Hallo zusammen!
@ James K
Hallo und willkommen auf Kurzgeschichten.de.
Du hast zu Beginn drei philosophische Geschichten eingestellt. Leider muss ich Dir sagen, dass sie aus meiner Sicht alle drei nicht gelungen sind.
Aber erstmal widme ich mich dieser Geschichte hier. Der Titel "Kasachstan II" deutet auf irgendwelche historischen oder aktuellen Bezüge bzw. Parallelen zu dem Land Kasachstan, seiner Kultur oder seiner Geschichte hin. Da sich aus dem Text jedoch nichts dergleichen erschließen lässt, erscheint der Titel beliebig und sinnlos.
Das einzige, was ich mir mit meinem arg beschränkten Wissen über diese Region zusammenreimen könnte ist, dass es sich dabei um eine Kritik an die Entwicklung Kasachstans nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts handelt. Aber da man keine wirklichen Informationen erhält, ist das eine einzige Mutmaßung.
Desweiteren schwankt Dein Text irgendwo zwischen Momentaufnahme und Inhaltsangabe einer Geschichte, die erstmal noch erzählt werden müsste.
Was haben wir denn? Selbst diese Frage ist schon schwer zu beantworten. Mal haben wir eine weibliche Person, mal scheint es sich bei derselben um die Personifizierung einer Sache oder eine Ideologie zu handeln.
Wofür sie steht oder warum wir uns mit ihr identifizieren sollen, wird in keinster Weise herausgearbeitet. Es werden ein paar Skizzen aneinander gereiht, deren Schattierungen eine gewisse Atmosphäre aufbauen sollen. Aber auch diese Bilder sind in der Gesamtbetrachtung überhaupt nicht schlüssig.
So ist zum Beispiel im Rahmen des Freiheitsverlusts von Flügeln die Rede. Aber ein Vogel kann es nicht sein, denn am Anfang wird beschrieben, sie würde sich eine Kugel in den Kopf jagen. Ein Engel? Keine Ahnung, es bleibt alles diffus, es wird nichts gesagt, es wird nur angedeutet.
Es tut mir leid, aber dieser Text funktioniert nicht. Ich wäre ja sogar bereit, obwohl der Text als Geschichte schon nicht funktioniert, zu versuchen, die Bilder zu deuten und zu interpretieren. Aber auch das klappt nicht, weil ich keinen roten Faden habe, an dem ich mich orientieren könnte, an denen ich die Bilder wie Fotografien anhängen und in Verbindung zueinander bringen könnte. Dafür sind sie zu beliebig, zu austauschbar, zu verwaschen.
Was mich besonders geärgert hat, war diese Stelle:
Wie es soweit gekommen war, wusste sie nicht. Wie lange es noch so weitergehen sollte auch nicht.
Zwischen "sollte" und "auch" fehlt ein Komma, aber das ist natürlich nicht das, was mich ärgert.
Mit diesem Textabschnitt haust Du dem Leser quasi ins Gesicht, dass Du nichts zu sagen oder zu erzählen hast.
Irgendeine weibliche Figur wird aus ihrem Leben heraus gerissen, eingesperrt, gefoltert und jagt sich dann in dem vorweggenommenen Ende eine Kugel in den Kopf mit einer Waffe, von der egal ist, wie sie in Gefangenschaft da rangekommen ist, sie muss sie der Wirkung wegen haben und gut.
Was möchtest Du damit sagen? Ja, sicher, wir sind im Bereich "Philosophisches", da muss nicht alles auf der Hand liegen, da sollte der Leser zum Nachdenken, zum Reflektieren, zum Hinter-die-Kulissen-Schauen bereit sein.
Der Mangel an verwertbaren Informationen ist ein Grund, weshalb Dein Text dem Leser diese Bereitschaft raubt. Ein anderer Grund ist die Sprache, die auf mich effektheischend und stellenweise auch affektiert und aufgesetzt wirkt.
Es fällt mir schwer, eine konstruktive Kritik anzubringen, da ich nicht weiß, wohin mich diese Geschichte hätte führen sollen. Alles, was ich sagen kann ist, dass Dein Text keine richtige Geschichte ist.
Präsentiere uns eine Protagonistin, mit der man sich als Leser identifizieren kann. Erst dann hast Du eine wirklich gute Grundlage, uns durch sie ihr Schicksal wirklich nahe zu bringen und die philosophische Botschaft, die Du uns mitteilen wolltest, zu vermitteln.
Die Handlung muss weniger abstrakt, sondern im Gegenteil viel konkreter werden. Erzähle eine Geschichte, in der tatsächlich etwas passiert, die einen Leser unterhält. Das mag im Zusammenhang mit schweren philosophischen Gedanken abwegig klingen, macht aber den Unterschied zwischen einer Geschichte und einem Sachtext aus.
Zum Abschluss noch ein kleines Fehlerlein:
Unter Zwang und Folter erlösch ...
Hier muss es "erlosch" heißen.
Also, nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich Dir leider ganz klar sagen muss, dass Dein Text meiner Meinung nach nicht gut ist und als Geschichte nicht funktioniert. Das ist mit Sicherheit nicht böse gemeint.
Du solltest Dir also von dieser und anderen scharfen Rückmeldungen, die vielleicht(!) noch kommen, weder den Spaß am Schreiben, noch die Freude an der Plattform hier nehmen lassen.
Auf bald!
Theryn