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Kein Weihnachtsfest in Dahlum

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31.01.2010
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Kein Weihnachtsfest in Dahlum

Der Himmel öffnete seine Pforten und urplötzlich ergoss sich ein Platzregen über das Land. Dazu blies ein aufkommender kalter Wind den vier Reitern ins Gesicht. Graf Konrad von Bakenrode trieb sein Pferd an. Der Herbst im Jahre des Herrn 968 begann früh. Das Wetter war das ganze Jahr über schon schlecht gewesen und die Bauern konnten nur mit Mühe und Not eine geringe Ernte einfahren. Doch Konrad hatte als Verwalter des Königsgutes des Pfalz Dahlum mit eiserner Hand dafür gesorgt, dass die Lager mit den Abgaben der Erbuntertänigen gut gefüllt waren. Denn sein Herr, der im vergangenen Jahr in Rom zum Kaiser gekrönte Otto II., wollte, wie es bereits Tradition unter dessen Vater war, das kommende Weihnachtsfest wieder in seiner Pfalz im Ambergau feiern.

Konrad lenkte sein Pferd an das seines Begleiters heran. Ein Mann in Mönchskutte, mit einem schmalen, glattrasierten Gesicht. Er trug wie Konrad an der Seite ein Schwert. Begleitet wurden die beiden von zwei bewaffneten Knechten, ebenfalls zu Pferde. Konrad streckte seinen Arm aus und zeigte schräg nach vorne. „Dort hinten ist an der Nette eine Mühle. Sie gehört zum Königsgut. Wir werden da rasten und morgen weiter sehen, Vater Aethelhard.“ Der Angesprochen nickte. „Wie Du befiehlst“, antwortete er und blickte nur kurz den Anführer seiner Gruppe an. Konrad war ein kräftiger Mann in den besten Jahren, hatte wohl eben gerade die Dreißig überschritten. Er trug einen Brustharnisch aus Leder und einen eisernen Streithelm, der ihn aber nicht vor den Regen schützen konnte. In seinem schwarzen Bart begannen sich die ersten Wassertropfen zu sammeln. Aethelhard war demgegenüber schmächtiger und kleiner und mit weit über 40 Lenzen schon fast ein alter Mann. Einen Kampf mit Konrad hätte er nicht bestehen können. Dafür war er aber der angesehenste Experte des Bischofs von Hildesheim, wenn es um Zauberei und schwarze Magie ging.

Schaurige Geschichten gingen um an den Herdfeuern in den Dörfern im Ambergau. Helle Lichter wurden des Nachts am Himmel gesehen. Schneller als Pfeile bewegten sie sich. Und kleine, graue Teufel oder Höllenengel, die mit diesen Lichtern kamen, trieben des Nachts ihr Unwesen. So wurde überall unter den Bauern geflüstert. Diese Geschichten erreichten nach kurzer Zeit auch das Ohr von Konrad. Für den Verwalter der Pfalz waren das beunruhigende Nachrichten. Denn wenn der deutsche König und römische Kaiser sein Weihnachtsfest in der Pfalz Dahlum feierte, dann musste die persönliche Sicherheit des Herrschers über die Christenheit gewährleistet sein. Otto hatte viele Feinde im Reich. Und wer weiß, vielleicht stand einer von ihnen mit dunklen Mächten in Verbindung. So brach Konrad persönlich auf, um den Erzählungen auf den Grund zu gehen, allerdings nicht ohne geistlichen Beistand aus Hildesheim anzufordern. Konrad war ein wagemutiger Mann. Sollte aber wirklich der Teufel selbst seine Hände im Spiel haben, konnte der Unterstützung eines Vertreters der Kirche nichts schaden. Der Bischof schickte Aethelhard, einen in allen Fragen der schwarzer Magie erfahrenen Mann.

Aethelhard waren die weltlichen Lebensgewohnheiten durchaus nicht fremd und er stand ihnen nicht ablehnend gegenüber. So zog er es auch vor, selbst mit einem Pferd von Hildesheim nach Dahlum zu reiten und versagte sich weder der reichhaltigen Tafel des Grafen noch den Genüssen eines heißen Bades. Als ihn jetzt der Regen ins Gesicht prasselte, wünschte sich Aethelhard wieder zurück in die wohl-temperierte Badestube auf der Pfalz. Er hatte zusammen mit Konrad am Abend seiner Ankunft noch ein gemeinsames Bad genommen. Die Erinnerung daran versöhnte ihn etwas mit der kalten Witterung des heutigen Tages. Ein wohlig-schönes Gefühl war es gewesen, wenn die Magd warmes Wasser brachte, es auf seinen Rücken geschüttete und dann seinen Körper abrieb. Während er diese Behandlung genoss, führte er ein kurzweiliges Gespräch mit dem Pfalzgrafen. Die Bilder tauchten in Aethelhards Geist auf, als wäre er wieder zurück in der Königsburg. Konrad saß in einem zweiten Badezuber und lies gerade sich von einer Magd einen neuen Kelch Wein bringen. Er nippte daran, rülpste kurz und bat Aethelhard dann um geistlichen Rat in einer sehr persönlichen Angelegenheit. Konrad machte sich Sorgen um einen Stammhalter. Seine Ehe mit einer Landadeligen war lange Zeit kinderlos geblieben. Als die Frau endlich ein Kind gebar, starben beide noch im Kindbett. Nun ergab es sich, dass sein Schwiegervater noch eine zweite Tochter verehelichen wollte und er drängte Konrad, diese zur neuen Frau zu nehmen. „Aber sie ist hässlich wie die Nacht“, erzählte Konrad. „Lehne ich jedoch eine Hochzeit ab, dann wird er sich gekränkt fühlen, mir vielleicht die Fehde erklären. Mir liegt aber viel an seiner Freundschaft.“

Aethelhard hatte da bedächtig genickt, eine kurze Zeit geschwiegen und dann langsam geantwortet. „Du bist ein tapferer Herr und ich bezweifele nicht, dass Du eine Fehde bestehen würdest. Aber die Freundschaft mit einem Edlen ist auch eine erstrebenswerte Sache. Und bedenke. Eine Fehde würde viel Leid über die Untertanen bringen. Gott setzte die Obrigkeit nicht nur ein, damit das Volk ihnen dienen kann, sondern die Edlen sind auch für das Volk da, müssen es schützen und für es sorgen.“ Aethelhard machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. „Und – Du brauchst doch nur zu ihr zugehen, bis ihr einen Erben gezeugt habt. Das ist der Zweck einer Ehe. Dein Vergnügen kannst Du Dir ...“ Aethelhard schwieg bedeutungsvoll.

Konrad nickte eifrig. „Ich werde es überdenken, Vater.“

Die beiden Mägde, die sich um die Badenden kümmerten, waren dann zu den Männern in die Badezuber ge-stiegen, um ihre Arbeit von dort fortzusetzen. Aethelhard spürte, wie sich sein Geschlecht aufrichtete, als er die Hände der Magd am Oberschenkel spürte. Eigentlich war er für diese Sache schon etwas alt und er freute sich mehr auf die Massage nach dem Bad. Er griff nach seinem Weinkelch. „Am Hof des Bischofs wird erzählt, dass in Rom zu der Zeit, als dort noch die Kaiser herrschten, ganze großartige Bäder erbaut wurden, nicht nur Badestuben mit Holzbottichen. Und in Ostrom soll das noch heute der Fall sein. Dort wird man von Eunuchen bedient..“

Konrad hatte daraufhin nur vergnügt in eine Brust der Magd gezwickt und gemeint. „Da ist mir dann unsere Badestube doch lieber.“

Aethelhards Gedanken kehrten aus der Vergangenheit zurück in die nasskalte Gegenwart auf den Pferderücken.

Seit gestern durchstreiften die Vier bereits die Ländereien des Ambergaues. Und in der Tat gab es ungewöhnliche Dinge zu vermelden. Wenige Stunden nach Verlassen der Pfalz waren sie auf einen verbrannten Kreis auf einer Kuhwiese gestoßen. Konrad hatte als erstes das seltsame Zeichen auf der Weide entdeckt. Die hier gehaltenen Kühe standen am äußersten anderen Ende des mit einem primitiven Holzzaun eingegrenzten Gebietes und schienen den anderen Teil ihrer Weide zu meiden. Nachdem sich die Männer bekreuzigt und Aethelhard vorsorglich sein an einer Kette umgehängtes Kreuz in die Hand genommen und der geschundenen Erde entgegengehalten hatte, waren sie an den seltsamen Kreis herangeritten. Ihre Pferde scheuten und mussten mit Gewalt dorthin gedrängt werden.

Während die beiden Knechte auf ihren Reittieren sitzen blieben, Pfeil und Bogen in die Hand nahmen und nach möglichen Feinden Ausschau hielten, stiegen Konrad und Aethelhard ab, um das im Boden eingebrannte Zeichen näher zu begutachten.

„Ist es ein Fußabtritt des Teufels?“ fragte Konrad leise.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte Aethelhard ebenso leise zurück. Der Kreis aus verbranntem Gras und Erde war etwa einen Unterarm dick und maß rund vier Pferdelängen im Durchmesser. „Wenn es der Teufel war, muss er riesige Füße haben“, murmelte Aethelhard verwirrt. Der Kreis war sehr exakt. Was konnte so genau ein solches Zeichen auf den Boden brennen?

Doch keine weiteren Hinweise waren zu entdecken. Nach einer Weile zogen die Männer weiter, befragten hier und da Bauern, die sie trafen und nächtigten schließlich im Freien auf einer Waldlichtung. Mitten in der Nacht mein-te einer der Knechte, am Himmel ein schnelles Licht ge-sehen zu haben. Aber so sehr die anderen auch Ausschau hielten, das Licht war nicht wieder zu entdecken. Aethelhard schloss, es müsse sich um eine Sternschnuppe ge-handelt haben. Am frühen Morgen brachen sie durchgefroren wieder auf. Konrad entschied, die nächste Nacht ein warmes Quartier bei einem Hörigen zu nehmen. Nun neigte auch dieser Tag sich seinem Ende zu, ohne dass den vier Männern noch etwas Besonderes aufgefallen wäre.

Die Reiter erreichten die von Konrad angekündigte Wassermühle. Es war ein längliches Hallenhaus, mit dem Mahlwerk, das von den Wassern der Nette angetrieben wurde, mit den Wohn- und Schlafräumen der Müllersleute und für das Gesinde, und – alles unter einem Dach - einen kleinen Stall. Denn vom Handwerk allein lies es sich in dieser schweren Zeit nicht leben.

Konrad rief den Müller heraus. Ein kräftiger Mann wohl fast in Aethelhards Alter trat den Ankömmlingen entgegen. „Gott mit Dir, Müller. Ich bin Graf Konrad und das hier ist Aethelhard von Gravesdorpe. Wir werden heute bei Dir nächtigen!“ ordnete er an. Der Müller verbeugte sich. „Gott mit Euch. Seid willkommen, ihr Herren.“

Die beiden Knechte wurden in den Stall geschickt. Dort mussten sie sich ein Lager bereiten und ihr Essen ein-nehmen. Konrad und Aethelhard hingegen setzten sich mit der Müllerfamilie an den Herd um nach einem gemeinsamen Gebet das Abendessen einzunehmen. In ei-nem großen Topf dampfte Suppe. Jeder tauchte mit ei-nem vom Laib abgebrochenen Stück Brot hinein. „Verzeiht ihr Herren“, sagte der Müller und deutete auf den Topf, „aber mehr kann ich Euch nicht anbieten. Es ist unser einziges Mal und ...“. „Es ist schon gut“ wehrte Aethelhard ab. „Für gottesfürchtige Christen ist jedes Mahl, dass der Herr uns einnehmen lässt, eine Gaumenfreunde.“. Ein junges Mädchen schenkte frisches Wasser in die Becher der beiden Gäste. Konrad betrachtete sie aufmerksam. „Sie ist hübsch. Deine Tochter?“ fragte er den Müller. Der nickte eifrig. „Ja, Herr, sie zählt 15 Jahre.“ Konrad fasste das Mädchen am Arm, hielt sie kurz fest und musterte sie eingehend. „Teile heute Nacht Dein Lager mit mir“, sagte er. Das Mädchen verbeugte sich stumm.

Eine ältere Frau mit verhärmten Gesicht brachte Obst herein. Der Müller sprach Aethelhard an. „Ich habe nur eine Tochter. Aber wenn Ihr beliebt, Vater, meine Magd ...“ Aethelhard maß die Frau mit einem erschrockenen Blick. „Nein, ich glaube, ich sollte lieber die Nacht allein verbringen. Als Mann Gottes liegt meine Freude im stillen Gebet.“ Der Müller zuckte die Schultern. „Wie Ihr wünscht, Vater.“

„Sag, Müller“ sprach Konrad mit vollem Munde, bevor ihm ein Rülpser laut und deutlich unterbrach, was weißt Du über die Spukerscheinungen, von denen man so hört?

Der Müller, seine Frau, die kaum anders aussah als ihre Magd und genauso abgearbeitet wirkte, hielten gleichzeitig wie auf Befehl mit dem Essen inne und rührten sich für einen Moment nicht mehr. Dann bekreuzigten sie sich rasch. Aethelhard registrierte dies zufrieden und grunzte Zustimmung. Die Gläubigkeit war im gemeinen Volke trotz aller Bemühungen der Kirche in weiten Teilen im-mer noch nur eine oberflächliche Fassade. Darunter leb-ten in den sächsischen Dickköpfen des Ambergaues die alten heidnischen Götter weiter. Schließlich hatte schon Kaiser Karl große Mühe gehabt, die Sachsen unter das Kreuz zu zwingen. Und erst zum letzten Weihnachtsfest versuchten ein paar junge Adelige einen alten heidnischen Brauch wieder zu beleben. Als Knecht Ruprecht verkleidet zogen sie durch ihre Dörfer und beglückten die jungen Frauen, die man danach sicherlich nicht mehr Jungfrauen nennen konnte. Denn Ruprecht war eine die Fruchtbarkeit bringende Gestalt und das nahmen die jun-gen Leute sehr ernst. Als ein Priester ihnen entgegen trat und die heidnischen Bräuche verurteilte, erschlugen sie ihn kurzerhand. Nun war es auch für den Bischof zu viel des Guten und er griff mit scharfen Worten ein. Bei den Müllersleuten gab es indes keinerlei Zweifel am richtigen Glauben. Wer so rasch das Zeichen des Kreuzes schlug wie sie, der führte ein gottgefälliges Leben.

Mit bleichem Gesicht und stockend begann nach erneuter Aufforderung von Konrad und einem tröstenden Zuspruch seitens Aethelhards der Müller zu erzählen. „Jesus ist mein Zeuge, Herr. Seit vier Wochen sind in der Nacht Lichter am Himmel zu sehen, die sich hin und her bewegen wie Vögel. Sie kommen näher oder entfernen sich, tanzen fast am Himmel einen teuflischen Tanz. Ich selbst habe einmal ein Licht gesehen. Es tauchte die Mühle für einen Augenblick in taghelles Licht, obwohl die Sonne schon lange untergegangen ist. Mit dem Licht kommt der Teufel. Er holt sich den einen oder anderen. So hat er sich vor erst drei Tagen den Hinrik und dessen Frau vom Gehöft drüben am anderen Ufer der Nette für eine Nach geholt. Ganz verstört waren sie daraufhin und erzählten absonderliche Dinge.“

„Morgen müssen wir mit ihnen sprechen“, fiel ihm Aethelhard ins Wort. Der Müller schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, Vater, Ihr kommt zu spät. Die Leute aus dem Dorf haben den Hof mitsamt Hinrik und alles was dort lebte verbrannt.“

„Wie konnten sie...“ fuhr Aethelhard auf. Der Müller senkte den Kopf. „Unser Pfarrer hat es befürwortet und die Mutigsten, die brannten, zuvor gesegnet. Wie kann es denn da falsch sein, Vater?“

„Nun ja“, entgegnete Aethelhard mühsam beherrscht, „einige Diener unserer Kirche scheinen etwas voreilig zu handeln. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern.“

Nach dem Mahl rülpste auch Aethelhard um zu zeigen, dass es ihm gemundet hatte. Dann zogen sich Konrad und Aethelhard in die Schlafstube des Müllerehepaares zurück, welches diese Nacht dafür auf den Fußboden rund um die Herdstelle verbringen würde. Konrad beschlagnahmte den Bettkasten, Aethelhard breitete Decken auf den Boden aus. „Nicht so wie im Dormitorium in Hildesheim, aber es wird für die Nacht gehen“, murmelte er.

„Was meinst Du, Vater“, sprach ihn Konrad an, während sie sich beide entkleideten. „Der Teufel oder böse Dämonen scheinen wirklich ihr Unwesen hier zu treiben. Wie können wir sie austreiben?“

Aethelhard zog nachdenklich seine Stirn in Falten. „Das gemeine Volk ist sehr abergläubisch, zum Teil auch noch in heidnischen Vorstellungen befangen. Ich vermag mir noch kein rechtes Bild davon zu machen, was hier tat-sächlich geschehen ist.“

„Aber die Lichter. Und die Höllenengel... Und vergiss nicht jenes seltsame Zeichen auf der Weide gestern“

Aethelhard wiegte noch einmal bedächtig seinen Kopf. „Ich bin schon oft gerufen worden, wenn es hieß, der Teufel habe seine Hand im Spiel. Aber immer fand ich eine ganz normale Erklärung für die angeblich unerklärlichen Vorkommnisse. Und zumeist haben die Leute in ihren Berichten auch sehr stark übertrieben und vieles hinzu fabuliert. Die Angst trübt offensichtlich das Auge und den Geist.“

Konrad blickte erstaunt auf. „Dann glaubst Du nicht an den Teufel?“

„Doch schon. Aber das Böse ist bisher nie persönlich aufgetreten. Immer hat es sich der Menschen bemächtigt und sie zu falschem Handeln getrieben.“

„Und die Lichter am Himmel? Das können keine Bauerntölpel mit Fackeln oder Kerzen gewesen sein.“

„Ich weiß nicht, was das war, Herr. Aber ich sprach ein-mal mit einem Pilger aus dem Heiligen Land. Er war quer durch Libyen gereist. Dieser Mann berichtete mir, dass einige der Gelehrten unter den Muselmanen noch wussten, dass vor vielen Jahrhunderten auch der König der Ägypter das Geheimnis kalten Feuers kannte. Der Pharao und seine Priester konnten angeblich Glaskörper zum Leuchten bringen, ohne dass diese verbrannten, mit Hilfe einer geheimnisvollen Kraft.“

Konrad schüttelte unwirsch den Kopf. „Heidnisches Geschwätz. Kaltes Feuer! Nur ein Narr kann so etwas ersinnen.“

„Urteile nicht vorschnell. Mein Gewährsmann hat die Bauanleitung eines Apparates mitgebracht. Du brauchst ein Gefäß aus gebrannter Erde mit einem Kupferzylinder darinnen und ein Eisenstäbchen mit Blei überzogen.. Du schüttest dann Weinessig hinein und ...“

„Ist dann ein kaltes Feuer abgebrannt und hat Dir Deine Nacht erleuchtet?“ unterbrach ihn Konrad.

„Nein, aber ...“

Konrad wehrte mit einer Handbewegung ab. „Dann, Vater, ist die Geschichte vom König der Ägypter doch nicht wahr.“

Es klopfte an der Tür und ohne abzuwarten trat die Müllerstochter herein. Wortlos lies sie ihr Kleid herabfallen und schlüpfte in das Bett zum Grafen. Aethelhard blies die Kerzen aus, drehte sich zur anderen Seite und zog die Decke über die Ohren. Dann murmelte er noch rasch ein kurzes Gebet.

Nach einigen Stunden – im Bettkasten bei dem Grafen und dem Mädchen war es ruhig geworden und nur das Schnarchen von Konrad drang noch daraus hervor - verspürte Aethelhard das drängende Gefühl, sich zu erleichtern. Er hatte keinen Nachttopf gesehen. So warf er seinen Mantel um sich, schlich vorsichtig ins Freie und hockte sich hinter dem Haus ins Gras. Er stolperte auf den Weg dorthin mehrmals. Der Himmel war wolkenverhangen, kein Stern erleuchtete den Weg und seine kleine Kerze, die er am noch brennenden Herdfeuer entzündet hatte, vermochte die Dunkelheit kaum zu erhellen. Mit einem Mal war es Aethelhard, als ob ein Stern durch die Wolken schien. Er blickte noch einmal nach oben, aber er sah nur in die Dunkelheit. Aethelhard zuckte die Schultern. Die Müdigkeit trübte seine Sinne. Nachdem er sich entleert hatte, tappte er vorsichtig zurück zu seinem Lager und schlief kurz darauf ein.

Es war wohl bereits weit nach Mitternacht, als die beiden Knechte zusammen mit dem Müller an die Tür bollerten. Draußen vor dem Haus hörte man die Hunde kläffen und die Kühe des Müllers blökte. Auch die Gänse schnatterten mit ohrenbetäubenden Lärm. „Herr, Herr, wacht auf“, riefen die beiden Knechte wie im Chor.

Konrad sprang aus dem Bett und so, wie ihn der Herrgott erschaffen hatte, riß er die Zimmertür auf.- „Was ist los“, herrschte er seine Leute an.

„Herr, das Vieh tobt wie wild und dort hinter dem Wald beim Dorf ist ein helles Licht!“

Konrad entschied sofort. „Wir ziehen uns an und sehen nach. Und ihr“, er wandte sich zu dem zitternden Müller und seiner Tochter um, „ihr betet inzwischen für unser Seelenheil!“

Kurze Zeit später galoppierten die vier Bewaffneten in Richtung Dorf einen kleinen Hügel hinauf.

Kein Windhauch regte sich, selbst der Regen hatte auf-gehört. Ein ovales, längliches Etwas schwebte über den Bäumen und tauchte das Gelände unter ihm in ein fahles gleißendes Licht. Bei diesem Anblick schrien die beiden Knechte des Grafen laut auf, riefen „Der Teufel, der Teufel!“ wendeten ihre Pferde und stoben davon.

„Feiglinge, ich werde euch bei lebendigem Leib häuten lassen“, zischte Graf Konrad. Dann, resigniert, fragte er an Aethelhard gewandt: „Was schlägst Du vor,Vater, was sollen wir jetzt tun? Und was, um Himmels Willen, ist das da eigentlich?“

„Der Wald geht fast bis zum Dorfrand. Er gibt uns Deckung. Binden wir unsere Pferde hier an den Baum und schleichen uns näher heran. Vielleicht können wir dann mehr sehen.“

„Und wenn der Teufel dort oben tatsächlich leibhaftig schwebt?“, flüsterte Konrad nun merklich leiser.

„Teufel schweben in der Regel nicht. Davon wurde noch nie berichtet. Das spricht dafür, dass es sich bei dem Licht um etwas anderes handelt. Aber, wie dem auch sei. Wenn der Dämon oder was es auch immer sein mag uns bis jetzt nicht bemerkt hat, haben wir eine gute Chance, unbemerkt noch näher heranzu-kommen.“

„Wofür sollte das gut sein?“

„Nun, um seine Gegner besiegen zu können, muss man sie vorher genau studieren.“

„Hat das Jesus gesagt?“

Aethelhard blickte einen Augenblick verwirrt auf Konrad. „Nein, natürlich nicht. Aber zutreffend ist es trotzdem. Halt dein Kreuzamulett fest in der einen Hand, nimm mit der anderen Deinen Speer und komm.“ Aethelhard hielt einen Moment inne. „Schade, wir haben kein Pergament und kein Schreibzeug. Dann können wir uns schriftlich verständigen und brauchten nicht zu flüstern. Schreiben wäre leiser. Ich weiß nicht, wie gute Oh-ren dieses Lichtwesen hat.“

„Schreiben?“ echotete Konrad fragend. Aethelhard schaute zu ihm auf. „Ach so, ich vergaß. Na ja, es war auch nur so ein Gedanke. Komm, lass uns gehen.“

Konrad seufzte, nahm seinen goldenen Kreuzumhänger fest in die linke Hand, zog mit der rechten den Speer aus der Halterung am Sattel und flüsterte dann: „Ich bin bereit.“

Vorsichtig, jedes unnütze Geräusch vermeidend, schlichen die beiden durch den dank der Schweinemast lichten Wald in Richtung des Dorfes. Das helle Licht am Himmel tauchte die Häuser des Dorfes in einem unwirklichen Schein. Konrad konnte einige Bewohner erkennen, die offenbar aufgeschreckt, aus ihren Hütten gekommen und im Stehen eingeschlafen waren. Jedenfalls rührten sie sich nicht mehr, fielen aber auch nicht tot zu Boden. Das ganze wirkte wie ein Bild, festgehalten von einem begnadeten, aber auch wahnsinnigen Künstler.

Aethelhard trat auf ein weiches Moospolster wie er glaubte, das aber plötzlich nachgab. Er strauchelte, stolperte an einem Busch vorbei und ... Selbst Aethelhard stockte der Atem. Sie standen vor einem der kleinen grauen Höllenengel, der an einem seltsamen goldglänzenden Zylinder hantierte, welcher auf der Erde lag. Der Höllenengel oder Teufel hatte keine Nase und keine Ohren, dafür riesige unergründliche schräg gestellte schwarze Augen. Er schien genauso überrascht von der unerwarteten Begegnung wie der Pfalzgraf und der Priester. Konrad fing sich als erster. Schnell holte er aus und stieß den Speer nach dem seltsamen Wesen. Der Höllenengel schrie nicht als ihn die Waffe durchbohrte, er blutete auch nicht, er kippte nur lautlos nach vorn zu Boden, wodurch der Speer nur noch weiter in ihn hinein drang.

Konrad und Aethelhard warteten einen Augenblick. Als sich nichts rührte, traten sie an das graue Männlein heran. Aethelhard stieß vorsichtig mit der Spitze seines Schwertes in die lederartige Haut des unbekleideten Wesens. „Tot“, stellte er dann fest, „tot wie ein Mensch oder Tier. Das ist ungewöhnlich für einen unsterblichen Dämon.“

„Was ist das?“ Konrad deutete auf den Zylinder. Vielleicht zwei Ellen lang und eine Hand breit schimmerte er goldglänzend im fahlen Licht. „Ist es einer Deiner Apparate vom Pharao, die kaltes Feuer erzeugen können? Es scheint aus Gold zu sein.“

„Fass es nicht an!“ stieß Aethelhard hervor. Aber es war schon zu spät, Konrad hatte eine Art kleinen Hebel oder so etwas ähnliches berührt. Am Zylinder war zwar keine weitere Veränderung zu bemerken, das Dorf jedoch erwachte zum Leben. Vieh lärmte wieder und die Menschen fielen aus ihrer Starre.

„Mit diesem Ding haben sie das ganze Dorf zum Schlafen gebracht“, kombinierte Aethelhard.

Konrad stieß ihn an. „Sieh!“ Der leuchtende Körper in der Höhe über dem Dorf begann sich langsam zu bewegen.“

„Rückzug zur rechten Zeit ist kein Zeichen von Angst, sondern von Klugheit“, murmelte Aethelhard und dann lauter: „Weg hier!“

„Das Gold nehmen wir mit“, sagte Konrad und packte den Zylinder. Der Graf stutzte. Obwohl das Ding relativ klein war, wog es doch mehr, als er gedacht hatte. Ob es aus purem Gold war? Ächzend klemmte er es unter seinem Arm. und folgte dann Aethelhard.

Die beiden Männer zogen sich ins Unterholz zurück zu ihren Pferden. Dicht an die Tiere geschmiegt, so als sollten sie ihnen mit ihrem Körper zusätzlich Deckung geben, warteten die beiden dann. Das Herz klopfte Aethelhard bis zum Hals und auch Konrad machte einen sehr gespannten Eindruck. Die Pferde wurden unruhig. Das leuchtende Etwas über ihnen am Himmel bewegte sich lautlos hin und her, so als suche es etwas. Ein scharf begrenzter Lichtstrahl, wie ihn keine Kerze hervorrufen konnte, bahnte sich seinen Weg in den Wald, leuchtete hierin und dorthin, streifte kurz die Pferde, hielt inner und bewegte sich dann weiter. Nach einiger Zeit drehte das schwebende Etwas am Himmel ab und verschwand pfeilschnell in der Nacht.

Konrad seufzte erleichtert. „Der Teufel hat uns nicht gesehen, nur unsere Pferde. Wir sollten so schnell wie möglich in den Schutz der Pfalz zurückkehren“, überlegte Konrad, „ehe der Teufel wieder kommt. Ich finde den Weg zurück auch in der Nacht.“

„Ich weiß nicht, ob Deine Burgmauern stark genug sind um das hier abzuwehren“, murmelte Aethelhard. Er folgte jedoch den Pfalzgrafen und schwang sich in den Sattel. Nieselregen setzte ein, nach einiger Zeit brach dann aber die Wolkendecke auf und die schmale Sichel des Mondes spendete etwas Licht.

Aethelhard spähte immer wieder nach oben. Doch kein beweglicher Stern war zu sehen. Nur ein einsamer Wolf heulte in der Ferne.

Konrad und Aethelhard ritten langsam, aber ohne Pause, bis sie zu den Bergsporn kamen, auf den oben die Pfalz Dahlum mit ihren mächtigen Mauern lag, die im ersten Schein der aufgehenden Sonne rötlich schimmerten. Irgendwo krähte ein Hahn und von den Ställen auf der Vorbau schallte Schweinequieken herüber.

Konrad schüttelte sich. „Ein schöner Morgen“, stellte er fest. „Fast kommt mir das Erlebnis in der Nacht wie ein böser Traum vor – wenn dies goldene Ding hier nicht wäre.“ Er blickte auf seinen Schoß herab, wo der Zylin-der zwischen seinem Körper und dem Sattel eingeklemmt war.

Sie ritten nun in die Vorburg hinein. Stallgeruch wehte ihnen entgegen. Knechte und Mägde waren schon bei der Arbeit. Der Weg führte an der Pfalzkapelle zur heiligen Jungfrau Maria vorbei in Richtung Toreingang zur Hauptburg. „Ich freue mich auf ein gemeinsames Bad mit Dir“, sagte Konrad, danach wollen wir gut speisen und dann uns dieses goldene Ding näher besehen.“ Plötzlich beugte sich Aethelhard aber zu seinem Begleiter hinüber und an fasste ihn an dem Arm.. „Warte“, flüsterte er. „Sieh über die Kapelle. Da schimmert Eisen im Sonnen-licht.“ Konrad blinzelte hinüber und stieß die Luft aus. „Das ist das leuchtende Etwas vom Dorf. Aber jetzt leuchtet es nicht mehr, sondern spiegelt nur das Sonnenlicht. Der Teufel scheint voll und ganz mit Eisen gepanzert zu sein.“

„Er wartet auf uns. Er weiß, dass wir das da haben.“ Aethelhard deutete auf den goldenen Zylinder. „Und er weiß wohl, dass wir nun hier zurück sind. Wahrscheinlich will er sich dieses Zauberding wiederholen.“

„Fliehen können wir nicht. Ich habe gesehen, wie schnell der Teufel in der Nacht flog. Er wird uns sofort erreichen. Aber in die Kapelle könnten wir es schaffen. Sind wir im Schutz der Mutter Gottes sicher vor dem Teufel?“ fragte Konrad.

Aethelhard schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich fürchte, gegen das hier bietet weder unsere heilige Jungfrau noch sonst wer Schutz.“

„Dann sterben wir nun mit Ehre und ...“ Konrad erbleichte. „Der Kaiser wird bald erwartet. Wenn Otto in die Hand dieser Höllenengel fällt, dann ist er und das Reich verloren.“

„Vielleicht verschwinden der Teufel und seine Höllenengel, wenn wir ihnen das Ding da wiedergeben“, sinnierte Aethelhard.

„Nein!“ Konrad richtete sich auf. „Der Teufel will sich des Reiches und unseres Königs und Kaisers bemächtigen. Ich habe Otto ewige Treue geschworen und werde das nicht zulassen.“

„Wir können nichts tun und nur beten. Dies ist eine zu große Prüfung Gottes für uns“, entgegnete Aethelhard.

„Doch, ich kann etwas tun!. Ich lasse sie alle schlafen!“ Konrad packte den Zylinder, drückte seine Hacken in die Seite des Pferdes und galoppierte in die Hauptburg hinein. Mitten im Ritt musste er den kleinen Hebel am Zylinder betätigt haben, denn augenblicklich erstarrten er und sein Pferd und alle Menschen und Tiere, die sich im Bereich der Hauptburg befanden. Später konnte Aethelhard nicht mehr sagen, wieso sich ihm ausgerechnet ein Anblick besonders einprägte. Er sah mit zusammengekniffenen Augen den Pfalzkoch, der im Hof mit einem Küchenjungen gestritten hatte. Der Koch stand da mit erhobener Hand, um den Burschen zu schlagen. Doch beide verharrten in der Bewegung und waren zu Monumenten erstarrt.

Der Teufel in der Luft schien davon unberührt. Er stieg etwas in der Höhe und bewegte sich lautlos seitwärts. Ein riesiger Schatten fiel nun auf die Vorburg. Erst jetzt bemerkten die anderen Menschen, was hier vor sich ging. In Panik ließen sie ihre Arbeitsgeräte fallen und rannten schreiend zum Tor hinaus. Nur Aethelhard blieb auf seinen Pferd sitzen und beruhigte es. Irgendetwas in ihm veranlaßte ihn, abzuwarten und nicht wie die anderen die Flucht zu ergreifen.

Von dem eisernen fliegenden Teufel löste sich ein Feuerblitz und schoss auf die Pfalz zu. Doch der Blitz wurde ebenso von der herrschenden Starre eingefangen wie alles andere im inneren Bereich der Veste. Knapp oberhalb des Daches vom Palas verharrte der Blitz in der Luft, als unbeweglicher Feuerfleck. Der fliegende Teufel setzte nun zu einer Kurve an und raste dann in Himmel hinauf. Mit atemberaubender Geschwindigkeit wurde er immer kleiner bis Aethelhard ihn nicht mehr ausmachen konnte. Erst jetzt wendete der Priester sein Pferd und ritt langsam aus der Vorburg hinaus. Vor dem Tor traf er auf eine Handvoll Kriegsknechte. Die hatten sich ein Herz gefasst und waren zurück geschlichen. Aethelhard hielt sie auf. „Der innere Pfalzbereich ist von einem bösen Zauber erfasst. Jeder der die Hauptburg betritt, fällt in einem tiefen Schlaf“, sagte er zu den Leuten. „Lasst niemanden dort hinein. Pflanzt Dornenhecken, die einen jeden den Zutritt verwehren!“

„Wie lange schlafen sie, Vater?“ fragte einer der Soldaten. Aethelhard zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, vielleicht für immer, vielleicht 100 Jahre.“

„Und der Kaiser? Er wird in den nächsten Wochen erwartet“

„Der Kaiser“, entgegnete Aethelhard, „der Kaiser muss das Weihnachtsfest woanders feiern. Dieses und wohl auch die nächsten. Führt nun meine Anordnungen aus. Ich spreche im Namen des Bischofs.“ Dann ritt er fort, um seinen Herrn in Hildesheim zu berichten.

Aethelhard lebte noch 17 Jahre und entschlief selig in seinem Bett. Konrad lebte nur noch den Bruchteil einer Sekunde, starb aber erst 84 Jahre nach Aethelhard. Dann war der Energievorrat in dem goldenen Zylinder erschöpft. Für noch nicht einmal eine Sekunde erwachte Konrad nun zu neuem, kurzen Leben. Der Feuerblitz war aber ebenfalls nicht mehr gefangen. Er stürzte zu Boden, erreichte den Palas und hüllte ihn ein, er wuchs an und erfüllte auch den inneren Burghof. Der goldene Zylinder und mit ihm Graf Konrad und alle anderen, ob Mensch oder Tier, zerschmolzen. Rauch hüllte die Ruinen der inneren Burg ein.

Kein Kaiser und kein König verbrachte mehr Weihnachten auf der Pfalz Dahlum. Ihre Reste gelangten in die Hände verschiedener Herren und verfielen im Laufe der kommenden Jahrhunderte immer weiter, bis schließlich anno 1355 der Rat des unweit gelegenen Landstädtchens Bockenem die Ruinen als „Steinkuhle“ kaufte. Die einst so mächtige Königspfalz geriet in Vergessenheit. Der Pfalzkoch jedoch, der mitten im Schlag eingeschlafen war, und sein Küchenjunge blieben aber in der Erinnerung der Leute bewahrt. Und um ihn herum wob das Volk eine neue Legende. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

 

Hallo Jens,

herzlich willkommen hier!

Gefällt mir, deine Geschichte.
Es gibt nicht viele mittelalterliche SF-Geschichten und so ist da noch viel Raum für unverbrauchte Themen. Diesen Raum hast du gut genutzt, mit außergewöhnlichen Ideen gefüllt, und manchmal dabei etwas übertrieben. Aber dazu später mehr.

Zunächst der Einstieg in die Geschichte.

Sie beginnt mit einem Wetterbericht und der Info, die Bauern hätten ihre Mühe gehabt, genug Korn einzubringen, aber Konrad hätte dann doch dafür gesorgt, dass die Läger mit den Ernteabgaben sich ausreichend füllten.
Das ist nicht besonders aufregend und hat auch mit der Geschichte nur sehr wenig zu tun. Die Versuchung für den Leser hier abzubrechen ist groß.

Hier eine andere Möglichkeit (aus deinem Text):

Schaurige Geschichten gingen um an den Herdfeuern in den Dörfern im Ambergau. Helle Lichter wurden des Nachts am Himmel gesehen. Schneller als Pfeile bewegten sie sich. Und kleine, graue Teufel oder Höllenengel, die mit diesen Lichtern kamen, trieben des Nachts ihr Unwesen. So wurde überall unter den Bauern geflüstert. Diese Geschichten erreichten nach kurzer Zeit auch das Ohr von Konrad. Für den Verwalter der Pfalz waren das beunruhigende Nachrichten. Denn wenn der deutsche König und römische Kaiser sein Weihnachtsfest in der Pfalz Dahlum feierte, dann musste die persönliche Sicherheit des Herrschers über die Christenheit gewährleistet sein. Otto hatte viele Feinde im Reich. Und wer weiß, vielleicht stand einer von ihnen mit dunklen Mächten in Verbindung. So brach Konrad persönlich auf, um den Erzählungen auf den Grund zu gehen,
Das wäre der interessantere Einstieg in die Geschichte gewesen. Der Leser wäre sofort über den Konflikt informiert.

Nun eine der Übertreibungen die ich Eingangs andeutete. Von:

Aethelhard waren die weltlichen Lebensgewohnheiten durchaus nicht fremd und er stand ihnen nicht ablehnend gegenüber.
bis:
„Und – Du brauchst doch nur zu ihr zugehen, bis ihr einen Erben gezeugt habt. Das ist der Zweck einer Ehe. Dein Vergnü-gen kannst Du Dir ...“ Aethelhard schwieg bedeutungsvoll.
Der ganze Abschnitt ist für eine Historik-Geschichte nicht uninteressant. Jedoch in dieser Geschichte sollten historische Bilder nur am Rande auftauchen und dann auch zielgerichtet aufs Thema „Alien-Attacke“ im frühen Mittelalter. Konrads Nachwuchsprobleme und ähnliche Themen bringen die Story nicht voran.

Kein Kaiser und kein König verbrachte mehr Weihnachten auf der Pfalz Dahlum … usw.
Auch dieser letzte Absatz muss nicht sein. Gefallen hat mir die Verbindung zum Märchen und dessen Entstehung schon. Aber wenn ich die Überschrift betrachte, ist die Geschichte eigentlich mit der Zerstörung der Burg vorbei.

Soweit mein Eindruck.
Alles in Allem gern gelesen!

Gruß
Asterix

 

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