Was ist neu

Karneval in Venedig

Mitglied
Beitritt
24.01.2002
Beiträge
7

Karneval in Venedig

Hallo,
bevor es losgeht, muss ich erst mal sagen, dass ich nicht genau wusste, in welche Kategorie meine Geschichte passt.
Also fallt bitte nicht über mich her, wenn es die falsche ist. *g*
Ann

Karneval in Venedig

Auf den Straßen ist ausgelassenes Treiben.
Mein Weg führt mich zum Tor eines alten Dogenpalastes und ich schlage aufgeregt den Metallring gegen das alte Holz.
Ein maskierter Diener in Livree öffnet mir und ich gebe ihm die kleine Karte, die mir eine rauschende Ballnacht verspricht.
Er weist mir den Weg in einen kleinen Salon. Ich höre Verdi und beobachte die Männer und Frauen in ihren prachtvollen Kostümen.
Ich frage mich, ob der Fremde da ist, der mir vor Wochen die Einladung zusteckte. An dessen Parfum ich mich noch gut erinnere, weil es so ungewöhnlich war.
Mit einem Glas Champagner möchte ich auf einem dieser zierlich geschwungenen Stühlen Platz nehmen, als ein Harlekin auf mich zu tanzt und meine Hand ergreift.
Er zieht mich mit sich in einen anderen Raum, wirbelt mich herum. Ich will protestieren, doch er lässt mich stehen und verschwindet durch eine Tür.
Verwirrt blicke ich mich um, sehe Paare eng beieinander sitzen, lachen, neckende Küsse austauschen. Hier und da verschwindet eine Hand unter Taft und Seide.
Ich will den Weg zurückgehen, doch der Harlekin, der plötzlich wieder an meiner Seite ist, umarmt mich und tanzt ausgelassen mit mir in den nächsten Raum.

Schwindelig vom drehen, taucht verschwommen das Bild von sich umarmenden Körpern vor mir auf.
Frauen, deren Kleider heruntergeschoben sind, nackte Brüste. Männer die nur noch ihre Hosen tragen. Die neckenden Küsse sind Hungrigen gewichen.
Mir ist es, als würde ich die Szenerie durch eine Glasscheibe sehen, denn niemand scheint mich zu beachten. Überrascht bemerke ich die Erregung die in mir hochsteigt.
Ich erblicke den Harlekin, der mir mit einer tiefen Verbeugung den Weg in den nächsten Raum zeigt. In mir kämpft Unwille und Neugier, doch ich gehe durch die Tür.

Schockiert pralle ich zurück, vor dem was sich mir jetzt bietet. Ineinander verschlungene Leiber, ekstatisch zuckende Körper. Wo ich auch hinsehe, gierige Wollust. Eine Rothaarige, den Kopf im Schoß eines Piraten, die von hinten mit kraftvollen Stößen eines Edelmannes genommen wird. Zwei Zofen, die sich gegenseitig mit spitzer Zunge beglücken. Eine Principessa die abwechselnd von zwei Pfaffen geritten wird, drehe mich im Kreise, wild korpulierende Menschen, Stöhnen, Keuchen, lustvolle Schreie...
Mir wird heiß und kalt, mein Schoß fängt an zu pochen.
Werde aufmerksam durch den Mann, der an der Tür lehnt. Ganz in schwarz gekleidet, eine Maske verdeckt seine Augen. Stolpere auf ihn zu, erkenne den Duft und weiß, dass er es ist. Er lächelt kalt und nimmt meine Hand. Führt mich in einen roten Salon.
Wir beginnen zu tanzen. Ganz eng umschlungen. Er küsst mich fordernd und seine Hände tasten über meinen Körper. Dränge mich gegen ihn, erkenne sein Verlangen. Er reißt mir das Kleid hinunter auf die Hüften um mich sofort wieder eng an sich zu pressen. Ich sehe den abgerissenen Knöpfen nach, wie sie über den Boden kullern. Kann mich nicht wehren, bin wie in einem Traum gefangen. Seine Finger suchen den Weg unter mein Kleid. Fordernd, grob, fassen sie zu, schieben sich zwischen meine Schenkel. Lassen mich aufschreien.
Er gibt mir einen Stoß und ich falle auf ein Bett. Versuche ans andere Ende zu gelangen und merke, es ist ein Spiegel. Sehe ihn hinter mir, wie er sich entkleidet. Starre in Panik und Faszination auf seinen nackten Körper.
Er befiehlt mir, mich auszuziehen. und mit zitternden Fingern entledige ich mich der restlichen Kleidung. Sehe ängstlich, wie er sich hinter mich kniet. Mich an den Hüften packt und hochhebt um mich brutal auf seinen Schoß fallen zu lassen, mich aufspießt. Mir wird schwarz vor Augen und ich unterdrücke den Schrei. Seine Arme legen sich fest um meinen Körper. Auf meine Brüste, auf meinen Bauch. Ich spüre seinen Atem auf meinem Nacken, seine Zunge an meinem Hals. Panik und Lust steigen gleichermaßen. Ich erwidere seine Stöße, presse meinen Rücken gegen seine Brust. Kann meinen Blick nicht von unserem Spiegelbild wenden. Von ihm, wie er mich rythmisch hochhebt und wieder hinunter lässt. Von meinem Gesicht, was mir entrückt entgegenblickt.
Ich sehe das Messer in seiner Hand aufblitzen. Und während seine Lust in mich fließt und ich selber laut aufstöhne, spüre ich den stechenden Schmerz zwischen meinen Brüsten. Sehe die Spur, die das Messer bis zum Bauchnabel führt. Das Blut, was über meine Haut rinnt. Immer noch bewegen wir uns ineinander. Lege meinen Kopf an seinen Hals. Spüre die kalte Klinge an meiner Kehle, die Lust, den Schnitt, den Schmerz und dann --- nichts......

 

Hallo Sighard,

erstmal, danke für Deine Kritik! Wenn ich sie jetzt noch zu 100 % verstehen würde, wäre ich sehr glücklich. *smile* Nein, jetzt mal ernsthaft. Ich bin noch absolute Anfängerin und bin wirklich dankbar für jede Kritik, ob positiv oder negativ. Verdi habe ich gewählt, weil mir beim schreiben La Traviata durch den Kopf geschossen ist. Und zeigen wollte ich eine Mischung aus Albtraum, Erotik, Neugier, Angst und der von Dir erwähnten Dekadenz.
Und letztendlich weiß man nicht, ob es Traum oder Wirklichkeit ist. :-)

Liebe Grüße
Ann

 

Hallo Ann!

Deine Geschichte ist wirklich gut und flüssig geschrieben. Die Handlung finde ich allerdings auch etwas eigen, ebenso wie die Protagonistin und ihre Reaktion (bzw. Nichtreaktion) auf den Mord. Das Ende läßt mich irgendwie in einem gefühlsleeren Raum zurück, sehr seltsam, hm.

Zitat:
"Und letztendlich weiß man nicht, ob es Traum oder Wirklichkeit ist."

- naja, also:

"...sehe den abgerissenen Köpfen nach, wie sie über den Boden kullern..."

Wohl doch eher nicht Wirklichkeit, richtig getippt?! :D


Einmal habe ich mich verlesen, da las ich statt "reißt": Er "frißt" mir das Kleid hinunter.... - Vielleicht mal eine neue Variante? :D

Alles liebe
Susi :)

[Beitrag editiert von: Häferl am 27.01.2002 um 01:40]

 

Ziemlich fein.
Ich musste bei deinem Titel sofort an "Tod in Venedig" denken - schoen, darin irgendwie bestaetigt zu werden *g*. Auch wenn Du Venedig eine ganz andere Note gegeben hast als Mann.
Was diese Parallelitaet beabsichtigt? Wenn ja: Bemerkenswert, wie Du Deinen Titel mit der Sinnlichkeit und Erotik, den diese Stadt fuer viele Menschen offensichtlich bietet, verknuepfst. Gefaellt mir...

 

Hi,
es ist natürlich eine Fiction.
Ich meinte, -Traum oder Wirklichkeit- auf die Protagonistin bezogen.

Dass -er ihr das Kleid vom Körper frißt-, wäre sicher mal eine spaßige Variante.
Aber sie hat auch nicht den Köpfen, sondern den Knöpfen hinterher gesehen. :-))

Ich finde es total toll, mal zu sehen, wie andere meine Geschichten sehen. Aus dem Bekanntenkreis kommt sicher Lob, aber nur durch Kritik kann man sich weiterentwickeln.

Nochmal Danke!
Ann


:)

 

Du hast einen sehr schönen, flüßigen Stil. Das Empfinden der Protagonistin, während sie die Räumlichkeiten durchwandert, konnte ich sehr gut nachfühlen... Der Akt um Schluss kommt mir etwas extrem überzogen vor... Hätte es spannender gefunden, wenn der Akt an sich nicht so brutal leidenschaftlich gewesen wäre; das hätte dem durchaus überraschenden Tod am Ende noch mehr Nachdruck gegeben.

Was mich auch fasziniert, ist die Steigerung der Lust... die an ihrem höchsten Punkt im Tod endet... Könnte man auf viele Dinge im Leben beziehen. Aber das wäre eine stark philosophische Betrachtungsweise und würde wahrscheinlich an dieser Stelle zu weit gehen...

Schön auch der "Duft" des Mannes, der sich durch den Text zieht. Guter Stil. Mein kompliment.

:)

Sanny

 

Deine Geschichte erinnert mich ein bißchen an "Eyes Wide Shut", den hast Du nicht zufällig vorher gesehen? *g*
Dein Stil ist mir an manchen Stellen zu telegrammhaft. Auch wenn dieses Stilmittel manchmal zur Verdeutlichung sehr gut ist, sollte man es doch nicht inflationär benutzen.
Insgesamt gefällt mir Deine Geschichte jedoch recht gut, auch wenn ich die Verbindung von Sex und Tod immer etwas schwqierig finde, vor allem, wenn sie romantisch-erotisch dargestellt wird.
Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom