- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 5
Kehrtwendung der Angst
“Es ist schon spät, Liebling” sagte er zu ihr. “Schon morgen wirst du eingeschult und lernst viele neue Freunde kennen.”
“Na gut, Paps, aber nur wenn du mich zudeckst.”
“Natürlich, oder kennst du einen besseren Zudecker als mich?”
“Nö, aber ich kenne jemand, der noch Haare auf dem Kopf hat”, sagte sie neckisch und lachend.
“Na, werd mir bloß nicht frech”, sagte er während er sie zu ihrem Zimmer hinauf jagte.
Es dauerte nicht lange bis Eliza müde wurde und ihrem Vater noch einen Gutenachtkuss gab.
"Paps...", zögerte sie und es konnte eine leicht ängstliche Stimme heraus gehört werden.
“Schatz, keine Sorge. Morgen wirst du einen schönen Tag haben”, erwiderte er.
“Nein, das ist es nicht”, antwortete Sie. “Magst du bitte unter meinem Bett schauen? Ich glaube, sie ist wieder da?!”, fragte sie schon fast panisch.
Er guckte seine Tochter an, aber wollte keine Diskussion über Monster unter dem Bett mit ihr anfangen.
“Okay, ich schaue nach, aber danach musst Du schlafen.”
Er beugte sich runter und schaute theatralisch unter das Bett und sprang schnell wieder auf, um sie zu beruhigen.
Doch ihm fiel etwas unter dem Bett auf. Das Licht war bereits gedämpft und lediglich das Nachtlicht war angeschaltet.
Er beugte sich erneut unter das Bett, um sich zu vergewissern. Dieses Mal nach einem genaueren Blick war etwas unter dem Bett, eingepackt in einer dünnen Stoffdecke. Er konnte es nicht glauben. Sein Atem stockte. War dies ein blöder Scherz? Wer oder was konnte dahinter stecken? In dieser Sekunde schossen ihm hunderte Fragen durch den Kopf- letztendlich entschied er einfach unter die Decke zu gucken, auch wenn ihm dabei unwohl war.
Langsam kroch er unter das Bett und fing an, die Decke vorsichtig wegzuziehen.
Etwas atmete schnell und hastig. Er konnte nicht viel erkennen und langsam packte ihn die Angst. Sofort, als er die Decke gänzlich hinunterzog weggezogen hatte, sah er ein Kind. Völlig erschrocken, starr vor Angst, drehte sich das Kind zu ihm und flüsterte ihm mit zittriger Stimme zu: “Papa, sie ist wieder da, sie ist über meinem Bett.“
Diese Stimme kam ihm bekannt vor. Es war die Stimme von Eliza. Er packte sie vorsichtig am Arm um sie in Augenschein zu nehmen. Sie sah aus wie Eliza, mit dem Unterschied, dass die pure Angst in ihrem Gesicht zu sehen war.
Diesen Anblick hatte er bei seiner Tochter noch nie gesehen. Er nahm sie auf dem Arm. Die Zimmertür knallte und man hörte Eliza raus rennen. Er war verwirrt. Er legte das Kind behutsam auf das Bett und schaute es ratlos an.
„Papa? Ist das Mädchen nun endlich weg?“, fragte sie ihn.
Er gab wirre Worte von sich und suchte verzweifelt nach einer Erklärung. Er fand keine.
„Was hast du unter dem Bett gemacht?“, fragte er sie. „Papa, ich habe mich vor dem Mädchen versteckt. sie ist böse.“
Ihm wurde es nun zu viel. „Okay, bleib Du hier, ich suche meine Tochter.“ „Aber ich bin es doch, Papa.“ Ihm fiel etwas an dem Ton auf. Dieser war nicht mehr ängstlich, sondern schon fast etwas höhnisch.
„Du bist nicht Eliza, wir klären das gleich!“
„Papa, sei kein Idiot.“
Das Kind machte ihn nervös und plötzlich schoss ein Gedanke in ihn. „Meine Tochter hat mich noch nie Papa genannt. Sondern immer Paps“. Das Kind fing zunächst an zu lachen, verstummte dann abrupt und sagte dann in ernster Stimme. „Erwischt“.
Eliza hatte sich währenddessen unter dem Tisch im Esszimmer versteckt. Beim Rauslaufen hatte sie ihr Kuscheltier mitgekommen. Sie hörte Schreie und dann eine lange Zeit nichts mehr. Schließlich hörte sie Schritte auf sie zukommen. „Eliza, komm raus. Er wird dir nichts mehr tun.“, flüsterte das Mädchen.
Eliza war froh nicht die Stimme ihres Vaters zu hören. „Er wird dir nichts mehr tun, Eliza.“ Sie war froh, dass das wahre Monster nun weg war. Sie braucht nun keine Angst mehr zu haben, dass es nachts in ihr Bett kommen würde. Sie war nun endlich erlöst. Sie nahm die Hand von dem Mädchen und lächelte.