Kein letztes Wort
Es war eine Überdosis.
Sein Vater fand ihn leblos im Bett – es war ein Freitag.
Schlaftabletten waren es – das weiß ich.
Es gab keinen Abschiedsbrief. Kein letztes Wort bevor er ging.
Was wenn er es nicht wollte?
Was wenn er nur den Schmerz betäuben wollte?
Ich habe schon lange nichtsmehr vom ihm gehört. Im Kindergarten sind wir beste Freunde gewesen.
Seitdem war funkstille. Ich kannte ihn nur noch vom hören-sagen – von Fotos und Augenblicken in denen man aneinander vorbei lief als hätte man sich nie gekannt.
Sollte ich zu seiner Beerdigung gehen?
Ich wusste es nicht...
Ich fühlte mich komisch bei dem Gedanken auf seiner Beerdigung zu sein.
Einerseits dachte ich, dass ich ihm die letzte Ehre erweisen sollte, andererseits hätte ich mich wohl wie ein Fremdkörper gefühlt.
Ich bin nicht hingegangen.
Ich bereue es nicht.
Es ist jetzt ein paar Wochen her, aber ich denke immernoch oft daran.
Der Gedanke, dass jemand in meinem Alter so tragisch stirbt lässt mich nicht los.
Er ist gerade erst Vater geworden. Er hat sie nie gesehen. Vielleicht war es das, was er nicht ertragen konnte. Er hatte kein Sorgerecht.
Auf den Fotos wirkte er immer glücklich.
Er ist erst vor kurzem aus dem Ausland wieder gekommen. Er war Animateur. Dort hat er auch die Mutter kennen gelernt. Schwierig.
Ich weiß nicht was in ihm vorging.
Ich weiß nur, dass es Schlaftabletten waren.
Ich stand ihm nicht nahe, aber es lässt mich nicht los.
Was wenn er es nicht wollte?
Was wenn er nur den Schmerz betäuben wollte?
Kein letztes Wort bevor er ging.