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Kein Ausweg in Sicht

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06.11.2014
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Kein Ausweg in Sicht

Verwirrt blinzle ich ins grelle Licht während haufenweise Erinnerungen auf mich einstürzen wie ein baufälliges Haus während einem Sturm. Das Gefühl, dass sie alle etwas gemeinsam haben, lässt sich nicht leugnen, aber in meiner Benommenheit bemerke ich erst nach ein paar Sekunden, was es ist: alle diese Erinnerungen sind Basics, Dinge, die man (oder besser ich) einfach zum Überleben braucht. Ich weiß, wie man schwimmt, was ich machen muss, um eine Pistole schussbereit zu kriegen, wie ich sämtliche Wunden versorgen kann, alles Mögliche, auch ein paar Einschnitte zu Büchern oder Geschichten, die ich irgendwann gelesen oder gehört haben muss. Aber sobald ich versuche einen dieser Erinnerungsfetzen zu ergreifen, herauszufinden, mit wem ich diese Dinge gelernt oder gehört habe, wo ich dabei war verflüchtigen sie sich um dann erst später wieder zu kommen, genauso allgemein wie vorher.

Zaghaft beginne ich den Raum in dem ich mich befinde mit meinen Blicken abzutasten ohne das Gefühl loszuwerden, dass hier irgendwas gewaltig faul ist. Es ist dunkel hier, die einzige Lichtquelle ist ein kleines, Fenster, aus dem kleinere Stücke ausgebrochen sind, die es irgendwie geschafft haben, sich über so ziemlich den gesamten Boden zu verteilen, auch meinen Weg zu der Tür, die sehr locker in den Angeln hängt und nicht unbedingt aussieht, als würde sie auch nur dem leisesten Klopfen standhalten. langsam stehe ich von dem schmalen, harten Bett auf, auf dem ich aufgewacht bin und das auch das einzige Möbelstück hier ist, und gehe langsam auf die Tür zu. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich es schaffe, da hin zu kommen, ohne mir eine Million Scherben einzutreten, aber tatsächlich trete ich ohne einen Kratzer auf den Korridor hinaus. Weit besser wird es hier allerdings auch nicht. gut, es liegen nicht überall Scherben herum, aber er könnte glatt aus einem Horrorfilm stammen. Die Tapeten schälen sich von den Wänden, der Putz darunter bröckelt auch schon ab, eine einzige, einsame Glühbirne flackert und taucht alles in ein düsteres, gruseliges Licht. Hier sind gar keine Fenster, lediglich Türen wie die, aus der ich gerade getreten bin und ganz am Ende eine Treppe, die nach Oben führt. mit zitternden Knien trete ich darauf zu, ein unangenehmes Ziehen in der Brust. Meine Hände werden Schweiß nass, mein Atem geht schneller. Ja, ich habe definitiv Angst. Ob ich schon mal hier war? Irgendetwas sagt mir, dass es so sein muss, sonst würde mein Körper nicht so heftig auf diesen verdammten Ort reagieren.

Durch das halbe verdammte Haus hab ich mich gekämpft. und realisiert, dass ich hier nicht allein bin. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob mich das jetzt beunruhigen oder beruhigen sollte, aber fürs erste beschließe ich, nicht zu ihnen zu gehen. Entgegen jeder Vernunft schleiche ich mich immer weg, wenn die Stimmen wieder näher kommen, versuche mich hier zurechtzufinden. Die nächste Tür, die ich öffne führt in ein großes, kaum eingerichtetes Zimmer führt. Die hintere Wand ist leer, aber die beiden seitlichen sind mit Bildern behängt, fast ausschließlich Jungen, vier Mädchen bilden die Ausnahme. Sie sind alle wunderschön gemalt, so lebensecht, als würden sie gleich aus ihren Rahmen steigen. langsam gehe ich die Reihen an der rechten Seite ab. Die Gemälde sind hier alle weiß eingerahmt in schlichten, schmucklosen Rahmen. ohne sie anzufassen betrachte ich jedes einzelne Bild. es sind pro Seite genau fünfzehn. Insgesamt dreißig Augen, die auf mich hinunter blicken, mich mustern, mich auseinander nehmen zu scheinen. fröstelnd kehre ich den Gemälden den Rücken zu und will den Raum schon wieder verlassen, als ein Bild meine Aufmerksamkeit erregt, einen starken Nerv irgendwo in mir anstößt. Ohne es wirklich zu wollen, gehe ich noch mal zurück, diesmal die Reihe der schwarzen Rahmen entlang bis zum letzten Bild. Es zeigt ein Mädchen, das aussieht, als hätte man ihm jegliche Farbe entzogen. Ihre Haut ist beinahe komplett weiß, ihre Haare dafür tiefschwarz, die vollen Lippen hell. Das einzige farbige an ihr sind ihre Augen, riesige, dunkelblaue Seen, die sich direkt in meine Seele zu bohren scheinen. Die schimmernden, silbernen Linien, die sich über ihre linke Gesichtshälfte, den Hals und über das Bild hinaus ziehen, sehe ich erst auf den zweiten Blick, sie heben sich kaum von der weißen Haut ab. Dieses schreckliche Gefühl, diese Person kennen zu müssen zerfrisst mich, treibt mich in den Wahnsinn.

Plötzlich reißt hinter mir jemand die Tür auf, reißt mich damit aus meiner Trance, ich kann gerade noch herumwirbeln bevor sich auch schon ein Arm an meine Kehle legt und mich unbeugsam gegen die eiskalte Betonwand hinter mir presst, mir die Luft abdrückt. Erschrocken versuche ich nach Luft zu schnappen, wodurch der Typ nur noch heftiger zudrückt. Mit weit aufgerissenen Augen mustere ich ihn. seine Schultern sind etwa doppelt so breit wie meine, in seinen Augen liegt eine beängstigende Entschlossenheit. Er ist einer der Jungen, der an der weißen Wand hängt. Schon als ich es gesehen habe, habe ich gedacht, er wäre riesig. Tja, zwei Meter kriegt der Kerl sicher hin, was mich im Moment nicht unbedingt beruhigt.
"Hey, Pit, lass sie mal Luft holen!", meldet sich eine strenge, kühle Stimme von der Tür aus. ganz toll, da ist noch einer. Meine Chancen hier raus zu kommen werden immer besser.
Wütend lockert der Typ, der mich an die Wand hält seinen Griff, wodurch ich endlich Luft holen kann. dadurch schlägt mein Herz zwar nicht unbedingt langsamer, aber Sauerstoff ist etwas, das ich persönlich ganz praktisch finde.
"Verdammt, sie ist eine von den Dunklen! Wir erledigen sie gleich und ersparen uns den ganzen Scheiß", schlägt mein neuer bester Freund Pit vor.
"Nein, vergiss es", widerspricht die kühle Stimme, "Sie ist neu hier. Schau sie dir doch an!"
Und das macht er. ziemlich genau, kommt mit seinem Gesicht so nah, dass ich seinen Knoblauchatem riechen kann.
"Was will sie dann in unserem Hauptquartier?", knurrt er schließlich zurück.
"Woher soll ich das bitte wissen?!", faucht der andere, von dem ich noch immer nur glänzende, schwarze Stiefel sehen kann, die überhaupt nicht in dieses kaputte Haus hier passen.
So gut ich kann räuspere ich mich: "Ähm, 'tschuldigung? Darf ich auch mal was sagen?"
"Nein!", kommt es sofort von den beiden, bevor sie weiter diskutieren, ob sie "sie" jetzt umbringen sollen oder nicht.
Gerade als sie dabei sind, sich für ja zu entscheiden tritt ein drittes paar Stiefel durch die Tür und posiert sich direkt hinter dem polierten.
"So sieht man sich also wieder", diese Stimme ist ruhig und melodisch, tief. Pit seufzt wütend während die Stiefel herumfahren.
"Und schon ist mein Tag ruiniert", erklärt er.
"Ich bin nur hier um mir meinen Freshman zu holen."
"Naja, eigentlich ist es eine Freshwoman", erklärt Pit und tritt von mir zurück. erst jetzt erhasche ich einen Blick auf den Kerl in den polierten Stiefeln, aber er ist genauso schnell und lautlos aus dem Raum, wie er hereingekommen ist während Pit ihm nachrennt wie ein Hund. der Junge, der mir gerade das Leben gerettet hat, mustert mich ziemlich unbegeistert und zieht mich schließlich schnell mit sich nach draußen.
"Dafür hab ich mich also in Lebensgefahr begeben. Du musst wichtig sein", meint er und mustert mich noch mal, während er mich aus dem zerstörten Haus bringt.
"Ich wär auch allein klar gekommen", erkläre ich ihm patzig. schon jetzt kann ich diesen Kerl nicht ausstehen, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, wieso.
"Nein, wärst du nicht. sie hätten die Frist abgewartet und dich dann umgebracht", erklärt er mir und wirft damit nur noch mehr Fragen in mir auf, als ich ohnehin schon habe.
„Welche Frist?“
„Die, die sie abwarten müssen bevor sie dich töten dürfen.“
„Wieso wollen mich die umbringen?“, das ganze kommt trotziger rüber, als ich eigentlich wollte.
„Weil du eine Dunkle bist“, erklärt er mir.
„Woher wollen die das wissen?“
„Sie du hast ein schwarzes Band am Arm“, meint er.
„Warum bin ich hier?“, frage ich immer weiter verwirrt, während ich den Weg, den wir zurücklegen abspeichere.
„Es gibt verschiedene Theorien. Wenn du mich fragst ist die Wahrscheinlichste, dass wir hier sind, um bestraft zu werden “, erklärt er und sieht mich zum ersten Mal wirklich an, wirft mir einen Blick zu, der mir eiskalte Schauer über den Rücken jagt und mich dazu bringt, meinen nächste Frage hinunter zu schlucken. Der Typ ist jemand, den ich nicht erleben möchte, wenn er wirklich wütend wird.
Als wir bei einem Fenster vorbeigehen, werfe ich einen kleinen Blick hinein. Und stolpere fast über meine eigenen Füße. Hier sieht mir das Gesicht entgegen, das ich vorher noch in einem Rahmen gesehen habe. Nur dass jetzt die silbernen Linien stärker hervortreten. Oh verdammt, wo stecke ich hier bloß drin?

„Du hast die Gemälde auch gesehen, nicht wahr?“, holt er mich in die Wirklichkeit zurück, „Können nicht alle, ist ganz schön gruselig, nicht wahr? Bei uns gibt’s auch so einen Raum, der zeigt uns, wer aller gerade hier ist. Ich vermeide ihn lieber.“
Noch mal gehe ich die Bilder durch, die ich dort gesehen habe. Er war bestimmt nicht dabei, sein Gesicht hätte ich mir gemerkt, mit diesen grünen Augen, die sogar auf Leinwand ironisch funkeln müssen, nur darauf wartend, irgendjemanden zu verarschen.
„Du bist nicht im Raum von den Lichten“, werfe ich ein, „Wieso?“
„Weil ich eigentlich schon tot sein sollte“, sagt er schlicht und einfach ohne stehen zu bleiben oder mich anzusehen. Trotzdem ist er nervös, wischt seine Handflächen an den Oberschenkeln ab und geht etwas schneller als nötig, als könnte er so der Wahrheit davon rennen. Aber Fakt ist: Wir können hier nicht davor weg rennen, ganz egal wie schnell wir sind.

 
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Hallo und willkommen Nobody knows!

Du baust nicht ungeschickt Spannung auf, aber meiner Meinung nach verschenkst du ihre Möglichkeiten, weil fast nichts klarer wird am Ende deiner Geschichte. Der Lesespaß wird auch durch einige Fehler (z.B. fehlende Großschreibung nach einem Punkt) getrübt. Und ja, er lebt noch, der Genitiv:

während einem Sturm
... während eines Sturms.

auch ein paar Einschnitte zu Büchern oder Geschichten, die ich irgendwann gelesen oder gehört haben muss.
Wahrscheinlich meinst du: ... auch ein paar Abschnitte von ... So wie er da steht, macht der Satz jedenfalls keinen Sinn.
"Nein, vergiss es", widerspricht die kühle Stimme, "Sie ist neu hier. Schau sie dir doch an!"
Und das macht er. (Z)ziemlich genau, kommt mit seinem Gesicht so nah, dass ich seinen Knoblauchatem riechen kann.
Diese Stelle mochte ich, man steht durch deine Schilderung dabei. Aber wieder ein Flüchtigkeitsfehler ...
Ich würde dir empfehlen, am Aufbau der Story noch zu arbeiten und Ungenauigkeiten/Fehler wie auch diesen
Gerade als sie dabei sind, sich für (J)ja* zu entscheiden(,) tritt ein drittes p(P)aar Stiefel durch die Tür und pos(t)iert sich direkt hinter dem polierten.
zu beseitigen.
* Für mich passt Großschreibung hier besser, weil das Wort im Sinne von 'für ein Ja' verwendet wird.

Noch viel Spaß hier
wünscht

Eva

 

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