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kari-katur

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30.07.2003
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kari-katur

>Die Karikatur
Es war einmal ein Kind, das sich andere Menschen nur als Bilder vorstellen konnte. Je
mehr er sie kannte, desto mehr sprach eine eigene, einheitliche Stimmung aus ihnen.
Bilder die er kaum kannte waren oft sehr bunt – geradezu kitschig – oder
vergleichsweise farblos. Die bunten und wirren Bilder entwickelten sich bei näherer
Betrachtung langsam, aber stetig, zu harmonischen Farbverläufen, der Welt immer
ähnlicher werdend. Dagegen schienen die Unfarbigen mit der Zeit zu reifen und an
Leben und Farbe zu gewinnen; aus dem Detail auf das Gesamtkunstwerk.
„Was sollen wir bloß mit ihm machen?“, fragte die junge Mutter ihren Mann. „Ich
weiß es doch auch nicht. Vielleicht wäre es nicht besser noch länger zu warten und
einen Arzt aufzusuchen!“
Sie schauten sich kurz bedrückt, hilflos, aber vorhabend an und setzten dann ihren
Entschluss in die Tat um.
Ein Familienausflug zum Doktor.
Der Arzt war bestimmt erfahren und wissend, aber hier lagen seine Fähigkeiten noch
in der Kinderstube. Die Eltern bemerkten dies allerdings nicht ... oder wollten es nicht
bemerken. Oberflächlich wirkte er routiniert, als er seine Spielchen (sein Geplänkel)
beim Kind vollzog. Es wurde nicht viel gesprochen während der zehnminütigen
Prozedur, lediglich die Blicke zwischen den Eltern und dem Kind verrieten die
ängstliche Unsicherheit – die Eltern hatten schon so eine gewisse Befürchtung – das
Kind eine gewisse naive Furcht, den Schmerz schon erahnend.
Der Arzt setzte sich in seinen nachwippenden und leicht drehenden Arzt-Lederstuhl
und blickte den Vater, kurz das Kind, den Vater, etwas länger die Mutter und wieder
den Vater an und teilte dann, mit einem professionellen Mitleid (nur kurz anhaltend,
und dieses wissend) mit: „Ich glaube ... ihr Kind ... also ... ihr Kind, es leidet an ... Kari-
Katur“. „Es tut mir leid“ sagte er nicht, als Professioneller.
Für die Eltern brach eine Welt zusammen: warum musste ausgerechnet ihr Kind – ihr
einziges Kind – mit dieser Krankheit geschlagen sein? Behindert, schnell alternd, blind,
taub, dumm: das wäre alles noch auszuhalten gewesen, aber KARI-KATUR!!!
Warum???
Die Antwort hörten sie nicht.
An diesem Tag endete ein Lebensabschnitt: Ab nun fühlte sich das Kind wohl nie
mehr richtig geborgen zu Hause. Die Eltern waren die Ersten, die das Vertrauen in ihn
verloren, der Rest der Welt folgte.
Wenn Sie wissen wollen, was aus dem Kind geworden ist:
Das kleine Kind verließ die Welt. Es Gründete eine eigene, neue und interessantere
Welt, vergaß die undankbaren Eltern, den engstirnigen Arzt und die alte Welt. Er
erfuhr erst nach Ablauf aller beteiligten Dinge, dass die alte Welt unterging, und
konnte entspannt und beruhigt aufhören mit der Suche nach dem Glück: Nun
besuchte es ihn regelmäßig.

 

Liebe Plastictears,

allein deine Name ist schon bezeichnend. Er passt zu deiner ersten Geschichte. Ein Kind, das Glück sucht und es nicht findet. Ein Kind, dass Akzeptanz und Anerkennung in der Welt sucht, in ihr aber nicht zurecht kommt. Daher schafft es sich eine Welt aus sich selbst heraus. Die Eltern gehen mit ihr zum Arzt, der Arzt benennt eine Krankheit, irgendeine. Nichts hatte sich eigentlich geändert, nur dass die Eltern jetzt glauben, ihr Kind sei böse erkrankt. Die Eltern geben ihr Zutrauen auf, ihre Hoffnung: ein Bruch vollzieht sich. Nun ist das Kind ganz allein, taucht ganz ab in die eigene Welt und dort nun findet es dann hier und da auch das Glück.

Die Geschichte ist voller Zorn und Frust und Ungerechtigkeitsempfinden. Das kommt gut rüber. Gut gewählt finde ich auch den Titel, bzw. die Krankheit. Sie steht stellvertretend, metaphorisch.

Über Stil vermag ich hier nichts zu sagen. Die Satzstellung hätte ich einige Male anders gewählt, den Vorwurf kann mir aber auch machen. Kurz: Gespannt erwarte ich deine zweite Geschichte, um diese erste dann eventuell besser einordnen zu können.

Liebe Grüße

Schriftbild

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde die Grundidee, dass Nicht-Verstandenwerden nahezu metaphorisch umzusetzen gelungen. Wegen einiger stilistischer Mängel wirkt die Geschichte in meinen Augen jedoch leider stellenweise holprig und es wird mühsam, sie zu lesen. Den gleichen Vorwurf, den man mir auch schon gemacht hat, muss ich an dieser Stelle wiederholen: Deine Geschichte wirkt phasenweise zu einsträngig. Du beschreibst die Handlung zu rudimentär, solltest diese evtl. noch weiter ausschmücken.

Das scheinbare Anderssein des Kindes hättest du deutlicher z.B. durch ein Exemplum darstellen müssen.

Der Anfang "Es war einmal..." erinnert zu sehr an ein Märchen, als dass ich diesen für den Beginn einer Kurzgeschichte verwenden würde.

Und wenn sie nicht gestorben sind...


Grüße

FrozenFire

 

Hi Plastictears

Auf mich wirkt die Story wie eine Parabel mit einer Aussage, die in etwa: "Alles, was die Leute nicht verstehen, wird als Krankheit abgestempelt und verachtet." lauten könnte.
Das Kind zeichnet sich durch seine besondere Begabung aus, jedoch passt diese Begabung nicht in die gesellschaftlichen Normen, sodass es am Ende niedergeschlagen in seine eigene Welt flüchtet.

Das riecht zwar stark nach einer weiteren "Verkanntes Genie"-Abhandlung, aber deine Umsetzung finde ich originell und interessant.

Der Stil ist mir allerdings auch zu holprig. Du verwendest erstaunlich viele Partizipien (falls die so heißen ;) ), also Verben mit -nd Endung.
Das mag deinen Stil einzigartig machen, aber auf mich wirkt das zu gewollt und hochgestochen. Im Lateinischen mag das normal sein, aber im Deutschen ist das nicht so üblich.

"Sie schauten sich kurz bedrückt, hilflos, aber vorhabend " Hier gefällt mir das "vorhabend" nicht. Vielleicht besser: doch bereits mit geheimen Plänen im Hinterkopf oder sowas...

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Äh... hallo Plastictears.

Ich muss Wolkenkind heftig widersprechen! Das "vorhabend" gefällt mir hier außerordentlich gut! Es hört sich nämlich nach einem Elternpaar an, welches unheimlich viele Elternratgeber liest und immer alles richtig machen will!

Um ehrlich zu sein, hab ich die Geschichte erst verstanden, nachdem ich mir die Kommentare durchgelesen hatte (*schäm*).
Ich fand die Geschichte beim ersten Durchlesen gut.
Beim Durchlesen der Kommentare fand ich sie dann schon super.
Und jetzt staune ich nur über diese Tiefgründigkeit!
Daher: Kompliment!

Love
Baphometha

 

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