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Katharina
Ein enzianblauer Himmel, mit ein paar Wölkchen, die still in halber Höhe der Bläue stehen und so mit Licht gefüllt sind, daß man sie nicht lange anschauen kann.
Ein strahlend heißer Hochsommertag.
Die schattenspendenden Gewächse des Campus-Parks erleichtern mir meine Gedanken klar zu fassen. Entspannt liege ich im tiefen Gras und bewundere den Himmel, der sich endlos über die Weite des Horizonts zu erstrecken scheint.
Die Sonne wirft lange Schatten und ich spüre die wohlige Wärme der Sonnenstrahlen, die durch die Laubdächer fallen und mein kleines Plätzchen aufhellen. Einer der schönsten Sonnentage des Jahres. Bis jetzt meinte es der Sommer nicht gut mit uns. Die reinste Geduldsprobe für die Norddeutschen. Oft hängen die Wolken tief und die Tage sind in grau getaucht. Nun spiegelt sich das tiefe Blau im kleinen Flüsschen, daß sich quer durch das Gelände schlängelt. Die gelben Teichrosen, zeigen sich über der Wasseroberfläche und verhelfen dieser Flora und Fauna zu einem Motiv, von dem sich Landschaftsmaler inspirieren lassen. An den Ufern hält sich der Rohrammer in seinem Nest versteckt und brütet dort im Schutze des dichten Schilffröhricht
Die kleine Holzbank neben den Eichen ist mit Sicherheit vor dem Bau der Universität hier verankert worden.
Wie alt mag sie wohl sein? An einigen Stellen ist das Holz schon ganz morsch. Die Verzierungen und Gravierungen früherer Generationen geben deutliche Hinweise und sagen zusätzlich als Zeuge der Zeit aus, und so beschliesse ich ihr Alter willkürlich auf fünfzig Jahre festzusetzen. Sie ist schon seit Jahren begehrtes Plätzchen für jedermann, der sich fernab des Hochschulgeschehens ein paar ruhige Minuten gönnen möchte. Studenten vertiefen sich hier in ihrer Fachliteratur, halten ein Pläuschchen, versinken in Gedanken und lassen sich verträumt von der Natur berieseln. Pärchen sitzen eng umschlungen an diesem Platz, Blicke nur füreinander habend, liebkosen und vertiefen sich ineinander.
Wer mag hier wohl schon gesessen haben?
Ich fühle mich wohl an diesem Ort und genieße die Stille, die nur durchbrochen wird, vom Gesang des Gartenrohrschwanzes, der im lichten Laubwald brütet und dem leisen Rascheln der Eichenblätter.
Viel zu lange bin ich nicht mehr an diesem Ort gewesen, habe ihn gemieden, heute jedoch werde ich Abschied nehmen. Erinnerungen vergangener Tage schlummern in meinem Unterbewußtsein, die immer mehr zum Vorschein kommen. Jetzt spüre ich ein altbekanntes Kribbeln und Jucken am ganzen Körper. Meine Hände werden feucht und mein Herz beginnt zu pochen, als würde ein Therapeut meine Komplexe, die tief im "Unbewußten" vergraben sind, erbarmungslos hervorkitzeln. Diesmal lasse ich die Bilder, die sich geradewegs in mein Gedächtnis schleichen, zu. Einmal möchte ich noch in die Vergangenheit blicken, jene Tage, die ich so genoss, nachempfinden.
Ich traue es mir zu. Ich werde das Geschehene vergangener Zeiten vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen lassen, ohne befürchten zu müssen, das mich Wehmut packt oder Kummer auflebt. Damals verbot ich mir Gedanken über die schönsten Tage meines Studentenlebens, zu groß die Traurigkeit über eine entgangene Liebe. Zu heftig die Emotionen die meine Erinnerungen begleiteten.
Ja, auch ich habe schon einmal auf dieser Bank gesessen.
Ich...
Nein!!
Es ist doch kein schöner Ort mehr.
Ich stehe auf, möchte lieber gehen.