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Katerchens Abenteuer
„Schnee! Schnee! Schnee! Endlich, es schneit!“
Als die ersten Schneeflocken vom Himmel fielen, konnte Katerchen nicht mehr still am Fenster sitzen. Die letzten Tage waren kalt und nass gewesen, aber heute war es endlich so weit – es schneite.
Katerchen lief ganz aufgeregt im Zimmer umher und erzählte seiner Mutter sicher zum zehnten mal, dass es heute endlich begonnen hat zu schneien. Nur war es für seine Mutter ein Winter wie jedes Jahr und Schnee ein Grund auf dem warmen Ofen liegen zu bleiben.
Sie schnurrte und leckte Katerchen die Haare glatt als er sie mal wieder ganz aufgeregt anstupste und von den tanzenden Schneeflocken erzählte.
„Nein Katerchen, der Schnee ist nichts für mich, such dir jemand anderes für deine Schneeballschlacht!“
Es war der erste Winter für Katerchen und er so fasziniert von den weißen Flocken, die man sicher toll fangen konnte. Wie die wohl schmecken, dachte Katerchen. Er hatte keine Zeit sich das Fell putzen zu lassen, es schneite doch. Also machte er sich auf die Suche nach einem Spielkameraden. Aber wen könnte er denn da nur fragen?
Fischchen und Fischli, vielleicht wollen die ja mit ihm im Schnee spielen. Er sprang vom Ofen, rannte aus dem Wohnzimmer und die knarrende Holztreppe hinauf. Hier war er im Sommer stundenlang vor dem Glas gesessen und hatte Fischli und Fischchen zugeschaut, wie sie große Blasen pusteten und mit ihnen um die Wette schwammen. Katerchen kletterte auf den Tisch mit dem Glas und suchte durch die Scheibe hindurch nach seinen Freunden.
Da kam Fischli auch schon um den Stein geschwommen und begrüßte Katerchen mit einer besonders großen Luftblase.
„Hallo Fischli, wisst ihr denn schon, dass es draußen schneit?“, fragte Katerchen.
„Es schneit? …blubb… vom Himmel herunter? …blubb…“, entgegnete Fischli erstaunt.
„Ja, und es ist ganz weiß und scheint sehr weich zu sein, so wie es herunter schwebt.“
Katerchen war ganz aufgeregt und tigerte von einem Ende der Scheibe zum anderen.
Jetzt kam auch Fischchen hinzu und entgegnete recht sachlich: “Schnee …blubb… ist auch nur Wasser …blubb…!“
Katerchen war so aufgeregt, dass er die gleichgültige Miene von Fischchen ganz übersah. „Ich wollte euch fragen, ob ihr denn Lust habt mit mir im Schnee zu spielen?“
„Warum im Schnee spielen …blubb… wenn es nur Wasser vom Himmel ist …blubb….Fischchen hat recht, Wasser ist Wasser, und wir sind tagein tagaus im Wasser …blubb …. Wieso kommst du nicht zu uns herein, da kannst du auch im Wasser spielen …blubb…?“
Katerchen war ganz überrascht: “Aber das ist doch nicht dasselbe?“
Fischli schwamm eine Pirouette und blubberte: „Für uns ist es dasselbe, …blubb… vielleicht suchst du dir jemand anderes …blubb… zum spielen?“
Ganz enttäuscht verabschiedete sich Katerchen von den Fischen und sprang vom Tisch. Wen konnte er denn jetzt fragen? Sollte er denn wirklich…?
Er rannte wieder die Holztreppe hinunter zur Haustüre, denn dort war er meistens zu finden.
Und tatsächlich, wie eingefroren saß Hundi wartend vor der Haustüre.
„Hundi, Hundi, ich will dich etwas fragen!“ Außer Puste stand Katerchen nun vor Hundi, der sich etwas erschrocken zu ihm umdrehte.
„Du! Du willst mich etwas fragen?“, brüllte er ihn regelrecht entgegen. „Siehst du denn nicht, dass ich bei der Arbeit bin?“
Mit großen Augen meinte Katerchen: „Bei der Arbeit? Was machst du denn gerade?“
Etwas freundlicher und mit erhobener Brust erklärte Hundi: “Ich warte auf mein Herrchen, denn ich habe eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen. Ich ganz alleine bin für die Sicherheit im Hause zuständig und wache zu jeder Zeit über den Frieden. Wenn mein Herrchen kommt, ist es meine ehrenvolle Pflicht alles erdenkliche zu tun, damit nichts Schlimmes passiert und mein Herrchen geschützt ist!“
„Aha…“, meinte Katerchen erstaunt. „…Und was tust du dann so?“
Hundi zeigte auf sein Halsband und erklärte: “Jeden Morgen, Mittag und Abend gehe ich mit meinem Herrchen Gassi. Und meine Aufgabe dabei besteht darin Schutz zu geben. Bald ist es wieder soweit und ich kann meine Fähigkeiten beweisen!“
Pflichtbewusst drehte sich Hundi wieder zur Haustüre, um seiner Arbeit nachzugehen. Katerchen schaute etwas enttäuscht auf Hundis Rücken. „Dann hast du auch keine Lust mit mir im Schnee zu spielen?“
„Spielen? Das ist nichts für einen erfahrenen Wachhund mein dummes Katerchen! Such dir jemand anderes zum Spielen!“, kam es von Hundi knapp zurück.
Katerchen war entmutigt. Niemand wollte mit ihm im Schnee spielen. Und wen sollte er denn nun fragen? Enttäuscht lief er in den Keller und lugte durch einen Fensterspalt nach draußen in den Schnee.
Und wie er so ins Schneetreiben hinaus schaute dachte er an den Sommer zurück: "Waren da nicht die Schwalben gewesen, mit denen ich gemeinsam am Wasser gespielt habe? Ja! Vielleicht finde ich einen von der Bande!"
Mutig setzte er eine Pfote nach der anderen hinaus in die weiße Welt. Es regte sich wieder die Schneefreude in ihm. Zum aller ersten Mal spürte er die weißen Wattebällchen unter seinen Pfoten, ganz weich waren sie, aber auch kalt.
Mit großen Schritten stapfte er durch den Schnee und freute sich über jede Schneeflocke, die ihm auf der Nasenspitze schmolz. Er konnte nicht anders, er musste einfach so viele Flocken wie nur möglich fangen. Und so sprang und tollte er durch den Garten und fing aus der Luft die Schneeflocken, die durch den Wind wie Insekten wild umherflogen. Er kam bald aus der Puste und machte sich wieder auf die Suche nach einem Spielkameraden. Die Schwalben.
Wo waren sie? Irgendwie schien es ihm, als wäre es jetzt im Winter ruhiger als im Sommer. Nicht nur die Schneedecke war schuld, auch waren viel weniger Tiere unterwegs. Katerchen machte sich weiter auf die Suche und fand bald einen lustig-bunten Vogel.
„Hallo, wer bist denn du?“, fragte Katerchen.
Der bunte Vogel unterbrach sein Körnerpicken, musterte kurz den Fremden und meinte: “Ich bin Federle, der Eichelhäher, was treibt dich bei der Kälte aus deinem warmen Heim?“
Katerchen setzte sich in den kalten Schnee und erzählte: “Ich bin auf der Suche nach einem Spielkameraden und suche gerade die Schwalben, mit denen ich im Sommer so toll gespielt habe. Kannst du mir denn weiter helfen?“
Federle hüpfte etwas auf Katerchen zu und fragte schnippisch: “ Das ist wohl dein erster Winter, was?“ Verdutzt antwortete Katerchen: “Ja, wieso denn?“
„Im Winter ist nichts so wie im Sommer, die Temperaturen sinken und der Schnee begräbt alle Körner auf dem Boden. Der Winter ist eine harte Zeit!“
„Aha, Und was ist nun mit den Schwalben?“
„Deine Freunde sind rechtzeitig umgezogen, in den Süden, wo es wärmer ist!“
Katerchen wurde wieder traurig: “Dann habe ich niemanden zum Spielen, willst den du mit mir im Schnee spielen?“
Der Eichelhäher legte seinen Kopf schräg und meinte: “Tut mir sehr leid, zum Spielen fehlt mir die Zeit. Ich muss den ganzen Tag nach Essen suchen, um satt zu werden.“
Dem Eichelhäher tat Katerchen leid und er fügte dann hinzu: „Aber wenn du deine Augen nur richtig gut aufmachst und dich nicht beirren lässt, durch das, was der Winter dir vorgaukelt, dann wirst du auch jetzt jemanden finden, der mit dir spielen will. Denn es gibt ja auch etwas Tolles am Winter. Der Schnee kann dich zu deinem Spielkameraden führen!“
Ungläubig schaute Katerchen zu dem bunten Vogel: “Der Schnee?“
„Oh ja, lies im Schnee und du wirst finden nach was du suchst!“
Mit diesen Worten erhob sich der Eichelhäher und flog davon. Etwas ratlos saß Katerchen im Schnee und dachte über die letzten Worte von Federle nach: „ Lies im Schnee und du wirst finden nach was du suchst! Was hat er damit nur gemeint? Wie kann man denn nur im Schnee lesen?"
Katerchen machte sich wieder auf den Weg und während er ganz angestrengt in den Schnee starrte, hörte er plötzlich etwas neben sich im Schnee bewegen. Was war das? Wer war das?
„He, hallo, ist da wer?“ rief Katerchen. Doch wo gerade noch etwas zu hören war, war nun Stille.
Dann erklang ein dumpfes Pochen, als würde sein Herz rasen. Katerchen sprang in die Richtung aus dem die Geräusche kamen.
Nichts.
Er dachte sich: "Wenn ich mir nur einen Überblick verschaffen könnte!"
Ein paar Schritte weiter sah er einen kleinen Baum. Mit ein paar Sätzen sprang er zu dem Baum und kletterte an ihm hinauf.
"Von hier oben werde ich sicher denjenigen finden," dachte Katerchen. Doch so weit sein Blick auch reichte, er sah nur weißen Schnee und keinen, der die Geräusche verursachen hätte können. Noch einmal rief Katerchen: “Hallo ist da jemand?“
Katerchen wartete und horchte angespannt in die Stille. War da nicht wieder etwas?
Erst leise dann näher kommend hörte Katerchen „Fang mich doch!“
Angespannt suchte Katerchen die weiße Schneedecke ab. Aber er fand niemanden.
„Fang mich doch! Nanananaana!“
Jetzt war es so nahe, dass Katerchen dachte dieser Eine müsse fast direkt am Baum sein. Aber er sah nichts.
„Auf los, fang mich!“
Katerchen war sich sicher: "Ich werde auf der Erde nach dem Fang-mich-doch suchen müssen, ich habe doch eine feine Nase."
Und so kletterte er wieder vom Baum herunter. Jetzt war es wieder still und auch ein weiteres Hallo hatte keine Antwort zur Folge.
Katerchen stapfte durch den Schnee aber seine Nase war ganz kaltgefroren und half ihm bei der Suche auch nicht weiter. Dann plötzlich sah er etwas im Schnee. Es waren tiefe Eindrücke im Schnee, solche, wie seine Pfoten sie hinterließen, nur viel länger. „Lies im Schnee und du wirst finden nach was du suchst!“ Ganz aufgeregt folgte Katerchen der Spur im Schnee, und das war gar nicht so einfach. Immer wieder machte die Spur einen Haken. Aber Katerchen ließ sich nicht beirren und folgte der Spur bis zu einem kleinen Schneewall. Und dann endlich sah er etwas. Wie zwei weiße Fahnen im Wind stehend lugten zwei Ohren über einen kleinen Wall. Mit zwei Sätzen war Katerchen herangesprungen und schaute überrascht in ein weißes Etwas mit zwei roten Augen.
„Hallo, ich bin Hoppel, hast mich ja doch noch gefunden. Jetzt bin aber ich dran!“