Was ist neu

Kein letztes Wort

Mitglied
Beitritt
12.11.2012
Beiträge
5

Kein letztes Wort

Es war eine Überdosis.
Sein Vater fand ihn leblos im Bett – es war ein Freitag.
Schlaftabletten waren es – das weiß ich.
Es gab keinen Abschiedsbrief. Kein letztes Wort bevor er ging.
Was wenn er es nicht wollte?
Was wenn er nur den Schmerz betäuben wollte?
Ich habe schon lange nichtsmehr vom ihm gehört. Im Kindergarten sind wir beste Freunde gewesen.
Seitdem war funkstille. Ich kannte ihn nur noch vom hören-sagen – von Fotos und Augenblicken in denen man aneinander vorbei lief als hätte man sich nie gekannt.
Sollte ich zu seiner Beerdigung gehen?
Ich wusste es nicht...
Ich fühlte mich komisch bei dem Gedanken auf seiner Beerdigung zu sein.
Einerseits dachte ich, dass ich ihm die letzte Ehre erweisen sollte, andererseits hätte ich mich wohl wie ein Fremdkörper gefühlt.
Ich bin nicht hingegangen.
Ich bereue es nicht.
Es ist jetzt ein paar Wochen her, aber ich denke immernoch oft daran.
Der Gedanke, dass jemand in meinem Alter so tragisch stirbt lässt mich nicht los.
Er ist gerade erst Vater geworden. Er hat sie nie gesehen. Vielleicht war es das, was er nicht ertragen konnte. Er hatte kein Sorgerecht.
Auf den Fotos wirkte er immer glücklich.
Er ist erst vor kurzem aus dem Ausland wieder gekommen. Er war Animateur. Dort hat er auch die Mutter kennen gelernt. Schwierig.
Ich weiß nicht was in ihm vorging.
Ich weiß nur, dass es Schlaftabletten waren.
Ich stand ihm nicht nahe, aber es lässt mich nicht los.
Was wenn er es nicht wollte?
Was wenn er nur den Schmerz betäuben wollte?
Kein letztes Wort bevor er ging.

 

Hallo Julietta!

Traditionell sind viele Erstlingstexte, die hier eingestellt werden, Texte, die von Selbstmord handeln. Das macht jeder zweite, schätze ich. Hier ist es eine untypische Perspektive, das ist eigentlich gut, nur, eine gute Geschichte ist das hier nicht. Es ist gar keine Geschichte, glaube ich. Es ist ein Text, der wirkt, als hätte sein Verfasser tatsächlich diese Situation erlebt. Das dann aufzuschreiben genügt nicht, fürchte ich. Also was ich daran gut finde, ist das Thema, die Konstellation, die Perspektive. Daraus könnte man eine prima Geschichte machen.

Quinn hat eine Geschichte geschrieben, die heißt Wolfgang, steht unter Alltag. Lies die mal und schau dir an, was man aus solchen Konstellationen machen kann, wenn man sich Mühe gibt. Also dein Text, beinhaltet eine Idee für eine Geschichte. Die müsste aber noch geschrieben werden.

Lollek

 

Hallo

Bin bis jetzt nicht dazu gekommen hier nochmal reinzuschauen.
Kurzgeschichten sind meines Wissens nach nicht an bestimmte Richtlinien gebunden, was die Länge betrifft. Das viele über Selbstmord schreiben - kann sein das weiß ich nicht. Der Inhalt ist nicht sachlich erzählt - das war meine Form um die Trostlosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Die Charaktere finde ich auch nicht platt.
Ich habe mich jetzt auch ziemlich kurz gefasst...
Ich bedanke mich für eure Kritik und eure Zeit die ihr dem Ganzen gewidmet habt, aber ich denke, dass dieses Forum nicht die richtige Anlaufstelle für meine Texte ist.
Ich nehme gerne positive als auch negative Kritik an, jedoch glaube ich nicht, dass ihr meine Intention verstanden habt. Das sieht man oft in diesen Foren - viel zu sehr verbissen auf Format und Regeln.
Ich bin da eher ein Freigeist und etwas lyrischer.
Wünsche euch noch viel Spaß hier :)

 

Wenn hier nur Kleingeister und Bürokraten rumlaufen, warum postest du dann hier deine genialen Ergüsse? Schon paradox.

 

Ich finde es legitim, festzustellen, dass das hier nicht das ist, was man will und sich dann nach anderen Foren umschaut. Die Welt ist groß und bunt und das Netz auch :).

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Julietta!

Das sind nur ein paar Gedanken zum Selbstmord von jemandem, dem der Ich-Erzähler mal, als Kleinkind, sehr nahe war, später war es bestenfalls ein Bekannter.

Das ist keine Geschichte, es gibt keine szenische Darstellung, keine Handlung, und wenn du meinst, die Charaktere wären nicht platt: Es gibt überhaupt keine Charaktere. Es werden nur äußere Tatsachen aus dem Leben dieses Mannes erzählt, wie er als Mensch war, kann man daraus nicht ablesen.

Und wenn du meinst, die Intention wäre hier von den Vorlesern nicht verstanden worden: Die Intention ist nur allzu offensichtlich. Da macht sich jemand nur Gedanken zu den Umständen des Selbstmordes, da sind Fragen nach den Gründen, Mitleid, Unverständnis und die eine Frage, ob es überhaupt Selbstmord war. Mehr ist da nicht. Und das ist zu wenig.

Und wenn man einen derart kurzen Text schreibt, dann sollte die Sprache perfekt sein, der Stil sollte leuchten, aber das hast du auch nicht geschafft. Also nix mit besonders lyrisch oder poetisch oder so.

Gruß
Andrea

 

Das sieht man oft in diesen Foren - viel zu sehr verbissen auf Format und Regeln.
Ich bin da eher ein Freigeist und etwas lyrischer.
Ach herrje ... das ist immer schwierig, wenn man ein Freigeist ist - ich denke zum Beispiel ich bin auch ein Freigeist, ich denke sogar, ich bin sehr viel mehr Freigeist als alle möglichen anderen Leute. Also auf einer nach oben offenen Freigeistskala bin ich schon ganz schön frei. Eine Acht bestimmt.
Natürlich sagen dann andere Freigeister immer: Wenn du eine Acht bist, dann kannst du ja gar nicht mehr ein richtiger Freigeist sein, und weil ich auf einer nach oben offenen Freigeistskala unter dir stehe, stehe ich eigentlich auf der Skala des Lebens wieder über dir.
Da fällt mir da immer nichts dazu ein, außer das ich mit so Leuten eigentlich gar nicht mehr reden will.

Also anders gesagt: Wenn man nach der Selbstdefinition aus jeder Kategorie herausfällt, kann man auch nichtssagende Selbstmordfragmente in einem Forum posten, in dem Leute schon tausende nichtssagende Selbstmordfragmente gepostet haben, und dann kann man sagen: Ja ... also ... pff, was hier so los ist, weiß ich nicht, hab ich kein Interesse dran, aber irgendwie seid ihr mir viel zu bürokratisch und wollt euch in meine Selbstverwirklichung einmischen, find ich nicht gut.
Ja, find ich auch nicht gut.
Ich fänd's viel besser, wenn alles ein weißes Land auf der Karte wäre, wo ich hinging, und das alles frisch ist und dass ich der erste bin, der irgendeinen Gedanken hat. Das wäre ein richtiges Freigeister-Leben, wie ein Freibeuter. Man kann auch nur ein guter Pirat sein, wenn da sonst nicht so viele Piraten sind. Was sollen Freibeuter denn machen, wenn überall rum auch nur Freibeuter sind? Sich gegenseitig ausrauben, sich gegenseitig in ihrer Selbstverwirklichung behindern. Das find ich nicht gut.

Die Welt ist so voll von Freigeistern, da kann man gar kein Freigeist mehr sein. Vielleicht sind die Bürokraten heute die wahren Freigeister! Und weißt du, wer schuld ist? Wahrscheinlich Leute wie du. Weil ich's bestimmt nicht sein kann.
Schöner Käse.

 

Hey Julietta,

deine "Geschichte" ist wirklich nicht sonderlich besonders. Das hat auch nichts mit Freigeisterei zu tun oder lyrischer Prosa, das liegt einfach nur daran, dass du am Anfang stehst. Du hast deinen Grundgedanken. Den literarisch zu verarbeiten, braucht aber mehr als so einen Mehrzeiler. Setz dich hin, pack deine Handlung in eine Szene, setz den Figuren Gesichter auf, sonderbare Szenen, sonderbare Gesichter oder totale Normalos, die sonderbar handeln. Das Schöne am Schreiben sind die unbegrenzten Möglichkeiten. Und hier empfiehlt sich eines: lies dich hier durch das Forum und schau dir auch die Kommentare an, versuch auch selbst am Kommentieren, was dir gefällt an einer Geschichte und was nicht. Wenn du jetzt, bsp. eine Geschichte von Quinn nimmst und diese hier und du die vergleichst, wirst du sehen, dass es da schon einen Unterschied gibt. Frag dich, was den Unterschied ausmacht und arbeite daran. Wenn dir was am Schreiben liegt, dann ist das einer von Millionen Wegen, das, was man schreibt, lesenswerter zu machen.


Und Quinn, ich bin immer wieder von deinen Kommentaren begeistert:

ich denke zum Beispiel ich bin auch ein Freigeist, ich denke sogar, ich bin sehr viel mehr Freigeist als alle möglichen anderen Leute. Also auf einer nach oben offenen Freigeistskala bin ich schon ganz schön frei. Eine Acht bestimmt.
Natürlich sagen dann andere Freigeister immer: Wenn du eine Acht bist, dann kannst du ja gar nicht mehr ein richtiger Freigeist sein, und weil ich auf einer nach oben offenen Freigeistskala unter dir stehe, stehe ich eigentlich auf der Skala des Lebens wieder über dir.
Hammer! Und solche Gedanken einfach mal so in einem Kommentar! Du bist eine Acht! Aber nur, weil man die drehen kann.

Beste Grüße
markus.

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Na Hallo da ist man ein paar Stunden nicht online und schon schwappt es über vor Kommentaren.
Erstmal an jimmysalaryman: Ich kannte das Forum bisher noch nicht und habe mir vorher auch nur ein paar Werke und weniger die Kommentare dazu durchgelesen, deswegen bin ich erst nach meinem Posting und den drauf folgenden Reaktionen zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der geeignete Platz für mich ist.
An Fliege: Danke für deinen Zuspruch :) Ich denke in der Literatur ist es wie in der Musik oder in der Filmbranche nicht immer passen Sender und Empfänger zusammen die Geschmäcker sind eben verschieden.
An Andrea H. : Auch dir erstmal ein Dankeschön für deine Kritik. Ich muss sagen, dass ich da mit deiner viel mehr anfangen konnte, als mit den zwei anderen. Ich werde mir da nochmal Gedanken drüber machen.
Und dann zum Schluss noch an Quinn: Sehr interessanter Gedankenansatz :) Gefällt mir sehr wie du schreibst...hatte schon etwas poetisches :)

Markus tut mir Leid habe dein Posting jetzt erst gesehen nachdem ich meins abgeschickt habe ;)
Auch an dich nochmal danke :) Mit so einer Kritik kann ich viel mehr anfangen als mit "KORRIGIER DIESES UND JENES SOFORT!" (im übertriebenen Sinne)
Wenn ich wieder etwas Luft und Zeit habe werde ich mir hier für ein paar Werke Zeit nehmen :)

 

Ich glaube ich habe mich zu wenig mit Kurzgeschichten befasst bzw mich zu wenig darauf eingelassen. Ist anscheinend auch nicht mein Stil, da ich die Kritik zwar lese und verstehe, dem aber irgendwie nicht zustimmen kann.
Ich habe sonst immer Gedichte geschrieben und irgendwie ist das nachdem, was ich hier jetzt gelesen habe auch eher eine Art von Gedicht.
Das mit der Doppelung am Anfang und den kurzen Sätzen und den Absätzen ist Absicht. Möchte damit darstellen wie hilflos und trostlos sich der Erzähler gerade fühlt und seine Gedanken nicht richtig ordnen kann und einfach nicht weiß was er fühlen soll. Das man Schlaftabletten nicht zur Schmerzlinderung nimm ist mir klar - der Gedanke dahinter war, dass er sie genommen hat und gespürt hat, dass er dadurch ruhig und müde geworden ist und ihn seine Verzweiflung in eine Art Rausch versetzt hat in dem er nur noch mehr davon wollte um sich zu betäuben und alles zu vergessen.
Das ich weiß nur, dass es Schlaftabletten waren bezieht sich rein auf die Todesursache nicht auf die Hintergründe.
Es sollte eigentlich eine Geschichte erzählen von einem Mädchen bzw Frau, die sich an einen alten Freund erinnert, als sie von dem tragischen Tod von ihm erfährt und wieso versucht damit umzugehen, aber es irgendwie nicht richtig schafft.
Aber wenn man das alles erklären muss ist das irgendwie witzlos...

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom