln und jede noch so kleine Geste zur größten Qual. Wenn Matthew nicht blind ist, merkte er das auch. Gott sei dank, kurz darauf begannen die Winterferien und ich gewann Abstand. Oft chattete ich mit einem Bekannten oder mit anderen Freunden und so kam es, dass ich Matt vergas. Eventuell verdrängte ich ihn auch nur, denn am letzten Ferientag kam eine Karte aus Sri Lanka an, geschrieben von meinem herzallerliebsten Kumpel:
“Hallo liebe Marie,
viele Grüße aus, naja, du weißt schon wo. Ich liebe die Wärme hier, auch wenn wohl noch so ein bisschen Regenzeit zu sein scheint. Wirklich schön hier...
hdl, Matt
ps.: viele viele Tempel.... “
Und schon vergas mein Herz, dass es Matt ja eigentlich schon vergessen hatte... Und ich sagte mir, dass schon so viel Beziehungen kaputt gegangen waren, weil der Partner am Anfang dieser Liebe weggefahren war. Und ich sollte Recht behalten - in der ersten Woche nach den Ferien verließ seine Freundin ihn. Und er schien nicht wirklich traurig zu sein. Vielleicht etwas bedrückt, aber nicht traurig. Das ließ mein Herz höher schlagen, und tatsächlich... die Phase von vor den Ferien wurde wieder aufgenommen, es wurde geflirtet was das Zeug hält. Letzte Woche erzählte er mir, dass er sich selbst verletzt. Und er machte Todesandeutungen, sagte, dass nichts mehr zählen würde. Zuerst dachte ich, dass es Mitleid wäre, was ich für ihn in diesem Moment empfand, doch nach kurzer Zeit fand ich heraus, was es war: Liebe. Also versuchte ich ihn aufzubauen - ich glaube, es hat funktioniert. Das Annähern ging weiter... Gestern war ich mit ihm im Kino, zu ‘Die wunderbare Welt der Amelie’. Großartiger Film... Unsere Hände berührten sich und zum Abschied haben wir uns geküsst. Wie abgedroschen. Aber romantisch. Und er hat mir gesagt, dass er schon seit fast 2 Jahren in mich verliebt war. Wer weiß... vielleicht gibt es sie ja doch, die Liebe auf den ersten Blick...
Liebe Grüße, Mariexxx
Die Namen wurden geändert, man weiß ja nie