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Kann es wirklich Liebe sein?

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01.10.2016
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Kann es wirklich Liebe sein?

Mein Bett ist noch warm, doch die kühle Luft in meinem Zimmer zieht durch jede Öffnung unter meine Bettdecke und umschlingt meinen Körper. Ich öffne meine Augen nur einen Spalt weit. Sie sind verklebt und brennen noch etwas. Ich überwinde den Schmerz und reiße meine Augen schlagartig auf. Meine Tränenkanäle füllen sich und reflexartig kneifen sich die Lider zusammen. Mit meinem Zeigefinger fahre ich über die Lider und reibe sie solange, bis sich die Tränen im Auge verteilt haben und der Schmerz vergeht. Ich wage einen erneuten Versuch meine Augen der trockenen Luft zu stellen. Der Schmerz ist weg, doch ich sehe meine Umgebung noch immer verschwommen und nur die Umrisse von meinem Zimmers. Ein einzelner Lichtstrahl fällt durch das Loch in meiner Jalousie und teilt mein Zimmer in zwei. Ich muss mich überwinden, meinen linken Arm aus dem warmen Teil des Bettes hervor zu holen. In der Dunkelheit taste ich mich zu dem Lichtschalter meiner Lampe und haue zwei mal daneben, bis ich in sicher treffe. Die Lampe geht an. Gelbes Licht breitet sich über mir und meinem Bett aus, ich kneife meine Augen zusammen und ich sehe dunkle, blaugrüne Flecken auf meinen geschlossenen Lidern, die die Form verändern. Ich weiß nicht, wie man das nennt aber ich finde es faszinierend, wie sich die Formen bewegen. Ich frage mich, ob aus diesen Farben meine Träume konstruiert werden und versuche mir einzubilden in den Formen Sachen zu erkennen. Meine Lider entspannen sich und aus den dunklen Farben werden warme rote Farbtöne. Einmal. Zweimal blinzele ich. Die bunten Farben verschwinden und aus den verschwommenen Bildern wird mein Zimmer.
Nun bin ich wach und ich kann nichts mehr dagegen tun. Die Müdigkeit ist hinfort. Damit sich die Tortur gelohnt hat, möchte ich die Wärme in meinem Bett intensiver spüren. Ich reibe meine Füße an dem rauen Laken. Ein wohliges Gefühl durchfährt meine Sohlen. Um mehr Wärme zu erzeugen, tue ich es mit meinem Oberkörper gleich. Meine Muskeln wollen noch nicht richtig mit machen. Doch je länger ich das Spiel treibe, desto besser fühlt es sich an. Mein Körper nimmt die Wärme auf. Ich fühle mich gut.
Ein knarrendes Geräusch. Ein hässliches Geräusch dringt durch meine Wand.
Sie sind wach.
Ich sage mir:„ Heute wird alles besser. Heute wird es anders.‟
Nichts rührt sich. Ich liege jetzt nur noch so da, und lausche gespannt auf das nächste Geräusch, welches durch die Wand dringen wird.
Ein lautes Gähnen und ein gequältes Röcheln entweicht der Kehle meines Vaters.
„Jetzt geht es wieder los‟, denke ich und hoffe inständig, dass ich falsch liege.

„Herr Gott, musst du immer diese Geräusche machen?‟, fährt meine Mutter ihn an.
„Ich habe nur gegähnt!‟, zischt er zurück.
„Jeden Sonntag dasselbe. Du weckst mich und nimmst keine Rücksicht auf noch schlafende Personen in diesem Haushalt.‟
„Dann mach doch jetzt die Augen zu und dreh dich um, und versau mir nicht diesen Morgen.‟
„Ach, jetzt bin ich auch noch schuld, dass dieser Tag wieder so startet? Ich glaub ich spinne. Wegen deinem Geschnarchte wache ich fünf mal in der Nacht auf und liege dann wach da. Weißt du, wie ich mich dann am nächsten Morgen fühle, wenn ich nicht ausschlafen kann? Beschissen fühle ich mich. Beschissen!‟

Der Streit geht noch fünf Minuten weiter, bis mein Vater schnaubend das Bett verlässt und sich in das Bad begibt. Leider befindet es sich auch neben meinem Zimmer. Ein lauter Knall und der Klodeckel schlägt gegen die Fliesen im Badezimmer. Ich ziehe meinen Kopf fluchtartig ein, als könnte mich der Deckel durch die Wand erwischen.
Der Strahl seines morgendlichen Bedürfnisses trifft auf die Wasseroberfläche in der Toilette. Ich verstehe nicht, weshalb er nicht gegen die Klowand pissen kann. Das Geräusch von auf Wasser treffendes Wasser wird durch die Rohre in meiner Wand verstärkt.
Es ist ein ganz normales Geräusch, denke ich mir. Doch das tiefe Glucksen und Sprudeln bringt mich zum rasen. Meine Muskeln spannen sich an, meine Hände werden zu Fäusten, und ein Bild zeichnet sich vor meinem inneren Auge ab. Das Bild wie dieses Geräusch entsteht. Ich versuche die Gedanken los zu werden. Sie sind hartnäckig und bleiben in meinem Kopf. Ich versuche mir andere Situationen vorzustellen in denen das Geräusch entstehen kann, doch es fällt mir schwer dieses Bild loszuwerden. Meine Zähne beißen fest auf einander, ein knurrender und sogleich flehender Ton entweicht meinen Lippen.
Dann nichts.
Ich mache meine Augen wieder auf, die sich im Eifer meiner Gedankenflut geschlossen haben. Meine Muskeln lassen locker und dann höre ich endlich die Spülung und ich weiß, dass diese Qual endlich vorbei ist.

Mein Vater geht wieder in das Schlafzimmer und schlüpft unter seine Decke. Die Latten ächzen unter seinem Gewicht. Ein Klacken. Er hat den Kippschalter umgelegt und der Fernseher fängt an zu summen und diesen hohen Ton von sich zu geben, wie es ein alter Röhrenfernseher tut.
Ein Mann berichtet über Waffen und Krieg. Vermutlich eine Dokumentation auf einem Nachrichtensender.
Unmittelbar nach dem Anschalten höre ich schon das genervte Aufatmen meiner Mutter. Der nächste Zoff geht wieder los.
Es geht zwar nie um mich aber bei jedem Streit fühle ich mich unbehaglich in der Gegenwart meiner Eltern. Ich wünsche mich weg, und dass der Streit vorbei geht. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht verspüre ich deshalb immer diese Ablehnung gegenüber meiner Eltern, wenn ein neuer Streit beginnt oder sie unachtsam in die Toilette pinkeln.
Ich höre Schuldzuweisungen, Gejammer und genervte Stimmen.
Und dann ist alles wieder gut. Als wäre nichts gewesen.
Er steht auf und stellt sich unter die Dusche und sie geht hinunter und deckt den Tisch. Beide essen gemeinsam Aufbackbrötchen und ich höre sie lachen.
Was ist passiert? Wie können sich die beiden jetzt noch in die Augen schauen? Sie haben sich doch eben noch gehasst, oder? Und jetzt ist wieder alles in Ordnung? Als wäre nie etwas gewesen. Was ist das? Ist das Liebe? Ist das Ehe?
Wenn ja, dann werde ich niemals heiraten.

 

Solche und ähnliche Gedanken sind mir heute Morgen durch den Kopf gegangen und ich habe sie aufgeschrieben und meine erste Kurzgeschichte daraus gebastelt. Sie ist nicht perfekt, das weiß ich, aber um konstruktive Kritik wäre ich sehr dankbar. Ich werde die Geschichte dann optimieren und an euren Verbesserungsvorschlägen anpassen.
Vielleicht habt ihr ja noch ein paar Sachen die ich besser machen kann.

Ich danke euch.

 

Lieber Luca,

zuerst einmal: Herzlich willkommen! :) Du bist neu hier, so wie ich! Deine Geschichte habe ich mit Interesse und einem nicht zu verbergenden Schmunzeln gelesen. Eine nette kleine Momentaufnahme, nachvollziehbar und so alltäglich. Ist das Liebe? JA!

Ich erlaube mir ein wenig inhaltliche Kritik: Am Anfang stört es den Leser, dass er so gar nichts über die Erzählinstanz herausbekommt. Ist es ein Kind oder ein Teenager/ eine Teenagerin, das /der/die über die Lebensweise der Eltern philosophiert?
Und warum und auf welche Weise gibt er/ sie sich die Schuld am Streit der Eltern? Ist da etwas vorgefallen in der Kindheit? Oder ist die Erzählinstanz vielleicht wirklich sehr sensibel (wie du am Anfang durch das Schmerzempfinden und die genaue Beschreibung des Aufwachens versuchst darzustellen)? Die Figur ist noch ein wenig zu blass. Es wäre toll, wenn du sie noch ausschmücken würdest!

Einige sprachliche Korrekturen:
"Ich überwinde den Schmerz und reiße meine Augen schlagartig auf. Sofort durchfährt sie ein Schmerz."
Sprachlich etwas holprig, zwei mal "Schmerz" and dieser Stelle zu verwenden. Mein Vorschlag wäre, sich gerade diese Stelle noch einmal genauer zu überlegen (denn sie trägt sehr zum ersten Eindruck des Lesers vom Protagonisten bei).

"ich kneife meine Augen zusammen und ich sehe dunkle, blaugrüne Flecken vor meinem Auge, die die Form verändern."
Erst einmal, wenn es sich um zwei Augen handelt, ist es ungünstig, im Nebensatz im Singular fortzufahren. Außerdem wäre es hier sehr interessant, die Form, Farbe und Intensität der Flecken zu beschreiben, vielleicht etwas psychedelischer? *__*

"Um mehr Wärme zu erzeugen tue es mit meinem Oberkörper gleich." Um mehr Wärme zu erzeugen, tue ich es mit meinem Oberkörper gleich. Den Satz finde ich nicht wirklich grammatisch, und ein wenig umständlich.

"Jetzt geht es wieder los", denke ich... (ohne Punkt!)

"Jeden Sonntag das selbe (...)" --> dasselbe

"Ich glaub, ich spinne. Wegen deinem [G]eschnarchte wache ich fünf mal in der Nacht auf und liege dann wach da. Weißt du, wie ich mich dann am nächsten Morgen fühle, wenn ich nicht ausschlafen kann? (...)" Das ist nur eines der Beispiele, bei denen in deinem Text die Kommasetzung nicht korrekt ist. Schau Dir vielleicht noch einmal die Regeln hierzu an! ;)

"Meine Muskeln lassen locker und dann höre ich endlich die Spülung und ich weiß, dass diese Qual endlich vorbei ist." Zwei mal "endlich" ist unschön!

"Unmittelbar nach dem [A]nschalten höre ich schon das genervte [A]ufatmen meiner Mutter."

"Und vielleicht verspüre [ich] deshalb immer diese Ablehnung (...)"

Ich hoffe, Du verstehst meine Kritik konstruktiv und ich kann dir so helfen, deine Idee zu optimieren!

paz e amor,
Caterina

 

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