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KAPUTT

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11.02.2002
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KAPUTT

Ich mach euch alle kaputt, so wie ich kaputt gemacht wurde. Ihr könnt gar nichts machen, ich bin schon tot.

Mein Leben war eine Aneinanderreihung von Enttäuschungen und Problemen. Mein Leben beinhaltete kein bisschen Glück. Mein Leben war eine Katastrophe.
Ich war nicht hässlich, nicht arm und nicht blöd, einfach nur unglücklich. Mein Leben spielte mit mir ein übles Spiel, also musste ich es loswerden.
Es gibt besondere Erlebnisse, die machen aus einem einen ganz anderen Menschen. Unglücklich war ich schon immer, aber es gab da etwas, auf das ich nicht eingehen möchte, dass hat aus mir das gemacht, was ich jetzt bin.
Wie gesagt gab es da dieses Schlüsselerlebnis und plötzlich erkannte ich den Sinn des Lebens: Es gibt keinen, das Leben ist absolut sinnlos.
Ich war 18, als ich mich für tot erklärte. Natürlich war es so gesehen nur ein seelischer Tod, aber fortan lebte ich als Geist. Sehr passend: Niemand schien mich auf der Straße zu beachten, alle behandelten mich wie Luft, ein Geist eben. Als Sahnehäubchen ließ ich in der Lokal-Zeitung eine Todesanzeige mit meinem Namen und Geburtstag veröffentlichen.
Meine Eltern dachten, dass sich jemand einen bösen Scherz erlaubt hätte und fürchteten um mein Leben.
Meine Arbeit erledigte ich wie im Schlaf. Es war ein Bürojob und es war, passend zu meinem Leben, immer das gleiche. Tippen, Gucken, Kontrollieren, Abliefern.
Nun, wo ich seelisch kaputt war, wollte ich auch den Rest der Welt kaputtmachen. Vielleicht war doch ein Teil in mir, genauer gesagt der sadistische Teil, am leben geblieben. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Früher war ich gewissenhaft und friedlich, aber zu dem Zeitpunkt dieser Geschichte war ich gewissenlos und ich wollte anderen wehtun. Ich wollte niemanden umbringen, ich wollte sie nur kaputtmachen, so kaputt wie ich es bin.
Da war zum Beispiel dieses Paar: Er ,16, Mittelklasse, Geld anstatt Liebe von den Eltern, unsagbar verliebt in Sie, 16, Mittelklasse, prestige- und konsumorientiert, komplexbeladen trotz Makellosigkeit und unsagbar arrogant. Er, sein Name war Patric, kaufte ihr täglich eine Rose und machte ihr immer wieder teure Geschenke, die sie, Angela, auch erwartete.
Eines Tages aber trat ein Mann namens Volker in ihr Leben. Er war 23, hatte ein Auto (!) und einen ganz gut bezahlten Job: Meine Wenigkeit.
Patric, der Angela abgöttisch liebte, schnitt sich die Pulsadern auf, überlebte und kam in die geschlossene Abteilung der städtischen Psychiatrie. Kaputt!
Ich machte Angela viele Geschenke. Sie sollte sich total verwöhnt und geliebt fühlen, bevor ich sie kaputtmache. Ich nahm ihr die Jungfräulichkeit und einen Tag später erzählte ich ihr, dass es aus sei. Sie sei mir zu fett, das hatte ich ihr gesagt. Mein Plan ging auf und Angela verfiel der Magersucht. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann hungert sie noch heute. Jedenfalls habe ich sie kaputtgemacht, ich Volker Putth. Es befriedigte mich enorm. 16 und 23, was glaubte Angela eigentlich wer sie sei? Sie war die stereotypische, unterentwickelte, möchtegernentwickelte, dumme Schlampe, ja, das war sie. Ha ha.
Da war dieser Obdachlose, dem kaufte ich zwei Flaschen Schnaps. Völlig euphorisch über diesen Gewinn machte er sich über beide Flaschen her und am nächsten Tag lag er in einer Pfütze aus Kotze und Pisse. Alkoholvergiftung. Was aus ihm geworden ist, weiß ich jetzt nicht. In diesem Moment konnte man ihn jedoch guten Gewissens als kaputt bezeichnen.
Meine Spezialität war es, Getränke in Diskotheken mit ein bisschen Liquid aufzubessern. An einem Abend musste der Notarzt ganze zwölf mal erscheinen, um „zugedröhnte Kids“ (Zitat Lokalzeitung) abzuholen. Sie landeten allesamt bei Patric in der Psychiatrie. Ansonsten hätte ich es in Diskotheken nicht ausgehalten.
In meiner Nachbarschaft wohnte einer, der ging immer auf irgendwelche Raves und tanzte sich dort die Seele aus dem Leib. Er war 17 und fuhr jeden morgen mit seinem Moped zur Schule. Ich zerschnitt die Bremsleitung seines fahrbaren Untersatzes und unser Freund fuhr geradewegs in einen Baum. Seitdem war er querschnittsgelähmt. Ohne einen Hauch von Gewissensbissen musste ich sagen, dass es mir eigentlich zu viel war. Ich dachte, er bricht sich ein Bein oder so, aber nie wieder laufen? Musste ganz schön hart sein für ihn. Nichts mehr mit Tanzen und so. Im Grunde war es mir aber egal. Kaputt ist kaputt.
So ging es immer weiter und ich knickte die Seelen der Menschen wie ein Wind Bäume knickt. Meiner einer, der kaputte Volker, die leblose Hülle, der Zombie, ich machte die Menschen kaputt, reihenweise. Mein Leben war dadurch nicht besser, aber andererseits vollbrachte ich gute Taten. Manche Menschen waren so glücklich und glaubten, nichts und niemand könne ihnen was anhaben. Ich habe ihnen das Gegenteil bewiesen. Ich klärte die Menschheit auf. Ich war ein Lehrer, der mit der Gesellschaft „Spiel des Lebens“ spielte.
Bald werdet ihr mich kennen lernen und ich werde euch zerstören und ich höre nicht eher auf, bis jeder den Sinn des Lebens schnallt oder mein Körper meiner Seele im jenseits die Hand reicht.

 

Hi weirdgeist!
Hm..und warum ist der Protagonist kaputt? Dieses obskure Schlüsselerlebnis hätte mich wirklich interessiert.
Denn so bleibt mir seine Motivation zu handeln und andere Menschen zu zerstören verschlossen. Die Aneinanderreihung seiner Greueltaten lässt mich einfach kalt.
Und das ist schade, denn die Idee zur Geschichte ist wirklich nicht schlecht. Ein vom Leben Enttäuschter spielt selbst Schicksal.

Ugh

 

Hi weirdgeist.

Hmm. Fies is er ja. Aber warum? Steht zwar in deinem Text, daß er darauf nicht näher eingehen möchte, doch gerade das hätte interessiert. Selbst dann, ich glaube auch vom Inhalt her ist die Story nicht besonders schlüssig. Jemand, der so kaputt ist, wie der Herr Volker in deiner Geschichte hat selten die Energie und Ausstrahlung um Menschen in seinen Bann zu ziehen und dann zu zerstören. Oder beschreib ihn halt noch genauer (ist er überdurchschnittlich intelligent? besonders hübsch?...). Na ja, irgendwie hat mir die ganze Story nicht so gefallen.

So long

Signore Salami

 

Hi Geist, ich fand deine Geschichte super. Klasse Idee und meiner Meinung nach genau richtig umgesetzt.
@ Bib, Morph , Salami ... (lol)

Ich kann mich eurer Meinung nicht anschließen.
Wenn man erfahren würde warum er das tut würde die Geschichte völlig an Reiz verlieren, da sie dann eine dieser "Vor 10 Jahren ist mein Opa gestorben und jetzt gibts Rache-Geschichten"
wäre und ich denke genau das will sie nicht sein.

"Es gibt keinen, das Leben ist absolut sinnlos"
Dieses Zitat beschreibt meiner Meinung nach die Motieve des Erzählers genau.
Er ist ein gut verdienender vom Leben gelangweilter Pisser dem einfach alles auf den Sack geht.
Ein solche Typ braucht kein Motiev um grausames zu sein. Im Gegenteil es wäre unrealistisch wenn er eins hätte.
Diese Geschichte beschreibt sehr treffend wie sinnlos das Leben und das Menschliche verhalten manchmal sein kann.
Die Suche nach einem Sinn ist lobenswert, da sie vom Glauben an die Menschen zeugt, fürt aber ins Leere, in dieser Geschichte wie im Leben.

 

Ich muß mich Marot anschließen: Wenn man das Schlüsselerlebnis erfahren würde, wäre der Reiz der Geschichte verloren. So aber hinterläßt sie nach dem Lesen Fragen - und Geschichten dieser Art mag ich persönlich sowieso am Liebsten. :D

Mir hat sie also gefallen. Dieser Volker ist mächtig unsympathisch und erzählt recht kühl, was er alles "geleistet" hat. Er erzählt aber nicht, warum er das tut - was ich sehr gut finde. Sonst wären wir ja wieder auf der Ebene des Mitleids ("Ich hatte eine fürchterliche Kindheit" - und so, Ihr versteht mich schon ;) ) und die nervt mich persönlich schon lange...

Also; die Geschichte gefällt mir! :)

Gruß,
stephy

 

Ja, es gibt Geschichten, an denen scheiden sich die Geister. Ich bin dankbar für jede Kritik, aber man will schließlich auch mal gelobt werden. Daher spezieller Dank an Marot und Stephy. Ich hatte mir gedacht, ich lass den Leser im Unklaren, dem einen gefällts, dem anderen nicht, was soll ich dazu sagen.
Ich bin aber ein wenig enttäuscht, dass keiner etwas Seltsames am Namen meines Protagonisten findet. Guckt ma genauer hin!! Oder hört genauer hin! Viele Grüße Weirdgeist

 

Was soll denn an dem Namen ungewöhnlich sein? Daß er Putth heißt vielleicht??? :confused:

Gruß,
stephy

 

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