- Beitritt
- 01.01.2015
- Beiträge
- 988
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 15
Katzen sind altmodisch
Man sollte meinen, eine Hexe mit über fünfzig Jahren hätte mehr Verstand. Warum nur habe ich die Einladung zum Regionaltreffen der Nordhexen angenommen? Seit dem Konzil von 1501 müssen Quereinsteiger eine Prüfung ablegen, bevor sie in Anwesenheit von Menschen zaubern dürfen. Das können sich nur geborene Hexen ausgedacht haben, denn genaugenommen hat jeder Mensch Hexenkräfte. Sehr selten sind schon Neugeborene in der Lage, ihre Kräfte zu erreichen und vor allem zu beherrschen. Aus ihnen werden meist große Hexen. Im Gegensatz dazu verlieren die meisten Menschen den Zugang zu ihrem Zauberkern und vergessen, dass es Hexerei gibt. Und ich gehöre zur dritten Variante. Mit viel Üben und Lernen habe ich einen kleinen Teil meiner Hexenkräfte aktiviert und soll nun beweisen, dass ich sie beherrsche. Die Prüfung soll beim Treffen stattfinden und ich kann mich kaum auf meinen Namen besinnen.
Geplant ist ein Picknick, schon klar, nette Gesprächsrunde am Alsterufer, leckeres Essen und zwischendurch mal ein paar Gewitterwolken zaubern. Beim ersten Mal erwarten sie sicherlich etwas ganz Spektakuläres, Perfektes und Großes. Ich will da nicht hin! Und schon gar nicht alleine!
Während ich zum Treffpunkt laufe, stößt meine Zauberhand wütend in alle Richtungen. Dem Scheppern nach ist der große Geranientopf vor dem Restaurant umgestürzt – Gleichgewichtszauber liegen mir einfach. Aber solange niemand verletzt wird, ist es gut. Gerade will mir ein Feuerzauber Richtung eines flauschigen Vierbeiners entfleuchen, da reiße ich mich mühsam zusammen. Niemals Unschuldige verzaubern! Also ändere ich die Zielrichtung und gare die Würstchenreste im Papierkorb. Der Streuner sieht irgendwie dankbar aus, warum kann das nicht mein Krafttier sein? Wenn wir in die Nähe unserer vollen Kräfte kommen, vertraut sich uns ein Tier an, vertraut uns in all seiner Unschuld und ungebändigten Natur. Dieses ‚sich einlassen‘ verstärkt unsere Kräfte, gibt uns die nötige Basis und zeigt allen anderen Hexen – wer wir sind. Ich bin alleine!
Vorhin am Bahnhof habe ich mich nicht beherrscht. Der Busfahrer weigerte sich, durch die abgesperrten Straßen, Richtung Alster zu fahren. Als sein Lenkrad dank eines kleinen Blendzaubers optisch verschwand, riss er die Augen auf und tastete suchend umher, fing an zu brabbeln. Gemein. Dummerweise musste ich trotzdem zu Fuß weiter, da die „Ironman“-Läufer den Weg blockierten. Vielleicht hätte ich lieber Risse in die Gehwege, anstatt Blaualgen in die Außenalster hexen sollen? Mein Ziel war die Absage der Veranstaltung, zu viele Menschen sind mir unheimlich. Es reicht schon der Gedanke an zwei geborene Hexen.
Am verabredeten Treffpunkt tritt mir eine Frau entgegen und ich beginne, zu schwitzen. Ich weiß sofort, dass dies die Althexe von Hamburg ist, eine sehr erfahrene Zauberin, die alle als weise und gütig beschreiben. Naja, würde ich auch lieber über jemanden mit ihren Fähigkeiten sagen. Während ich von einem Fuß auf den anderen trete, streckt Hedwig mir beide Hände entgegen und strahlt mich an. „Schön, dich endlich persönlich kennenzulernen. Online ist so anonym und meistens traure ich noch den Zeiten von handgeschriebenen Feuerbriefen nach.“ Mit einer großzügigen Geste lässt sie mich vorgehen. Leicht panisch drehe ich mich immer wieder zu ihr um. Ich glaube, in dem riesigen Korb an ihrem Arm hat sich etwas bewegt. Es gibt Gerüchte über Schlangen und auferstandene Drachen als Krafttiere.
Unter der großen Trauerweide am Alsterufer steht plötzlich eine sehr jung und energisch wirkende Frau. Sie streift sich mit einigen Handstrichen Algen aus den Haaren und murmelt etwas von „doofer Blaualgen-Geschmack“ und „beim nächsten Mal Besen“ vor sich hin. Isabell, der Jungstar des Nordens, winkt uns zu und erklärt bestimmt: „Der Platz hier passt doch perfekt – schattig, etwas abseits und dicht am Heimweg. Schön, euch zu sehen! Lasst uns anfangen!“
Während ich noch an meinem Rock zupfe und dabei versuche, meine verschwitzten Hände abzuwischen, plaudern Hedwig und Isabell schon über neueste Wege der Wetterbeeinflussung und Gemütszustandsanalysewerte.
Für ein ordentliches und vor allem ausgedehntes Picknick wollen wir Stühle haben. Die Stadt hat auf den Alsterwiesen schöne, weiße Holzstühle aufgestellt, leider sind nicht viele frei. Bevor ich mich ans Werk mache, drehe ich mich zu den anderen um. Isabell geht in ihrem zielstrebigen Gang auf ein paar Griller zu. Diese hatten einen Stuhl mit Bergen von Jacken, Taschen und Tüchern belegt. Isabell schaut den Männern tief in die Augen. Ohne jedes Wort zerren diese alle Sachen vom Stuhl und tragen ihn mit sehr steifem Lächeln auf unseren Platz unter der Trauerweide. Beim Weggehen werfen sie sich gegenseitig fragende Blicke zu. Sie schauen immer wieder zwischen Isabell und ihrem Grillplatz hin und her. Kopfschüttelnd stehen sie dann vor dem Kleiderberg. So ein Gedankenlenker ist ein feiner Zauber, allerdings wirklich hohe Kunst, wenn er keinen Schaden anrichten soll. Isabell setzt sich mit einem selbstzufriedenen Lächeln in den Stuhl und schaut uns erwartungsvoll an.
Hedwig bückt sich zu ihrem Korb, streicht über die darüber liegende rote Decke und zwinkert in meine Richtung. Ich drehe mich um, aber dort ist niemand. Obwohl ich ganz genau zuschaue, erkenne ich nur, dass Hedwig als Ablenkung die Grillflammen höher schießen lässt. Die Griller schreien auf, springen zurück und versuchen ihr Essen zu retten. Alle Menschen auf der Wiese beobachten den ungewollten Tanz ums Feuer. Hedwig lenkt inzwischen mit fließenden Handbewegungen einen der weißen Holzstühle unter die Trauerweide. Leicht schaukelnd, nur knapp über dem Erdboden schwebend, fliegt der Stuhl. Wie macht sie das? Da erkenne ich ein Gewimmel aus zarten Flügeln in schillernden Farben. Hunderte von Libellen tragen den Stuhl für Hedwig. Am Platz angekommen, bedankt sie sich bei ihnen mit einer kleinen Verbeugung. Sie gießt etwas Limo in eine Erdmulde, ja, Libellen sind Leckermäulchen.
Mist, jetzt schauen die beiden neugierig in meine Richtung und ich muss vor Zeugen arbeiten.
Während ich so tue, als suche ich nach einem geeigneten Stuhl, springen meine Gedanken sinnlos hin und her. Was ist die sicherste Methode, einen Stuhl zu erobern? Ich darf jetzt keine Schwäche zeigen, nie werde ich so gut sein wie eine geborene Hexe, aber ich möchte einfach dazugehören. Sturmböen, Blitzeinschlag, Froschattacken oder doch lieber eine Halluzination – egal, ich brauche einen Stuhl. Zielstrebig, mit hochkonzentriertem Blick, gehe ich auf zwei ältere Damen zu, bleibe einen knappen Meter vor ihnen stehen und versuche, eine Entscheidung zu treffen. Nichts, mir fällt einfach nichts ein. Ich schlurfe zur Trauerweide zurück und mein Blick fällt auf die vielen herumliegenden Äste und Zweige. Noch in Gedanken, greife ich mir vier Äste. Es ist nicht schwer, einen Platz in angenehmer Entfernung zu den beiden Hexen auszuwählen und dann lasse ich die Äste einfach wachsen. Mit einer Hand auf der Erde, mit der anderen Hand auf meiner Mitte lenke ich einen geregelten Kraftstrom in die vier Stuhlbeine, die sich schon aus den Ästen gebildet haben. Es hat ein bisschen was von Schlangenbeschwörung, wie die elastischen Äste der Weide sich verschlingen und verknoten, um ein bequemes Polster zu bilden. Ohne groß darüber nachzudenken, lasse ich die Äste ein Muster bilden und ein wenig trockenes Laub und Gras als Polster einfließen. Ein hohes Quieken lässt mich herumfahren. Mist, ich hab die Ablenkung vergessen. Mit weit aufgerissenen Augen steht ein kleiner Junge vor mir, der nach Luft schnappend auf die schwankenden Äste zeigt und krampfhaft versucht, etwas zu sagen.
Zu spät? Oder doch nicht? Ich lasse zwei, drei Sturmböen um uns wirbeln, der Kleine schwankt, wird umgerissen und kullert über die Wiese. Ein Luftpolster wird ihn hoffentlich vor Verletzungen schützen. Schnell falten sich die Stuhlzweige zu einer halbwegs netten Rückenlehne und ich werfe einen entschuldigenden Blick zu dem Kind. Der Kleine steht mit zappelnden Händen vor seiner Mutter und redet auf sie ein – zum Glück glaubt niemand Kindern ihre Fantasiegeschichten.
Noch unschlüssig, ob meine Aktion eher positiv oder negativ bewertet wird, setze ich mich. Auf eine Decke packen Hedwig und Isabell Tüten mit Brötchen, verschiedene Käsesorten und Aufstriche aus und schauen erst dann zu mir. Seltsamerweise ist es nicht möglich, wirklich leckere Lebensmittel zu hexen, da bleiben wir also altmodisch. Hinter Isabells Stuhl hat sich ein Schwan niedergelassen und knabbert an einem in Algen verschlungenen Apfel. Auf meinen fragenden Blick hin streicht Isabell ihm über den langen Hals und sagt: „Katzen sind altmodisch, außerdem fusseln sie.“ Was für ein Krafttier, typisch hanseatisch. Hedwig lächelt zu ihrem Korb hinüber.
Wir naschen uns durch unser Picknick und ich bin weiterhin auf der Hut. Doch außer lockeren Fragen nach dem Woher und wohin, "Reich mir bitte mal den Ziegenkäse.“ und "Wann hast du mit dem Hexen angefangen?", passiert nichts Schlimmes. Als eine dicke Grillwolke unseren Platz vernebelt, schwenke ich kurz entschlossen die Zauberhand und drücke den Qualm zu Boden. Am anderen Wiesenrand schießt ein kleiner Junge seinen Fußball mit unerwartet viel Kraft gegen einen Grill. Die glühenden Kohlen entzünden in Sekundenschnelle das ausgedörrte Gras. Schreie und wildes Hin- und Herlaufen ziehen unsere Blicke an. Eine Mutter versucht, den im Qualm stehenden Kinderwagen zu greifen, ein Mann reißt sich sein Hemd vom Körper und beginnt auf die Flammen einzuschlagen, aber viele Menschen laufen nur kopflos herum und rufen um Hilfe. Der kleine, glücklose Fußballer trippelt direkt auf die Flammen zu, um seinen Ball zu retten. Während die Menschen aufgeregt hin und her laufen oder sich sinnlos die Hände vor die Münder pressen, lässt Isabell einfach eine Gewitterwolke über unserer Wiese abregnen. Hedwig verstärkt zur Ablenkung die Rufe der Drachenbootlenker auf der Alster auf Megaphonstärke, sodass sich jedermann zum Wasser umschaut. Die Aufregung dauert weniger als eine Minute und allmählich kehrt wieder Ruhe ein. Die ersten Grüppchen starren sich in die regennassen Gesichter, die Mutter befreit ihr Baby aus der unfreiwilligen Badewanne und kaum jemand registriert die erlöschenden Flammen. So schnell konnte ich gar nicht reagieren. Ich habe den Fußball aus den Flammen rollen lassen, so dass der unglückliche Schütze in Sicherheit war. Zum Glück war ich nicht alleine.
Wir kennen uns ursprünglich alle aus einem Forum, in dem Anfänger und Fortgeschrittene sich gegenseitig helfen, indem sie ihre besten Zaubersprüche und Ablenkungsideen veröffentlichen. Ich traue mich selten, etwas zu äußern, ist halt irgendwie auch eine eingeschworene Gemeinschaft. Hedwig sagt: „Es gibt manchmal Situationen, da bin ich heilfroh, dass irgendjemand im Forum mir Mut macht oder recht gibt.“
Ich schaue sie verwirrt an, die Althexe ist unsicher?
Meinen Blick richtig deutend, sagt sie: „Nur weil ich mit der Hexerei zur Welt gekommen bin, weiß ich noch lange nicht alles. Manchmal denke ich einfach, mir fehlt die … ach, wie soll man das sagen, die Subtilität, ,zwischen den Zeilen'-Fähigkeit.“ Hedwig lächelt mich an. „So, wie du vorhin ganz unbewusst den Qualm nach unten gedrückt hast. Ich hätte vielleicht eher eine Sturmböe genommen.“
Isabell nickt. „Ja, stimmt! Oft sind klare Ansagen besser, doch gerade bei den Kommentaren im Forum fehlt es mir oft an Zwischentönen. Als Neuling muss man da ganz schön schlucken.“
„Nur die Harten …! Aber stimmt schon, wenigstens ein bisschen was Nettes vorweg wäre schön. Andersrum, was einige da an Hexereiberichten einstellen – kaum zu glauben.“ Hedwig rollt mit den Augen und sagt: „Du siehst es anscheinend nicht anders, also solltest du dich mehr einbringen, nur zuschauen ist feige und unfair, weißt schon, geben und nehmen.“
Ich hoffe, dass die Hitze in meinem Gesicht nicht durch den passenden Farbton ergänzt wird. Verlegen zwinkere ich einer der fetten Kröten zu, die wir als Mückenfänger rings um unseren Picknickplatz zusammengerufen haben. Zur Ablenkung stelle ich die Frage: „Habt ihr Lieblingskommentatoren im Forum?“ Zum Glück stecken wir damit in einem regen Austausch über beste Erklärungen und Angstmacher.
„Stimmt schon, die richtig guten Hexer und Hexen sind knallhart, können aber auch echt viel. Ich kann kaum glauben, was ich in der kurzen Zeit dort schon gelernt habe,“ sagt Isabell.
Ich nicke zwar, brumme aber gleichzeitig: „Manchmal ist mir die Erklärung aber noch zu hoch, weiß nicht, ob ich mir je all die Dinge merken kann.“
„Woran scheitert es denn bei dir? Viel habe ich von dir ja noch nicht gesehen.“ Hedwigs Blick ist nur freundlich und ihre Frage irgendwie auch berechtigt.
Während ich noch überlege, wie ich mein Problem richtig beschreiben kann, schickt Hedwig mit einem kleinen Sinnesdreher die junge Frau mit den Werbezetteln für eine Disco weiter. Es reichte ein tiefer Blick in die Augen, wahrscheinlich ein telepathischer Ratschlag und schon lächelt die Frau verzückt und bringt ihre Botschaft noch überzeugter an die nächste Gruppe.
„Ich hab ganz wenig Fantasie, bin total verkopft. Mir fällt einfach nie ein richtig guter Zauber ein, immer nur Standard, ganz brav. Und wenn, dann kriege ich ihn nicht aufs Papier, bleibt einfach im Kopf stecken.“ Immer leiser werdend ziehe ich den Kopf zwischen die Schultern und warte auf den Lacher.
Isabell klatscht einfach nur aufmunternd in die Hände und sagt: „Tja, dann musst du halt mehr üben, man kann alles lernen. Und trau dir mehr zu, dann klappt das auch mit deinem Krafttier.“ Bei diesem Satz streichelt sie sanft über den langen Hals ihres Schwans. Mit beiden Händen durchsucht sie ihren Rucksack und bringt drei erstaunlich kühle Dosen Bier zum Vorschein.
„Oh ja, lasst uns auf erfolgreiches Hexen im Norden trinken.“
Hedwig meint aufstöhnend: „Gern, aber nicht mit einer Dose, so viel Hexenehre haben wir wohl noch.“ Ein Winken ruft eine der Kröten heran. Mit einer Hand die kräftigen Hinterbeine zusammenhaltend, stößt sie ihre andere Hand auf das breite Maul des Tieres herab. Als ich genauer hinschaue, hält sie ein Trinkgefäß mit zwei Henkeln, in einem matten Grünton und goldenen Bläschen in der Hand. Isabell macht es ihr nach, allerdings war ihre Kröte anscheinend dicker, denn sie hält einen Bierkrug in der Hand und fordert mich auf, es auch zu versuchen. Schon wieder eine Aufgabe. Mit feuchten Händen greife ich die nächstbeste Kröte, versuche sie mit reiner Willenskraft zum Stillhalten zu zwingen und konzentriere mich. Nichts. Die fette Kröte hat sich schon halb befreit, ihre Zunge hängt vor lauter Panik aus dem Maul und ihr gelbweißer Bauch blendet mich. Da, endlich verformt sie sich und ich halte einen schiefen, gelbgrünen Pokal mit wabbelnden Henkeln in der Hand. Aber wenn ich direkt unter die Schale greife und nicht darüber nachdenke, wird es gehen. Schnell gieße ich eine Dose Bier ein und wir stoßen lachend an. Während die Gläser von Isabell und Hedwig sich beim Abstellen wieder verwandeln und davon hüpfen, kullert mein Trinkgefäß einfach um und torkelt Richtung Wasser. Es ist anscheinend ein Problem, wenn das Maul von Kröten aufsteht. Beschämt schaue ich ihr nach.
„Aber wenn Du dranbleibst, lernst du es. Also, wann treffen wir uns wieder?“ Isabell reißt mich aus den Gedanken und wedelt ihren Schwan schon mal Richtung Alster.
Als mir klar wird, dass wir unser Treffen beenden, schaue ich fragend von Hedwig zu Isabell. Wenn auch unwillig, frage ich: „Was ist mit der Prüfung? Ein anderes Mal?“
Die beiden Hexen grinsen mich an und sagen wie aus einem Munde: „Bestanden! Dein erstes Mal war’s definitiv nicht, aber hast dich gut geschlagen.“
Geschafft! Völlig ausgelaugt, aber mit einem dümmlich, glücklichen Lächeln schaue ich den beiden Hexen hinterher. Isabells Abgang habe ich verpasst, nur ihr Ablenkungszauber saust noch über die Wiese. Der große Vogelschwarm macht einen Heidenlärm, da ist garantiert niemandem auf der Wiese etwas Seltsames aufgefallen. Hedwig legt mir beruhigend eine Hand auf den Arm und sagt: „Lass dich nicht unter Druck setzen, man kann alles lernen. Und wenn nicht, dann machst du es halt anders.“
Ich atme tief durch und sage: „Aber ohne Krafttier, werde ich nie weiter kommen. Was mach ich dann?“
„Dann beweist du uns, dass es auch ohne geht. Oder sogar mit einer altmodischen Katze.“ Mit diesen Worten greift sie in den Korb und setzt einen dicken Kater auf ihre Schultern. Während die Trauerweide sich peitschend und rauschend windet, verschwindet Hedwig in einen Nebelschleier.