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Kartenhaus

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30.12.2008
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Kartenhaus

Kartenhaus
Doch damals war ich glücklich. Nach unserem Treffen sagte er mir, dass er mich liebte. Ich glaubte es ihm, weil ich mir nichts sehnlicher wünschte. Warum hätte er mich auch anlügen sollten? Damals wusste ich es noch nicht. Und jetzt ist es zu spät.
Für mich. Für ihn. Für uns. Sie kam einige Tage später und erzählte mir genau das, wovor ich am meisten Angst hatte. Ich hätte es wissen müssen.
Mein Leben ist ein Kartenhaus,
auf dir aufgebaut.
Was war geschehen? Es schien so falsch und gleichzeitig so vorhersehbar, als hätte ich es wissen müssen. Warum sollte er mich wollen? Es machte keinen Sinn. Und so glaubte ich ihr, ohne einen wirklichen Grund, was der größte Fehler meines Lebens war.
Ich schloss mich ein in mein Bad, welches schon immer mein Zufluchtsort gewesen war. Die vielen Male, die ich schon enttäuscht wurde bin ich hierhin geflüchtet. Ich tat hier immer das gleiche. Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf und danach ging es mir immer besser.
Nur heute schien alles umsonst. Das Blut, das ich für ihn vergossen hatte, war verschwendet und doch war es nötig gewesen, diesen Schritt zu tun.
Nun wusste ich, dass dies allein nicht ausreichte um meine Schmerzen zu lindern.
Ich ging langsam, um auf dem Blutbefleckten Boden nicht auszurutschen auf die Badewanne zu und drehte den Wasserhahn an.
Eiskalt sollte es sein, so kalt wie er zu mir gewesen war.
Ich ließ mich in das viel zu kalte Wasser sinken, das sich sofort blutrot färbte. Es war mich gleich.
Ich zögerte nicht einen Moment. Mein Kopf glitt unter die Wasseroberfläche und so verharrte ich, bis ich bewusstlos war. Es war ganz einfach, ich hatte meinen Sinn zu leben verloren.
Er kam wohl angelaufen und brach die Tür zum Badezimmer auf. Dort verharrte er nicht eine einzige Sekunde und rannte auf die Badewanne zu. Er geriet trotz des vielen Blutes nicht ins Schwanken und schob seine fiebrigen Hände unter meinen Kopf um ihn aus dem Wasser zu ziehen.
Doch er kam zu spät. Er nahm mich in den Arm und ich öffnete ein letztes Mal meine Augen. Ich wollte ihn fragen, warum. Aber in mir steckte keine Kraft. Er hatte sie mir genommen.
Er gab mir das erste Mal das Gefühl, etwas wert zu sein. Durch ihn habe ich gelernt, wie es ist zu leben.
Warum hat er mir den Boden unter den Füssen weggerissen?
Mein Leben ist ein Kartenhaus
Und du ziehst die unterste Karte raus.

 

Zimtzicke schrieb:
Ganz kurz eine Anmerkung: Die Kurzgeschichte habe ich geschrieben (und sie bezieht sich auch auf das Lied), als ich "Kartenhaus" von Silbermond gehört habe.
Wenn sich jemand beschwert, dass in der Kurzgeschichte zu wenig Informationen stecken: Niemand, der sich solche Gedanken macht, beschreibt sich selbst, denke ich mir...
Hallo Zimtzicke,

und herzlich willkommen. Kommentare wie diesen bitte immer in einem gesonderten Beitrag unterhalb der Geschichte, damit diese für sich stehen kann.
Zu deinem Text: Suizidversuch oder Selbstverstümmelung die 300.971ste.
Das Anhängen an den im Übrigen aus meiner Sicht auch schon grausamen Text von Silbermond macht es leider auch nicht origineller. Lediglich die Wahrnehmung aus der Ohnmacht oder dem Tod heraus ist halbwegs originell, allerdings auch eine typische Kindervorstellung. Wenn ich erst tot bin, werdet ihr schon sehen, was ihr an mir hattet, dann könnt ihr auf einmal um mich weinen.
Grundsätzlich schlimm an diesem Text finde ich genau wie bei dem Lied von Silbermond die Haltung, jemand anderem den Sinn des eigenen Lebens und damit die Verantwortung für das eigene Leben aufzubürden. Das hat mit Liebe nichts zu tun, sondern ist einfach eine schäbige Haltung.
Liebe ist Freiheit. Und wenn der eigene Wert nur im anderen wahrgenommen wird, schränke ich dessen Freiheit ein. Die so dargestellte Ritz- und Schlitzproblematik in deinem Text erweckt also hier entsprechend den Eindruck völliger Überspanntheit von jemandem, der keine wirklichen Probleme hat, obwohl ich natürlich weiß, dass sich Liebeskummer in der akuten Phase wie das schlimmste aller Probleme anfühlt.
Aber Selbstverstümmelung wie der Gebrauch einer Rasierklinge zum Beispiel auf dem Arm entsteht eben nun mal nicht einfach aus Liebeskummer, entsprechend kommt er eben auch in dem Lied von Silbermond, so schlimm es auch ist, nicht vor. Ebenfalls sind weder Selbstverstümmelung noch Suizid aus Liebenskummer in irgendeiner Form romantisch. Nicht mal bei Romeo und Julia, denn deren Tragik liegt nicht im Liebeskummer, sondern in der Unmöglichkeit einer Liebe durch die Fehde der Alten und im Missverständnis.

Lieben Gruß
sim

 

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