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Kein Liebesroman

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29.12.2008
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Kein Liebesroman

Ich gehe alleine durch den dunklen Kellerflur einer kleinen Stadtschule irgendwo hoch im Norden Deutschlands und höre plötzlich merkwürdige Geräusche. Es klingt wie ein Wimmern und Stöhnen und scheint aus der kleinen Schulküche vier Schritte vor mir zu kommen. Vorsichtig gehe ich näher an die geschlossene Tür heran und lausche. Auf der anderen Seite lehnt sich wohl jemand an die Tür, dann gibt es einen leisen Knall gegen die Tür und eine männliche Person stöhnt auf. Metallene Gürtelschnallen rascheln und klacken schließlich in den Verschluss. Ein Reisverschluss wird hochgezogen und dann vernehme ich, wie jemand etwas vom Boden aufnimmt. Es scheint eine Tasche zu sein. Ich laufe schell weiter bis zum Ende des Flurs, wo ich in eine Nische einbiege um vorsichtig zurück um die Ecke sehen zu können. Die Tür wird vorsichtig geöffnet und ein junger dunkelhaariger Kerl mit dunklem Teint schielt vorsichtig heraus; er verlässt hastig den Raum und geht auf dem anderen Ende des Flures die Treppen hinauf. Ein paar Sekunden später wird die Tür ein zweites Mal geöffnet und ein blondes Mädchen kommt mit hängenden schultern und gesenktem Kopf heraus. Sie schließt die Tür hinter sich und steckt dann einen Schlüssel in das Schloss. Niedergeschlagen schlendert sie in meine Richtung und geht ohne aufzusehen an mir vorbei die Treppen hoch. Sie sieht traurig aus.
Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass dieses Mädchen in letzter Zeit öfter deprimiert und unzufrieden wirkt. Was ist nur mit ihr? Und überhaupt – was hat sie mit diesem Jungen zu schaffen? Er sieht zugegebenermaßen nicht schlecht aus, doch damit ist er jawohl nicht der Einzige. Merkwürdig! Wenn ich mir ihn mal genauer anschaue kann ich außerdem keine Veränderungen erkennen. Er ist noch immer der, der er schon immer war. Er redet viel und scheint im Gegensatz zu ihr ganz „normal“ zu sein. Ich kann nicht mal Ansätze einer leichten Traurigkeit erfassen. Was soll das Ganze nur?

Seit diesem merkwürdigen Ereignis im Keller sind einige Tage vergangen und ich habe die wildesten Theorien über dieses Thema verworfen: Vielleicht braucht das Mädchen Geld für irgendetwas? Vielleicht sogar für Drogen? Was wäre, wenn sie anschaffen gehen muss? Vielleicht hat der Typ ja auch etwas gegen sie in der Hand? Ein Geheimnis – eins, von dem niemand erfahren darf… Oder vielleicht sind die beiden einfach nur sexsüchtig?
Bei meinen Überlegungen bin ich mehr als einmal ganz schön ins Schwitzen gekommen. Ich will endlich wissen, was da los ist!
Es ist gerade Hofpause und ich bin auf der Suche nach einem Kumpel von mir, der wie die beiden in die Oberstufe geht. In der Raucherecke entdecke ich ihn schließlich. „Auf geht’s!“, sage ich mir, während ich ihn fast platzend vor Spannung und mit eiligen Schritten ansteure. „Na Alter!“, begrüße ich ihn. Kaum ausgesprochen wirft neben mir jemand in die Runde: „Na Dicker, kommst lag auf ´ne Zigarette danach oder is´ die gegen die Nervosität vorm nicht mehr allzu geheimen Kellergang?!“ Ein teilweise schadenfrohes, teilweise bemitleidendes Lachen geht in der Raucherecke reih um. Ale wissen bescheid - sogar Leute, die weder ihn noch das traurige Mädchen aus dem Keller genau kenn, finden sich zu einem allgemeinen Gelächter zusammen.
Ich frage mich, ob ich die Einzige bin, die sich etwas unwohl bei der ganzen Geschichte fühlt. Ich weiß zwar nicht genau, woher dieses Unbehagen kommt, denn ich kenne das „Kellerpaar“, wie es inzwischen von überall her tönt, eigentlich auch nicht weiter, aber ein bisschen unangenehm ist mir das alles schon. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich die beiden mit eigenen Augen kurz nach ihrem Akt gesehen habe?
„Seht mal, wer da kommt!“, reißt mich eine besonders laute Stimme aus meinen Gedanken, „Da hat es wohl jemand dringend nötig!“. Ein wirres Gelächter bricht aus. Jeder möchte scheinbar seinen Senf dazu geben und die beiden aufziehen. Als das besagte Mädchen nur noch etwa anderthalb Meter entfernt ist, richten sich alle Blicke erwartungsvoll auf sie. Das Gelächter verstummt ganz langsam, alles ist still und ein jeder macht sich auf die drohende Explosion gefasst. „Hast du mal Feuer?“, fragt sie lediglich irgendein Mädchen aus der Elften, bevor sie sich eine Zigarette anzündet und auf ihrem Handy rumtippend einen Zug nach dem anderen nimmt. Ohne etwas zu sagen. Ohne Reaktion. Einfach so.

 

Hallo Anonyma,

Die Grundidee deiner Geschichte gefällt mir gut. Man will als Leser natürlich aus wissen, was da vor sich geht. Du deutest an, dass sich das Mädchen gegen ihren Willen „prostituiert“, aus was für Gründen auch immer.
Sehr realistisch finde ich auch das Verhalten der Schülerschar, die sich das Maul zerreißt.
Was mich stört, ist dass du viel zu viel erklärst, besonders im ersten Teil. All die Gedanken des Prots müssen gar nicht so ausformuliert werden.

Zitat:

Was ist nur mit ihr? Und überhaupt – was hat sie mit diesem Jungen zu schaffen? Er sieht zugegebenermaßen nicht schlecht aus, doch damit ist er jawohl nicht der Einzige. Merkwürdig! Wenn ich mir ihn mal genauer anschaue kann ich außerdem keine Veränderungen erkennen. Er ist noch immer der, der er schon immer war. Er redet viel und scheint im Gegensatz zu ihr ganz „normal“ zu sein. Ich kann nicht mal Ansätze einer leichten Traurigkeit erfassen. Was soll das Ganze nur?


Der Leser ist ja nicht blöd, da reicht ein kleiner Hinweis – das macht es spannender.
Enttäuschend ist auch das Ende. Obwohl ich natürlich nicht mit einer hundertprozentigen Auflösung gerechnet habe, lässt mich das schlaffe Ende doch ein bisschen unbefriedigt zurück. Ich erfahre nichts – weder über den Jungen, noch das Mädchen oder ihre jeweiligen Beweggründe. Es ist ein bisschen so, als ob ich in der Straßenbahn sitze und eine grölende Schülermeute beobachte, die ich beim Aussteigen schon wieder vergessen habe.
Vielleicht kannst du ja noch ein bisschen mehr aus der Geschichte machen, das Thema hat durchaus Potential.

Viele Grüße,
Sammamish

 

Hallo Sammamish,
vielen Dank für deine Meinung bzw Kritik! Da es meine erste Geschichte von unzähligen war, die ich endlich einmal geschafft habe zu beenden, wollte ich sie nun einfach mal präsentieren, auch wenn auch mir gewisse Stellen noch nicht hundertprozentig zugesagt haben. Vielleicht helfen mir deine Anregungen ja, ihr nun doch noch den letzten Schliff zu geben und das Beste rauszuholen... Auf jeden Fall Danke, dass jemand meine Zeilen wahrgenommn hat!

Gruß, Anonymia

 

Kein Liebesroman (2.Versuch)

Ich gehe alleine durch den dunklen Kellerflur einer kleinen Stadtschule irgendwo hoch im Norden Deutschlands und höre plötzlich merkwürdige Geräusche. Es klingt wie ein Wimmern und Stöhnen und scheint aus der kleinen Schulküche vier Schritte vor mir zu kommen. Vorsichtig gehe ich näher an die geschlossene Tür heran und lausche. Auf der anderen Seite lehnt sich wohl jemand an die Tür, dann gibt es einen leisen Knall gegen die Tür und eine männliche Person stöhnt auf. Metallene Gürtelschnallen rascheln und klacken schließlich in den Verschluss. Ein Reisverschluss wird hochgezogen und dann vernehme ich, wie jemand etwas vom Boden aufnimmt. Es scheint eine Tasche zu sein. Ich laufe schell weiter bis zum Ende des Flurs, wo ich in eine Nische einbiege um vorsichtig zurück um die Ecke sehen zu können. Die Tür wird vorsichtig geöffnet und ein junger dunkelhaariger Kerl mit dunklem Teint schielt vorsichtig heraus; er verlässt hastig den Raum und geht auf dem anderen Ende des Flures die Treppen hinauf. Ein paar Sekunden später wird die Tür ein zweites Mal geöffnet und ein blondes Mädchen kommt mit hängenden schultern und gesenktem Kopf heraus. Sie schließt die Tür hinter sich und steckt dann einen Schlüssel in das Schloss. Niedergeschlagen schlendert sie in meine Richtung und geht ohne aufzusehen an mir vorbei die Treppen hoch. Sie sieht traurig aus.
Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass dieses Mädchen in letzter Zeit öfter deprimiert und unzufrieden wirkt. Was wohl dahinter steckt?

Seit diesem merkwürdigen Ereignis im Keller sind einige Tage vergangen und ich habe die wildesten Theorien über dieses Thema verworfen: Vielleicht braucht das Mädchen Geld für irgendetwas? Vielleicht sogar für Drogen? Was wäre, wenn sie anschaffen gehen muss? Vielleicht hat der Typ ja auch etwas gegen sie in der Hand? Ein Geheimnis – eins, von dem niemand erfahren darf… Oder vielleicht sind die beiden einfach nur sexsüchtig?
Bei meinen Überlegungen bin ich mehr als einmal ganz schön ins Schwitzen gekommen. Ich will endlich wissen, was da los ist!
Es ist gerade Hofpause und ich bin auf der Suche nach einem Kumpel von mir, der wie die beiden in die Oberstufe geht. In der Raucherecke entdecke ich ihn schließlich. „Auf geht’s!“, sage ich mir, während ich ihn fast platzend vor Spannung und mit eiligen Schritten ansteure. „Na Alter!“, begrüße ich ihn. Kaum ausgesprochen wirft neben mir jemand in die Runde: „Na Dicker, kommst lag auf ´ne Zigarette danach oder is´ die gegen die Nervosität vorm nicht mehr allzu geheimen Kellergang?!“ Ein teilweise schadenfrohes, teilweise bemitleidendes Lachen geht in der Raucherecke reih um. Alle wissen bescheid - sogar Leute, die weder ihn noch das traurige Mädchen aus dem Keller genau kenn, finden sich zu einem allgemeinen Gelächter zusammen.
Ich frage mich, ob ich die Einzige bin, die sich etwas unwohl bei der ganzen Geschichte fühlt. Ich weiß zwar nicht genau, woher dieses Unbehagen kommt, denn ich kenne das „Kellerpaar“, wie es inzwischen von überall her tönt, eigentlich auch nicht weiter, aber ein bisschen unangenehm ist mir das alles schon. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich die beiden mit eigenen Augen kurz nach ihrem Akt gesehen habe?
„Seht mal, wer da kommt!“, reißt mich eine besonders laute Stimme aus meinen Gedanken, „Da hat es wohl jemand dringend nötig!“. Ein wirres Gelächter bricht aus. Jeder möchte scheinbar seinen Senf dazu geben und die beiden aufziehen. Als das besagte Mädchen nur noch etwa anderthalb Meter entfernt ist, richten sich alle Blicke erwartungsvoll auf sie. Das Gelächter verstummt ganz langsam, alles ist still und ein jeder macht sich auf die drohende Explosion gefasst. „Hast du mal Feuer?“, fragt sie lediglich irgendein Mädchen aus der Elften, bevor sie sich eine Zigarette anzündet und auf ihrem Handy rumtippend einen Zug nach dem anderen nimmt. Ohne etwas zu sagen. Ohne Reaktion. Einfach so.
Ich bin durcheinander. Habe sprichwörtlich mit einer Explosion gerechnet, aber nichts weiter passiert. Nach ein paar weiteren Sprüchen und Sticheleien wendet sich die Schülermeute auch schon dem nächsten Thema zu. Der Typ aus dem Keller widmet ihr nicht einen einzigen Blick und auch sie scheint irgendwo anders zu sein. Dann werde ich plötzlich durch das Klingelzeichen zum Pausenende aus meiner Verwunderung und gleichzeitiger Bestürzung gerissen. Ich gehe zum Unterricht.
Nach der Schule warte ich draußen am Fordereingang noch auf meinen Kumpel von vorhin. Ich kann von dort erkennen, wie zwei Gestalten im Flur aufeinander zugehen. Es sind die beiden! Sie gehen aufeinander zu und mein Herz fängt an sogar etwas schneller zu schlagen, so gespannt bin ich, was gleich passieren wird. Doch nichts! Er nickt ihr kurz verhalten zu und geht wortlos an ihr vorüber. Ich fass es nicht! Sie geht nun jedoch in meine Richtung und mein Entschluss steht fest: Ich werde sie ansprechen!
„Ähm…hallo!“, beginne ich hastig zu stammeln, „K..k…kann ich dich mal was fragen?“ Ich zucke ein wenig erschrocken über mich selbst zusammen und in meinem Kopf laufen die verschiedensten Versionen von ihrer nächsten Reaktion ab: Sie geht wortlos weiter. Sie guckt mich abwertend an. Sie bricht in Tränen aus. Sie schreit mich an. Doch nichts von all dem passiert. „Wir schlafen miteinander.“, beginnt sie, während sie etwa einen halben Meter vor mir stehen bleibt ohne sich umzudrehen und mich anzusehen, „Regelmäßig! Ich habe mich vor einiger Zeit in ihn verliebt, glaube ich. Er sich aber nicht in mich, schätze ich. Meine

Freunde haben mich ausgelacht, weil sie finden, dass er ein totaler Hoschi ist und ich echt schon bessere hatte. Mir ist das egal. Ich kann doch nichts für meine Gefühle?!“ „Aber…“, stammle ich verwirrt, doch sie redet einfach weiter: „Sowas verstehen die meisten Menschen nicht. Aber die haben wohl auch mehr zu verlieren. Vielleicht bietet das alles wenigstens irgendwann mal genug Stoff für ein gutes Buch, findest du nicht?!“ Sie dreht mich zu mir um und lächelt so traurig und doch so ehrlich, dass es mir das Blut in den Adern gefrieren lässt und ich weder Mitleid, noch Empörung, noch sonst was empfinde.
Dann geht sie.
Seit dieser Begegnung sehe ich die beiden noch ab und zu, aber nie wieder zusammen.
Das Gerede und Gelächter ist nach ein paar Wochen wieder verflogen.
Mehr darüber sagen, kann ich nicht.

 

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