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Kannst du dich erinnern?
Kannst du dich erinnern?
Du hat von deiner Arbeit erzählt. Davon was dich so genervt hat.
Deine Kollegin die dich immer umher kommandiert hat, obwohl sie in der selben Position war wie du.
Du hast mir deinen Lehrstoff erklärt... Das ganze Zeug mit den Leukozyten im Blut.
Ich hab nichts davon verstanden. Es war einfach nur schön dich zu hören. Vielleicht klingt es gemein, aber es war nichtmal wichtig ob ich es verstanden hab oder ob ich zuhörte. Deine Worte waren wie ein warmer Schleier der sich um mich legte und indem ich mich sicher fühlte.
Das hatte sich nie geändert. Auch im Laufe der Jahre nach unserer Trennung nicht.
Irgendwie hast du mir trotzdem davon erzählt was dich geärgert hat oder traurig stimmte und ich habe dich für jedes Wort mehr geliebt als vorher.
Als Ronja starb, hatte ich mir nichts mehr gewünscht als dir Trost zu spenden. Aber nur über das Telefon? Das Tier war sogar mir so sehr ans Herz gewachsen das ich nächtelang weinen musste. Immer hatte ich bei den Gesprächen dich vor Augen, wie du in deinem Zimmer auf dem Bett liegen würdest und vermutlich gerade apathisch auf den Fernseher oder an den Schrank starrtest. Oder sitzend auf der Fensterbank, eine Zigarette rauchend und dabei mit dem Telefon an einem Ohr versuchtest Bella zu bändigen.
Wie oft ging es zwischen all diesen Ereignissen in deinem Leben hin und her zwischen uns? Ich versuchte dich zurückzugewinnen. Durch Geschenke... ich wusste nicht das meine Hände solch schöne Dinge für einen Menschen erschaffen konnten den ich liebte. Und ich hatte keine Ahnung zu welchen Aussagen, Gedichten und Geschichten ich fähig war um meine Gefühle auszudrücken. Du hast den Abstand immer gewahrt, obwohl du zugleich meine Bemühungen zu anerkennen schienst.
Wie oft hab ich den Kontakt abgebrochen? Wie oft versuchte ich dir einfach nur ein Freund zu sein? Wie oft hab ich gesagt das ich dich nicht mehr sehen kann und wie oft hast du in dich hinein mit dem Kopf geschüttelt und warst ratlos?
Ich hatte aufgehört zu zählen. Es war und ist wie eine Besessenheit. Ich konnte dich einfach nicht vergessen... wollte in deiner Nähe sein, auch wenn es meist Schmerz bedeutete.
Du wusstest alles über mich. Ich hab dir beinahe alles erzählt. Meine Gefühle, meine Gedanken. Meine Wut auf dich und meine Liebe zu dir. Meine tiefsten Ängste meine grössten Verzweiflungen. Alles! Bis hin zu dem Tag an dem ich dir sagte das es ein definitives Ende haben muss. Ein für alle mal wollte ich das es aufhört.
Aber das sollte es nie. Ich sah dich immer vor mir und begegnete dir oft. Ich verließ die Orte an denen wir uns trafen und wir begegneten uns trotzdem.
Mit dem Hörer in der Hand, deine Nummer wählend, erwischte ich mich öfter als ich mich erinnern möchte. Fast immer zwang ich mich aufzulegen bevor ich gewählt hatte. Nicht immer hatte ich Erfolg. Zuletzt zog ich sogar aus dieser Stadt weg um dir zu entfliehen.
Und trotzdem hab ich dir nicht alles erzählt.
Meine letzte SMS, du erinnerst dich doch noch, oder?: "Auch wenn ich noch immer keine Antworten hab, lass ich's besser einfach. Du wirst mir fehlen, ob jetzt als Freund oder anders. I will miss your smile!". Trotzdem bekam ich immer wieder was von dir geschickt oder begegnete dir.
Aber an dem einen Abend... meinem Geburtstag vor ein paar Monaten...
Du hast mir wieder eine SMS geschrieben.
"Ich wünsche dir alles Gute zu deinem Geburtstag. Magda"
Ich wusste nichtmehr weiter. Wohin konnte ich noch gehen um es endlich hinter mir zu lassen? Was sollte ich noch tun?
Was dann geschah, hab ich dir nie erzählt.
Ich musste raus hier und packte meinen Schlafsack ein um abzuhauen. Irgendwo draussen wollte ich mich hinlegen, den Himmel und die Sterne über mir.
Der Platz war nicht gemütlich, aber erfüllte seinen Zweck. Nichtmal die Sterne waren zu sehen. Ironie eben. Ich versuchte es mir zwischen den Stahlträgern gemütlich zu machen. Naja, du weisst schon... so gut es geht. Es hat einiges an Selbstüberredung gekostet endlich einzuschlafen. Schließlich war es spät und am nächsten Morgen um sechs Uhr wäre es zu spät noch einzuschlafen. vermutlich wäre ich sogar aus Angst vorher aufgestanden und nach Hause gegangen.
Seither trage ich diesen Schmerz mit mir umher.
Der Zug muss pünktlich gewesen sein. Aber ich habe ja geschlafen.
Seither sehe ich dich aber nur noch öfter. Und die Sterne sind ganz klar.
Der Mond ist mein Freund, weil er dich während des Schlafes so schön aussehen lässt wenn er leuchtet.
Aber ich muss jetzt diesen Schmerz aushalten... etwa für immer?
Das war es was ich dir noch erzählen wollte.
Deswegen bin ich heute Nacht bei dir, Magda.
Hast du mich gehört?
...
Magda? ... Hörst du mich?
... Magda?