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Karla haut ab

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21.04.2015
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Karla haut ab

Karla sitzt auf dem Teppich und starrt auf das leere Blatt hinunter. Sie runzelt die Stirn, setzt den Stift an, will nicht hören, was in der Küche vor sich geht.
Wäre ihr Zimmer doch eine Festung … Mit riesigen dicken Steinen, die jeden Laut verschlucken. Die Karla beschützen. Nicht dieser kleine Raum mit Wänden wie Pappe, durch die sie Dinge hört, die sie nicht wissen will.
Weinerlich und zeternd kriecht die Stimme ihrer Mutter durch das Schlüsselloch der Tür. Plötzlich ein lauter Knall. Karla zuckt zusammen. Der Stift rutscht ihr aus der Hand und kullert unter das Bett.
Papa schreit: „Lass mich doch endlich mal in Ruhe! Dieses ständige Rumgeheule!“
Karla ballt die Hände zu Fäusten und drückt sie auf die Ohren. Hört es trotzdem. Das Schluchzen.
„Hör auf, mich für blöd zu verkaufen! Meinst du denn, ich merke nicht, was los ist, Michael? Du bist doch nur noch hier, weil wir Karla haben.“
„Stimmt, weil ich ja auch unbedingt ein Kind haben wollte!“
Karla hält die Luft an. Ihr Bauch tut weh. Es fühlt sich an, als wenn sie zu viel von den grünen Gummifröschen gegessen hätte, die verträgt sie nicht. Nur ist der Schmerz stechender. Tiefer.
Schluss damit! Sie darf nicht traurig sein. Papa meint das nicht so! Sie krabbelt unter das Bett und greift nach dem Kugelschreiber. Sie muss die Liste schreiben. So wie die beiden es ihr aufgetragen haben.
Im Flur brüllt Papa weiter: „Was willst du denn jetzt hören? Ich war einfach nur mit den Jungs ein Bier trinken. Jedes Mal die gleiche Scheiße, wenn ich nach Hause komme.“
„Ach ja? Weißt du was? Dann komm doch einfach nicht mehr nach Hause, wenn es für dich so unerträglich ist!“
Er lacht. Aber er ist nicht fröhlich. Karla kennt Papas Lachen, wenn er fröhlich ist. Auch wenn sie es schon lange nicht mehr gehört hat. Das letzte Mal im Sommer vor zwei Jahren, als sie mit dem Fahrrad zum See fuhren. Papa hatte eine Luftmatratze dabei, die aussah wie eine große Brezel, und ihre Mutter kleckerte sich Eis auf das schöne Kleid, das sie damals so gerne trug. Das bunt gestreifte. Sie kicherte, schmierte Karla einen Klecks Eiscreme auf die Nase und küsste sie auf die Stirn. Solche Tage waren selten, aber es gab sie. Karla hob sie in ihrer Erinnerung auf, legte sie sorgfältig in eine Truhe wie einen wertvollen Schatz.
Jetzt öffnet sie bedächtig diese Kiste und sieht Papa vor sich. Er hält die Riesenbrezel im Arm und lacht. Es klingt ganz leicht, obwohl er so eine tiefe Stimme hat. Um seine Augen fächern sich viele kleine Falten. Karla muss an ein Akkordeon denken und stellt sich vor, wie Papas Gesicht lustige Musik macht, wenn er glücklich ist.
Doch jetzt ist das Akkordeon kaputt. Dieses Lachen draußen im Flur klingt kalt. Wie eine Blechdose, die zu Boden fällt. Als er wieder spricht, klingt er plötzlich ganz ruhig: „Gute Idee, Corinna. Vielleicht sollte ich einfach nicht mehr nach Hause kommen.“
Karla hört Schritte.
„Nein!“ Ihre Mutter schnappt nach Luft, als würde sie ertrinken. „Michael, bleib hier. Ich habe das nicht so …“ Die Wohnungstür öffnet sich und fällt schwer ins Schloss.
Karla steht auf, legt die Hand auf die Türklinke. Sie will zu ihr gehen, ihrer Mutter über die schönen blonden Haare streichen. Ein Taschentuch holen und damit die Tränen abtupfen. Draußen knallen Fäuste gegen Holz. Ein Aufschrei. Karla zieht sich zurück. Das Wimmern im Flur legt sich um sie wie eine schwere Decke. Minutenlang steht sie zwischen ihren Büchern, dem sorgfältig aufgeräumten Schreibtisch und dem Bett, auf dem mindestens zehn Kuscheltiere thronen.

Ihre Mutter sagt immer, sie sei schon viel zu alt für Kuscheltiere. Mit zehn sollte sie mit Freunden spielen, für die Schule lernen, nicht den ganzen Tag nur träumen.
Aber Karla lernt ja. Jeden Tag macht sie sofort die Hausaufgaben. Zeigt sie sogar ihrer Mutter. Doch sie scheint durch Karlas Schulhefte hindurchzusehen. Nickt zwar, aber ihre Augen sind leer.
Und das mit den Freunden ist so eine Sache. Karla weiß oft nicht, wohin. Steht immer am Rand, beobachtet den Trubel, aber traut sich nicht hinein. Die Mädchen in der Schule sind anstrengend. Karla möchte zu ihnen gehören, aber sie ist nicht laut genug. Ihr fehlen die Worte. Sie lauscht den Geschichten der anderen, staunt über die Ausflüge, die sie am Wochenende mit ihren Familien unternehmen. Karlas Eltern gehen manchmal noch mit ihr in den Stadtpark. In letzter Zeit geht sie aber eher alleine. Naja, nicht ganz. Herr Flauschi begleitet sie. Der kuschlige Eisbär freut sich, wenn er das Bett mal verlassen darf und draußen mit Karla auf der Parkbank sitzt.

Wenn keiner hinsieht, erzählt sie ihm von ihrem Schultag. Nach den Ferien ist es immer am schlimmsten. Da gibt es Lisa, die sie oft ärgert. Sie ist eine Angeberin. Prahlt mit neuen Klamotten und tollen Urlauben. Ein Handy hat sie auch schon. Sie wirft sich ihre braunen Locken über die Schulter und fixiert Karla. Wartet, bis alle ruhig sind, um dann zu fragen: „Und du, was hast du in den Ferien gemacht?“
Einmal war Karla mutig und erzählte von einem Ausflug nach Südfrankreich, von weichem Sand und glitzernden Wellen. Von einer Wanderung, bei der sie Eidechsen gefangen habe, die sich dann an ihrem kleinen Finger festzwickten und einfach so an ihren Händen herunterbaumelten. Da sah Lisa sich in der Runde um und fing hysterisch an zu lachen. „Achso? Südfrankreich also? Komisch, ich wusste gar nicht, dass der Penny in der Maistraße in Südfrankreich liegt? Da hat Elsa dich nämlich in den Ferien gesehen!“ Sie zeigte auf sie und hörte gar nicht mehr auf zu lachen. Die anderen Mädchen stimmten nach kurzem Zögern mit ein. Karla schrumpfte in sich zusammen. Ihre Wangen wurden heiß, sie schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen und rannte auf die Toilette. Eine Stunde saß sie da, bis Frau Ruhpold sie fand und mit ins Lehrerzimmer nahm. Seitdem zuckt Karla lieber mit den Schultern, wenn eines der Mädchen sie etwas fragt.
Manchmal erzählt sie Flauschi auch von Frau Ruhpold. Sie ist ihre Deutschlehrerin und so alt wie Karlas Mutter. Obwohl sie jünger aussieht. Ihr Blick ist ganz hell und wenn sie Karla an der Hand nimmt, dann wird ihr Bauch ganz warm.
„Ich mache mir Sorgen um dich“, sagte Frau Ruhpold vor ein paar Tagen. „Du wirst immer ruhiger, Karla. Ist zu Hause alles in Ordnung?“
Karla nickte so heftig, dass es leise in ihrem Nacken knackste. Frau Ruhpold legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie kurz an sich. „Wenn du über etwas reden möchtest, komm gerne bei mir vorbei.“
Karla dachte an ihre Mutter. Wie sie genervt Wäsche in die Maschine stopfte und die Augen verdrehte. Sie schien immer ganz froh darüber zu sein, wenn Karla nicht redete.

Im Flur klimpert ein Kleiderbügel an der Garderobenstange. Karla geht einen Schritt auf die Tür zu und legt ihr Ohr ans Holz. Es raschelt. Bedächtig. Klingt irgendwie nach Heimlichkeit. Dann wird leise die Haustür geöffnet und wenige Sekunden später behutsam zugezogen. Stille breitet sich in der Wohnung aus. Karla zwinkert und sieht sich verwundert in ihrem Zimmer um. Fühlt sich an wie ein Traum. Das tut es immer. Sie ist einfach gegangen.
Die Liste! Karla hebt das Blatt Papier auf, setzt sich an den Schreibtisch und fängt an zu schreiben. „Dinge, die an mir schlecht sind: …“ Sie blickt auf, beißt auf den Kugelschreiber und starrt an die Wand. Langsam lösen sich all die fiesen Worte der vergangenen Monate von der Zimmerdecke und klatschen wie schwerer Regen auf ihre Schultern.

Karla hatte die Wut schon gespürt, bevor Papa nach Hause kam. Beim Abendessen sprach sie kein Wort. Sie hatte Angst. Laut und grob hatte ihre Mutter Teller und Gläser auf den Tisch geknallt und Karla Essen aus dem Kühlschrank hingestreckt, ohne sie anzusehen. Sie hatten sich an den Tisch gesetzt und schweigend angefangen zu essen. Nach jedem Bissen sah ihre Mutter auf die Uhr und schüttelte den Kopf.
Als Papa dann endlich von der Arbeit kam, sprang Karla auf, rannte in den Flur, wollte ihn umarmen, diese drückende Stille wegwischen. Aber ihre Mutter schob sich dazwischen.
„Wo warst du?“
Karla kämpfte sich an ihr vorbei, streckte die Arme aus und hoffte auf eine Umarmung.
„Dein Ernst jetzt, Corinna?“
Papa sah über Karla hinweg. Sie griff ins Leere. Keine Nähe. Ein Wort gab das andere, sie wurden laut, Karla wurde schlecht. Sie rannte von einem zum andern, zog an ihren Pullovern. Ihr Gesicht lief rot an, es brodelte in ihrem Bauch und sie fing an zu zittern.
„Hört auf damit! Hört auf zu schreien!“ Dabei schrie sie selbst. Tränen rannen ihre Wangen hinunter, ihre Stimme überschlug sich. Plötzlich packte Papa sie am Arm und beugte sich zu ihr hinunter.
„Karla! Ruhe jetzt! Wie oft denn noch? Führ dich nicht so auf!“ Im Hintergrund stand ihre Mutter mit verschränkten Armen und nickte zustimmend. Die beiden starrten auf Karla hinunter. Da war sie plötzlich, die Mauer. Zwei kalte große Steine.
Alles tauchte sich in rote Farbe. Karla schlug um sich, biss ihn in den Arm und trat nach ihrer Mutter. Wie konnten sie das immer wieder tun? Papas Griff wurde härter.
„Du gehst jetzt sofort in dein Zimmer“, zischte er. „Du hältst den Mund und reißt dich zusammen. Was ist bloß los mit dir? Entweder du kriegst keinen Ton raus oder flippst aus wie eine Irre.“ Karla brüllte vor Schmerz, wand sich hin und her. Er zog sie an sich. Sein Atem roch nach Rauch. Früher hatte er immer nach Minze gerochen. „Weißt du, was du jetzt machst? Du setzt dich an deinen Schreibtisch, nimmst dir ein Blatt und schreibst auf, was an dir alles schlecht ist! Vielleicht merkst du dann mal, wie schwer du uns das Leben eigentlich machst!“
Er legte seine großen Hände auf ihre Schultern, drehte Karla um und schob sie ins Kinderzimmer. Mit einem lauten Knall schloss er die Tür.

„Ich bin
- nervig
- seltsam
- hässlich
- faul …“
Was hatte ihre Mutter sie zuletzt genannt? Ach ja …
„- undankbar.“
Karla zieht die Augenbrauen zusammen. Wenn ihre Eltern nachher wiederkommen, sollen sie sehen, dass Karla sich wirklich Mühe gegeben hat.

Der Hausschlüssel dreht sich im Schloss und die Wohnungstür geht auf. Karla hält den Atem an. Sie lauscht den Schritten. Zitternd drückt sie die Türklinke nach unten und späht hinaus in den Flur. In der linken Hand hält sie die Liste. Das Papier wellt sich unter ihren Fingern.
„Komm schon“, spricht sie sich Mut zu und zieht die Tür komplett auf. Sie läuft ins Wohnzimmer und sieht ihre Mutter auf dem Sofa sitzen. Sie starrt in den Fernseher, aber der ist aus. Karla wedelt mit dem Blatt Papier. „Ich bin fertig, Mama.“
Ihre Mutter verdreht die Augen und winkt ab. „Karla, bitte, ich habe jetzt keinen Nerv für sowas.“
„Aber ihr habt doch gesagt …“
„Karla! Meine Güte! Geh in dein Zimmer!“
Karla stampft auf. Sie fuchtelt mit der Liste vor dem Gesicht ihrer Mutter herum. „Ich hab mir solche Mühe gegeben. Jetzt schau doch …“
Ihre Mutter greift nach dem Blatt, zerknüllt es und wirft es in die Ecke. „Du machst mich fertig, Karla. Siehst du nicht, dass ich meine Ruhe brauche? Reicht es dir nicht, dass Papa gegangen ist, weil du dich aufgeführt hast wie eine Verrückte? Geh in dein Zimmer!“
Karla starrt noch immer in die Zimmerecke auf das zerknüllte Papier, die Worte, die alles wieder gutmachen sollten. Die Arme hängen schlaff an ihr hinunter. Langsam geht sie ein paar Schritte, hebt das Blatt auf und streicht es sorgfältig glatt. Vielleicht sollte sie einfach vorlesen, was sie alles aufgeschrieben hat. Sie räuspert sich. „Dinge, die an mir schlecht sind: Erstens …“
Ihre Mutter springt auf, packt Karla und zieht sie hinter sich her. „Du tickst doch echt nicht mehr ganz richtig! Ab mit dir! Wenn du jetzt nicht ruhig bist, können wir gerne mal wieder darüber sprechen, ob es dir im Heim nicht vielleicht besser gefallen würde. Willst du das?“
Karla schüttelt den Kopf, reißt ihren Arm aus dem Griff ihrer Mutter und rennt in ihr Zimmer. Sie hört, wie der Fernseher eingeschaltet wird. Ein Mann berichtet mit ernster Stimme über das schlimmste Jugendgefängnis in ganz Amerika. Gefährliche Jungs und Mädchen sind dort untergebracht. Wenn sie sich nicht benehmen, werden sie von den Wärtern in besondere Zellen gesteckt, in denen sie sich beruhigen sollen. Da gibt es nicht mal Tageslicht.
Karla schaut aus dem Fenster. Ob es im Heim auch solche Zellen gibt?

Sie geht zu ihrem Kleiderschrank und öffnet die Tür. Da unten liegt er, ihr mit Palmen und lachenden Seesternen verzierter Reisetrolli. Er ist ziemlich klein, aber ein bisschen was passt schon rein. Ihre Eltern schenkten ihr den Koffer damals für den Urlaub in Italien. Das ist schon eine ganze Weile her. Ganz stolz hatte sie ihn gepackt und zum Auto gezogen. Papa hatte gelacht, sein Gesicht lustige Musik gemacht.
Karla fragt sich, wann wohl das Akkordeon kaputt ging. Wie sie es reparieren könnte.
Sie dreht sich um, stapft zurück zum Tisch und reißt ein weiteres leeres Blatt von ihrem Block ab. Auf dem Bett beobachten Herr Flauschi und die anderen Tiere sie mit aufgerissenen Augen. Karla legt sich zu ihnen und erklärt ihnen die ganze Angelegenheit. Es muss sein.
Mit ernstem Blick setzt sie den Bleistift an und schreibt:
„Packliste von Karla Memminger.“
Darunter schreibt sie die ersten beiden Dinge, die sie unbedingt mitnehmen muss auf ihre Reise.
„Briefpapier und Briefmarken!“
Schließlich muss sie sich von unterwegs regelmäßig melden, um ihnen zu sagen, dass es ihr gut geht.

 

Hej RinaWu,

gottogott. In einem Geschwindigkeitsrekord habe ich deine neue Geschichte quasi "verputzt". Wie eine Tafel Schokolade. Du hast wirklich einen gefälligen Ton und einen Superrhythmus. Sie hat mir "geschmeckt". :)

Um seine Augen fächern sich ganz viele kleine Falten. Karla muss dann immer an ein Akkordeon denken und stellt sich vor, wie Papas Gesicht lustige Musik macht, wenn er glücklich ist.

So eine hübsche Idee.

Dieses Drama wiederholt sich seit Generationen in unendlich vielen Familien auf der Welt und ich möchte alle diese Kinder an meine großes Herz drücken und ihnen sagen: ihr seid unschuldig!

Du hast es mit deiner Geschichte auf den Punkt gebracht und ich bin heilfroh, nicht miterleben zu müssen, wie Karla das Haus verlässt.

Es klingt ganz leicht, obwohl er so eine tiefe Stimme hat.

Ich würde hier das "so" weglassen.

Der Titel ist gut. Weist auf kindlichen Trotz hin, nicht auf tragisches Opfer.

Danke für die Geschichte und einen freundlichen Gruß, Kanji

 

Hey Kanji,

oh wie schöööööön, wie eine Tafel Schokolade?? :shy: Das ist total nett, vielen Dank!

Ich habe diese Geschichte gestern Nacht geschrieben. Hatte mich abends mit einer Freundin getroffen und wir haben wieder viel geredet über dies und jenes. Und da hat sie mir auf einmal eine Geschichte aus ihrer Kindheit erzählt, die mich nicht losgelassen hat und die ich irgendwie verarbeiten musste. Ich selbst bin sehr behütet aufgewachsen und fand es schlimm, zu hören, was sie durchmachen musste.

Ich würde hier das "so" weglassen.
Jawohl, gekauft. Füllwort. Streichen!

Der Titel ist gut. Weist auf kindlichen Trotz hin, nicht auf tragisches Opfer.
Danke, das freut mich zu hören. Ich wollte nämlich genau nicht zu sehr in diese "Opfer"-Geschichte, sondern auch unterschwellig einfließen lassen, wie reif und bemüht, stark und trotzig Karla ist.

Viele Grüße an dich!
RinaWu

 
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„Eltern sollte man verbieten!“
(1968, k. A. mehr, von wem)​

Im Dezember 2013 wollte Matthias Kalle vom Zeitmagazin wissen, was „die“ Liebe sei und erhielt 44 und eine halbe Antwort. Darunter fand sich unter Nr. 12 folgende der sechs Jahre alten Marie: „Ich weiß, dass Niklas in Emilia verliebt ist, ich weiß aber nicht, warum. Mein Vater hat mir gesagt, dass man eigentlich nie genau weiß, warum sich jemand in einen anderen verliebt. Als ich ihn gefragt habe, ob er denn nicht weiß, warum er sich in Mama verliebt hat, sagte er nur: "Vielleicht Magie?" Wenn ich größer bin, werde ich bestimmt herausfinden, ob das sein kann.“
(Eingestellt im WeltWeitengeWerbe am 19. Dezember 2013 - 07:00 Uhr unter Zeitonline „was-ist-die-Liebe“, PDF)

Karla muss dann immer an ein Akkordeon denken und stellt sich vor, wie Papas Gesicht lustige Musik macht, wenn er glücklich ist.
Nicht jedes Kind hat Glück wie Marie (was sich aber auch noch später zeigen muss, vielleicht sollte man im Vierjahresrhythmus mal nachfragen …), aber einem Kind Schuldgefühle einzureden, gar beizubringen ist schon starker Tobak. Und wenn die Geschichte denn mit Schokolade verglichen wird, dann bitte mit einer bitteren (nicht mal zart...)

Was zuerst auffällt,

liebe Rina,
sehr geehrte Mme. Wou,

ist dieses verschwiegene, aber nicht zu verheimlichende Besitzdenken – das ja auch die Liebe zerstört, wenn sie zum Machtspiel verkommt und die Pfade der Freundschaft verlässt. (Was nicht besagt, dass Friede Freude Eierkuchen und Gegensätze zu verschweigen/verdrängen besser wäre und Gleichgültigkeit einziehen zu lassen, das wären sozusagen Bastelarbeiten an einem Pulverfass).

Aber hier ist es der verschwenderische Gebrauch der Possessivpronomen

Die Wände ihres Kinderzimmers … die Stimme ihrer Mutter … Der Stift rutscht aus ihrer Hand ... Ihr Vater schreit,
die – denkwürdig genug – durch einen seltsam reflexiven Gebrauch der eigenen Fäuste
Karla drückt sich die Fäuste auf die Ohren.
erst einmal gestoppt werden, um gelegentlich wieder aufzuflackern. - Endet, als wäre da nicht klar, wessen Fäuste sich das Kind überhaupt selbst auf die Ohren drücken könnte oder wessen Ohren die Fäuste usurpieren.

Hört es trotzdem. Das Schluchzen.
Ellipsen als Stilmittel klappt, das Subjekt/Ich geht verschütt!

Mit zehn sollte sie mit ihren Freunden spielen, für die Schule lernen, und nicht den ganzen Tag nur träumen.
Generation y, Karriereplanung schon im Kindergarten. Was mühselig dem Mittelalter abgerungen wurde - die Entdeckung der Kindheit - wird langsam wieder abgeschafft, passend zur Refeudalisierung durch den Geld- und Besitzadel. Wobei - der Einschub sei mir erlaubt - die Kinderarbeit ja nicht aus Menschenfreundlichkeit abgeschafft wurde, sondern weil - ich nehm mal Preußen als Beispiel, weil da ja gerne auch der Turnvater herangezogen wird - als man feststellte, dass die kleinen Berg- und Industrearbeiter nach wenigen Jahren nicht mehr wehrtauglich waren, MUSSTE Kinderarbeit abgeschafft werden.

Ich schweif immer so gerne ab, find aber wieder zurück, keine Frage! Lauf ich noch mal an:

Mit zehn sollte sie mit ihren Freunden spielen, für die Schule lernen, und nicht den ganzen Tag nur träumen.
Warum das Komma vorm und, wenn doch nach dem „sollte sie“ doch eine Aufzählung geichrangiger Satzteile stehn. Probiers mal ohne und ...

Und eine letzte Nichtabschweifung

Vorhin wollte sie dazwischen gehen.
Besser zusammen dazwischengehen (i. S. des Einmischens)

Keine feine Sache fürs Kind (und nachher mit Sicherheit auch nicht für die biologischen Eltern, die hoffentlich die Kurve zur Freundschaft und freundschaftlichem Umgang mit Klara schaffen), aber gut zu lesen. Wie immer, sag ich mal

Friedel

 

Hallo mein lieber Friedrichard,

ja, die kleine Marie hatte wirklich Glück und das ist jedem Kind nur zu wünschen. Eine meiner Freundinnen arbeitet in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und sie erzählt mir oft, wie krass wichtig die Beziehung zu den Eltern ist. Hier kann schon von von Beginn an so viel zerstört werden ...

Und wenn die Geschichte denn mit Schokolade verglichen wird, dann bitte mit einer bitteren (nicht mal zart...)
Das Bild mit der Schokolade gefällt mir einfach, auch wenn ich dir recht gebe und sie in diesem Fall wohl eher bitter schmeckt.

Die Possessivpronomen habe ich so gut es ging eingedämmt. Und auch den Satz mit den Fäusten ein wenig verändert. So klingt es hoffentlich besser. Auch deine anderen Anmerkungen habe ich verarbeitet, vielen Dank, Friedel!

Nein, wirklich keine feine Sache für das Kind. Freut ich dennoch, dass du sie gut zu lesen fandest.

Hab noch einen schönen Abend!
RinaWu

 
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Liebe RinaWu, eine herzzerreißende Geschichte, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Als Mutter von drei Söhnen weiß ich, dass das Leben mit Kindern zwar schöner, doch mit Sicherheit nicht leichter wird. Dass Eltern manchmal streiten, soll vorkommen, dass Eltern ihre Kinder seelisch misshandeln, allem Anschein nach auch. Einem Kind mit dem Heim zu drohen ist eine Todsünde und sollte vom lieben Gott bestraft werden.

In deiner Geschichte erlebe ich ein Kind, das bereits zur Schule geht. Es kann ja schreiben. Ein Unding, alles aufzuschreiben, was schlecht an ihr ist. An einem Kind ist nichts schlecht, rein gar nichts. Die Eltern sind die Bösen.

Deine Geschichte, RinaWu, ist bestimmt schön geschrieben, doch sie hinterlässt ein blödes Gefühl in meinem Bauch. So, als hätte auch ich zu viel Gummibärchen gegessen. Und die vertrage ich auch nicht. Wenigstens nicht in Mengen.
Nein, ich mag diese Geschichte nicht. Sie erzählt von bösen Eltern und einem verzweifelten Kind.

Heute ist ein so schöner und sonniger Tag. Ich möchte lieber fröhlich sein. Und ich bin froh, dass ich denke, immer eine gute Mutter gewesen zu sein. Ich liebe meine Kinder und meine Kinder lieben mich, also wird es stimmen.

Ja, die Geschichte ist gut geschrieben. Ich war voll in der Szene.

Liebe Grüße!
Amelie

 

Hallo RinaWu,

du hinterlässt mich nach dem Lesen etwas zwiegespalten. Ich war voll in der Szene drin, habe sie mitverfolgt und teilweise auch mitgelitten. Das ist dir schon mal gelungen.

Die Erzählperspektive und die Dynamik der Geschichte geht für mich aber über weite Strekcen nicht auf. Zum Thema Erzählperspektive expemlarisch ein Absatz.

Die Mädchen in der Schule sind anstrengend. Karla möchte zu ihnen gehören, aber sie ist nicht laut genug. Oft fehlen ihr die Worte. Sie lauscht den Geschichten der anderen, staunt über die Ausflüge, die sie am Wochenende mit ihren Eltern unternehmen. Mama und Papa gehen manchmal mit ihr in den Stadtpark. In letzter Zeit geht sie aber eher alleine. Naja, nicht ganz. Herr Flauschi begleitet sie. Der kuschlige Eisbär freut sich, wenn er das Bett mal verlassen darf und draußen mit Karla auf der Parkbank sitzt.

Die fettgedruckten Stellen, so empfinde ich, hast du für Erwachsene geschrieben. Solche Stellen hast du immer wieder im Text, die würde ich konsequent streichen. Die KG vielleicht sogar in die ICH-Perspektive wechseln. Das würde die Geschichte nochmal deutlich stärker machen.


Den letzten Absatz, den Schluss, nehme ich dir nicht ab. Und das ist für mich ein Problem der Dynamik. Die Geschichte ist zu kurz, es passiert zu wenig, dass ich diesen drastischen Schritt nachempfinden kann. Ich glaube dir nicht, dass 10 jährige Kinder abhauen, um ihre Eltern Stolz zumachen. Mein Tipp: Gib der Geschichte und der inneren Entwicklung mehr Zeit.

Danke für die Geschichte, ich hoffe, du kannst etwas mit meiner Kritik anfangen. Das Thema literarisch umzusetzen ist sehr anspruchsvoll. Respekt dafür. Dein Schreibstil ist wie immer schnörkellos und feinfühlig, das gefällt mir sehr =)


Beste Grüße,

sonne

 

Hallo RinaWu,

Karla will abzuhauen, und sogar noch Briefpapier mitnehmen …
Schön, mal wieder eine Geschichte aus der Zeit ohne Handy, Internet, What’sApp etc. zu lesen :D

Und es ist eine gute Geschichte, bei dem das Wort „Heim“ eine Hauptrolle spielt. Das Wort, das mit das schlimmste ist, was man seinen Kindern sagen kann, bzw. mit drohen kann.

Nur ein paar Anmerkungen:

Karla kennt Papas Lachen, wenn er fröhlich ist. Auch wenn sie es schon lange nicht mehr gehört hat. Es klingt ganz leicht, obwohl er eine tiefe Stimme hat.
Das ist sehr schön!

Er legte seine großen Hände auf ihre Schultern, drehte sie um und schob sie ins Kinderzimmer.
Hier musste ich zwei Mal lesen, ob der Vater tatsächlich die Schulter umdreht oder Karla.


Der Hausschlüssel dreht sich im Schloss und die Wohnungstür öffnet sich.
Unschöne Doppelung.
… Wohnungstür geht auf.

Sie lauscht den Schritten, die langsam ins Wohnzimmer gehen.
Können Schritte gehen? :Pfeif:

Karla starrt noch immer in die linke Zimmerecke,
Wieso ist es ausgerechnet die linke Ecke? Könnte doch auch die rechte sein oder ganz raus …

Klein, aber fein. Hat mir gefallen. :thumbsup:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo RinaWu,

Links und rechts! So möchte man es den Eltern geben, wenn man so etwas liest oder hört. Eigentlich weiß ich ja, dass Eltern in der Regel auch nicht viel mehr weitergeben können, als sie selbst bekommen haben, und somit nur eingeschränkt schuldfähig sind. Aber wenn jemand sein eigenes Handeln so gar nicht mal kritisch hinterfragt, zweifle ich dann doch an dieser These.

Anfangs war ich versucht zu denken: Das ist doch übertrieben! Das Kind eine Liste schreiben lassen, was an ihm alles schlecht ist? Also bitte, das macht doch keiner! Aber leider erfährt man ja immer wieder von Fällen, in denen das und viel Schlimmeres alltägliche Realität ist.

Ich mag deine ruhige, aber eindringliche Erzählsprache. Wenn du die Gedankenwelt von Karla schilderst, hast du über weite Strecken einen sehr passenden, der kindlichen Lebenswelt entlehnten Tonfall drin. Ob Kinder wirklich so denken oder reden würden, ob sie ihre Gefühle überhaupt in Worte fassen würden, sei dahingestellt. Zumindest bis zu einem gewissen Alter drücken Kinder (eigentlich nicht nur die) ihre seelischen Sorgen ja körperlich aus, z.B. in Bauchschmerzen, das hast du sehr ausdrucksstark bebildert. Um so mehr stechen Passagen hervor, die mir etwas zu erwachsen, etwas zu analytisch klingen:

Da war sie wieder. Die Wand, die Mama und Papa bildeten. Ohne Vorwarnung, mitten im Streit. Hauptsache, Karla war plötzlich das Problem.

Hat sich gefragt, warum sie ihren Eltern eine solche Last zu sein scheint.

Nimmt sie ihnen die Chance, glücklich zu sein?

Vielleicht magst du die noch mal angehen. Vielleicht auch nicht, Karla ist ja immerhin schon zehn und auch für dieses Alter offenbar überdurchschnittlich klug. Ich fand es trotzdem ein bisschen sehr an den Leser gerichtet, ähnlich wie auch manche Teile der Dialoge:

Du liebst mich nicht. Nie hast du mich geliebt. Meinst du denn, ich merke das nicht? Du bist doch nur noch hier, weil wir Karla haben.“

„Karla! Ruhe jetzt! Haben wir dir nicht schon oft genug gesagt, dass du aufhören sollst, dich so aufzuführen?


Dazu passt, dass du an manchen Stellen ins Tell verfällst, wo du es nicht nötig hättest:

Alles tauchte sich in rote Farbe. Diese Wut … Karla schlug um sich, biss ihn in den Arm und trat nach ihrer Mutter.

Karla zieht die Augenbrauen zusammen und grübelt.

Das Papier wellt sich unter ihren Fingern, sie schwitzt.

Ich rede da natürlich wie der Blinde von der Farbe, bin ja selbst ein ziemlicher "Teller". Ich sehe das auch undogmatisch. Aber wenn du selbst das Ziel hast, mehr ins "Show" zu gehen, will ich nur sagen, dass du das ohne Weiteres könntest, denn deine Bildsprache ist ja sehr kraftvoll, der kannst du ruhig stärker vertrauen.

Musst du aber alles selber wissen, das sind nur Denkanstöße.

Ein Denkanstoß wäre es vielleicht auch für die Eltern, wenn Karla tatsächlich weg wäre. Aber wetten könnte ich auf die beiden Idioten leider nicht.

Gern gelesen? Nicht wirklich; du verstehst, was ich meine. Aber sehr gut geschrieben!

Grüße vom Holg ...

 

Guten Morgen RinaWu,

weißt du was? Ich beneide dich; ich beneide dich um deinen Schreibstil. Das kommt alles so locker, flockig daher und trifft genau da, wo es weh tut. Bull's Eye. Ich will gar nicht viel sagen, denn die Geschichte ist perfekt, so wie sie ist. Keine edits nötig. Überragend.

Was mich am meisten berührt:

- deine Personifikationen, das Weinen der Mutter, z.B.

- diese Stelle:

Auf dem Bett beobachten Herr Flauschi und die anderen Tiere sie mit aufgerissenen Augen. Karla legt sich zu ihnen und erklärt ihnen die ganze Angelegenheit. Es muss sein.

und das zweideutige
am Schluss. Man weiß ja nicht, wen sie meint: die Eltern oder ihre Kuscheltiere.

Bleibt nur noch eine Frage: Vielleicht kannst du uns ein wenig erläutern, wie du deinen Schreibstil zu dem Punkt entwickelt hast, wo er jetzt ist. Gerne auch per blog.

Dir einen schönen Tag,

Thomas

 

Liebe AmelieS,

Deine Geschichte, RinaWu, ist bestimmt schön geschrieben, doch sie hinterlässt ein blödes Gefühl in meinem Bauch. So, als hätte auch ich zu viel Gummibärchen gegessen. Und die vertrage ich auch nicht. Wenigstens nicht in Mengen.
Nein, ich mag diese Geschichte nicht. Sie erzählt von bösen Eltern und einem verzweifelten Kind.
Ich verstehe dich total. Also dass du diese Geschichte nicht magst. Ich finde sie selbst schlimm. Aber sie beruht auf einer wahren Begebenheit und ich musste sie einfach aufschreiben. Meiner Freundin zuliebe, weil sie so stark ist.

Dass du sie dennoch gut geschrieben findest, das freut mich.

Hab einen schönen Tag (auch wenn das Wetter bei mir heute eher grau und schwül ist ...).
Liebe Grüße

Hallo schwarze sonne,

Ich war voll in der Szene drin, habe sie mitverfolgt und teilweise auch mitgelitten. Das ist dir schon mal gelungen.
Das freut mich, danke.

Die fettgedruckten Stellen, so empfinde ich, hast du für Erwachsene geschrieben.
Hmm, nein, hab ich nicht. Die Geschichte ist aus Karlas Sicht geschrieben, aber eben nicht in der ICH-Perspektive, sondern als persönliche Erzählsicht. Ich hatte auch schon überlegt, sie komplett aus der ICH-Perspektive zu schreiben, aber ich habe die Befürchtung, dass sie dann zu emotional wird. Das wollte ich nicht. Für mich funktioniert das so. Ich denke da noch einmal drüber nach und warte mal ab, ob andere Leser ebenfalls darüber stolpern.

Den letzten Absatz, den Schluss, nehme ich dir nicht ab. Und das ist für mich ein Problem der Dynamik. Die Geschichte ist zu kurz, es passiert zu wenig, dass ich diesen drastischen Schritt nachempfinden kann.
Das ist schade. Ich verstehe was du meinst. Auch hier muss ich erst einmal drüber nachdenken. Denn ich wollte eben nicht zu langsam erzählen, zu viel über das Leiden in der Familie. Sondern eher szenisch beschreiben, was schon seit langem dort passiert. Kleine Indikatoren, dass dieser Zustand zu Hause schon lange andauert, habe ich ja im Text verstreut. Zum Beispiel wird gleich anfangs gesagt, dass Papa schon lange nicht mehr gelacht hat. Fröhlich gelacht hat. Im Streit ruft er "immer der gleiche Scheiß". Karla beschreibt, dass ihre Eltern wieder diese Wand bilden ... Diese kleinen Hinweise habe ich eingebaut, um anzudeuten, dass es hier schon eine längere Zeit zu Streitereien kommt. Und dieser drastische Schritt, den Karla da vorhat, den finde ich gerade für ein Kind nachvollziehbar. Da entscheidet man noch so gefühlsorientiert und doch irgendwie pragmatisch, das beobachte ich oft an Kindern.

Ich muss mal darüber nachdenken, die innere Entwicklung noch mehr auszubauen. Bin da unschlüssig ... Aber danke dir auf jeden Fall für deine Anregungen!
Viele Grüße

Lieber GoMusic,

danke für deine Anmerkungen, die mal wieder sehr hilfreich waren.

Hier musste ich zwei Mal lesen, ob der Vater tatsächlich die Schulter umdreht oder Karla.
Ja, stimmt. Das habe ich verdeutlicht.

Unschöne Doppelung.
… Wohnungstür geht auf.
Gekauft! Danke.

Können Schritte gehen?
Ich glaube nicht :lol: Hab ich gestrichen.

Wieso ist es ausgerechnet die linke Ecke? Könnte doch auch die rechte sein oder ganz raus …
Weiß ich jetzt auch nicht. Wieso eigentlich die linke? Man weiß es nicht ... Hab's gestrichen.

Danke dir vielmals und schicke ganz liebe Grüße

Lieber The Incredible Holg,

dein Kommentar war toll. Vielen Dank! Du steckst echt immer viel Zeit da rein, das finde ich echt schön.

Anfangs war ich versucht zu denken: Das ist doch übertrieben! Das Kind eine Liste schreiben lassen, was an ihm alles schlecht ist?
Kann ich total nachvollziehen. So ging es mir nämlich, als meine Freundin mir das erzählte. Und sie hat diese Liste sogar noch, als Mahnmal, sich nie wieder so unterbuttern zu lassen. Schlimm. Ich war echt ganz schön mitgenommen, nachdem sie mir das erzählt hat.

Um so mehr stechen Passagen hervor, die mir etwas zu erwachsen, etwas zu analytisch klingen
Diese drei Sätze, die du rausgepickt hast, die muss ich mir wirklich nochmal ansehen. Bzw. den Text generell noch einmal danach absuchen. Denn wie du davor geschrieben hast, es sollte schon etwas leicht Kindliches in der Sprache mitklingen, da darf es natürlich nicht zu analytisch werden. Danke für diesen Hinweis! Auch die Dialoge schaue ich mir an.

Dazu passt, dass du an manchen Stellen ins Tell verfällst, wo du es nicht nötig hättest:
Danke dir auch hier für den Hinweis. Du hast recht, manchmal erkläre ich die Sätze fast nochmal. Das Fettmarkierte von dir lässt sich alles streichen. Werde ich tun!

Schicke dir liebe Grüße!

Hallo sunny16,

wow, vielen Dank für deine lieben Worte. Das hat mich jetzt zum Lächeln gebracht. Es ist toll zu lesen, wenn man jemanden mit den eigenen Worten berühren konnte.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diesen Stil über das letzte Jahr genau hier entwickelt habe. Ich habe anfangs viel blumiger, viel schnörkeliger geschrieben und immer wieder wertvolle Tipps erhalten, wie man Sprache reduzieren kann, ohne dass sie kalt wird. Und Stück für Stück habe ich gemerkt, in welchem Schreibstil ich mich wohl fühle. Habe Geschichten von Autoren gelesen, die sehr reduziert schreiben. Dann aber auch wieder solche, die wunderschöne, schnörkelige Sätze bilden. Die Mischung aus beidem war für mich so der Weg. Und zu lernen, Kritiken anzunehmen, sie umzuwandeln, an meinen Texten zu arbeiten. Da lerne ich hier immer wieder dazu.

Viele Grüße schicke ich dir!
RinaWu

 

Hallo,

Die Wände des Kinderzimmers sind zu dünn, um den Streit vor ihr zu verbergen. Weinerlich und zeternd kriecht die Stimme ihrer Mutter durch das Schlüsselloch der Tür, füllt den Raum mit Verzweiflung.

Das ist gut, es ist eine Situation, in der sofort klar wird, was läuft. Aber: Zeig doch die dünnen Wände. Du erzählst personal, also kannst du ihre Wahrnehmung beschreiben, wie sie etwas erfährt etc. Dann hast du nicht diesen Ton dabei: füllt den Raum mit Verzweiflung. Weiß Karla, was das ist - Verzweifelung? Oder ist das der Autor, der auf die Tränendrüse drückt.

Dann der Dialog: "Meinst du denn, ich merke nicht, was los ist, Michael? Du bist doch nur noch hier, weil wir Karla haben.“ Würde jemand wirklich so sprechen? Du legst deinem Charakter hier sozusagen die Prämisse direkt in den Mund, und das degradiert sie etwas zu Schablonen, das macht aus dem Text eine Versuchsanordnung. Ich würde das reduzieren. Dialog ist wichtig, ich finde, das Wichtigste überhaupt, aber er darf nie zu schnell zu viel verraten, er ist geprägt von internem Wissen und Hintergrund, das musst du sozusagen mitberechnen. Der Leser darf ruhig selber kombinieren, er ist nicht dumm.

Als er wieder spricht, zerschneidet sein beißender Tonfall die Stille

Das ist 100% Autor. Du hast natürlich ein Problem mit der Instanz, die da erzählt. Karla weiß also bereits, was ein Akkordeon ist und assoziiert das auch mit dem Lächeln des Vaters - das finde ich schon recht arg. Das macht aber nichts, solange der Erzähler bei ihr bleiben würde. Dieses Adjektive, die Zuschreibungen, die musst du nicht erwähnen, denn der Leser liest das mit. Ein solches Gespräch wird niemals in einem süßen, wohlgefälligen Ton ablaufen, außer es ist total ironisch, aber auch das kannst du in oraler Sprache darstellen.

Sie will eine gute Tochter sein, will Mama trösten.

Auch das würde ich zeigen. Denn das müsste sie ja denken, also Karla: Ich möchte eine gute Tochter sein. Denkst sie das, oder handelt sie einfach intuitiv?

Für mich könnte der Text ab hier beginnen: Als Papa nach Hause kam, saß sie gerade mit Mama beim Abendessen. Alles davor, die Mädchen in der Schule etc, all das ist für den Kern des Textes nicht wichtig. Und hier klingen auch die Dialoge echt. In diesem Absatz sagst du, was du dir vorher abmühen wolltest. Hier passt es, fließt es. So spät wie möglich in eine Szene gehen! Ich tue mich selbst damit auch schwer, weil man immer glaubt, der Leser brauch dies und das, und dann will man auch noch irgendwas "fürchterlich Schönes schreiben", aber es bringt dem Text nichts.

Im letzten Absatz würde ich ab hier weitermachen: Karla steht auf, geht zu ihrem Kleiderschrank und öffnet die Tür. Da hast du alles drin, und du zeigst es, viel eindrücklicher als ihren Gedankengang, wo der Autor wieder vorgreift und erklärt. Wie sie das den Stofftieren erklärt und dann die Packliste, das ist viel, viel intensiver. Lass das doch einfach für sich stehen.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo jimmysalaryman,

danke dir für deine Worte. Ganz schön viel, worüber ich nachdenken muss und einiges, dem ich zustimme. Fangen wir mal von vorne an:

Das ist gut, es ist eine Situation, in der sofort klar wird, was läuft. Aber: Zeig doch die dünnen Wände. Du erzählst personal, also kannst du ihre Wahrnehmung beschreiben, wie sie etwas erfährt etc. Dann hast du nicht diesen Ton dabei: füllt den Raum mit Verzweiflung. Weiß Karla, was das ist - Verzweifelung? Oder ist das der Autor, der auf die Tränendrüse drückt.
Freut mich schon mal, dass dieses sofortige Eintauchen in die Situation funktioniert. Du hast recht, "füllt den Raum mit Verzweiflung" fand ich als Satzteil schön. Bildhaft. Aber Karla würde das so nicht denken, daher habe ich es gestrichen. Wie ich die dünnen Wände noch besser zeigen könnte, da steh ich gerade im Wald. Weil ich nicht weiß, wie. Ich beschreibe ja, was Karla hört, dass sie zusammenzuckt, Bauchschmerzen bekommt. Ich bin mir nicht sicher, was du hier genau meinst.

Dann der Dialog: "Meinst du denn, ich merke nicht, was los ist, Michael? Du bist doch nur noch hier, weil wir Karla haben.“ Würde jemand wirklich so sprechen? Du legst deinem Charakter hier sozusagen die Prämisse direkt in den Mund, und das degradiert sie etwas zu Schablonen
Der Text steigt ja ein, als Karla bereits auf ihr Zimmer geschickt wurde, um die Liste zu schreiben. Heißt, ihre Eltern streiten schon eine Weile. Meine Idee war, dass sich der Streit schon so hochgeschaukelt hat, dass ihre Mutter an dem Punkt angekommen ist, bei dem es um mehr geht, als um den tatsächlichen Streitauslöser, sondern um generelle Ängste, die in ihrem Inneren schlummern. Ist mein Mann nur noch bei mir, weil wir ein gemeinsames Kind haben? Liebt er mich überhaupt noch? Das wollte ich mit ihrem Satz ausdrücken. Woraufhin er ja antwortet, "ach komm, als wollte ich je ein Kind haben". Mit diesem kurzen Satz wollte ich ausdrücken, dass Karla ständig das Gefühl vermittelt bekommt, sie sei ein Störfaktor in dieser Familie. Lange Rede, kurzer Sinn: Es fällt mir schwer, diesen Dialog zu kürzen, auch hier, weil ich gerade nicht weiß, wie ich das tun kann, ohne die Untertöne wegzunehmen, die ich hier erzeugen wollte. Was du mit "Schablone" meinst, verstehe ich aber, und so soll es natürlich nicht sein. Da muss ich mal in mich gehen und überlegen.

Dieses Adjektive, die Zuschreibungen, die musst du nicht erwähnen, denn der Leser liest das mit. Ein solches Gespräch wird niemals in einem süßen, wohlgefälligen Ton ablaufen
Ja, das stimmt. Das war 100%ig die Autorin. Habe das abgeändert.

Auch das würde ich zeigen. Denn das müsste sie ja denken, also Karla: Ich möchte eine gute Tochter sein. Denkst sie das, oder handelt sie einfach intuitiv?
Stimmt. Natürlich würde sie eher handeln. Habe das nun so gemacht:
„Nein!“ Ihre Mutter schnappt nach Luft. Als würde sie ertrinken. Karla steht auf, legt die Hand auf die Türklinke. Sie will zu Mama gehen, ihr über die schönen blonden Haare streichen. Ein Taschentuch holen und damit die Tränen abtupfen. Draußen knallen Fäuste gegen Holz. Ein Aufschrei. Karla zieht sich zurück. Um zu zeigen, dass Karla ihre Mama trösten will. Trotz allem, was schon passiert ist.

Für mich könnte der Text ab hier beginnen: Als Papa nach Hause kam, saß sie gerade mit Mama beim Abendessen. Alles davor, die Mädchen in der Schule etc, all das ist für den Kern des Textes nicht wichtig.
Puh. Ich verstehe deinen Punkt. Und es stimmt, man könnte direkt hier einsteigen. Aber oh je, ich glaube, das bringe ich nicht über's Herz. Das ist mir zu rabiat, zu reduziert. Ja, ich gebe dir recht, vielleicht ist der Zwischenpart über Karla, die Schule, usw., nicht wichtig für den Kern des Textes, aber dennoch zeichnet er doch Karla ein bisschen deutlicher, findest du nicht? So gar nichts über sie zu erzählen, außer dass ihre Eltern streiten und sie letztendlich abhauen will, das ist mir irgendwie zu wenig. Da ist es nicht mal dieser Punkt, dass ich denke, der Leser brauche dieses oder jenes, sondern mir kommt Karla dann einfach zu kurz.

Im letzten Absatz würde ich ab hier weitermachen: Karla steht auf, geht zu ihrem Kleiderschrank und öffnet die Tür. Da hast du alles drin, und du zeigst es, viel eindrücklicher als ihren Gedankengang, wo der Autor wieder vorgreift und erklärt. Wie sie das den Stofftieren erklärt und dann die Packliste, das ist viel, viel intensiver. Lass das doch einfach für sich stehen.
Ja! Da hast du recht. Mit ihren Gedanken habe ich mich eh schwer getan, weil sie nicht zu erwachsen klingen durften. Diese Sätze alle komplett zu streichen, war auch nicht ohne (streichen ist manchmal echt schlimm - wie man doch an Worten hängen kann ...), aber ich habe es getan. Und es stimmt, die Szene wirkt so intensiver.

Jimmy, danke dir für diese Überlegungen und Anregungen, das hat dem Text gut getan.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo, ich noch einmal,

ich weiß, es klingt hart, aber ich denke, wenn du jetzt noch einen anderen Strang aufmachen willst, also mehr über Karla erzählen möchtest, dann muss sie aktiv werden, handeln. Oder: Du zeigst den totalen Gegensatz, wie sie bei einer Freundin ist und es da total anders läuft. Dann schreibst du aber im Grunde eine andere Geschichte, eine die mehrere Layer hat, die auch anders funktioniert. Ich denke, du hast das drauf und solltest das auch versuchen, Karla mehr Raum zu geben. Auf dieser Kürze wirkt der Teil mit der Schule und den Mädchen so, als wolltest du sie noch schnell charakterisieren, aber ich meine, du kannst doch schreiben, gib Karla den Raum, hier steckt sehr viel mehr drin. Nicht falsch verstehen: Ist ein guter Text, aber du kannst du ruhig mal 30, 40 Normseiten draus machen, ich würde es lesen.

Gruss, Jimmy

 

ich weiß, es klingt hart, aber ich denke, wenn du jetzt noch einen anderen Strang aufmachen willst, also mehr über Karla erzählen möchtest, dann muss sie aktiv werden, handeln. Gruss, Jimmy
jimmysalaryman, RinaWu,

hab ich da irgendwas überlesen? Ist deine Geschichte ein Pilot, oder So was Ähnliches, der Auftakt zu einer Serie? Dann müsste sie tatsächlich abhauen, weg, auf eine Reise. Natürlich können das Mädchen im realen Leben nicht, da würde sie nicht weit kommen, aber in eine Traum/Anders/imaginary/oder sonst was Welt könnte sie durchaus den einen oder anderen Abstecher machen. So ein bisschen wie Coraline, vielleicht. Dann wäre es auch kein Problem, ihren Kuschlis den einen oder anderen Brief zukommen zu lassen ... und am Ende löst sich dann alles auf ... oder vielleicht spinne ich auch nur so vor mich hin.

lg,

Thomas

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jimmysalaryman,

Auf dieser Kürze wirkt der Teil mit der Schule und den Mädchen so, als wolltest du sie noch schnell charakterisieren
Ah, okay, jetzt verstehe ich, worauf du hinaus willst. Und ja, kann ich nachvollziehen. Wenn schon Raum, dann richtig.

Dann schreibst du aber im Grunde eine andere Geschichte, eine die mehrere Layer hat, die auch anders funktioniert.
Stimmt.

Hmm. Ursprung dieser Geschichte war ja eine Kindheitserinnerung einer Freundin. Diese Szenen mit der Liste und dem Entschluss dieses kleinen Mädchens, einfach die Koffer zu packen, waren dabei die beiden Punkte, die mir echt zu schaffen gemacht haben. Und diese beiden kurzen Momente sollten das sein, was im Leser weiterbrodelt. Daher hast du recht, entweder ich entscheide mich für diese Schlüsselszenen und schaue, dass sie gut gemacht sind, damit sie richtig wirken. Oder aber ich widme mich diesem kleinen Mädchen und grabe tiefer, baue mehrere Schichten auf. Ich glaube, jetzt habe ich dich verstanden!

Vor diesem Hintergrund gehe ich die Geschichte nun noch einmal von vorne durch. Und schaue mir die Szenen ganz genau an. Und dann lege ich sie mir zur Seite und schaue mal, ob ich sie in eine andere Richtung weiterschreiben will. Emotional bin ich gerade eher in der szenischen Stimmung, aber ich lasse das mal auf mich zukommen.

Ist ein guter Text, aber du kannst du ruhig mal 30, 40 Normseiten draus machen, ich würde es lesen.
Danke Jimmy, das freut mich.

Viele Grüße
RinaWu

Hallo sunny16,

nein, es ist kein Auftakt zu einer Serie. Siehe mein Kommentar weiter oben, ich verstehe Jimmy so, wie ich es dort beschrieben habe. Wenn ich Karla schon zeigen will, dann richtig. Hier muss ich abwägen, wo genau in dieser Geschichte mein Schwerpunkt liegt. Darüber nachzudenken war gut für mich. Wenn man in einem relativ emotionalen Zustand schreibt, braucht man ein bisschen, um sich die Geschichte mal systematischer anzuschauen.

Viele Grüße an dich
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

ich hatte dich schon lange auf meiner Liste, war aber selbst schwer mit einem eigenen Text zugange. Und dann ist ja eine wahre Sturzflut an guten Kommentaren über dich hereingebrochen. Nicht unverdient! Das kleine Mädchen, das alle Schuld auf sich nehmen will, möchte man am liebsten in den Arm nehmen und die Eltern am Schlawittchen, um sie durchzuschütteln. Ja seid ihr denn bei Trost? Eine Liste mit Unzulänglichkeiten statt eines Wunschzettels!
Wenn deine Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, wie du andeutest, dann kann ich nur hoffen, dass dieses Kind sich retten konnte, irgendwie. Und wenn es durch Abhauen gelang.

Mit Kanji führe ich zur Zeit eine interessante Diskussion darüber, ob und wann die Ich- Form angemessener ist. Inzwischen gehe ich nach meinem Bauchgefühl. Sich in ein zehnjähriges introvertiertes Kind hineinzuversetzen, wäre sicher schwierig, wenn man das Kind nicht selbst gewesen ist. Bei einem rein fiktionalen Charakter ist das natürlich anders. Bei deiner kleinen Karla bist du ja auch ganz nah dran, schwebst als eine Art Schutzengel über ihr und achtest darauf, dass ihr nichts zustößt. Ja, da passiert es auch, dass man wieder in die "Tell- Geschichte" hineinrutscht. Und die Kritiker hier im Forum sind unerbittlich.:hmm:

Also, ich bleibe eine treue Leserin und wünsche dir schöne Maientage in München, dem Zweitälerland oder in der weiten Welt
wieselmaus

 

Hallo wieselmaus,

schön von dir zu lesen. Deine Geschichte muss ich mir unbedingt auch noch vornehmen ... Zu wenig Zeit für zu viele Dinge!

Wenn deine Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, wie du andeutest, dann kann ich nur hoffen, dass dieses Kind sich retten konnte, irgendwie. Und wenn es durch Abhauen gelang.
Ja, das tut sie. Und ja, dieses Kind konnte sich retten. Sie kämpft zwar immer noch, wie man es wohl sein Leben lang tut, wenn die eigenen Eltern so sind, aber das wird schon!

Bei deiner kleinen Karla bist du ja auch ganz nah dran, schwebst als eine Art Schutzengel über ihr und achtest darauf, dass ihr nichts zustößt.
Das hast du schön beschrieben! Mir war von Anfang an klar, dass ich diese Geschichte nicht in der Ich-Form schreiben wollte, weil mir die Gefahr zu groß war, dass der Text dann in eine sentimentale Schiene rutscht, in die ich nicht hineinwollte. Daher habe ich diese Perspektive so gewählt.

Ja, da passiert es auch, dass man wieder in die "Tell- Geschichte" hineinrutscht. Und die Kritiker hier im Forum sind unerbittlich.
Ich bin da ja nicht ganz so hart. Ich finde ein bisschen "Tell" überhaupt nicht schlimm. Wenn ich selbst Bücher lese, sind solche Absätze für mich immer ganz cool, um Hintergrundinfos zu bekommen, bei spannenden Texten mal kurz zu verschnaufen. So lange sich das im Rahmen hält, stört mich ein bisschen tell nicht sonderlich. Aber ja, hier ist man da unerbittlich, was aber auch gut ist, denn man hinterfragt so jeden Satz noch einmal und kann den Text noch lebendiger machen.

Danke dir, liebe wieselmaus, und hab einen schönen Tag!
RinaWu

 

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