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Katz, Maus und Mensch

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19.09.2003
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Katz, Maus und Mensch

Eine Katze und eine Maus sitzen zusammen unter dem Vordach einer Wohnung. Sie sitzen nur da und sagen nichts. Kein Wunder: Bei dem Regen kann man nicht anders als einfach dasitzen und Löcher in die Luft starren. Die Katze mustert im Augenwinkel die Maus und sagt schliesslich : „Tja.“ Die Maus, übereinstimmend nickend: „Jaja.“

„Eigentlich sollte ich dich ja jetzt fressen.“ sagt die Katze. „Wieso?“, fragt die Maus. „Hast du Hunger?“ Das Kopfschütteln der Katze verwirrt die Maus. „Wieso solltest du mich dann fressen?“ „Nun,“ sagt die Katze, offensichtlich starkem Gedankendruck ausgesetzt:“ na, das ist nun einfach so. Weißt du, Katz und Maus...und so. Katzen jagen Mäuse. Hunde jagen Katzen. Wir alle haben Jäger.“ Beide sitzen immer noch da und schauen versonnen in den Regen. Nach einer Pause fragt die Maus: „Und Menschen? Was haben Menschen für Jäger?“
„Menschen?!“ Die Katze starrt in die kleinen Augen, die erwartungsvoll zurückstarren. „Menschen haben keine Jäger. Sie jagen höchstens.“ „Ich dachte immer, Menschen hätten anderes zu tun, als zu jagen.“ „Ja, das stimmt.“ sagt die Katze. „Sie hätten andere Probleme als einander das Leben zu nehmen.“ Die Maus erschrickt: „Was, sie töten EINANDER?“ „Ja,“ sagt die Katze, „ sie schlagen, streiten, hassen und töten einander. Doch nicht nur etwa wie wir zum Beispiel unter Katzen, wenn es ums Überleben oder um Essen oder um Territorien geht. Sie hassen einander aus Stolz, töten einander aus Macht, schlagen einander aus Langeweile.“

Der Maus hat es die Sprache verschlagen. Mit weit aufgerissenen Augen sitzt sie da und begreift die Welt nicht mehr.

Es regnet immer noch. Die Maus fragt nach einer Weile: „Meinst du, sie merken irgendwann mal, dass es für sie noch anderes gäbe, als einander die Köpfe einzuschlagen?“ „Wohl kaum.“ sagt die Katze „aber man weiss ja nie.“ „Willst du mich jetzt immer noch fressen?“ fragt die Maus. „Nein,“ sagt die Katze, „lass uns warten bis die Sonne wieder scheint. Dann zähl ich bis drei. Wenn du dann noch da bist, fress’ ich dich.“

 

hallo sonida,
ich kannte deine Geschichte schon und ich muss sagen, ich finde sie immer noch süss und irgendwie orginell. Klar hat Existence recht, dass es ein altes Thema ist, trotzdem gefällt mir besonnders der Anfang. Im Mittelteil hast du zu viele Gedanken in einen kurzen Textabschnitt gepackt.
schreib weiter, du weisst ich mag deine Texte und Gedichte.
Liebe Grüsse
Sternlein

 

Hallo Existence

Ich danke dir für die ausführliche Kritik. Das einzige was ich hier noch anfügen kann ist dies:

In dieser Geschichte sehen wir keine philosophierenden Experten, sondern sehen lediglich eine Katze und eine Maus. Beide sitzen bloss da, schauen in den Regen und haben auf das, was sie eigentlich sollten, einfach keine Lust.
Diese Geschichte besitzt nicht wirklich moralisierende Ansprüche, sondern soll bloss zeigen, dass ein bisschen Regen nicht nur auf uns Menschen eine betrübende Wirkung haben kann, sondern auch auf andere Wesen wie Katz und Maus. Wer hat sich bei Schmuddelwetter nicht schon grundsätzliche Fragen gestellt? Doch kann man von zwei solchen Wesen keine "tiefscharrenden" Gedankengänge erwarten.

Aber trotzdem nochmals danke! Ich werde mir dies beim Schreiben von weiteren Geschichten wieder vor Augen führen
:bonk:

Liebe Grüsse

Sonida

 

Hallo Sternlein

Herzlichen Dank für die Komplimente :kuss:
Sie ermutigen mich, weiterzumachen.

Greezz
Sonida

 

Hi Sonida,

ich bin ein Mensch und ich hab mich oft genug dafür schämen müssen (schau ich mir an, wie Menschen mit Tieren umgehen, davon, wie sie miteinander umgehen rede ich ja schon gar nicht). Die Einfachheit Deiner Geschichte, die einfache Wortwahl und die einfachen Gedankengänge Deiner tierischen Protagonisten gefallen mir sehr. Der moralische Kernpunkt ist für mich der: Tiere töten einander, um zu überleben. Sie haben Gründe. Menschen töten oft genug einander, ohne einen Grund zu haben - und das ist sehr erschreckend.
Ich finde - aber das gehört wahrscheinlich nicht hierher -, daß zuviel Intelligenz tödlich sein kann. Außerdem kommt es immer noch darauf an, was man als "intelligent" bezeichnet und ob wir Menschen ach-so-intelligent sind wage ich weiß Gott zu bezweifeln...

Aber ich will hier keine Diskussion vom Zaun brechen, Meinungen sind sowieso unterschiedlich. Mir hat die Geschichte ganz gut gefallen. :)

Grüßle,
stephy

 

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