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Kein Abschied ist für immer

RaG

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22.11.2003
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Kein Abschied ist für immer

Kein Abschied ist für immer


Die Augen des kleinen Mädchens ruhten auf dem hellsten der Sterne, die sie durch das offene Schlafzimmerfenster anfunkelten.
Es hatte Schmerzen.
Und es war müde, so unendlich müde.
Ein merkwürdiges Gefühl - müde sein und doch nicht schlafen können - aber Miriam hatte sich daran gewöhnt.
Sie hatte sich an viele Dinge gewöhnt, die es vorher in ihrem Leben nicht gegeben hatte.
Nun musste sie dringend zur Toilette.
Der Bauch tat weh beim Aufstehen und sie presste ihre Hand dagegen, schlüpfte in ihre Pantoffeln und ging ins Bad.
Als sie am Schlafzimmer ihrer Mutter vorbeikam, hielt sie kurz inne und lauschte.
- Mama hat zu weinen aufgehört - dachte sie.
– Das ist gut -
Ihre Mutter tat ihr furchtbar leid. Sie versuchte immer wieder Miriam zu trösten und für sie da zu sein, dabei brauchte sie doch selbst auch dringend jemanden, der sie einmal in den Arm nahm und tröstete. Miriam selbst hatte es schon versucht, dann aber aufgegeben, weil sie merkte, dass ihre Mutter dadurch nur noch trauriger wurde.
Erwachsene können manchmal schon komisch sein ...
Das Wasserlassen tat ebenfalls weh, aber auch dieses Gefühl kannte sie bereits.
Müde schlurfte sie zurück, ließ die Pantoffeln von ihren Füßen gleiten und legte sich wieder ins Bett.
Lange Zeit lag sie dort ohne jede Regung.
Ihre Mutter hatte nichts zu ihr gesagt, aber Miriam hatte heimlich gelauscht, als sie das letzte Mal mit dem Arzt gesprochen hatte. Vieles von dem, was gesagt worden war, hatte Miriam nicht verstanden. Was sie verstanden hatte, war, dass sie bald sterben müsse. Der Doktor hatte ihrer Mutter gesagt, dass wohl keine Hoffnung mehr bestünde.
Miriam dachte viel über das Sterben nach und sie hatte Angst davor, weil sie nicht wusste, wie das sein würde, aber das war völlig normal und nichts, wofür man sich schämen musste.
Dadurch, dass Miriam sich so viele Gedanken über das Sterben machte, war sie sogar viel tapferer als die meisten Erwachsenen, die gar nicht über so etwas nachdenken mögen.
Erwachsene können nämlich manchmal auch ziemliche Angsthasen sein ...
Irgendwann drehte sie den Kopf wieder in Richtung Fenster, um den Sternen beim Nichtstun zuzusehen, hielt aber plötzlich inne.
Sie war nicht mehr allein im Zimmer!
Auf dem Stuhl, auf dem sie stets vorm Zubettgehen ihre Kleidung ablegte, saß jemand!
Ihre Mutter war es nicht!
Normalerweise hätte sie vor Angst aufgeschrieen: dass sie es nicht tat, lag nicht nur daran, wie schwach sie war. Sie spürte, dass es keinen Grund zur Furcht gab ... es gab ihn einfach nicht. Wer immer da auf ihrem Stuhl sitzen mochte, er würde ihr sicher nichts böses tun.
„Hallo?“, sagte Miriam leise.
„Hallo, Du!“, gab eine sanfte Stimme ebenso leise zurück.
Einen Moment noch blieb sie still sitzen, dann erhob sich die zierliche Gestalt und ging langsam auf das Bett zu.
Dabei trat sie in den Schein des Mondlichts.
Miriam hatte als nächstes fragen wollen, wer sie sei, aber nun fiel ihr nichts weiter ein als:
„Ooh, Du bist so wunderschön!“
Die Frau, die nun an ihr Bett getreten war, lächelte, strich sich eine Strähne ihres langen blonden Haares aus dem Gesicht und setzte sich auf die Bettkante, ganz nahe zu dem Mädchen.
Ihre freundlichen blauen Augen musterten das Kind aufmerksam.
„Und Du, Kleines, bist auch wunderschön!“
Nun drehte das Mädchen gekränkt seinen Kopf zur Seite.
„Oh, was hast Du denn?“
Schlanke, zarte Finger strichen ihr sanft über den Kopf .
„Ich bin nicht schön! Warum sagst Du dann so was?“
Erstaunt antwortete die Frau:
„Nun, weil es doch die Wahrheit ist, Miriam!“
Vorsichtig drehte die Kleine ihren Kopf zurück, bis ihre Augen denen ihres Gegenübers begegneten.
„Woher weißt Du denn meinen Namen?“
„Ich weiß sehr viele Dinge über Dich!“
„Mmh, und Du findest wirklich, dass ich schön bin?“
„Oh ja, das bist Du!“
„Aber guck’ mich doch mal genau an! Meine langen braunen Haare und sogar meine Augenbrauen sind weg und mein Gesicht ist ganz dick. Ich mag ja nicht mal in den Spiegel gucken!“
Tränen liefen dem Mädchen über die Wangen.
„Nicht weinen, ja?", tröstete die Frau sie und strich ihr vorsichtig eine Träne von der Wange.
"Weißt Du, Miriam, lange Haare können schön sein, ein schlankes Gesicht kann schön sein. Aber eigentlich sind das alles Dinge, die nicht wirklich von Bedeutung sind!“
„Nein?“
„Nein, Miriam, denn es gibt zwei verschiedene Arten der Schönheit.“
„Und welche?“
„Die eine ist die, die Du angesprochen hast, schöne Haare, ein hübsches Gesicht ... die Menschen nennen sie auch die äußere Schönheit.
Die zweite, wichtigere aber ist die, die in den Menschen wohnt. Sie wird die innere Schönheit genannt. Sie wird einem im Gegensatz zur äußeren nicht einfach so geschenkt. Man kann sie aber bekommen, wenn man gut zu anderen ist. Wenn man Mitgefühl zeigt. Wenn man liebt und wenn man geliebt wird. Wenn einem die anderen nicht egal sind. Es kommt einzig auf diese innere Schönheit an. Nur wer sie besitzt, ist wirklich schön, denn sie überstrahlt alles mit einem Glanz, wie es auch die längsten Haare und das schönste Gesicht nicht vermöchten! Dieser Glanz strahlt auf andere Menschen ab und alle die, die reinen Herzens sind, können diese Schönheit sehen!“
„Und Du meinst, ich habe ein kleines bisschen von dieser Schönheit?“
Die Frau lächelte.
„Oh, Du hast viel davon!“
Sie strich Miriam noch einmal über den Kopf.
„Du hast Schmerzen, nicht wahr?“
Miriam nickte traurig.
„Weißt Du, woher die Schmerzen kommen?“
„Der Doktor hat’s mir erklärt! Da“, sagte sie und deutete auf ihren Bauch,
“ ist etwas drin, was da nicht reingehört. Im Krankenhaus haben sie versucht, das kleiner zu machen, aber es ist wiedergekommen!“
„Die Schmerzen sind schlimm, oder?“
Wiederum nickte Miriam.
„Ich muss jeden Tag ganz viele Tabletten nehmen, die sie verscheuchen sollen. Manchmal klappt das ganz gut, manchmal aber auch nicht.“
„So wie heute ...“, ließ sie nach kurzer Pause resigniert nachklingen.
Eine Weile betrachtete die Frau das Mädchen. Dann sagte sie:
„Weißt Du, Miriam: da, wo ich herkomme, muss niemand Schmerzen haben.“
Skeptisch betrachtete Miriam das schöne Gesicht ihres Gegenübers.
„Ist das wirklich wahr?“
„So wahr, wie ich hier vor Dir sitze. Und da, wo ich herkomme, muss auch niemand Angst haben oder traurig sein.“
„Ich glaube, da könnte es mir gefallen!“, sagte das Mädchen nachdenklich.
„Aber wo kommst Du denn her?“
„Von sehr weit, Miriam!“
„Und von wo genau?“
„Was glaubst Du?“
Das Mädchen dachte angestrengt nach. Dann begannen seine Augen zu leuchten.
„Kommst Du vielleicht von dort?“, fragte es und deutete mit dem Finger in den Nachthimmel.
„Von dem hellsten Stern, der da am Himmel steht?“
Die Frau lächelte geheimnisvoll.
„Vielleicht ...“
„Und könntest Du mich denn mitnehmen? Ich meine dorthin, wo keine Angst ist?“
Die Gestalt in dem langen weißen Gewand nickte.
„Ich würde Dich sehr gerne mitnehmen, damit Du nicht mehr traurig bist und Deine Schmerzen ein Ende haben.“
„Und kann Mama denn da auch mitkommen?“
„Das geht leider nicht, Miriam. Noch nicht. Für Deine Mama ist es noch nicht soweit.“
„Aber ohne Mama will ich auch nicht mitkommen! Die würd’ ich viel zu doll vermissen!“, sagte Miriam traurig.
Verständnisvoll nickte die Frau. Dann antwortete sie:
„Weißt Du, Miriam, auch wenn Du jetzt mit mir gehst, wirst Du Deine Mutter dennoch immer sehen können.“
Das Mädchen dachte angestrengt nach.
„Ist das wahr?“
„Das ist es, und sie wird Dich in ihrem Herzen immer bei sich tragen, bis Ihr wieder zusammen seid.“
„Bis wir wieder zusammen sind? Das heißt also, wenn ich jetzt mitgehe, ist das gar kein Abschied für immer?“
„Aber nein, Miriam! Kein Abschied ist für immer!
Ich nehme Dich nur mit auf eine lange Reise, und irgendwann wird Deine Mama die gleiche Reise machen.“
„Geht das denn, dass Du sie dann abholst, wenn es soweit ist? Genau wie mich jetzt? Bitte, ja? Meine Mama soll Dich auch kennen lernen! Weil Du so nett und lieb bist!“
Die Frau zwinkerte Miriam zu.
„Ich glaube, das lässt sich machen. Vielleicht magst Du dann sogar mitkommen und sie mit mir zusammen abholen!“
Nun lächelte das Mädchen.
„Das wär’ schön!“
Und, nach einer Pause:
„Ich komme mit Dir!“


Die schöne, zierliche Gestalt nickte lächelnd. Sie strich mit ihrer zarten Hand über den Bauch des Mädchens, dann über die Wangen. Zuletzt über die Augenlider, die sie mit dieser Bewegung sanft und für immer schloss.


„Miriam?“
„Ja? Wo bin ich?“
„Immer noch in Deinem Zimmer. Wie fühlst Du Dich?“
Miriam dachte kurz nach, dann sagte sie verblüfft:
„Du, mir tut gar nichts mehr weh! Ich hab’ gar keine Schmerzen mehr!“
Und das stimmte tatsächlich!
Die Schmerzen waren weg! Der Bauch tat überhaupt nicht mehr weh! Sie fühlte sich unheimlich gut und frisch, ihre Müdigkeit war wie weggeblasen! So glücklich war sie noch nie gewesen!
Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Lächelnd sagte die Frau:
„Siehst Du?“
Freudestrahlend lief Miriam auf sie zu, umarmte sie und schmiegte sich an ihren Bauch. Wärme und Geborgenheit umgaben sie dabei.
Es war ein so schönes Gefühl, dass sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte.
Zärtlich ihren Rücken streichelnd fragte die Frau:
„Was meinst Du, schöne Miriam? Wollen wir aufbrechen?“
„Ja! Gern! Nein, Moment! Noch nicht!“
Fragend blickte die Frau das Mädchen an.
„Ich hab’ doch Mama gar nicht ‚Auf Wiedersehen’ gesagt!“
„Wir können noch einmal zu ihr gehen, wenn Du möchtest!“
„Wirklich? Ja, das möchte ich.“
Vorsichtig ging Miriam in das Zimmer ihrer Mutter, das direkt neben ihrem Schlafzimmer lag.
Diese lag dort angezogen auf ihrem Bett und wälzte sich unruhig hin und her. Ihr Gesicht schien selbst im Schlaf noch traurig und angespannt, durch Sorgenfalten und tiefe dunkle Ringe unter den Augen verdüstert. In der erschlafften rechten Hand hielt sie ein zusammengeknülltes Papiertaschentuch.
„Sie hat wieder geweint.“, sagte Miriam.
„Ja.“
„Kann ich Dich was fragen?“
„Natürlich!“
„Ich bin eigentlich gar nicht traurig. Müsste ich jetzt nicht aber traurig sein, wo ich zum ersten Mal von Mama weggehe?“
„Nein, kleine Miriam, denn Schmerzen, Trauer und Angst existieren für Dich nicht mehr, verstehst Du?“
Das Mädchen zuckte die Schultern.
„Ich glaube, daran muss ich mich erst noch gewöhnen.“
Nun lachte die Frau zum ersten Mal, ein sanftes, helles Lachen.
„Glaub’ mir Miriam, Du wirst Dich sehr schnell daran gewöhnen, denn es ist ein sehr schönes Gefühl.“
„Kann ich Dich noch was fragen?“
„Natürlich, Miriam.“
„Glaubst Du, Mama wird sehr traurig sein, wenn sie morgen früh aufwacht und ich nicht mehr da bin?“
Die Frau schaute ein wenig nachdenklich. Nach einer Weile sagte sie:
„Ja, Miriam. Deine Mama wird morgen früh und noch eine Weile länger traurig sein, aber irgendwann wird diese Trauer nachlassen, weil sie begreifen wird, dass Du an einen besseren Ort gelangt bist.“
Miriam nickte, dann schaute sie wieder zu ihrer Mutter.
„Sie schläft.“
„Ja.“
„Ich wollte Mama aber doch eigentlich noch was sagen!“
Die Gestalt meinte aufmunternd:
„Dann sag’ es ihr ruhig.“
Vorsichtig trat das Mädchen an das Bett.
Es setzte sich auf die Bettkante und überlegte kurz. Dann legte es vorsichtig seinen Kopf auf die Brust der Mutter und lauschte dem Schlag ihres Herzens.
„Mama?“, flüsterte es.
„Mach Dir keine Sorgen um mich! Ich hab’ jetzt keine Schmerzen mehr!“
Das Mädchen hob den Kopf. Dann senkte es ihn noch einmal und hauchte einen Kuss auf die Lippen seiner Mutter.
„Ich hab’ Dich so lieb.“
Das Mädchen erhob sich von der Bettkante und ging auf das Wesen zu, das im Türrahmen gewartet hatte.
„Meinst Du denn, sie hat mich gehört?“, fragte es leicht zweifelnd.
„Ich glaube schon. Schau Dir doch einmal ihr Gesicht an!“
Das Mädchen sah einen Moment irritiert zum Bett hinüber, dann kiekste es vor Vergnügen.
„Mama lächelt ja im Schlaf! Sie lächelt! Siehst Du? Mama lächelt!“
„Dann“, antwortete die Frau, ebenfalls lächelnd, „hat sie es auch gehört.“
„Was meinst Du, Miriam?“, fragte sie und streckte die Hand aus.
„Wollen wir jetzt gehen?“
Eine Weile noch betrachtete Miriam staunend das Gesicht ihrer Mutter, das so lange von Angst und Sorge gezeichnet gewesen war, das aber auch, für jeden reinen Herzens sichtbar, vor Schönheit erstrahlte und auf dem sich nun Liebe, Hoffnung und Dankbarkeit widerspiegelten.
„Ja!“, sagte das Mädchen dann und legte seine Hand in die des Engels.
„Lass uns gehen ...“

 

Hallo!
Ich habe deine Geschichte gelesen und fand sie zugleich sehr traurig und sehr schön. Stellenweise habe ich mit den Tränen gekämpft.
Einem kleinen Kind würde ich sie allerdings nicht "ohne Grund" vorlesen. Ich würde es mit einer so eindringlichen Schilderung des Krebstodes nicht belasten wollen.
Für Kinder, die jedoch einen Todesfall in der Familie erlebt haben, kann so eine Geschichte, meiner Meinung nach, eine Art "Trost" sein und ein Anstoß über das Geschehene zu sprechen und es zumindest ansatzweise zu verstehen.
Viele liebe Grüße
Manuela

 

Hi Manuela,

hab' mal kurz in Dein Profil geschaut: erstmal Gratulation zum Nachwuchs ;)

Ist eigentlich eine eher untypische Geschichte für mich.
Schön, dass Dir die Geschichte dennoch gefallen hat (auch wenn Du sie sehr traurig fandest).

Ich hoffe aber, dass die Hoffnung und Zuversicht, die im Text vermittelt werden sollte, die Trauer überwiegt.

Stellenweise habe ich mit den Tränen gekämpft.
Einem kleinen Kind würde ich sie allerdings nicht "ohne Grund" vorlesen. (...)
Für Kinder, die jedoch einen Todesfall in der Familie erlebt haben, kann so eine Geschichte, meiner Meinung nach, eine Art "Trost" sein und ein Anstoß über das Geschehene zu sprechen und es zumindest ansatzweise zu verstehen.

Genauso wollte ich die Geschichte verstanden wissen :)

Ich hatte zuerst überlegt, noch ein, zwei Erläuterungen in einem Nachfolgeposting einzufügen, habe es dann aber doch sein lassen, um die Geschichte unvoreingenommen auf den Leser wirken zu lassen
Kurzzeitig wollte ich sie auch unter "Sonstige" posten, aber eigentlich sind doch in erster Linie Kinder angesprochen.
Sicher keine Kindergeschichte im herkömmlichen Sinn, die Eltern abends am Bett vorlesen würden/sollten, sondern für Kinder gedacht, die "gezwungen" sind, sich mit der Thematik des Sterbens und des Todes auseinanderzusetzen, sei es durch eigene schwere Krankheit oder durch den Verlust eines geliebten Menschen, der für ein Kind sicher eine Menge Fragen aufwirft.

Wenn Du der Meinung bist, dass sich die Geschichte dafür eignen könnte, bin ich zufrieden :)

Schönen Dank für's Lesen und Kommentieren ...


Gruß

RaG

 

Hallo RaG,

Du befasst Dich in Deiner Geschichte mit einem wirklich schwierigen Thema. Es hat mir sehr gefallen, wie Du versuchst, Kindern die Angst vor dem Sterben zu nehmen und wie du schilderst, dass der Kummer und die Verzweiflung der Mutter Miriam fast mehr belasten, als die Krankheit und die Schmerzen.

Deine Geschichte erinnerte mich sehr an einen Roman von Jostein Gaarder - der Titel fällt mir im Augenblick nicht ein, ich kann ihn aber heraussuchen, wenn Du möchtest. Auch in diesem Roman ist ein Kind totkrank und hat dann tröstlichen "Besuch" aus der "anderen Welt". Ich konnte mich also des Eindrucks nicht erwehren, dass Du in gewisser Weise etwas nacherzählst.

An manchen Stellen ist mir Dein Text etwas zu kitschig geraten. Hier meine ich besonders die Stelle, an der der Engel über die innere und äußere Schönheit spricht.

Wenn Du den Text noch mal überarbeitest, dann wäre es vielleicht gut, auf folgende Dinge zu achten: Das Wort "nun", das nicht besonders viel aussagt, kommt ziemlich oft vor. Vielleicht kannst Du es ab und zu entfernen? :D

In der wörtlichen Rede schreibt man, soweit ich weiß die Worte "du" und "dich" klein.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo RaG (?)
Mein erster Eindruck: toll. Ein Geschichte, die an die Nerven geht.
Ich denke, du hast das auch so beabsichtigt.
Du hast dich da an ein Problem gewagt, das sicher nicht so selten ist. Wie über den Tod trösten? Einmal das Kind, andererseits die Mutter? Du hast hier einen Weg gefunden, der beiden einen Trost schenken kann. Dafür Danke.

Ebenfalls aus Sicht der Kurzgeschichten-Form hast du hier eine Geschichte verfasst, die einfach gut ist. Handlung wird im Dialog getrieben, es ist wenig im Dialog, das die Geschichte nicht voran bringt.

Dennoch: beim zweiten Lesen fielen mir einige Füllwörter unangenehm auf, die, wenn sie gestrichen werden, die Geschichte noch straffer werden lassen. Das muss sie nicht härter machen sondern könnte den Rhythmus der Sprache noch fördern.

Beispiele:
… dachte sie ‚bei sich’.
Miriam ‚selbst’ hatte es schon versucht, ‚dann’ aber aufgegeben, weil sie merkte, dass ihre Mutter ‚dadurch’ nur noch trauriger wurde.
Erwachsene können ‚manchmal schon’ komisch sein ….
Erwachsene können ‚nämlich manchmal auch’ ziemliche Angsthasen sein …
Sie war nicht ‚mehr’ allein im Zimmer!
Einen Moment noch blieb sie ‚still’ sitzen, dann erhob sich die Gestalt und ging ‚langsam’ auf das Bett zu.

Ich nehme an, du siehst, welche Worte ich meine und dass es möglich ist, Geschehen noch enger zu gestalten. Letztlich baust du hier eine Spannung auf, die du bis hin zu dem Satz „Lass uns gehen …“ durchhalten musst. Du entlässt den Leser erst an dieser Stelle in das Gefühl, dass es nun gut ist. Und es ist eben gut.

Kleiner Hinweis: ich würde Du und Dein usw. klein schreiben, das ist aber wohl auch Geschmacksache.

Dank, Gruß und viel Glück

Peter

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo al-dente ( oder darf ich Barbara sagen? ;) )

schönen Dank, dass Du Dich meiner Geschichte angenommen hast.


Es hat mir sehr gefallen, wie Du versuchst, Kindern die Angst vor dem Sterben zu nehmen und wie du schilderst, dass der Kummer und die Verzweiflung der Mutter Miriam fast mehr belasten, als die Krankheit und die Schmerzen.

Danke schön ...

Deine Geschichte erinnerte mich sehr an einen Roman von Jostein Gaarder - der Titel fällt mir im Augenblick nicht ein, ich kann ihn aber heraussuchen, wenn Du möchtest. Auch in diesem Roman ist ein Kind totkrank und hat dann tröstlichen "Besuch" aus der "anderen Welt". Ich konnte mich also des Eindrucks nicht erwehren, dass Du in gewisser Weise etwas nacherzählst.

Der erwähnte Roman sagt mir so nix.
Wäre nett, wenn Du mir den Titel noch raussuchen könntest.
Die Beschreibung des Übergangs vom Leben in den Tod gibt es sicher in etlichen Variationen.
Nacherzählt oder abgekupfert hab' ich aber nix :(
Glaub mir bitte :D

An manchen Stellen ist mir Dein Text etwas zu kitschig geraten.

Die Befürchtung hatte ich insgeheim ...


Wenn Du den Text noch mal überarbeitest, dann wäre es vielleicht gut, auf folgende Dinge zu achten: Das Wort "nun", das nicht besonders viel aussagt, kommt ziemlich oft vor. Vielleicht kannst Du es ab und zu entfernen? :D

Nun, ich werde drüber nachdenken :D


Schönen Dank fürs Kommentieren!

Hallo pholz,


Hallo RaG(?)

Irgendetwas unklar mit meinem Namen? ;-)


Ein Geschichte, die an die Nerven geht.Ich denke, du hast das auch so beabsichtigt.

In gewisser Weise schon, ich wollte das ernste Thema auch angemessen behandeln.


Du hast hier einen Weg gefunden, der beiden einen Trost schenken kann. Dafür Danke.

Das ist ein nettes Kompliment für die Geschichte, danke ...


Dennoch: beim zweiten Lesen fielen mir einige Füllwörter unangenehm auf, die, wenn sie gestrichen werden, die Geschichte noch straffer werden lassen. Das muss sie nicht härter machen sondern könnte den Rhythmus der Sprache noch fördern.

Ich werd' den Text noch mal durchgehen und darauf überprüfen, ob ich etwas streichen bzw. kürzen kann.


Auch Dir schönen Dank fürs Kommentieren

Gruß

RaG

 

Hi RaG,

natürlich darfst Du Barbara sagen. :)

Der Roman von Jostein Gaarder heißt "Durch einen Spiegel, in einem Dunklen Wort".

Liebe Grüße
Barbara

 

Hi Barbara,

danke, dass Du den Titel rausgesucht hast :)

Was die Groß- und Kleinschreibung der Anreden angeht, ich habe es eigentlich früher so gelernt, dass sie auch in der wörtlichen Rede großgeschrieben wird
Vielleicht ist diese Regel aber mittlerweile überholt :hmm:

P.S.

Drei "Nun's" habe ich ausgemerzt, dass muss reichen ;)

Ein paar Füllwörter mussten auch dran glauben, pholz ;)


Gruß

Ralf

 

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