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Katzenjammer

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25.05.2018
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Katzenjammer

»Weißt du, was ich glaube, Maurice? Ich glaube, du hast das Leben nicht verstanden.«
François war betrunken, und immer, wenn er betrunken war, konnte er das Universum durchschauen. »Wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht? Sag mal! Drucks mal nicht rum, wenigstens dieses eine Mal nicht, antworte ganz ehrlich! Wenn du's sagst, lass ich dich in Ruhe!«
»Vorgestern, François. Aber das geht dich eigentlich gar nichts an.«
»Vorgestern, hm. Und hast du sie da mal in den Arm genommen? Hast du ihr da mal gesagt, Mama, ich liebe dich, ich bin froh, dass es dich gibt, danke für alles, danke, dass du mich zur Welt gebracht hast?«
»Nein. Das ist doch auch Blödsinn jetzt, wer macht das denn bitte jedes Mal, wenn er seine Mutter besucht?«
»Spielt doch keine Rolle, Mann! Manchmal bist du echt dumm, weißt du das? Vielleicht stellst du dich nur dumm, keine Ahnung, aber es nervt! Als würde man sich mit einem Affen unterhalten!«
»Vielleicht hältst du jetzt lieber den Mund.«
»Hm!«

Als die beiden Männer an einem Supermarkt vorbeikamen, brach Maurice als erster das Schweigen.
»Ich hol mir Zigaretten. Willst du was?«
»Wein. Den guten.«
»Verschwendung«, murmelte Maurice und trat durch die Schiebetür.
Das Warten machte François mürbe. Die Nacht war viel zu heiß, seit Tagen hatte eine Hitzewelle Paris im Schwitzkasten und wollte nicht lockerlassen. François kickte Kieselsteine gegen parkende Autos und fauchte eine Katze an, die vor dem Eingang herumstreunerte. Er musste an die Katze seiner Mutter denken, Luna. Immer war sie auf seinem Stuhl gelegen und leckte ihr blödes Fell sauber, und seine Mutter hatte ihm verboten, sie zu verscheuchen. Wenn er alleine zuhause war, jagte er sie manchmal fauchend durch die ganze Wohnung, und wenn seine Mutter dann heimkam und ihm einen Kuss auf die Stirn gab, hätte er am liebsten losgeheult, so schlecht fühlte er sich.

Nach einer Weile schoben sich die Türflügel wieder zur Seite und Maurice kam aus dem grellen Supermarktlicht über den Parkplatz gelaufen. Mit den Zähnen riss er das Zellophan von der Schachtel und steckte sich eine Zigarette an, seinem Freund hielt er eine Weinflasche hin.
»Hier.«
»Sag mal«, begann François, als er die Flasche entgegennahm, »was hast du eigentlich Tolles erreicht, dass du dich so groß fühlst? Hab ich da was verpasst? Wir haben den gleichen beschissenen Job, haben beide keine Freundin. Wenn wir ehrlich sind, sind wir beide verloren. Wir könnten tot umfallen und kein Hahn würde nach uns krähen, unsere Stellen hätte man schnell neu besetzt, unsere Wohnungen wären schon morgen an jemand anderen vermietet. Was macht es denn für einen Unterschied, ob wir leben oder tot sind? Und was gibt dir das Recht, dich so aufzuführen? Sag mir das mal!«
»Ist gut jetzt. Trink deinen Wein.«
»Ist gut jetzt, ist gut jetzt, mehr weißt du auch nicht zu sagen, was? Immer das gleiche mit dir. Dumm! Du bist dumm!«
»Ja, ja. Komm.«
Widerwillig trottete François hinter Maurice her, leise murmelte er Flüche vor sich hin, schimpfte auf seinen Freund und den Rauch, den er hinter sich her zog. Vor allem aber schimpfte er auf das Universum, das er mit jedem Schluck Wein deutlicher durchschaute und das ihm immer hässlicher erschien.
Als die Flasche leer war, vergrub François seine Hände in den Hosentaschen, nur kurz, schon wurde ihm der Platz dort zu eng, schon sausten sie als geballte Fäuste durch die drückende Nachtluft und nahmen es mit einem unsichtbaren Gegner auf. Er war angefixt, die Schläge präzise und hart. Und doch waren sie sinnlos. Ein Aufbäumen gegen ein großes, schwarzes Nichts, das sich nicht besiegen ließ. Wie die Hitze, die über der Stadt hing.

Es war bereits spät in der Nacht, als sie den Parc du Champ de Mars erreichten. Für Pariser Verhältnisse war es hier beinahe ruhig, nur ein paar Verliebte gingen spazieren und kosteten die wenigen Stunden aus, in denen man nicht an allen Ecken von aufdringlichen Souvenirverkäufern belästigt wurde. Der Eiffelturm war gesperrt, doch das hinderte François nicht daran, langsam die Streben hinaufzusteigen.
»Was machst du denn, komm da runter, Mann!«
»Halt den Mund! Dummkopf!«
Je mehr er von der Stadt zu sehen bekam, desto lebendiger fühlte er sich. Plötzlich war er wieder Kind und kletterte den Sprungturm im Freibad hinauf, er spürte den Wind, der seine nasse Haut streifte, spürte das Gummiband der Taucherbrille, das sich um seinen Kopf spannte, das harte, geriffelte Metall der Leiter, das sich in seine kleinen, chlordurchweichten Füße drückte. Von hier oben konnte er die ganze Welt überblicken. Und ganz da unten, klein wie eine Ameise, sah er seine Mama, sah sie mit ihrer Sonnenbrille und dem breitkrempigen Hut, der sie aussehen ließ wie ein amerikanischer Filmstar. Und er war stolz. Stolz darauf, die schönste und beste Mama von allen zu haben, nur für sie wollte er springen, sie sollte sehen, wie stark er war, wie mutig und furchtlos.
Plötzlich wurde François schwindelig. Von unten rief Maurice. »Komm schon, mach keinen Blödsinn, Mann! Komm da runter!«
Er würde es nie bis zur Spitze schaffen. Er war nicht mehr der Junge in der giftgrünen Badehose, er war betrunken und verloren, all das wurde ihm in diesem Moment auf schmerzliche Weise bewusst. Langsam, so behutsam wie möglich, machte er sich an den Abstieg.
»Und? Fühlst du dich jetzt besser?«
»Sei ruhig. Bitte sei einfach ruhig.«
»Komm. Wir verpassen den Bus.«

Sechs Stationen fährt man vom Champ de Mars bis zur Avenue Victor-Hugo, von dort aus noch mal sieben mit der Metro bis zum Boulevard de Clichy. François und Maurice redeten kein Wort auf der Fahrt. François war sauer, er starrte aus dem Fenster und versuchte, seinem Blick, der sich in der Scheibe spiegelte, auszuweichen. Er schämte sich. Er blendete nicht nur sich selbst aus, sondern auch das Treiben um ihn herum, er konnte es nicht ertragen. Das Gerumpel der Räder auf den Schienen, die ein- und aussteigenden Fahrgäste, die Durchsagen, ding-dong, ding-dong. Erst als sie den Boulevard erreicht hatten, tippte Maurice ihn vorsichtig an und holte ihn zurück in die Realität.
Vom Boulevard war es nur ein kurzer Fußmarsch bis zum Nordfriedhof, dem Cimetière de Montmartre. Dort, zwischen prächtigen Ahorn- und Kastanienbäumen und großen Persönlichkeiten wie Stendhal, ruhte Émilie Morel.
»Sie hat Geburtstag heute.«
»Ja, das hast du gesagt. Ich lass euch alleine. Lass dir Zeit, François.«

François war müde. Der Weg durch die Nacht und die Hitze hatten an seinen Kräften gezehrt, der Wein tat sein übriges. Wie in Trance richtete er die Blumen her, zupfte Unkraut und strich die Erde glatt, wieder und wieder las er die Inschrift auf dem Grabstein, ohne die Worte und Zahlen wirklich zu verstehen.
Einer der Gründe, warum Émilie Morel hier bestattet werden wollte, waren die Katzen. Dutzende von ihnen hatten auf dem Friedhof ein Zuhause gefunden. Eine von ihnen streifte François' Hosenbein, als er sich gerade auf den Rückweg machen wollte. Immer wieder glitt sie durch seine Beine, schmiegte sich an die Knöchel. Und diesmal fauchte François nicht.
»Hallo, Luna.« Er beugte sich zu der Katze herunter und streichelte sie hinter den Ohren. Die Streunerin ließ es sich gerne gefallen, sie schnurrte und schloss sanft ihre Augen, und endlich ließ François seinen Tränen freien Lauf, endlich brach es aus ihm heraus, endlich gestand er sich ein, dass er nicht dagegen ankämpfen musste, dass er niemandem etwas beweisen musste, weder Maurice, noch seiner Mutter. Nicht dem Universum. Vor allem nicht sich selbst.

Maurice saß auf einer Bank, im Schatten einer Kastanie, und rauchte. Mittlerweile war es Morgen geworden. In den Bäumen zwitscherten Vögel, die Sonne brach durchs Geäst und verlieh dem aufsteigenden Zigarettenrauch einen Hauch von Magie.
Langsam kam François auf ihn zu. Er lächelte. Maurice lächelte zurück.
»Alles gut?«
»Ja. Danke, dass du mitgekommen bist.«
»Immer wieder, François. Komm. Lass uns heimfahren.«
Gemeinsam gingen die beiden Freunde unter den Alleen des Nordfriedhofs entlang, und kaum waren sie aus dem quietschenden Metalltor auf die Straße getreten, hatte das Pariser Stadtleben sie wieder verschluckt.

 

Ja, das ist jetzt schon die dritte Geschichte innerhalb einer Woche und ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich weiß, dass das hier ein Geben und Nehmen ist, aber eure Rückmeldungen haben mich so sehr motiviert und inspiriert, dass ich riesige Lust hatte, mich an einer Geschichte mit mehr Tiefe zu versuchen. Ich gelobe Besserung und möchte jetzt erst Mal viele der anderen Geschichten hier lesen und vor allem weiter an dieser hier arbeiten.

Liebe Grüße,

Lani

 
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Liebe Lani,

bin gespannt …

Beim ersten Lesen hab ich nix kapiert, also alles noch mal.

Erster Absatz:
ok, jetzt mit Background wird es klar, warum Francois diese Mutterbesuchskiste hat.

Er hasste ihn, von ganzem Herzen.
Das finde ich viel zu stark. Wie wärs mit: Es wirkte für einen Moment so, als würde er ihn hassen.

Zweiter Absatz:
Einkauf Supermarkt und Rückblende Katze/ Mutter.

Und wenn seine Mutter dann heimkam und ihm einen Kuss auf die Stirn gab, wollte er am liebsten losheulen.
Das finde ich auch zu stark. Aus einem schlechten Gewissen heraus heult man nicht gleich, vor allem, wenn man nichts wirklich Schlimmes gemacht hat.

Dritter Absatz:

Nach einer Weile schob die Tür sich wieder zur Seite und Maurice kam aus dem grellen Supermarktlicht über den Parkplatz gelaufen.
... werden die Türflügel zur Seite geschoben ...

"Sag mal", begann Francois, als er die Flasche entgegennahm, "was hast du eigentlich Tolles erreicht, dass du dich so groß fühlst? Hab ich da was verpasst? Wir haben den gleichen beschissenen Job, haben beide keine Kinder. Wenn wir ehrlich sind, sind wir beide verloren. Wir könnten tot umfallen und kein Hahn würde nach uns krähen, unsere Stellen hätte man schnell neu besetzt, unsere Wohnungen wären schon morgen an jemand anderen vermietet. Was macht es denn für einen Unterschied, ob wir leben oder tot sind? Und was gibt dir das Recht, dich so aufzuführen? Sag mir das mal!"
Diese Welle kommt so ein bissl out of nowhere. Wo ist der konkrete Anlass für den Aufreger?

Er war angefixt,
steht zum zweiten Mal im Text und zum zweiten Mal passt es nicht genau. ich vermute, du meinst: Er war wie im Wahn und konnte nicht mehr aufhören?

Vierter Absatz:
Eifelturmkletterei. Bist du sicher, dass das bei den massiven Sicherheitsvorkehrungen geht?
Die Motivation wird mir nicht ganz klar. Du schreibst zwar:

Doch Francois hatte in ihm seinen neuen Gegner ausgemacht.
Ich fände klare Suizidgedanken nachvollziehbarer als den Kampf mit einem Turm. Hier kannst du etwas von der Verzweiflung schreiben und von seinen Verlustgefühlen ohne den Tod der Mutter schon preiszugeben.

Fünfter Absatz:

Francois war sauer, worauf, wusste er selbst nicht.
Das schließt sich an. Eigentlich weiß er ja genau, was Sache ist. Wieder kannst du sein Innenleben zeigen. Seine Verwirrung, sein Ausweichen, den Versuch des Meidens.

Sechster Absatz:
Die Auflösung. das machst du richtig gut. Indem du erst offen lässt, wer Èmilie Morel ist, dauerts (oder ich stand auf dem Schlauch :lol:), erst Luna schafft Klarheit. Gut gemacht.

Schluss:
Mir persönlich etwas zu lahm, gefühlt fehlt da was. Der Luna-Twist alleine ist nicht so der Burner. Hast du nicht noch eine Überraschung im Ärmel? Irgendwas, das mich die Story nicht leichtfertig abhaken lässt. Mir fehlt der Teppich, den ich kaufen kann. Denk an den Verve der letzten Story.


Liebe Lani, vllt versuchst du es mal mit Präsens, würde dieser Grabannäherung etwas mehr Impuls geben und die Geschichte pushen.
Weiterhin kommt das Innenleben des Protas zu kurz. Zu vieles lässt sich mit dem Alkoholgenuss erklären (Eifelturmbesteigung), zu wenig kommt das Ringen des Protas und der Kampf mit sich selbst rüber. Da hast du einen Acker vor dir, auf dem du viel sähen kannst.

Ganz gerne gelesen, bin auf die Entwicklung gespannt.

Peace, linktofink

 

Hallo Lani :)
Schöne Geschichte muss ich sagen. Obwohl ich sie vermutlich nicht gelesen hätte, wenn sie länger gewesen wäre, weil mich der Anfang noch nicht richtig mitgenommen hatte. Meiner Meinung nach würden die Dialoge noch authentischer klingen, wenn du das Wiederholen von Sätzen und Satzteilen bleiben lassen würdest :)

"Vor drei Tagen, Francois, vor drei Tagen hab ich sie besucht ..."
Ich weiß, dass man das in einem richtigen Gespräch macht, aber in einer geschriebenen Geschichte wirkt es auf mich immer etwas gestellt. Habe das auch schon oft so gemacht, wenn ich was geschrieben hatte und es gefiel mir selbst im Nachhinein nie. :/
Er hasste ihn, von ganzem Herzen.
Der Satz hat mich auch etwas stutzen lassen, aber verbunden mit dem Ende ergibt es Sinn. Trotzdem bin ich drüber gestolpert beim ersten Lesen.
"Ich hol mir Zigaretten. Willst du was?"
"Wein. Den guten."
"Verschwendung"
Wunderbar :D sowas mag ich! Guter Wortwechsel.
Wenn er alleine zuhause war, jagte er sie manchmal fauchend durch die ganze Wohnung, nur, um es kurz darauf zu bereuen.
Das mit dem "bereuen" habe ich nicht ganz verstanden. Er bereute es, weil er gegen das Wort seiner Mutter gehandelt hatte? Oder weil die Katze sich gewehrt hat? :P
Ein Aufbäumen gegen ein großes, schwarzes Nichts, das sich nicht besiegen ließ. Wie die Hitze, die über der Stadt hing.
Gefällt mir der Vergleich.
Langsam begann er, die Streben hinaufzusteigen.
Ab hier fing die Geschichte erst an für mich spannend zu werden. Versteh mich nicht falsch. Es ist gut geschrieben. Die Atmosphäre bringst du sehr gut rüber. Bloß ich weiß anfangs nicht genau, warum ich deine Geschichte lesen soll. Aber ich vielleicht auch bei Kurzgeschichten etwas ungeduldig :D
Das mit seiner Kindheitserinnerung fand ich großartig und auch, wie er dann beim Aufstieg und bei dem Gedanken an seine verstorbene Mutter wieder einknickt.
Er starrte aus dem Fenster und versuchte, seinem Blick, der sich in der Scheibe spiegelte, auszuweichen.
Clever. Sehr schönes Bild, das man vor Augen hat.

Das Ende fand ich dann taurig, aber auch irgendwie schön. Es macht die Geschichte rund. Nach dem Lesen deiner Geschichte, bereue ich es also nicht, sie gelesen zu haben. Und das will schon was heißen, bei der Menge an Kurzgeschichten :D
Tolle Arbeit. Weiter so!

LG HerrSperling

 

Hej Lani und herzlich willkommen,

deine vorherigen Geschichten hab ich auch gelesen, und mich von deinem Talent zu schreiben überzeugen können.

Deine beiden Protagonisten hier sind sehr sympathische Figuren, authentisch und ihrer Konstellation, ihrem Verhältnis zueinander überaus glaubhaft. Wie alt sie wohl sein mögen? Sie erscheinen jung, wenn ich an ihre Stromerei da draußen in Paris denke, den Supermarktalkohol, den Konsum auf der Straße. Denkt man dann an Kinder, die man nicht hinterlässt? Ist dafür nicht alle Zeit der Welt?

Du lässt mich als Leserin sehr dich an sie heran. An Francois, der seinen Halt mir der toten Mutter, dem Verlust seiner Kindheit verloren hat, seinen Platz im Leben sucht, sich mit Erinnerungen und Gewissensbissen plagt, den üblichen Sinn im Leben zu suchen scheint. Er weiß wohl nicht, dass der Sinn des Lebens das Leben ist. :shy:
So lese ich hauptsächlich den philosophischen Gedanken in der Geschichte, die du, aus welchen Gründen auch immer, in Paris verankert hast. Vielleicht wegen der wohlklingenden Namen, von den Orten und der Metro, oder weil es in Köln-Porz, in Berlin-Wedding oder in Hamburg-Altona keinen Eiffelturm zu besteigen gibt.
Ich empfinde es als einen großen Vorteil deiner Geschichte, dass dieses Paris nicht zum Reiseführer ausartet, ich bleibe die ganze Zeit dicht an den Jungs, du schaffst es, dass ich es ausblende und es unwichtig wird, dass es keine Rolle spielt.

Ich bin unsicher, ob sie eine Kurzgeschichte bleiben sollte. Es gibt so Protagonisten, die möchte man weiter verfolgen, weil ihr Blick auf die Dinge, auf Menschen, auf das Leben so wunderbar ist, dass ich sie weiter begleiten möchte.
Deine ist so eine.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hey Lani,


fein, wie du diese tiefe Männerfreundschaft gezeichnet hast - gefällt mir ausgesprochen gut. Maurice, der genau zu wissen scheint, wie es in Francois brodelt, was ihn umtreibt.
Maurice, der sich genau richtig verhält, Leine lässt, wenn nötig und ein wenig daran zieht, wenn Francois sich zu verlieren droht. Er geleitet und leitet seinen Freund durch die Nacht und seinem beschwerlichen Weg. Ja, die kennen sich sehr gut, die zwei, in und auswendig wohl. Ich finde, das kommt sehr gut rüber.

»Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du hast das Leben nicht verstanden!«
Francois war betrunken, und immer, wenn er betrunken war, konnte er das Universum durchschauen.
»Wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht? Sag mal! Drucks mal nicht rum, wenigstens dieses eine Mal nicht, antworte ganz ehrlich: Wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht? Wenn du’s sagst, lass ich dich in Ruhe!«
Maurice kannte seinen Freund, und er wusste, dass Francois ihn nicht in Ruhe lassen würde. Dafür hatte er schon zu viel getrunken. Er war angefixt.
Gleich zu Beginn hatte ich Probleme, mich zu orientieren. Wer spricht da zu wem? Zumindest den zweiten Zeilenumbruch würde ich überdenken, um Gesagtes klarer Francois zuzuordnen.
Dann die Frage nach dem Erzähler und der Perspektive. Das verwirrt mich in Folge, da du den Schwerpunkt des Texts ja auf Francois' Innenleben gelegt hast, nicht? Dann bleibe doch bei ihm, Unterstrichenes könnte nämlich was anderes suggerieren. Mich hat das jedenfalls verwirrt, dann gestört, würde ich umschreiben, um gleich klarzumachen, wer da was erzählt. Du wolltest doch auch nicht auktorial erzählen, oder etwa doch?

... ich glaube? Ich glaube ...
... war betrunken ... betrunken war ...
... das letzte Mal ... das letzte Mal ...
Vor drei Tagen, Francois, vor drei Tagen ...
Du hast dir bei den Wiederholungen sicherlich was bei gedacht, allerdings nutzt sich der Effekt durch die inflationäre Verwendung ziemlich ab, finde ich. Gerade auf der ersten, den ersten Seiten kommt mir das zu dicht (gibt ja noch mehr Stellen, als die oben zitierten) , da schimmert mir zu sehr der Autor durch. Würde ich jedenfalls mal überdenken und den Text dahingehend abklopfen, Lani. Was ist wirklich hervorhebenswert, wo lohnt es sich, stilistisch zu unterstreichen, wo liegt wann und wie der Mehrwert?

Du hast ja schon ein paar Rückmeldungen, Verbesserungsvorschläge erhalten. Was die Kritik an den "Hassgefühlen" anbelangt, stimme ich dieser übrigens zu, ist mir auch too much.
Ansonsten finde ich den Text sprachlich souverän und ausgewogen, ja, hat mir wirklich gut gefallen. Du kannst schreiben, das liest man.


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 

Hallo Lani,
Wow, die Geschichte hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Charaktere sind glaubhaft, die Dialoge authentisch, der Aufbau strukturiert. Kompliment!

Deine Protagonisten sind mir sympathisch, trotz ihres "nöligen" Verhältnisses. Oder gerade deswegen. Die Sache mit dem Hass finde ich nicht übertrieben, sondern nachvollziehbar. Der Typ hat ein Trauma durch den Tod seiner Mutter zu laufen, so dass er im Suff sogar vom Eiffelturm springen will. Er kann das in seinen Augen gleichgültige Verhalten seines Freundes nicht verstehen, ist vielleicht auch eifersüchtig und hasst ihn dafür. Ich denke, in jeder engen Beziehung gibt es derart wunde Punkte, und man geht vielleicht schneller an die Decke als bei Menschen, die einem nicht so nahe stehen. Ist wahrscheinlich so eine Art Ventil. Ich bin jedenfalls nicht darüber gestolpert.

Nee, hab nichts zu meckern. Lässt sich gut lesen für mich.

Viele Grüße von Chai

 

Hallo linktofink,

dein dritter Besuch mittlerweile, das entwickelt sich ja zu einem richtigen Ritual. :) Und dein Besuch verlangt mir einiges ab, du zwingst mich dazu, mich noch mal intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen, was mich letztlich die Worte wählen ließ, die jetzt dort stehen.

"Beim ersten Lesen hab ich nix kapiert, also alles noch mal."

Das hat mich schlucken lassen. Nix kapiert klingt nicht gut. :schiel:

"Das finde ich viel zu stark. Wie wärs mit: Es wirkte für einen Moment so, als würde er ihn hassen."

Die Stelle habe ich jetzt komplett gestrichen, du warst ja nicht der einzige, den der Hass irritiert hat. Und das verstehe ich, auch wenn ich mir noch nicht ganz sicher bin, für welche Variante ich mich letztlich entscheide, da ich auch Chais Sicht sehr gut nachvollziehen kann.

"Das finde ich auch zu stark. Aus einem schlechten Gewissen heraus heult man nicht gleich, vor allem, wenn man nichts wirklich Schlimmes gemacht hat."

Ebenso hier. Klar, wegen sowas heult man nicht. Aber ich denke, Francois ist ein sehr sensibler Mensch. Für ihn ist es eben doch etwas "wirklich Schlimmes", sich seiner Mutter hinter ihrem Rücken zu widersetzen. Und das schlechte Gewissen fühlt sich dann so schrecklich an, dass er am liebsten losheulen würde, auch ohne etwas "wirklich Schlimmes" im eigentlichen Sinne getan zu haben.

"... werden die Türflügel zur Seite geschoben ..."

Habe ich gleich übernommen, danke! :thumbsup:

"Diese Welle kommt so ein bissl out of nowhere. Wo ist der konkrete Anlass für den Aufreger?"

Auch hier wieder – ich glaube, da brodeln tausende Gedanken in ihm, die sich irgendwie Luft verschaffen wollen, so dass es den konkreten Anlass kaum braucht. Das leise gemurmelte "Verschwendung" von Maurice reicht vielleicht schon aus. Zumindest in meiner Vorstellung, möglicherweise hapert es hier und an den anderen Stellen an der Umsetzung.

"Ich fände klare Suizidgedanken nachvollziehbarer als den Kampf mit einem Turm."

Hm … Ich fände Suizidgedanken hier irgendwie fehl am Platz. Er rennt weg, flüchtet, auf eine bescheurt absurde Betrunkenen-Art, will sich irgendwie dem Normalen, dem Irdischen entreißen. Suizid wäre vielleicht die nächste, konsequentere Stufe, aber so weit ist er zum Glück noch nicht, noch sieht er andere Möglichkeiten, denke ich.

Dass dir die "Auflösung" gefällt und du so lange im Dunkeln getappt bist freut mich, schade nur, dass du den Schluss als zu lahm empfindest. Aber ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob ein großer Knall an dieser Stelle noch angebracht wäre, ich mag es, wie er sich sein Bedürfnis nach Ruhe eingesteht und vor allem auch den Wert seines Freundes.

"Weiterhin kommt das Innenleben des Protas zu kurz. Zu vieles lässt sich mit dem Alkoholgenuss erklären (Eifelturmbesteigung), zu wenig kommt das Ringen des Protas und der Kampf mit sich selbst rüber."

Das hier ist wohl das, was mich an deinem Kommentar am traurigsten stimmt, gleichzeitig aber auch am meisten motiviert. Ich selbst hatte nämlich den Eindruck, dass der Alkohol gar keine allzu große Rolle spielt und Francois die ganze Geschichte über sehr mit sich und der Welt zu ringen hat. Ich werde mal in mich gehen und mir Mühe geben, das noch deutlicher zu herauszuarbeiten.

Ich danke dir vielmals dafür, dass du deine Sicht auf die Geschichte in so klare Worte gefasst hast! Ob ich alle deine Ratschläge umsetzen kann, wird sich zeigen, lehrreich waren sie in jedem Fall!

Liebe Grüße,

Lani

(Auf die anderen Kommentare werde ich auch noch eingehen, sobald es nicht mehr ganz so heiß ist hier drinnen.)

 

Hallo Lani,

ein ganz wichtiger Tipp: Hinterfrage alle Kommentare sehr kritisch und nimm nur, was du brauchst. Wenn es dich an Stellen zum Nachdenken bringt, wo du selbst eh schon unsicher warst, geh noch mal ran. Wenn du sicher bist, das es anders ist, lass dich nicht runterziehen.
Comments sollen dir einen Leseeindruck spiegeln und auf gar keinen Fall den Text diktieren. Die Kunst ist, das Wichtige herauszufiltern und wenn du sagst: "alles Quatsch", NP. Es bleibt dein Text.

Peace, linktofink

 

Hallo Lani,

sehr hübsch, hat mir gefallen! :)

Francois war betrunken, und immer, wenn er betrunken war, konnte er das Universum durchschauen.

Den Satz ziemlich zu Anfang finde ich schon mal richtig gut. Ich frage mich nur, warum du François keine Cedille spendierst. Mir würde übrigens auch gefallen: „und wie immer, wenn er betrunken war“.

Maurice wusste, dass Francois ihn nicht in Ruhe lassen würde. Dafür hatte er schon zu viel getrunken. Er war angefixt.

Den letzten Satz halte ich für entbehrlich. Das erschließt sich auch so. Außerdem kommt „anfixen“ weiter unten noch mal vor. Ist ein fantastisches Wort, aber da es ungewöhnlich ist, reicht einmal in einem Text dieser Länge (Kürze) aus.

Als die beiden Männer an einem Supermarkt vorbeikamen, brach Maurice als Erster sein Schweigen.

Mir gefiele besser: „brach Maurice als Erster das Schweigen“.

seit Tagen hatte eine Hitzewelle Paris im Schwitzkasten und wollte nicht lockerlassen

Ich finde ja die Kombination aus der Hitze und dieser vollidiomatischen Wendung „im Schwitzkasten haben“ lustig. Wollte ich nur mal sagen. Kann mich gerade nicht entscheiden, ob mir das gefällt.

er konnte es nicht ertragen, das Gerumpel der Räder auf den Schienen, die ein- und aussteigenden Fahrgäste, die Durchsagen, ding-dong, ding-dong. Er brauchte jetzt vor allem eins: Ruhe.

Again. Ich fände es stärker ohne den letzten Satz. Das ist keine neue Information, nur eine überflüssige Verstärkung, im Grunde Rumgelaber. Trau dem Leser mehr zu!

"Ja, das hast du gesagt. Ich lass euch alleine. Lass dir Zeit, Francois."

Klingt natürlich, der Dialog, das finde ich schon mal gut. Das ist überhaupt eine Stärke in deinem Text. Die Wortwiederholung „lass“ stört mich trotzdem. Ich würde deswegen an dieser Stelle nach einer Alternative suchen.

warum Èmilie Morel hier bestattet werden wollte

Der Akzent auf dem E gehört, glaube ich, andersherum. So wie weiter oben im Text.

Eine dieser Katzen streifte Francois Hosenbein

Hier wäre ein Genitiv-Apostroph fällig: François‘

Endlich brach es aus ihm heraus, endlich gestand er sich ein, dass er nicht dagegen ankämpfen musste, dass er niemandem etwas beweisen musste. Weder Maurice noch seiner Mutter, nicht dem Universum, vor allem nicht sich selbst. Er war ein kleiner Junge und hatte seine Mama verloren.

Encore une fois! Überleg mal, ob du den letzten Satz weglassen könntest. Ich find den … weinerlich bis pathetisch, überflüssig und … einfach schrecklich. :shy: Das Anrührende in deinem Text, die Kraft, die Stärke, muss woanders herkommen, tut es ja auch!!, aber nicht aus soo’nem Satz. Nee, also, tzzz …

Wenn echte Männer trauern. Steckt ja so ein ironisches Understatement drin in dem Titel Katzenjammer. Jeder trauert auf seine Weise.

Vielen Dank für die Geschichte und beste Grüße
Anne

 

Hallo HerrSperling - ein toller Name :)

Schöne Geschichte muss ich sagen. Obwohl ich sie vermutlich nicht gelesen hätte, wenn sie länger gewesen wäre, weil mich der Anfang noch nicht richtig mitgenommen hatte. Meiner Meinung nach würden die Dialoge noch authentischer klingen, wenn du das Wiederholen von Sätzen und Satzteilen bleiben lassen würdest

Mir ist tatsächlich erst nach den Kommentaren hier aufgefallen, dass der Einstieg vor Wiederholungen nur so strotzte. Ein bisschen habe ich das jetzt eingedämmt, zumindest an den Stellen wo ich es nicht vermisse.

Wie schon erwähnt habe ich den Hass mittlerweile gestrichen, auch

Das mit dem "bereuen"

ist rausgeflogen, danke für die Hinweise!

Das Ende fand ich dann taurig, aber auch irgendwie schön. Es macht die Geschichte rund. Nach dem Lesen deiner Geschichte, bereue ich es also nicht, sie gelesen zu haben.

Uff, da bin ich aber froh :D Und auch darüber, dass du trotz den Anfangsschwierigkeiten weitergelesen und dann sogar noch Gefallen an der Geschichte gefunden hast. Vielen Dank für deinen Kommentar!

Hallo Kanji,

deine vorherigen Geschichten hab ich auch gelesen, und mich von deinem Talent zu schreiben überzeugen können.

Dass bei dir dieser Eindruck entstanden ist freut mich. Ich selbst könnte gut und gerne auf die beiden verzichten und sie gegen noch eine wie diese hier eintauschen, diese hier fühlt sich um einiges richtiger an. Das sehe ich schon an deiner Reaktion:

Deine beiden Protagonisten hier sind sehr sympathische Figuren, authentisch und ihrer Konstellation, ihrem Verhältnis zueinander überaus glaubhaft. Wie alt sie wohl sein mögen? Sie erscheinen jung, wenn ich an ihre Stromerei da draußen in Paris denke, den Supermarktalkohol, den Konsum auf der Straße. Denkt man dann an Kinder, die man nicht hinterlässt? Ist dafür nicht alle Zeit der Welt?

Wunderbar, dass du dir solche Gedanken machst. Und ich habe nach deinen Worten meinen ursprünglichen Plan umgesetzt und die Geschichte mit "Jugend" getaggt, ich sehe die beiden nämlich auch als noch sehr jung vor mir, vielleicht kann ich das an der ein oder anderen Stellen noch etwas deutlicher werden lassen.

Warum die Geschichte nicht in

Köln-Porz

Köln-Porz, sondern in Paris spielt, hast du dir ja schon mehr oder weniger selbst beantwortet :) Außerdem gibt es in Köln-Porz soweit ich weiß keinen Friedhof, auf dem es von Katzen wimmelt.

Ich empfinde es als einen großen Vorteil deiner Geschichte, dass dieses Paris nicht zum Reiseführer ausartet, ich bleibe die ganze Zeit dicht an den Jungs, du schaffst es, dass ich es ausblende und es unwichtig wird, dass es keine Rolle spielt.

Das war mir wichtig und deshalb freut es mich sehr, dass das bei dir so angekommen ist. Naja und zur Reiseführerin würde ich wohl eh nicht taugen, weil ich noch nie in Paris war :shy: Den Eiffelturm würde ich wahrscheinlich trotzdem finden.

Ich bin unsicher, ob sie eine Kurzgeschichte bleiben sollte. Es gibt so Protagonisten, die möchte man weiter verfolgen, weil ihr Blick auf die Dinge, auf Menschen, auf das Leben so wunderbar ist, dass ich sie weiter begleiten möchte.
Deine ist so eine.

Und das ist vielleicht die schönste Stelle in deinem eh schon schönen Kommentar, dass du Lust bekommst, die beiden noch weiter zu verfolgen. Mal sehen, ob es mich noch mal nach Paris verschlägt. :shy:

Vielen Dank für deine (tiefgehenden) Gedanken zu der Geschichte. Es ist berührend, dass sie dich berühren konnte. :)

Hallo hell,

wenn ich deinen Kommentar richtig deute, scheinst du die Geschichte vor allem als die einer Freundschaft gelesen zu haben, und offenbar als die einer funktionierenden Freundschaft, wie sie sein sollte.

Zumindest den zweiten Zeilenumbruch würde ich überdenken, um Gesagtes klarer Francois zuzuordnen.

Habe ich gemacht :thumbsup:

Dann die Frage nach dem Erzähler und der Perspektive. Das verwirrt mich in Folge

Ich habe mir erst Mal gar keine großen Gedanken zur Erzählperspektive gemacht, um ehrlich zu sein, aber ja, du hast Recht. Jetzt heißt es nur noch "Maurice wusste, dass Francois ihn nicht in Ruhe lassen würde". Findest du, das macht es besser? Wenn ich das richtig verstehe, meinst du ja, dass er es eigentlich nicht mal wissen dürfte, beziehungsweise dass ich, als Erzähler, nicht wissen darf, dass er es weiß (uff). Aber da muss ich mir wohl erst mal selbst über die Perspektive klar werden, ich werde den Text dahingehend noch mal überprüfen.

Du hast dir bei den Wiederholungen sicherlich was bei gedacht

Nein, habe ich nicht, und war deshalb auch fast erschrocken, als ich darauf hingewiesen wurde, das war ja ein richtiges Wiederholungsmassaker. Ein bisschen weniger wild ist es jetzt, einige sind aber immer noch da, ob es weiter hinten im Text ähnliche Passage gibt werde ich jetzt gleich mal überprüfen.

Bis dahin danke ich dir aber schon mal für deine Auseinandersetzung mit dem Text, du hast mein Augenmerk auf Dinge gelegt, die ich alleine wohl einfach übersehen hätte. Und es freut mich, dass ich dir offenbar auch eine kleine Freude bereiten konnte. :)

Liebe Grüße,

Lani

 

Hey Lani,

nur kurz:

Jetzt heißt es nur noch "Maurice wusste, dass Francois ihn nicht in Ruhe lassen würde". Findest du, das macht es besser? Wenn ich das richtig verstehe, meinst du ja, dass er es eigentlich nicht mal wissen dürfte, beziehungsweise dass ich, als Erzähler, nicht wissen darf, dass er es weiß (uff).
Finde ich nicht, nein.
Man könnte schon sagen, klar, Maurice weiß das halt, weil sich die zwei so nahe stehen. Das wird ihm jetzt einfach von seinem Kumpel unterstellt. Sauber(er) wäre es aber mMn, wenn du dich gänzlich aus Maurices Kopf fernhalten würdest; vorausgesetzt, du gewichtest perspektivisch, erzählerisch auf Francois, was ich bei dem Text auch durchgehend angebracht fände.
"Wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht? Sag mal! Drucks mal nicht rum, wenigstens dieses eine Mal nicht, antworte ganz ehrlich! Wenn du's sagst, lass ich dich in Ruhe!"
Maurice wusste, dass Francois ihn nicht in Ruhe lassen würde. Dafür hatte er schon zu viel getrunken.
Eine Möglichkeit wäre, Maurice hier einfach rauszunehmen, meine ich. Brauchst du die Info überhaupt? Im Kontext wird (mir) eh klar, dass sich die zwei Männer recht nahestehen bzw. einander verstehen.
Oder vielleicht (irgendwie derart):
"Wann hast du das letzte Mal deine Mutter besucht? Sag mal! Drucks mal nicht rum, wenigstens dieses eine Mal nicht, antworte ganz ehrlich! Wenn du's sagst, lass ich dich in Ruhe!" Doch Francois würde ihn nicht in Ruhe lassen. Dafür hatte er schon zu viel getrunken. Und er war sich sicher, Maurice wusste das auch.

Aber mach' dir vielleicht erst mal klar, was du wie erzählen möchtest - hinsichtlich Erzähler, Perspektive und so.

Übrigens würde ich den Angefixt-Satz streichen. Abgesehen davon, dass er mir nicht gefällt, sollte sich bestenfalls dem Leser auch so erschließen, was in Francois vorgeht, wie er sich fühlt und so. Traue dem Leser ruhig mehr zu. Du zeigst doch schon ausreichend, wie es um den Prota bestellt ist. Diese Behauptung ("angefixt") beweist du zwar im Kontext, aber dadurch wird sie gleichzeitig redundant, finde ich.


Gruß


hell

 

Hallo Chai,

ich erinnere mich noch an deinen Beitrag unter meinem Teppich und dass du ihn nicht fertig lesen wolltest. Da gefällt mir so ein Lob doch um einiges besser :)

Und ich mag es sehr, dass du die beiden so echt vor dir zu sehen scheinst, dass sie dir sympathisch sind und du Francois sogar den Hass verzeihst und ihn nachvollziehen kannst. Mittlerweile findet der Hass ja nur noch zwischen den Zeilen statt, vorhanden ist er aber auf jeden Fall.

Freut mich, dass du dich mit der Geschichte auseinandergesetzt hast, vielen Dank dafür :)

Hallo Anne49,

wie du siehst, ist aus Francois ein François geworden, und auch sonst habe ich so ziemlich jede deiner vorgeschlagenen Änderungen übernommen :thumbsup:

Ob ich den Schwitzkasten mag, weiß ich selbst nicht so recht, wahrscheinlich ja, sonst wäre er schon weg ...

Vielen Dank fürs Geschichte-Bessermachen und entschuldigung für die kurze Antwort und liebe Grüße :)

Hallo hell,

danke für die nochmalige Rückmeldung. Mittlerweile habe ich den Satz komplett gestrichen, was außerdem den schönen Nebeneffekt hat, dass jetzt noch etwas weniger die Gefahr besteht, am Anfang zwischen den Personen durcheinanderzugeraten. Das Angefixt-sein ist in dem Zusammenhang gleich mitverschwunden, glücklicherweise kommt es später ja noch mal vor und ich muss nicht komplett drauf verzichten :thumbsup:

Liebe Grüße,

Lani

 

Vor allem aber schimpfte er auf das Universum, das er mit jedem Schluck Wein deutlicher durchschaute und das ihm immer hässlicher erschien.

Klar, Lani,

es ist ein

Katzenjammer
mit den Mahematikern, von denen es heißt, es gebe drei Typen - die einen könnten bis drei zählen, die andern eben nicht - und dass mir Dein wahrer Drittling (Dreier?) nun näher ist als das Erstgeborene - wer wollte das be2feln?

Heute Nacht nur noch Triviales:

Ich glaube, du das Leben nicht verstanden!"
(das schon im Schaukasten sehend, musste ich sofort & unverzüglich eingreifen, denn:) Da fehlt was ...

Als die beiden Männer an einem Supermarkt vorbeikamen, brach Maurice als Erster das Schweigen.
Hm, könnte sein - aber eher doch nicht - weil die beiden Männer das stehen und der erste somit bestenfalls einer der beiden ist und zum Attribut "der beiden (Männer)" gerinnt als "erster" der beiden ...

Da

Er war angefixt, die Schläge präzise und hart.
"Die Schläge" als Ellipse?
Da stimmt was nicht "er war ..., die Schläge waren ..."

So viel oder wenig für heute vom

Bis bald

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

jetzt hast du tatsächlich alle durch und ich danke dir für dein wachsames Auge - ein fehlendes Wort im ersten Satz, na das ist mal dämlich ...

Hm, könnte sein - aber eher doch nicht - weil die beiden Männer das stehen und der erste somit bestenfalls einer der beiden ist und zum Attribut "der beiden (Männer)" gerinnt als "erster" der beiden ...

Auch hierfür danke, klar, logisch, und


weiß ich ja jetzt um die gebrochene Regel, und wie du ja so schön gesagt hast, macht der Bruch erst dann richtig Spaß, wenn man Bescheid weiß :thumbsup:

Schönes Wochenende und liebe Grüße,

Lani

 

Hey @Eisteufel,

mir hat deine Geschichte ausgesprochen gut gefallen, sie ließ sich angenehm lesen und vor allem vermittelt sie für meinen Geschmack das Gefühl des Verlorenseins in der Großstadt sehr eindringlich, ohne dabei jedoch aufdringlich zu sein.

Das hört man gerne :shy: Dass das Ende dich so unerwartet trifft freut mich auch sehr, ebenso, dass du "einiges an Charakterentwicklung" erkennen kannst - wie es aussieht, ist mein "Plan" bei dir voll aufgegangen. Eine wichtige und wertvolle Rückmeldung, vielen Dank dafür.

Cellophan mit C.

Cellophan ist wohl der Markenname, im Duden heißt es Zellophan. ;)

Das kann natürlich gewollt sein, aber mir sind es etwas zu viele Ausrufezeichen. Schreit/ruft er das wirklich?

Wenn ich einen aufgebrachten Franzosen vor mir sehe, dann nimmt der in meinem Schädel meist recht schnell die Gestalt von Louis du Funès an. Und der schreit/ruft ja tatsächlich alles :D Zumindest zwei der vielen Ausrufezeichen in der Geschichte habe ich jetzt aber mal in Punkte verwandelt.

Das Komma nach Erst kann weg.

:thumbsup:

sie schnurrte und schloss sanft ihre Augen, und

Vor und musst du kein Komma setzen

Gemeinsam gingen die beiden Freunde unter den Alleen des Nordfriedhofs entlang, und kaum

hier genau dasselbe mit dem Komma vor dem und


Hier bin ich mir noch etwas unsicher. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kommas laut Regel nicht gebraucht werden bzw. vielleicht gar nicht da sein dürften, nur ... Ich finde sie für den Klang sehr wichtig, es würde sich für mich falsch "anhören", wenn sie nicht da wären. Wenn also keiner kommt und sagt, nein, das ist absoluter Humbug und enttarnt dein fehlendes Kommawissen, dann lasse ich sie glaube ich.

Vielen Dank für deine Rückmeldung, habe mich sehr darüber gefreut :)

Liebe Grüße,

Lani

 

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