Katzennarr
Guten Tag. Ich bin ein Katzennarr. Schon immer gewesen und ich werde es wohl auch immer sein.
Begonnen habe ich meine Katzennarrkarriere wie viele andere auch im zarten Alter eines Kleinkindes. Beim Besuch eines Bauernhofes, angetan vom interessanten Anblick dieser weichen, flauschigen Mäusefänger tapste ich aufgeregt hinter ihnen her, in der Absicht einen zu erwischen. Da diese Katzen sehr zutraulich waren, hatte ich auch Erfolg: „Mami, Mami! Mietzetatze!" verkündete ich ich stolz und präsentierte meinen Fang in meiner Hand, frei am buschigen Schwanz baumelnd.
Seitdem weiß ich: Katzen kann man nicht besitzen.
Meine Gesichtsnarben verhalfen mir schon in der Volksschule zu Ansehen und auch später eilte mir immer der Ruf als brutaler Schläger voraus und ich hatte eine unbesorgte Jugend. Dank der Katzen. Sie sind einfach göttliche Wesen. Elegant, stolz und perfekte Jäger. Jede, wahrlich jede Katze ist ein Meisterwerk für sich und verfügt einen unverwechselbaren Charakter. Darum liebe ich sie; wer einmal das Gefühl genossen hat, einen Fernsehabend mit einer schnurrend-schlafenden Katze auf seinem Schoß zu verbringen, könnte stundenlange poetische Ergüsse über die Schönheit und Anmut unserer Stubentiger von sich geben.
Die Widersprüche im Wesen der Katze machen sie zum edelsten Geschöpf auf Gottes Erden. Zärtliche Krallen, kühle Berechnung gepaart mit warmer Dankbarkeit und ehrliche Hinterlist machen nur einen Teil ihrer Fazination aus.
Ich selbst besitze drei Katzen. Jede von ihnen mit einem einzigartigem Gemüt und von unerreichter Schönheit. Da wäre einmal Alexander der Große; 9 Jahre alt, kastriert und mein ältestes Tier. Sein graugetigertes Fell, die erhabene Langsamkeit seiner Bewegungen und die respekteinflößende Körperfülle machen ihn zum uneingeschränkten König meines Lieblingssessels. Hera die Sanfte, die mir manchmal auf dem Boden Gesellschaft leistet, ist 6 Jahre alt, rot-weiß gefleckt und die eigentliche Autorität in meiner Familie; mit ihrer weiblichen Intuition, ihrem Einfühlungsvermögen verbunden mit der Fähigkeit die Vergabe von Zärtlichkeiten zu kalkulieren, zieht sie im Hintergrund die Fäden. Auch hat sie als hochintelligentes Wesen gelernt, wie man den Kühlschrank öffnet. Dann wäre da noch Odysseus der Jäger, der Jüngste. 2 Jahre, schwarz wie ein Panther und von einer Anmut die ihresgleichen sucht. Sein dunkler, durchdringender Blick, sein glänzendes Fell und der athletische Körperbau machen ihn zum Inbegriff von Beutefang, Scharfsinn und Hinterlist.
Mit der perfektionierten Geschmeidigkeit, dem vollendeten Einsatz kontrollierter Aggressivität eines Raubtieres zerlegt er jedes Sofakissen binnen Sekunden und Teile des Sofas gleich dazu.
Diese drei sind mein Ein und Alles. Zweifler mögen meinen, dass Katzenhaltung teuer ist, damit haben diese nicht unrecht. Aber die Kosten wiegen niemals das Glücksgefühl auf, das ich verspüre, wenn Hera eingeringelt in meinem Schoß ihr Mittagsschläfchen hält, ihr ruhiges Atmen von Alexanders tiefem Schurren untermalt wird und Odysseus in seiner unverwechselbaren Würde angetänzelt kommt und mir aus Dankbarkeit eine tote Maus vor die Füße legt.
Katzen sind auch sehr reine Tiere oder finden erstaunlich einfache Wege sauber zu sein, sie sind hochbegabt. Mittlerweile halte ich zwei mal täglich die Stuben rein.
Ja, meine drei und ich sind schon ein tolles Team, wir verstehen uns hervorragend. Schon an der Art eines ihrer 'Miau's' kann ich hören, ob ihnen die Milch frisch genug war oder die Maus nicht richtig gewürzt, Alexander und ich brauchen schon lange keine Worte mehr, ich weiß sofort, wann er in meinen Lieblingssessel will. Es ist alles so einfach.
Ich bin ein glücklicher Mensch, geliebt von drei wundervollen Wesen.
Helfen sie mir.
[Beitrag editiert von: franzl am 16.03.2002 um 16:58]